Tipps für ein Double Bass Array (DBA)

uli.brueggemann
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Beitrag von uli.brueggemann »

uli.brueggemann hat geschrieben: Irgendwo gibts auch noch ein Papier von Anselm Goertz, find ich auch noch raus.
Hier ist besagter Artikel

Gruss
Uli
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nihil.sine.causa
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Beitrag von nihil.sine.causa »

Hallo Hans-Martin,
Hallo Uli,

habt herzlichen Dank für Eure Antworten und das Futter für die grauen Zellen!

Den Wikipedia-Artikel kannte ich schon. Die Arbeit von Anselm Goertz war mir nicht mehr so präsent. Und neu ist für mich die Diss. von Adrian Celestinos. Mal sehen, ob es mir gelingt, da halbwegs durchzusteigen. Wie auch immer, das Thema wird mich in jedem Fall eine Weile begleiten.
Hans-Martin hat geschrieben:Ich warte hier geduldig auf Gegenargumente. :cheers:
Geduld habe ich auch, sonst wird das eh nichts mit dem Verstehen. :cheers:

Beste Grüße
Harald
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musikgeniesser
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Beitrag von musikgeniesser »

Moin Forenten,

schon interessant, dass der Artikel von K+H bei Nubert zum herunterladen auftaucht. Lautsprecherbauer sind eben auch eine große Familie.

Bei K+H/Neumann habe ich den Artikel jetzt nicht gefunden. Schön, dass er dennoch nicht verschwunden ist.

Herzliche Grüße

PETER
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uli.brueggemann
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Beitrag von uli.brueggemann »

musikgeniesser hat geschrieben:Bei K+H/Neumann habe ich den Artikel jetzt nicht gefunden. Schön, dass er dennoch nicht verschwunden ist.
Ja, da war er früher einmal. Als dann aber K+H von Sennheiser geschluckt wurde, ist diese Seite dann ins WWN (worldwide Nirvana) eingegangen.

Was aber nicht heisst, dass das Web was vergisst. :D

Grüsse
Uli
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musikgeniesser
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Beitrag von musikgeniesser »

Moin Uli,
moin Forenten,

der Artikel zum Hören über 20 kHz http://www.neumann-kh-line.com/klein-hu ... _20kHz.pdf ist noch da, also dort bei K+H und auch ganz interessant, aber der gehört hier nicht zum Thema.

Herzliche Grüße

PETER
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Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Hallo liebe DBA-Freunde,

freut mich, dass Ihr angeregt diskutiert und wollte nur kurz signalisierien, dass ich interessiert mitlese, soweit das nur manchmal funktionierende WLAN hier in unserem Ferienhäuschen auf Korsika das zulässt. Meine grauen Zellen sind allerdings durch anhaltende Hitze und dadurch durchaus gewolltes Abschalten nur auf Standby. Immerhin, lieber Harald, hat mich die Nachricht hier erreicht, dass die Platinen für die AGM-DBA-Ausgänge fertig sind. Was allerdings erst nach meiner Abschaltkur hier interessant wird.

Viele Grüße
Gert
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musikgeniesser
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DAS HAUS AUF KORSIKA

Beitrag von musikgeniesser »

Moin Gert,
moin Forenten,

kein Wunder, dass hier

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der Empfang nicht so stabil ist. Stehst Du, Gert, auch gelegentlich auf dem Dach, um es zu reparieren? Auf jeden Fall wünsche ich Deiner Familie und Dir weiterhin einen wundervollen Urlaub!

Schöner Film, habe ich letzten Dienstag gesehen. Nichts spektakuläres, aber gerade deshalb. Dienstag ist ja mein Kino-Tag.

Herzliche Grüße

PETER
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musikgeniesser
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DEN GRUNDTÖNEN AUF DEN GRUND GEHEN

Beitrag von musikgeniesser »

Moin Gert,
moin Harald,
moin Forenten,

ich habe noch mal in den Annalen dieses Strangs gestöbert und finde gleich im zweiten Beitrag einen Hinweis, der sich seither in Deinem, Gert, Hirn festgesetzt zu haben scheint.
Fortepianus hat geschrieben:Eines darf man nicht vergessen: Das geht so richtig nur mit aktiven Lautsprechern vorne. Damit nämlich der Pegel im Bass insgesamt stimmt, muss man am Bass vorne den Pegel reduzieren. Man pumpt ja insgesamt mehr Energie in den Raum - Phase hin oder her ist da egal. Die hinteren Bässe sollten deshalb genau bis zur Übernahmefrequenz der vorderen Bässe im DBA-Modus laufen.
Das halte ich für falsch: die Phase ist eben nicht egal. Ein direkter Zusammenhang zwischen Pegel und DBA lässt sich gar nicht herstellen. Das ist ja gerade der Witz des DBA, denn, wenn es so einfach wäre, könnte ich mir auch gleich das DBA mit den hinteren Bässen schenken und vorne einfach weiter aufdrehen. Der Umstand, dass das zu unbefriedigenden Ergebnissen führt -- genauer: der Umstand, dass es eine ernsthafte DBA-Diskussion überhaupt gibt, zeigt ja gerade, dass diese einfachen Ergebnisse unbefriedigend sind -- legt die Vermutung nahe, dass es so einfach eben nicht ist.

Aber wie ist es denn?

Versuche ich es mal mit einem kleinen Experiment. Wer sich schon einmal den Spaß gemacht hat, zwei Lautsprecherboxen verpolt einander gegenüber zu stellen, wird eine überraschende Beobachtung machen. Also, um es ganz genau zu sagen: eine Box verpolt, die andere richtig gepolt. Das geht mit Passivboxen und ihren Kabelklemmen natürlich einfacher als mit Aktivboxen, für die man erst ein Kabel konfektionieren muss, aber vielleicht gibt es ja auch einen Phaseninvertierungsschalter an der Aktivbox.
  • Experiment

    Wie auch immer, man stellt nun die beiden derart verkabelten Boxen einander gegenüber und schiebt sie aufeinander zu. Also Schallwand an Schallwand, wie Boxer vorm Kampf, sehen einander die Boxen an. Dann schiebe ich die Boxen immer näher aneinander, während ordentlich bassreiche Musik läuft. Und dabei passiert etwas sehr eigenartiges: der Bass wird immer leiser, bis er -- wenn die Boxen vielleicht noch 10 cm auseinander stehen -- schließlich ganz verschwindet.

    Das ist auch logisch, denn die Luft zwischen den Basstreibern wird nur noch hin- und her geschoben -- geschüttelt, nicht gerührt könnte man sagen --, statt verdrängt und wieder angesaugt zu werden, wie das bei normaler Aufstellung überall und jeden Tag aufs neue geschieht.

    Gegenprobe

    Macht man zum Vergleich -- und man wäre kein richtiger Wissenschaftler, wenn man es nicht machen würde -- den gleichen Versuch mit richtig gepolten Boxen -- also beide jetzt --, wird es noch verrückter: die Basswiedergabe nimmt -- allerdings in weit geringerem Umfang als die Abnahme im ersten Versuch -- zu. Eigentlich müsste sie doch gleich bleiben. Energieerhaltungssatz, logisch, oder?
Wieder so ein Beispiel, dass es sich häufig lohnt, genauer hinzusehen. Neben der eigentlichen Treiberleistung ist die Ankopplung an den Raum -- genauer: an die Luft -- für das Ergebnis maßgeblich. Würde es auf die Ankopplung nicht ankommen, würden Hornsysteme keine Veränderung des Schalldrucks bewirken können. Es lässt sich aber beobachten, dass der Schalldruck steigt.

Damit sind wir nun völlig durcheinander. Ich glaube, ich beginne jeden dritten Beitrag mit dem Satz
musikgeniesser hat geschrieben:Versuche ich einmal, die Dinge ein wenig zu ordnen.
und so ist es auch hier mal wieder so weit.
  • Zum Experiment

    Hier ist klar, was geschieht: die Basswiedergaben löschen einander aus. Zerstörende Interferenz oder so ähnlich las ich hier oder wo auch immer. (Wenigstens theoretisch) totale Auslöschung. Dabei würde man, wenn man einen Zwischenstromzähler vor die Aktivboxen klemmen würde, feststellen, dass beide Boxen weiterhin Strom verbrauchen (tatsächlich dürfte der Stromverbrauch etwas -- etwas -- zurückgehen, da es den Bassverstärkern aufgrund der praktisch fehlenden Luftankopplung leichter fällt, die Membran im gewünschten Ausmaß zu bewegen; Regelungstechnik lasse ich mal bewusst beiseite, denn Mikrofon-Regelung würde in diesem Fall nicht funktionieren, da sie der Luftankoppelung bedarf).

    Diese Beobachtung lässt sich ohne allzu große Mühe im Energieerhaltungssatz unterbringen. Zwar wird zunächst -- etwa, geschenkt -- die doppelte Energie aufgewendet, um den Schall -- die Membranbewegung -- zu erzeugen, aber davon kommt im Raum nichts an, da die zerstörerische Interferenz eine Luftankoppelung verhindert. Wo also bleibt die Energie? Ganz genau, in den Kühlrippen der Aktivboxen und in den Schwingspulen der Basstreiber. Ergebnis: der Bass-Schall ist -- mehr oder weniger, geschenkt -- weg. Leider, ohne, dass die aufgewandte Energie (im gleichen Maße, auch geschenkt) zurückginge.
    musikgeniesser in Form eines Merksatzes hat geschrieben:Hören im DBA ist kuscheliger als Hören ohne Feld.
    Ist eitel, sich selbst zu zitieren, aber das ist mir jetzt egal. Wichtig ist, dass mit DBA der Sommer nun endlich mal kommen kann.

    Zur Gegenprobe

    Als ginge es um Doping, aber nicht alles -- auch nicht in der Olympia-Zeit --, was nach Gegenprobe klingt, hat mit Chemie zu tun. Hier kommt die hineingesteckte Energie auch wieder raus, was bezüglich des Energieerhaltungssatzes nur oberflächlich besser aussieht als im Auslöschungs-Fall. Denn der Auslöschungs-Fall passt genauso gut in dieses Denkmodell.

    Dass nun der Bass lauter wird, könnte auf ein perpetuum mobile hinweisen, aber auch da muss ich Euch enttäuschen. Die zusätzliche Schallenergie kommt durch eine bessere Luftankoppelung zustande, womit der Widerstand der Bassmembranen steigt. Der Stromzwischenzähler würde also einen Anstieg des Stromverbrauches anzeigen, denn die Verstärker müssen sich nun mehr anstrengen, um gegen den erhöhten Widerstand anzukämpfen. Also alles in Butter.
Und so wird es durch Zuschalten Deiner DBA-Bässe nur zufällig lauter (weil die Geometrie Deines Hörraumes so ist, wie sie ist) und nicht etwa, weil ein Energie-Erhaltungssatz das geböte. Aber auch ich warte hier auf Widerspruch, wenn auch vielleicht nicht so elegant
Hans-Martin hat geschrieben:Ich warte hier geduldig auf Gegenargumente.
formuliert.

Herzliche Grüße

PETER
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nihil.sine.causa
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Beitrag von nihil.sine.causa »

Liebe DBA-Freunde,

ein bisschen herausgefordert habe ich mich schon gefühlt nach unseren letzten Diskussionen. Ich habe daher mein Modell verfeinert und um das Thema Reflexion erweitert.

Die Voraussetzungen:
  • Bässe und Gegenbässe sind an gegenüberliegenden Wänden angebracht. Bässe in der Darstellung links, Gegenbässe rechts.
  • Bässe und Gegenbässe seien als Array angeordnet (z.B. auf 1/4 ... 3/4 der Raumbreite), so dass wir in gewisser Näherung von ebenen Wellen ausgehen dürfen, die sich entlang der Raumlänge ausbreiten. Das erlaubt im Weiteren die eindimensionale Betrachtung entlang der Raumlänge.
  • Die Abstrahlung der Schallwellen erfolgt immer in einer Richtung: Von den Bässen von links nach rechts, von den Gegenbässen von rechts nach links.
  • Als Schallreflexionsgrad habe ich im Modell mal den Faktor rho = 0,75 angenommen. Das ist nun raumabhängig und mag unrealistisch erscheinen, aber es reicht, um der qualitative Verhalten zu studieren. (Wenn ich mit dem Parameter spiele, erhalte ich völlig analoge Resultate.)
  • Ich simuliere sowohl für die Bässe als auch für die Gegenbässe jeweils 6 Reflexionen. Also z.B. Bass-Schallwellen laufen von links nach rechts bis zur Wand = 1. Reflexion, dann der so reflektierte Schall von rechts nach links bis zur Ausgangswand = 2. Reflexion u.s.w.
  • Ich betrachte ausschließlich Schalldruckdarstellung (d.h. Reflexion bedeutet Reflexion am "offenen Ende").
  • Die abgestrahlten Schallwellen sind ideal sinusförmig. Andere Obertonkonstellationen ließen sich durch Überlagerung entsprechend generieren.
  • Die Gegenbässe feuern, sobald die Bass-Schallwellen die gegenüberliegende Wand zum ersten Mal erreicht haben. Sie tun das in meinem Modell mit demselben Schalldruck, den die Bässe ursprünglich erzeugt hatten. (Das ließe sich natürlich variieren.) Und sie tun es invertiert = verpolt.
  • Ich rechne Superpositionen der Wellen durch Amplitudenadditon der Schalldrücke und zeige immer nur die so entstehende Resultierende.
  • In dem Modell kann ich längere und kürzer laufende Impulse durch den Raum schicken. Ich tue das aber zunächst mit länger laufenden.
Nun aber zu den Ergebnissen. Fangen wir ganz einfach an. Wir betrachten ein Signal, das in der fundamentalen Resonanzfrequenz schwingt. Das Einschwingen erfolgt instantan (eine nicht differenzierbare Wellenfront). Ohne Reflexion ohne Gegenbass. Das Resultat wird kaum überraschen:

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Nun mal dasselbe Signal mit Reflexionen aber wiederum ohne Gegenbass. Wir sehen hier, wie die böse fundamentale Raummode optimal angeregt wird. Eine stehende Welle, wie zu erwarten:

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Nun das Szenario, das ich in meinen früheren Thread schon einmal hatte (quasi als Weißabgleich) und das zur den Diskussionen geführt hat: Bass plus Gegenbass aber ohne Reflexionen. Es entsteht eine stehende Welle, die nunmehr phasenverschoben ist (im Resultat wohlgemerkt, der Gegenbass arbeitet verpolt) gegenüber der betreffenden Raummode, also mit Schalldruckknoten an den Wänden. Das ist konsistent zu meinen bisherigen Vorstellungen: Keine flächendeckende Auslöschung durch den DBA:

Bild

Schließlich das Szenario mit Bass und Gegenbass beides mit bis zu 6 Reflexionen. Auch hier entsteht eine mehr oder weniger stehende Welle. Ebenfalls keine weit verbreitete Auslöschung:

Bild

Alles übrigens zu Vergleichzwecken mit denselben Signalstärken und in derselben Skalierung dargestellt.

Mit dem Modell kann man nun weiter spielen. Nimmt man eine "krumme" Frequenz, die nicht in einem besonderen Verhältnis zu den Raummoden steht, kommt es weniger stark zu Erhöhungen im Raum, mit und ohne Gegenbass. Das schenke ich mir hier mal. Was vielleicht noch interessant ist, wäre ein kürzerer Impuls von nur 3 Wellenlängen. (Dies dient nur der Erläuterung, ich gehe davon aus, dass wir bei solchen Signalen nicht mehr im Bass-Bereich sind, zumindest nicht im hörbaren.)

Einmal mit Reflexionen ohne Gegenbass:

Bild

Und einmal mit Reflexionen und mit Gegenbass. Der DBA sorgt also dafür, dass auch bei Impulsen alles schneller ruhiger wird im Raum:

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Fazit:
(1) Aus meiner Sicht macht der DBA was ich von ihm erwartet hätte. Auf dem angedachten Hörplatz nach der Hans-Martinschen Regel bei 2/3 der Raumlänge hilft der Gegenbass, die Überhöhung der Resonanzfrequenzen zu vermeiden.
(2) Entweder ist der Wikipedia Artikel falsch oder ich habe einen grundlegenden Denkfehler gemacht - aber wo?

Beste Grüße
Harald
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wgh52
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Beitrag von wgh52 »

Hallo Harald,

Danke für die viele Arbeit mit den Simulationen! Sehr anschaulich und wortsparend!! :cheers:

Eine Frage oder besser Anregung:

Hintergrund: Je ebener die Wellenfront desto effektiver "dämpft" das DBA und weniger Reflektion bliebe übrig. Wie reagiert das Modell also wenn man...

1. zwei Frontbässe lässt und n*2 (n=1,2,3,4,...) Gegenbässe (flächig verteilt auf der rückwärtigen Wand) plaziert?

2. n*2 (n=1,2,3,4,...) Frontbässe und Gegenbässe (flächig verteilt auf der jeweiligen Wand) plaziert?

Das erscheint vielleicht etwas theoretisch, könnte aber das immer publizierte DBA Funktionsmodell verifizieren, wonach das DBA mit zunehmender LS Anzahl an beiden Raumenden effektiver wird. Und je effektiver die erste Rückwandreflektion gedämpft wird, desto schneller kommt der Raum zur Ruhe. 8)

Gruß,
Winfried

2189
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musikgeniesser
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RHO MUSS SICH HERAUSKÜRZEN LASSEN

Beitrag von musikgeniesser »

Moin Harald,
moin Forenten,
nihil.sine.causa hat geschrieben:[*]Die Gegenbässe feuern, sobald die Bass-Schallwellen die gegenüberliegende Wand zum ersten Mal erreicht haben. Sie tun das in meinem Modell mit demselben Schalldruck, den die Bässe ursprünglich erzeugt hatten.
das halte ich für falsch, Harald. Theoretisch ist das richtig, denn theoretisch kommt die gleiche Energie, die vorne abgestrahlt worden ist, hinten an. Praktisch ist das vielleicht der Fall, vielleicht nicht. Darauf kommt es gar nicht an. Die vom Gegenbass erzeugte Energie wird auf das Maß eingestellt, das reflektiert wird. In Deinem Beispiel -- alle anderen Verkomplizierungen lasse ich mal weg -- also auf 75%.
nihil.sine.causa hat geschrieben:[*]Als Schallreflexionsgrad habe ich im Modell mal den Faktor rho = 0,75 angenommen. Das ist nun raumabhängig und mag unrealistisch erscheinen, aber es reicht, um der qualitative Verhalten zu studieren. (Wenn ich mit dem Parameter spiele, erhalte ich völlig analoge Resultate.)
Alles darüber hinausgehende sind dann Schallsignale, die mit dem Doppelbass nichts zu tun haben. Zum Beispiel die Mehrkanal-Signale, die Du bei Bedarf hinzumischen möchtest. Wie auch immer, das Modell funktioniert erst dann richtig, wenn sich rho herauskürzen lässt. Das deckt sich mit der Beobachtung, dass ein DBA einer längeren Einmess-Prozedur bedarf, bis alles stimmt. Es ist eben nicht so, dass man hinten einfach den gleichen Bass -- lediglich invertiert und verzögert -- in den Raum abstrahlt. Langwierige Pegelanpassungen sind unvermeidlich, jedenfalls lesen sich für mich alle Berichte über die Einrichtung von DBA ausnahmslos so.

Verkomplizierungen aufgrund der endlichen Anzahl der Treiber und ähnliches würde ich zunächt unberücksichtigt lassen.
  • -- Zum einen trübt es den Blick auf das Kernproblem und
    -- zum anderen lässt sich gar nicht vermeiden, sich auf eine endliche Treiberzahl zu beschränken, was durchaus hinnehmbar ist, da es auch derart konfiguriert zufriedenstellend zu funktionieren scheint.
Herzliche Grüße

PETER
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nihil.sine.causa
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Beitrag von nihil.sine.causa »

Hallo Winfried,
wgh52 hat geschrieben:Je ebener die Wellenfront desto effektiver "dämpft" das DBA und weniger Reflektion bliebe übrig. Wie reagiert das Modell also wenn man...

1. zwei Frontbässe lässt und n*2 (n=1,2,3,4,...) Gegenbässe (flächig verteilt auf der rückwärtigen Wand) plaziert?

2. n*2 (n=1,2,3,4,...) Frontbässe und Gegenbässe (flächig verteilt auf der jeweiligen Wand) plaziert?

Das erscheint vielleicht etwas theoretisch, könnte aber das immer publizierte DBA Funktionsmodell verifizieren, wonach das DBA mit zunehmender LS Anzahl an beiden Raumenden effektiver wird. Und je effektiver die erste Rückwandreflektion gedämpft wird, desto schneller kommt der Raum zur Ruhe.
Dazu kann ich nur sagen, dass ich ideale ebene Wellen voraussetze, die sich in Längsrichtung im Raum ausbreiten. Nur dann kann ich das eindimensional rechnen. Alles andere wird eher kompliziert so wie in der oben zitierten Dissertation.

Ich hatte allerdings bislang eher wenig Zweifel daran, dass die - etwa im Wiki-Artikel zitierte - Anordnungssystematik stimmig ist (einfach indem man sich die Quellen jeweils an den seitlichen Raumwänden sowie (ab n=2) auch an Decke und Boden gespiegelt vorstellt.

Ich gehe für die Praxis davon aus, dass jeder zusätzliche Sub auf Bass bzw. Gegenbass-Seite hilfreich ist nach dem Motto "besser als nichts". Bei meiner geplanten Konstellation ist das 4er Bass-Array von den AGM 5.4 vorgegeben und für Gegenbässe will ich mir mit einem Pärchen BM 6 "behelfen". Sollte mir das in meinem Raum auf Dauer nicht genügen, muss ich weiter sehen. Das Schöne ist, dass man das ja stufenweise aufbauen kann (in der Hoffung, dass die erste Ausbaustufe ausreicht). :D



Hallo Peter,
musikgeniesser hat geschrieben:
nihil.sine.causa hat geschrieben:[*]Die Gegenbässe feuern, sobald die Bass-Schallwellen die gegenüberliegende Wand zum ersten Mal erreicht haben. Sie tun das in meinem Modell mit demselben Schalldruck, den die Bässe ursprünglich erzeugt hatten.
das halte ich für falsch, Harald. Theoretisch ist das richtig, denn theoretisch kommt die gleiche Energie, die vorne abgestrahlt worden ist, hinten an. Praktisch ist das vielleicht der Fall, vielleicht nicht. Darauf kommt es gar nicht an. Die vom Gegenbass erzeugte Energie wird auf das Maß eingestellt, das reflektiert wird. In Deinem Beispiel -- alle anderen Verkomplizierungen lasse ich mal weg -- also auf 75%.
Also rho ist einfach der Reflexionsgrad für alle Reflexionen. Ich betrachte - nach der Diskussion die geführt wurde - insgesamt ja 6 Reflexionen. Nach der 6. Reflexion ist die Druckamplitude der reflektierten Welle auf rho^6 reduziert gegenüber der ursprügunlichen Amplitude (gut dass rho kleiner als 1 ist).

Aber ich gebe Dir Recht, dass man mit dem Gegenbass-Signal spielen kann. Das werde ich sicher auch in der Praxis tun. Ich habe auch mal - in meinem Modell - die Gegenbässe um rho reduziert "feuern" lassen (von Kürzen würde ich eher nicht sprechen wollen). Das führt aber zu nahezu denselben Bildchen, also qualitativ.

Beste Grüße
Harald
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musikgeniesser
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RHO KÜRZT SICH NATÜRLICH NICHT, ABER ES MUSS ZU NULL AUFGEHE

Beitrag von musikgeniesser »




Moin Harald,
noin Forenten,
nihil.sine.causa hat geschrieben:Also rho ist einfach der Reflexionsgrad für alle Reflexionen. Ich betrachte - nach der Diskussion die geführt wurde - insgesamt ja 6 Reflexionen. Nach der 6. Reflexion ist die Druckamplitude der reflektierten Welle auf rho^6 reduziert gegenüber der ursprügunlichen Amplitude (gut dass rho kleiner als 1 ist).
da musst Du, Harald und gerne auch Ihr alle mir jetzt mal helfen. Nach meinem Verständnis ist es das Wesen des DBA, dass man überhaupt keine Reflexionen betrachtet, weil das DBA ja gerade so eingestellt wird, dass es jene eliminiert, also wegschluckt, also auslöscht.

Ganz ist Optik und Akustik nicht miteinander vergleichbar, aber das eine oder andere lässt sich doch entlehnen. So gefällt mir der Begriff der akustischen Achse in Anlehnung an die Optische Achse. Diese akustische Achse läuft mitten durch den Raum, parallel zur Raumlänge, könnte also als Raumlängsachse bezeichnet werden. Nun zu meiner Frage.
  • 1. Beschränkt sich unsere Betrachtung auf die akustische Achse oder betrachten wir auch noch andere Richtungen?
    2. Betrachten wir die Basserzeugung idealisiert, sprich, gehen wir von einer ebenen Welle aus? Einer ebenen Welle, die über eine Zylinderwelle hinausgeht, indem sie wirklich eine Fläche (in Größe und Form der Wand hinter den Hauptlautsprechern) bildet?
    3. Ist der Raumquerschnitt über die gesamte akustische Achse konstant? Dass der Raum ein Quader sein soll, ist eine überflüssige Vereinfachung oder Spezialisierung. Es kommt nur darauf an, dass die ebene Schallwelle wie ein Kolben durch den Raum eilen kann. Dass bei einem Hubkolbenmotor die Kolben rund sind, hat ja nichts mit dem Prinzip zu tun -- da wäre jede, wirklich jede Form denkbar --, sondern hat sich halt als praktisch erwiesen. Prinzipiell muss der Zylinder allerdings überall den gleichen Querschnitt haben, davon kann nicht abgewichen werden. Und genau so ist es auch mit diesem Raum. Sämtliche übrigen Raumbegrenzungen verlaufen also überall parallel zur akustischen Achse.
    4. Die Wände vorne und hinten stehen senkrecht zur akustischen Achse (und damit automatisch parallel zueinander).
    5. Ideal wäre die Basswiedergabe ohne DBA genau dann, wenn die hintere Wand fehlen würde, der Raum nach hinten also offen wäre und die Basswellenfront damit ungehindert entweichen könnte. Das Problem ist, dass ein solcher Hörraum lebensfern ist.
    6. Mit dem DBA wird ein einziges Ziel verfolgt: diesen idealen Zustand (möglichst weitgehend) auch in einem lebensnahen -- sprich geschlossenen -- Hörraum zu erreichen.
Das Ziel ist also klar: Reflexionen von der Rückwand sind von übel und gehören weg. Der rückwärtige Bass wird also genau so eingestellt, dass er -- zusammen mit der Rückwand -- den auftreffenden Basswellen auf genau die Weise ausweicht, die geeignet ist, die Reflexionen vollständig und genau zu eliminieren. Die Rückwand ist dabei starr und so obliegt die gesamte Ausweicharbeit den rückwärtigen Basslautsprechern. Im Ergebnis ist

I (Front) x rho = - I (Rück)

Insofern kann man rho tatsächlich nicht kürzen, aber da sich diese Gleichung nach

I (Front) x rho + I (Rück) = 0

umformen lässt, bleibt rho ohne Wirkung auf spätere Ereignisse, da es jene nicht gibt. Null ist Null. Voraussetzung ist hierbei, dass die Intensität der rückwärtigen Lautsprecher entsprechend abgestimmt ist, also der der vorderen Lautsprecher im Verhältnis 1 : rho entspricht.

Herzliche Grüße

PETER



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uli.brueggemann
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Beitrag von uli.brueggemann »

Ich denke, die theoretischen Betrachtungen sind als allererster Ansatz nützlich, ansonsten aber nicht besonders hilfreich.
Es spielt z.B. keine Rolle, ob da nun eine Kugelwelle oder eine ebene Welle zu betrachten ist.
Weil die Realität sowieso gänzlich anders ausschaut. Die Schallwelle bewegt sich ja nicht wie ein Kolben in einem Zylinder auf die Rückwand zu. Es finden mannigfaltig Reflektionen statt. Eben weil es ja noch all die anderen Begrenzungsflächen gibt. Was dann an der rückwand ankommt, entspricht sicher nicht allein dem eingespeisten Signal.

Insofern wird man sinnvollerweise eine Justage im praktischen Einsatz durchführen. Dann interessiert kein rho und keine akustische Ache. Bei Einspeisung desselben Signals wie im Frontlautsprecher (in diesem Fall abgezwackt hinter der Frequenzweiche des Tieftöners mit dem Vorteil, dass sich keinerlei weiteren Phasendrehungen durch ein zusätzliches Trennfilter ergeben), jedoch invertiert und zeitverzögert, gibt es dann prinzipiell zwei Parameter: Verzögerung und Verstärkung.
Es sollte dann solange mit den beiden Parametern justiert werden, bis sich ein Optimum (messtechnisch, gehört oder gefühlt) ergibt.
Na ja, man könnte auch noch mit der Anzahl der Chassis variieren oder mit der räumlichen Positionierung, aber da sind denn zumeist monetäre Grenzen oder andere Grenzen, z.B. WAF, zu berücksichtigen.

Grüsse
Uli
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musikgeniesser
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THEORETISCH BESTEHT KEIN UNTERSCHIED...

Beitrag von musikgeniesser »

... ZWISCHEN THEORIE UND PRAXIS.
PRAKTISCH SCHON.


Moin Uli,
moin Forenten,

so sehe ich das auch.

Zuerst möchte ich die Theorie deshalb verstehen, um -- wie einer meiner früheren Chefs es sagen würde -- "ein Gefühl dafür" zu bekommen, worauf es überhaupt ankommt. Worauf ich achten soll, was für Hoffnungen ich mir machen kann (und: welche besser gar nicht erst) und welchen Einfluss ich nehmen kann.

Die Theorie bedeutet für mich ganz wesentlich, dass ich das modellhaft betrachte. Modellhaft, also, dass ich vereinfache. Sonst komme ich zu nichts. Natürlich bewegt sich nicht die ganze Fläche, sondern nur die Basschassis. Das führt -- unter vielem anderen, logo -- zu Verschmutzungen, die aber, wenn man den Hörberichten Glauben schenken darf, nicht verhindern, dass ein DBA sehr zufriedenstellend funktionieren kann.

Letztlich möchte ich Musik hören und nicht mein Modell von Vereinfachungen befreien. Natürlich kann ich anfangen, mein Modell mehr und mehr der Wirklichkeit anzunähern, sprich, Vereinfachungen herauszunehmen, was nichts anderes bedeutet, als Verkomplizierungen hineinzunehmen. Das kann ich dann bis auf sieben oder mehr Stellen hinter dem Komma auch alles ausrechnen. Aber den Lautstärkesteller der DBA-Boxen muss ich am Ende doch mit meinen dicken Fingern drehen. Entweder wirklich oder indirekt, indem ich einen dB-Wert mit bestenfalls einer Stelle hinter dem Komma eingeben muss.

Herzliche Grüße

PETER


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