Hallo liebe DBA Fans,
seit wir hier diskutieren, frage ich mich, wie so ein DBA eigentlich funktioniert. Das ist insofern wichtig zu verstehen, als wir ja auch noch die Hörplatzposition und die optimierte Aufstellung der LS haben. Und wenn wir den DBA nicht verstehen, machen wir dabei vielleicht auch systematische Fehler.
Und dann gab es für mich einen Widerspruch aufzulösen. Im
Wikipedia-Artikel zum DBA heitß es
Das hintere Gitter emittiert eine invertierte ebene Welle genau dann, wenn die ebene Welle, die von den Frontsubwoofern ausgesandt wird, die Rückwand erreicht und von dieser reflektiert wird. Somit löschen sich die Reflexion und die invertierte Welle aus. Im Gegensatz zu einer Absorption, bei der die Schallwelle in Wärmeenergie umgewandelt wird, findet beim DBA also eine destruktive Interferenz statt. Da die Schallwellen der beiden Gitter denselben Weg nehmen und von derselben Beschaffenheit sind, löschen sie sich bis in die Unendlichkeit aus.
Was heißt das „löschen sich aus“? Wird mein Bass-Signal dann leiser? Auf der anderen Seite schreibt Gert …
Fortepianus hat geschrieben:Diese Überlegung hat dazu geführt, das ich über eine Zusatzplatine für die AGM sinniere, die genau das Spielchen auch erlaubt: Raus nach dem TT-Filter auf einen Ausgang, und über einen DBA-Eingang additiv rein direkt auf den TT-Regler, gleich bei Bedarf mit schaltbarer Invertierung und schaltbarer Bassabsenkung für das Direktsignal (beim DBA-Betrieb pumpt man ja insgesamt doppelt soviel Tiefbassenergie in den Raum, also muss man vorne den Tiefbasskanal absenken).
… und will meinen schönen Bass (in spe) von der 5.4 absenken. Wie jetzt absenken? Ich dachte, das macht schon die destruktive Interferenz zwischen Bass und Gegenbass, die senkt das Bass-Signal doch schon ab. Erst ausgelöscht und dann noch abgesenkt? Ich will meinen Bass hören!
Fragen über Fragen und einen Widerspruch dazu. Aber Gert hat ja einen funktionierenden DBA in seinem DG Hörzimmer. Also muss es gehen. Nur wie funktioniert es?
Machen wir also mal langsam und fangen mit dieser Grundfrage an:
1. Was wollen wir mit dem DBA bekämpfen?
Es geht um die Raummoden, die stehenden Resonanzwellen im Raum, die durch die (Haupt-)lautsprecher immer wieder angeregt werden und uns – je nach Raum / Hörposition / LS-Position in den Ohren Druck machen. Wir hatten das in den letzten Tagen in
diesem Thread diskutiert.
Diese stehenden Wellen wollen wir vermeiden. Am besten dadurch, dass wir sie nicht anregen. Durch Hörplatz- und LS-Positionierung können wir auch einiges tun, wie wir gesehen haben, aber eine allgemeingültige ideale Lösung haben wir nicht gefunden.
Nun aber zum DBA. Nehmen wir an, wir hätten den DBA realisiert und fragen uns jetzt:
2. Was passiert, wenn sich die Schallwellen von Bass und Gegenbass treffen?
Ich habe das mal aufgemalt. Von links in grün kommt der Bass und von rechts in Blau der Gegenbass. Beide sind in ihrer Phase invertiert, so dass wenn der Bass am rechten Rand auftrifft, er durch den Gegenbass ausgelöscht wird. Die resultierende Schallwelle in Rot verschwindet.
Fein. Aber so bleibt das nicht. Die grüne Schallwelle läuft mit Schallgeschwindigkeit nach rechts weiter und die Blaue nach links. (Ich lasse für diese Betrachtung der Einfachheit die Reflektionen an den Wänden ausnahmsweise weg, betrachte alles nur eindimensional und gehe von ebenen Wellen fester Frequenz aus, alles im „eingeschwungenen“ Zustand.)
Die resultierende rote Schallwelle ist jetzt nicht mehr Null. Es kommt noch schlimmer. Wieder ein bisschen weiter wächst die rote Schallwelle über Bass und Gegenbass hinaus
und am Ende addieren sich die beiden sogar. Keine Auslöschung, wie der Wikipedia-Artikel behauptet sondern 100% konstruktive Interferenz.
Aber was haben wir davon? Ist jetzt nicht alles nur noch schlimmer? Mehr Bass? Mehr böse Raummoden? Nein, denn
3. Der DBA erzeugt seinerseits stehende Wellen im Raum
Betrachten wir die rote resultierende Schallwelle, dann sehen wir, dass es sich um eine stehende Welle handelt, stationär mit festen Knoten und Bäuchen im Raum.
Und das schöne ist…
… die stehende DBA Welle der von uns betrachteten Frequenz ist gerade so gegenüber der Raummode mit derselben Frequenz verschoben (um lambda / 4 nämlich), so dass durch diese Konstruktion des DBA die Raummoden möglichst nicht angeregt werden. Schwingungsbäuche der stehenden Welle des DBA wo Schwingungsknoten der Raummoden sind und umgekehrt.
4. Was lernen wir daraus?
Nun zunächst hat Gert Recht, der Bass-Pegel ist insgesamt zu senken.
Das DBA scheint – per Konstruktion – gerade dann zu funktionieren, wenn Bass und Gegenbass an den gegenüberliegenden Wänden aufgestellt sind. Es ist also gerade dann eine besonders interessante Konstruktion, wenn - aus welchen Gründen auch immer - die LS sehr wandnah aufgestellt werden müssen. [Ob das so sein muss?]
Die Phase zwischen Bass und Gegenbass muss genau stimmen. Darüber waren sich Uli und Gert ja einig. Was passiert z.B. wenn die Temperatur im Raum sich ändert? Ist das kritisch für die zeitliche Differenz zwischen Bass und Gegenbass? Eine Änderung um 6°C macht eine etwa 1% veränderte
Schallgewschindigkeit. Mein Raum hat eine fundamentale Resonanzfrequenz von ca. 36 Hz. Die in unserem Beispiel betrachtete 2. Oberschwingung der Raummode hat dann 108 Hz. Die hierzu gehörende Wellenlänge ist 3,18 m. 1% davon ist ca. 3 cm. Eine Änderung der Schallgeschwindigkeit um 1% macht also dasselbe wie eine Verrückung der Gegenbässe um ca. 3 cm. Die DBA Konstruktion scheint also nicht sehr sensible gegen Temperaturschwankungen zu sein.
Aber auch Grenzen werden deutlich. Wir korrigieren mit einem DBA nur in einer Raumdimension. In Breite und Höhe sind nach wie vor Raummoden zu erwarten.
Ich bin mir bei alldem nicht wirklich sicher. Zumindest habe ich mir ein für mich konsistentes Bild von dem zurecht gelegt, wie ein DBA funktionieren müsste. Wenn Ihr hier Ungereimtheiten seht und/oder sich für Euch weitere Fragen auftun, wäre es gut, wenn wir das hier diskutieren könnten.
Beste Grüße
Harald