Welche Bedeutung haben Latenzen im Audio PC?

chriss0212

Beitrag von chriss0212 »

Hallo Gabriel

Mal wieder beeindruckend, was Du Dir da alles für Mühen machst.

Was sich mir noch nicht erschließt, ist der Zusammenhang Latenz und Klang. Also weder Im Audiosignal als auch auf Processing Ebene.

Ich komme ja aus der „Video Ecke“. Extrem wichtig bei uns für einen Reibungslosen Datenverkehr ist, das Systeme untereinander getacktet sind, damit ein Störungsfreier Datenaustausch stattfinden kann.

Dieses Tackten sorgt aber IMMER auch für Latenz, da ja immer der eine auf den anderen warten muss. Man kann also sagen: je geringer die Latenz, desto störanfälliger kann ein System sein oder verstehe ich Deine Latenz falsch?

Viele Grüße

Christian
StreamFidelity
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Beitrag von StreamFidelity »

Hallo Christian,

zunächst war es bei mir so, dass ich den Tipps hier im Forum gefolgt bin. Da hatte ich den Fidelizer im Einsatz und ich sollte die OS Timer Resolution auf 0,5ms einstellen. Mittlerweile kenne ich auch den Hintergrund. Windows ist kein Echtzeitbetriebssystem. Das Interrupt Standardintervall beträgt 15,625 ms (1.000 ms geteilt durch 64). Fortan stellte ich auch die USB- und Netzwerktreiber auf geringe Latenzen ein. Je mehr ich in diese Richtung ging, desto transparenter und schöner gestaffelter wurde in meinem System der Klang. Die Solarflare Karte setzte dem Ganzen dann die Krone auf. Hier geht es tatsächlich um sofort hörbare substantielle Unterscheide. Natürlich ist das eine subjektive Wahrnehmung, aber ich stehe ja damit nicht allein.
chriss0212 hat geschrieben: 25.02.2021, 06:39Man kann also sagen: je geringer die Latenz, desto störanfälliger kann ein System sein oder verstehe ich Deine Latenz falsch?
Definiere Störungen. :D

Wenn es um krasse Störungen wie zum Beispiel Dropouts geht, können zu geringe Latenzen die Ursache sein. Welche Latenzeinstellung ist die Beste? Unter der Annahme, dass sich geringe Latenzen am besten anhören die niedrigste, die keine Probleme verursacht!

Wenn die geringstmögliche Latenz ohne Störungen gefunden wurde, stelle ich jetzt die kesse These auf, dass geringe Latenzen weniger Jitter verursachen. Warum?

Dazu folgende Definition: Während die Latenz eine feste Zeit zwischen Aktion und Reaktion definiert, beschreibt Jitter die Schwankungen innerhalb dieser Zeit.

Daraus könnte man folgern, dass geringstmögliche Latenzen den Taktschwankungen weniger Möglichkeiten geben aus dem Intervall auszubrechen. Und Jitter sind für mich ebenfalls klangrelevante Störungen.

Ob das nun so stimmt, sei dahingestellt. Ich denke, dass gute Clocks auch ihren Anteil an der Jitterreduzierung haben. :wink:

Grüße Gabriel
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StreamFidelity
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Ein Erklärungsmodell von Taiko Audio warum niedrige Latenzen besser klingen

Beitrag von StreamFidelity »

Hallo zusammen,

Taiko Audio hat am 19. Februar 2019 eine interessante These auf What's Best Forum veröffentlicht (übersetzt):
Hier kommen wir zum interessanten Teil und zu Ihrer Frage: "Wie kann sich die Computerlatenz auf Datenströme bei so niedrigen Datenraten auswirken?" Ein natürlicher Begleiter zu dieser Frage wäre: "Warum so viel Rechenleistung für so niedrige Datenraten verwenden?"

"Low Latency" ist etwas, das Computer-Audiophile seit den frühen Logitech-Transportern/Squeezebox-Tagen jagen. Ich glaube nicht, dass irgendjemand jemals wirklich wusste, warum es besser klang, es ist in der Studioaufnahmeszene gefragt, aber offensichtlich, um zeitbedingte Synchronisierungsprobleme und Audiostream-Unterbrechungen zu vermeiden, soweit ich weiß. Zu diesem Zweck stehen mehrere Tools zur Verfügung, um die Latenz eines Systems zu messen (bezeichnet als DPC-Latenz, ISR-Routine-Ausführungszeit, Interrupt-to-Process-Latenz usw.). Es ist jedoch allgemein anerkannt, dass eine niedrigere Latenz unter Computer-Audiophilen besser klingt.

Wie ich in meinem vorherigen Beitrag zu diesem Thema zu erklären versucht habe, verkürzt die Verringerung der Latenzzeiten die aktiven Verarbeitungszeiten. Sie können die Latenz als eine Straßensperre betrachten, die Sie nicht passieren können, bis sie entfernt wird. Oder schalten Sie Ihr Getriebe in einen Gang, bevor Sie Gas geben können. Während eines Latenz-"Wartezustands" bereitet sich ein Prozessor, ein Speichermodul oder ein Systembus-Datenpfad darauf vor, Datenpakete anzunehmen. Es ist jedoch aktiv, zieht Strom und überträgt sein unvermeidbares EMI- und/oder RFI-Spektrum, wie es jede elektrische Komponente tut. Mit geringeren Latenzen reduzieren wir die Gesamtstromaufnahme des Systems, EMI, RFI und Verarbeitungsdauer. Im Gegensatz zu dem, was Sie erwarten würden, Sie können geringere Schwankungen der Stromaufnahme und insgesamt niedrigere EMI/RFI-Emissionen erzielen, wenn Lösungen mit höherer Rechenleistung minimal belastet werden als von Lösungen mit niedriger Rechenleistung, die höher belastet werden. Die allgemeine Ansicht, dass Server mit geringerer Leistung weniger Lärm erzeugen als Server mit höherer Leistung, WEIL sie weniger Strom verbrauchen, ist unserer Erfahrung nach falsch. Natürlich gibt es viele Variablen in dieser Gleichung, da es einfacher und billiger ist, ein rauscharmes Netzteil für niedrigere Stromaufnahmeanforderungen zu entwickeln, sodass Sie mit einer Lösung mit niedrigem Stromverbrauch möglicherweise bessere Ergebnisse erzielen, insbesondere wenn dasselbe Netzteil verwendet wird. Aber das ist nicht das Designziel des Extreme.
Quelle: https://www.whatsbestforum.com/threads/ ... ost-558243

Grüße Gabriel
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Gionni
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Beitrag von Gionni »

Interessanterweise spiegelt sich eine Verringerung der Windows Dienste nicht in der Latenz.

Es ist sogar so, dass es schlechter werden kann, das habe ich bei willkürlich deaktivierten Diensten immer beobachtet! Wird wohl mit Abhängigkeiten der Dienste zueinander in Verbindung stehen.

Werte von über 100us sind nicht wirklich gut.
Das andere Extrem von 2-3us dagegen ist richtig gut, und klar hörbar besser.

So sieht das ganze hier nach 10min aus.
Ohne das der Netzwerk Controller oder Usb Controller ausgeschaltet ist.

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Beitrag von StreamFidelity »

Hallo Giovanni,
Gionni hat geschrieben: 22.02.2022, 12:23Es ist sogar so, dass es schlechter werden kann, das habe ich bei willkürlich deaktivierten Diensten immer beobachtet! Wird wohl mit Abhängigkeiten der Dienste zueinander in Verbindung stehen.
Das ist auch meine Erfahrung. Wird zum Beispiel ein Dienst mit Abhängigkeiten zu anderen Diensten deaktiviert, sucht das Betriebssystem permanent danach und schaukelt die Latenzen hoch.
Gionni hat geschrieben: 22.02.2022, 12:23Das andere Extrem von 2-3us dagegen ist richtig gut, und klar hörbar besser.
Mein Kompliment zu den sensationell niedrigen Latenzen. Einzig die hard pagefaults sind sehr hoch. Dies könnte mit der Auslagerungsdatei von Windows oder mit RAM-Speicherfehler zusammenhängen. Erläuterungen findest Du auf https://www.resplendence.com/latencymon

Für interessanter halte ich die Ansicht auf der Registerkarte „Drivers“ die Highest execution (ms). Da sind eventuelle Störenfriede schnell gefunden.

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Grüße Gabriel
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