Plattenspieler: digitale RIAA Entzerrung durch einen Audio PC?

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StreamFidelity
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Plattenspieler: digitale RIAA Entzerrung durch einen Audio PC?

Beitrag von StreamFidelity »

Hallo zusammen,

mit Einführung der Matrix Pipeline im HQPlayer fügte der finnische Entwickler Jussi Laako irgendwann den Befehl „riaa“ hinzu. Der Name ist Programm denn damit lässt sich die RIAA Entzerrung für Schallplatten hinzufügen. Mit Klick auf Plot wird die Entzerrungskurve angezeigt.

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Bisher nutze ich den HQPlayer für die Acourate Faltungsfilter zur Raum- und Lautsprecherkorrektur. Dem T+A SDV 3100 HV DAC werden die Daten so übermittelt, dass der DAC im NOS (Non Oversampling) Betrieb arbeiten kann. Warum das Bewährte nicht für Phono nutzen?

Soweit so gut. Nur wie kommt das analoge Signal des Tonabnehmers in den Audio PC?

Einer der Vorschläge lautete den Eingang vom RME ADI-2 Pro FS R zu verwenden. Das Gerät verfügt über analoge Stereoeingänge. Dumm nur, dass die Signale des Tonabnehmers verstärkt werden müssen. Für diese Lösung wird ein Phono-Vorverstärker ohne integrierte RIAA-Korrektur benötigt.

Phono-Pre ohne RIAA-Entzerrung

Meine diesbezüglichen Recherchen waren ernüchternd, da wenig gefunden. Einziger Fund aus einer Empfehlung war der Vorverstärker Groove Sleuth Mk. II des britischen Herstellers Phædrus Audio. Dieses Gerät kann ohne RIAA geordert werden und verwendet eine Batterieversorgung zur Netzentstörung und ermöglicht andere Optionen wie den Betrieb eines „aktiven“ Tonabnehmers. Die verstärkten Phono-Signale werde per Cinch an einen ADC der Wahl weitergegeben. Der ADC wird dann z. B. per USB an einen Audio PC angeschlossen. Eine Preisliste habe ich auch entdeckt.

DAW (Digital Audio Workstation)

Einen anderen Lösungsweg fand ich durch das Analog Forum: Mikrofonvorverstärker.

Mein erstes Erlebnis mit dieser Gerätegattung hatte ich mit dem Steinberg UR12, welches ich für Messungen mit Acourate verwende. Das UR12 hat leider gelegentlich elektronische Störgeräusche und daher muss ich manche Messungen wiederholen. Sowas möchte ich bei Schallplatte natürlich nicht haben. Für Schallplatte in Stereo benötige ich außerdem zwei Mikro-Eingänge. Mögliche höherwertigere Lösungen:

Focusrite Clarett+ 2Pre

RME Fireface UCX II

ACOUSENCE adda191 reference


Phædrus Audio bietet für Mikrofonvorverstärker die Groove Sleuth-Adapter an. Eine DAW hat zwar keine Probleme die Phono-Signale zu verstärken. Die Adapter sollen laut Hersteller aber die Impedanz korrigieren und verwenden dafür die 48-V-Phantomspeisung für Mikrofone. Interessant!

Zusammenfassung

Als bekennender Computer Nerd hat die Kombination Analog (Plattenspieler) mit Digital (Audio PC) einige Vorzüge. Die RIAA Kurve (und auch andere) lassen sich perfekt digital nachbilden. Faltungsfilter lassen sich kombinieren. Eine hochwertige DAW kann auch für Messungen verwendet werden.

Was mir weniger gefällt sind die zwei Wandlungsschritte. Die Analog-Digital-Conversion (ADC) erfolgt in der DAW, welche die Signale vom Tonabnehmer erhält und verstärkt. Von der DAW geht es per USB an den Audio PC. Dort erfolgt die Verarbeitung (RIAA, Faltung, Upsampling) durch den HQPlayer. Der Audio PC sendet die Daten per LAN weiter an den T+A SDV DAC, wo der zweite Schritt der Digital-Analog-Conversion erfolgt. Einfach geht anders.

Einen Phono-Pre mit RIAA könnte ich stattdessen direkt am Vorverstärker des T+A SDV anschließen. Ist zwar auch ein zusätzliches Kästchen, aber wenigstens ändert sich die Signalform nicht. Die rein analoge Lösung hat halt den Nachteil, dass keine Raum- und Lautsprecherkorrektur erfolgt.

Ich weiß, dass es auch Plattenspieler mit eingebauter Digitalsektion gibt. Die halte ich klanglich für nicht anspruchsvoll. Ich kann mich natürlich täuschen.

Ich habe keine Ahnung, ob die vorgestellte digitale Lösung mit einer rein analogen Lösung mithalten kann.

Soweit meine Vorüberlegungen. Vielleicht verfolge ich das weiter, vielleicht auch nicht. :D

Grüße Gabriel
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tom_on_wheels
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Beitrag von tom_on_wheels »

Hallo Gabriel,

Du hast doch damals den Korg DS-10R-DAC bei mir als digitale Phonolösung gehört.

Du schrubst kurz vor Weihnachten 2018 folgendes:
StreamFidelity hat geschrieben: 20.12.2018, 11:52 Der eigentliche Hammer war das zweite Setup. Per Platte legte auf einmal die Auflösung zu! Ich kann mich nur an einen Fall erinnern ähnlich gut Platte gehört zu haben: das war bei Expolinear in Berlin. Noch erstaunter waren wir beide über den Einfluss des USB Kabels. Auf Bitten von Tom hatte ich mein Audioquest Diamond USB-Kabel mitgebracht, welches ein preiswertes USB-Kabel ablöste. Unglaublich wie die Auflösung und die Attacke zulegten. Analog per Platte und trotzdem beinflusste ein hochwertiges USB-Kabel den Klang. Eigentlich ein Widerspruch in sich, aber begründet in der elektronischen RIAA-Entzerrung.
Der Korg macht doch genau das was Du willst. Die Sache mit dem MacBook und dann über Airplay in den Le Audiophile DAC war ja nur meine Speziallösung. Und er gibt sogar DSD aus. Damit müsste doch der HQ-Player richtig gut was veranstalten...

Und mit einem guten USB-Kabel und einem richtig guten Netzteil... Du weißt, was ich meine :cheers:

Viele Grüße
Tom
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StreamFidelity
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Korg DS-10R-DAC für Schallplatte

Beitrag von StreamFidelity »

Mensch Tom,
tom_on_wheels hat geschrieben: 03.05.2022, 18:53Du hast doch damals den Korg DS-10R-DAC bei mir als digitale Phonolösung gehört.
wirklich gut, dass Du nicht wie ich Alzheimer hast. :mrgreen:

In der Tat hatte ich Deine Lösung ganz vergessen. Das liegt wahrscheinlich daran, weil Du Deine Geräte so oft tauscht. 8)

Der Korg DS-10R-DAC könnte wirklich eine einfache Lösung sein. Den USB Eingang im Audio PC fische ich mit dem HQPlayer ab. Die Stromversorgung erfolgt leider via USB Bus (5V, max.: 500 mA). Aber was solls, eine JCAT USB XE Karte mit externer Stromversorgung kann das gut ab.

Dankeschön für den Tipp! :cheers:

Grüße Gabriel
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tom_on_wheels
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Beitrag von tom_on_wheels »

Hi Gabriel,

Bernd könnte mit Sicherheit ein DC-Kabel bauen, das Strom und Daten trennt. Aqvox hat mal an so einem unsäglichen Netzteil sowas gemacht.

Nicht zu umgehen ist wohl die Audiogate4 Software. Die kann man bestimmt durchschleifen, also ohne RIAA-Entzerrung. Habe aber im Roon-Forum eben was gefunden, dass der Korg dieselben Treiber benutzt wie der DS-DAC100 und ein User hat Roon mit HQplayer damit laufen.

Grüße
Tom
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StreamFidelity
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Beitrag von StreamFidelity »

Moin Tom,

ich denke es ist recht einfach. Wichtig ist die Verstärkung der Phono-Signale und die AD-Wandlung im Gerät. Die Software im Audio PC macht dann die RIAA Entzerrung:
Da Plattenspieler im Vergleich zu anderen Audiogeräten einen niedrigeren Ausgangspegel erzeugen, muss das Signal zusätzlich verstärkt werden. Auch diese Aufgabe übernimmt normalerweise der Phono-EQ. Beim DS-DAC-10R ist allerdings eine analoge Schaltung für die Verstärkung zuständig, während die Entzerrung separat mit digitaler Signalbearbeitung im AudioGate 4 vorgenommen wird.
Die Software AudioGate 4 ersetze ich durch den HQPlayer. Möglich ist das durch den Audiotreiber ASIO 2.1, WDM, Core Audio, mit dem der DAC unter Windows erkannt wird. Der ASIO Treiber dürfte unter Input Device Settings auftauchen.

Soweit die Theorie. Bevor ich das mache muss erstmal ein Plattenspieler her. Und das wird noch dauern. Sinn und Zweck meines Posts war Anregungen wie Deine zu erhalten. Bevor ich einen Bock schieße.

Grüße Gabriel
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gregor
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Beitrag von gregor »

Hallo Gabriel,

da ich das so ähnlich mache, verlinke ich mal auf einen älteren Fred. Die Entzerrung ist digital problemlos möglich, für alles andere gibt es gute Lösungen, nur nicht ganz so viel von der Hifi-Stange. Entscheidend ist, ob Du ein MM oder MC-System verwendest und wie das verkabelt ist. Anbei der Link: viewtopic.php?p=198314#p198314

Beste Grüße
gregor
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wgh52
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Beitrag von wgh52 »

Nur mal so als wilde Idee:

Man könnte einfach :wink: die RIAA Entzerrung eines evtl. vorhandenen MC/MM PhonoVV stillegen bzw. überbrücken und hätte so einen "linearen" PhonoVV der Line-Pegel an den ADC ausgibt und eingangsseitig auf MC/MM Tonabnehmer ausgelegt ist.

Grüße,
Winfried

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Stanley
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Beitrag von Stanley »

Hallo Gabriel

Gregor hat den Link bereits aufgeführt.
Genau so habe ich es ja schlussendlich gemacht. Mit 96kHz/24. Könnte ja auch 192/24 machen, aber der NUC würde dann an seiner Grenze laufen (8 Kanäle).
Ich habe die Filter aus Acourate jeweils zusätzlich mit RIAA gefaltet, verstärkt mit 35dB und eine eigene Config im Acourate Convolver gemacht. Die Mic-Vorverstärker im RME laufen bei 52...55dB, entspricht bei mir in etwa der gleiche Lautstärke wie Musik ab NAS.
Das Ganze geht aber nur mit MC Tonabnehmern und nicht mit MMs.

Gruss

Heinz
StreamFidelity
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Beitrag von StreamFidelity »

Hallo Gregor,

vielen Dank für den Link zu Phono über RME, JRiver und Acourate Convolver. Den thread habe ich mir durchgelesen. Die Impedanz scheint der Knackpunkt bei den DAW zu sein.
gregor hat geschrieben: 06.02.2021, 20:15... Die meisten Mikrofonverstärker haben feste Eingangsimpedanzen, RME meines Wissens bei 2000 Ohm. Dieser Wert ist geeignet, um MC-Systeme "im Leerlauf" zu betreiben, der Wert ist deutlich höher als die eigentlich gängigen Werte für MC Systeme.

Erstaunlicherweise klingen die allermeisten MC-Systeme mit diesen deutlich überhöhten Werten ziemlich gut, auch wenn der "richtige" Wert natürlich besser wäre. ...

Mit dem Mikrofonverstärker betreibt man MC-Systeme also ausserhalb ihres eigentlichen Sweetspots. In der Praxis fällt das erstaunlich wenig ins Gewicht. Der P/L-Sweetspot liegt aber sehr wohl in dieser Lösung. Wäre der Dreher meine Hauptquelle, stellte sich da sicher audiophiles Unbehagen ein.

MM-Systeme werden an Mikrofonverstärkereingängen niemals laufen, diese erwarten immer 47.000 Ohm.
Dafür gibt es die Groove Sleuth-Adapter für MM- und MC-Systeme. Vielleicht ist das ein Versuch wert?

Hallo Winfried,

da habe ich nichts mehr in der Asservatenkammer.

Hallo Heinz,

Du hast ganz schön kämpfen müssen und hast es hinbekommen. Respekt!

Grüße Gabriel
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Stanley
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Beitrag von Stanley »

Hallo zusammen

Der Groove Sleuth-Adapter für MCs kostet 2 x £120.-- exkl. Transport und Zoll. Gebrauchen kann man den eh nur dann, wenn man die RIAA-Entzerrung über Filter erledigt. Ein Shiit Mani z. B. wäre billiger, inkl. Entzerrung (hat bei mir aber nicht funktioniert).
Man findet im Netz reichlich Abhandlungen über den Anschlusswiderstand etc. von MC Tonabnehmern Es wird auch oft empfohlen höhere Werte auszuprobieren. In der Grössenoednung von 1000 ... 2000 Ohm.
Wie Gregor bereits erwähnt hat, können MCs durchaus sehr gut mit höheren Werten umgehen. Auch bei mir wird der Dreher relativ wenig benutzt. So gut wie er jetzt die LPs wiedergibt habe ich es noch nie gehabt. Also lasse ich es so. Preislich eh unschlagbar, braucht nur ein Kabel und etwas Aufwand.

Grüsse

Heinz
gregor
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Beitrag von gregor »

Hallo Gabriel,

ich muss Heinz beipflichten. Wenn man eh schon ein oder gar mehrere Interfaces und/oder Mic-Preamps hat, sollte man da starten.
Manche Mic-Preamps haben übrigens auch variable Impedanzen. An meinem Audient ASP 880 wähle ich eigentlich nie die niedrigste Stufe (300 Ohm), obwohl die näher am erwarteten Wert meines Systems liegt. Mit 1400 Ohm klingt es deutlich crisper!

Versuch macht kluch.

Beste Grüße
gregor
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