Tipps für ein Double Bass Array (DBA)

Koala887
Aktiver Hörer
Beiträge: 537
Registriert: 27.12.2010, 17:23
Wohnort: Eltmann, Unterfranken

Beitrag von Koala887 »

Hallo Harald,

hast du bei deiner p=q=1/6 Simulation die Reflektionen der Gegenbässe an der Rückwand auch mit eingerechnet? Konnte ich aus der Beschreibung nicht klar erkennen. Vom logischen her sollte das eigenlich die beste Lösung sein. Die Hauptwelle wird vom Gegenbass ausgelöscht und die Hauptreflektion von der Gegenbassreflektion, da beide die gleiche Verzögerung erfahren.

Bei der p=1/6 q=0 Situation hast du glaube ich einen kleinen Denkfehler, da du bis jetzt nur eine Frequenz betrachtet hast. Wenn du den ganzen Bereich bis 100Hz betrachtest, hast du ja durch die Frontreflektion je nach Frequenz eine Erhöhung oder Absenkung des Schalldrucks, welche du am Gegenbass nicht hast. Oder sehe ich das Falsch?

Schöne Grüße
Daniel
Bild
nihil.sine.causa
Aktiver Hörer
Beiträge: 1506
Registriert: 28.07.2011, 12:31
Wohnort: Bonn

Beitrag von nihil.sine.causa »

Hallo Daniel,
Koala887 hat geschrieben:Hallo Harald,
hast du bei deiner p=q=1/6 Simulation die Reflektionen der Gegenbässe an der Rückwand auch mit eingerechnet? Konnte ich aus der Beschreibung nicht klar erkennen. Vom logischen her sollte das eigenlich die beste Lösung sein. Die Hauptwelle wird vom Gegenbass ausgelöscht und die Hauptreflektion von der Gegenbassreflektion, da beide die gleiche Verzögerung erfahren.
Ja ich habe das berücksichtigt. Ich habe zwei Wellenfronten vom Hauptbass (direkt und indirekt) gerechnet und den Gegenbass immer dann gefeuert (mit invertierten Signal), wenn eine dieser zwei Wellenfronten auf seine Position laufen. Der Gegenbass feuert im Modell dann analog wie der Hauptbass nach vorne und nach hinten, so dass ich auf der Gegenbass-Seite de facto vier Wellenfronten gerechnet habe. Im weiteren Verlauf reflektieren diese einzelnen Wellen zwischen den Wänden immer hin- und her und schwächen sich bei jeder Reflexion um 1-rho=0,1 ab. Was ich zeige in dem letzten Bild ist die Resultierende aller dieser Wellen (Superposition). Dies führt bei dieser Konstellation halt zu sehr deutlicher Anregung der korrespondierenden Raummode.

Was m.E. nicht hilfreich ist, ist die Vorstellung, ganze Wellenzüge würden sich gegenseitig auslöschen. Was wir hier haben ist Superposition = Amplitudenaddition. Die Wellen laufen im Raum weiter. An manchen Stellen führt die Superposition zu Auslöschung = destruktive Interferenz. An anderen Stellen aber zu positiver Überlagerung. Vernichtet werden die Wellen fast ausschließlich durch Absorption an den Wänden. Das aber eben erst nach vielen Reflexionen. Die Vorstellung, eine Welle würde flächendeckend ausgelöscht, weil ihr eine Gegenbasswelle in die Quere gekommen ist, halte ich für physikalisch falsch.

Ähnliches steht übrigens auch im Antischall-Artikel bei Wiki
Strahlt eine Geräuschquelle Schall ab, versucht man, durch „Gegenschall“ von einem anderen Ort aus zu erreichen, dass durch destruktive Interferenz die resultierende Amplitude (und damit die Schallenergie) in einigen begrenzten Raumbereichen geringer wird. In benachbarten Bereichen steigt dagegen die Schallenergie, da an keiner Stelle Energie absorbiert wird, sondern lediglich umverteilt. Es ist bisher nicht gelungen, ein mehrere Wellenlängen großes Volumen insgesamt zu beruhigen. Erfolgreich war bisher nur die aktive Schalldämpfung in Rohren (lineares Problem).
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Antischall
Bei der p=1/6 q=0 Situation hast du glaube ich einen kleinen Denkfehler, da du bis jetzt nur eine Frequenz betrachtet hast. Wenn du den ganzen Bereich bis 100Hz betrachtest, hast du ja durch die Frontreflektion je nach Frequenz eine Erhöhung oder Absenkung des Schalldrucks, welche du am Gegenbass nicht hast. Oder sehe ich das Falsch?
In den Simulationen rechne ich jeweils immer nur eine bestimmte Frequenz. Der Parameter dafür ist bei mir n, der die Wellenlänge charakterisiert und für den ich der Einfachheit halber die Ordnungszahl der Raummoden verwendet habe. Aber Du hast Recht, man muss eigentlich alle Frequenzen betrachten. Ich habe viele Simulationen mit unterschiedlichen Werten von n gemacht, um auszuschließen, dass ich ganz spezifische Raumeffekte "erwische". Auch "krumme" Werte sind möglich. Wenn ich einen Wert wie 2,3456 verwende, wird weder die Raummode n=1 noch n=2 bevölkert. Das sieht sowohl mit als auch ohne Gegenbass sehr unspektakulär aus.

Wenn man sich das nun auf der Zunge zergehen lässt, werden alle "krummen" Werte von n uninteressant. Wenn man dann noch berücksichtigt, dass der DBA bei n=3 bereits aus seinem Arbeitsbereich herausgelaufen ist (immer bezogen auf meinen Raum; siehe die Tabelle weiter oben), bleiben als interessante Fälle die Fälle n=1 und n=2. Bei n=1 (übrigens auch bei n=0,5) verhält sich die Resultierende qualitativ so wie aufgezeigt bei n=2.

Gruß
Harald
Bild
Koala887
Aktiver Hörer
Beiträge: 537
Registriert: 27.12.2010, 17:23
Wohnort: Eltmann, Unterfranken

Beitrag von Koala887 »

Hallo Harald,
nihil.sine.causa hat geschrieben: und den Gegenbass immer dann gefeuert (mit invertierten Signal), wenn eine dieser zwei Wellenfronten auf seine Position laufen.
Warum willst du denn da unbedingt 2 mal feuern?
nihil.sine.causa hat geschrieben: Der Gegenbass feuert im Modell dann analog wie der Hauptbass nach vorne und nach hinten, so dass ich auf der Gegenbass-Seite de facto vier Wellenfronten gerechnet habe.
Wenn p=q ist, hat die nach hinten abgestrahlte Wellenfront des Gegenbasses durch die Reflektion an der Rückwand die gleiche Verzögerung erhalten, wie die zweite Wellenfront (Reflektion) des Frontbasses und sollte sich somit auf Höhe des Gegenbasses aufheben!

Wenn dann noch der zweite Schuss dazu kommt, ist es zuviel des Guten und die Mode schaukelt sich auf.

Schöne Grüße
Daniel
Bild
nihil.sine.causa
Aktiver Hörer
Beiträge: 1506
Registriert: 28.07.2011, 12:31
Wohnort: Bonn

Beitrag von nihil.sine.causa »

Hallo Daniel,

Habe das mit verschiedenen Konstellationen gerechnet, das mit dem zweimaligen Feuern war die aufwändigste Rechnung und dieses Ergebnis habe ich hier gezeigt. Ich habe aber auch bei anderen Strategien keine gute Lösung für p=q=1/6 gefunden bisher.

Ich mache Dir einen Vorschlag: beschreibe mir Deine Strategie bei p=q=1/6, wann der Gegenbass mit welcher Intensität feuern soll und ich versuche, das zu simulieren. Einverstanden?

Gruß Harald
Bild
Koala887
Aktiver Hörer
Beiträge: 537
Registriert: 27.12.2010, 17:23
Wohnort: Eltmann, Unterfranken

Beitrag von Koala887 »

Hallo Harald,

ok, der Gegenbass soll mit der gleichen Intensität feuern wie der Frontbass, sobald die erste Welle den Gegenbass erreicht. Alle anderen Parameter (sigma=1/2, rho, usw.) sind für vorne und hinten gleich.

Schöne Grüße
Daniel
Bild
nihil.sine.causa
Aktiver Hörer
Beiträge: 1506
Registriert: 28.07.2011, 12:31
Wohnort: Bonn

Beitrag von nihil.sine.causa »

Hallo Daniel,

alles klar. Ich probiere das aus. Bis später mal :D

Gruß
Harald
Bild
Hans-Martin
Aktiver Hörer
Beiträge: 9118
Registriert: 14.06.2009, 15:45

Beitrag von Hans-Martin »

Nach meiner Vorstellung sollen die reflektierten Bässe erst nach der Reflexion an der Wand hinter den Gegenbässen "abgesaugt" werden. Die Verzögerungszeit entspricht dann exakt einer Raumlänge, und nicht dem Abstand Hauptlautsprecher- Gegenbass. Nur so kann dem zeitlichen Ablauf aller Frequenzen gleichartig begegnet werden, zusammen mit demselben Wandabstand aller Lautsprecher ergeben sich auch identische Reflexionen und Kammfiltereffekte.

1/6 oder Vielfache beschreiben sowohl die Wegstrecke mit Bezug auf die Raumlänge, als auch den Zeitraum, den der Schall für diese Strecke benötigt. Der direkte "Haupt"-Bass beginnt bei Raumlänge 1/6 und hat noch 5/6 zur gegenüberliegenden Wand (bei 4/6 Weg passiert er den Gegenlautsprecher, der noch kein Signal liefert). Er wird an der Wand nach 5/6 reflektiert und erreicht bei 6/6 ein zweites Mal den Gegenlautsprecher, der nun nur einmal das inverse Signal abstrahlt.

Die hinter den Hauptlautsprechern reflektierten Anteile kommen später nach. Sie haben 2x 1/6 Weg Verzögerung. Sie erreichen bei 6/6 den Gegenlautsprecher, der die Wand erreichende Pegel ist erheblich abgeschwächt, da er zeitgleich mit dem nach hinten abgestrahlten invertierten Schall der Gegenlautsprecher auf dem gemeinsamen weiteren Weg synchron läuft.

Grüße Hans-Martin
Bild
nihil.sine.causa
Aktiver Hörer
Beiträge: 1506
Registriert: 28.07.2011, 12:31
Wohnort: Bonn

Beitrag von nihil.sine.causa »

Hallo Daniel,

jetzt habe ich Deine Strategie mal durchgerechnet. Mein alter Lappi auf dem die Mathematica Maschinenlizenz installiert ist, hat thermische Probleme, daher dauert das - vor allem bei diesen Themeraturen - immer eine Weile.

Also wie gewünscht: n = 2, p = q = 1/6, Hauptbass mit direktem und indirektem Signal jeweils mit sigma = 1/2, Reflexionsgrad rho = 0,9 an den Wänden. Gegenbass feuert mit der Signalstärke sigma invertiert genau dann, wenn das direkte Bass-Signal auf seiner Höhe ist.

Zunächst mal das Hauptbass-Signal ganz ohne Reflexion:

Bild

Dann der Hautpbass mit Reflexionen, was die Raummode bevölkert:

Bild

O.K. nun mein kleiner Test, wie der Gegenbass eingestellt ist. Hier werden jetzt vier Wellen addiert (zeitlich-räumlich versetzt natürlich): Hauptbass direkt, Hauptbass nach hinten, Gegenbass nach vorne, Gegenbass nach hinten. Alles ohne Reflexionen.

Bild

In der Gegenbass-Ecke sieht das sehr gut aus. Bass- und Gegenbass-Wellen löschen sich hinter dem Gegenbass aus. Funktioniert also wie gedacht.

Nun aber Bass- und Gegenbass mit Reflexion:

Bild

Fazit: in dieser Konstellation ist der Gegenbass sogar kontraproduktiv.

Versuch einer Plausibilitätserklärung: In der Gegenbass-"Ecke" des Raumes funktioniert die Strategie gut. Das Problem ist der "Rest" des Raumes. Ein Beispiel: Das nach vorne abgestrahlte Gegenbass-Signal trifft nach 4/6 auf den Hauptbass und dort auf eine Welle, die gerade abgestrahlt wird. Bleiben wir bei unserem Sinus im eingeschwungenen Zustand, dann sind diese beiden Wellen hinsichtlich ihrer Wellenlängen verschoben um etwas wie 1/3 der Raumlänge. Die Wellenlänge bei n=2 ist aber gerade 1 = Raumlänge. Das führt also im Bereich der Hauptbässe zu einer konstruktiven Interferenz, was die Raummode füttert und der DBA divergiert.

Aber danke für die Anregung, so genau habe ich mir diesen Fall bisher nicht angesehen.

Beste Grüße
Harald
Bild
nihil.sine.causa
Aktiver Hörer
Beiträge: 1506
Registriert: 28.07.2011, 12:31
Wohnort: Bonn

Beitrag von nihil.sine.causa »

Hans-Martin hat geschrieben:Nach meiner Vorstellung sollen die reflektierten Bässe erst nach der Reflexion an der Wand hinter den Gegenbässen "abgesaugt" werden. Die Verzögerungszeit entspricht dann exakt einer Raumlänge, und nicht dem Abstand Hauptlautsprecher- Gegenbass. Nur so kann dem zeitlichen Ablauf aller Frequenzen gleichartig begegnet werden, zusammen mit demselben Wandabstand aller Lautsprecher ergeben sich auch identische Reflexionen und Kammfiltereffekte.

1/6 oder Vielfache beschreiben sowohl die Wegstrecke mit Bezug auf die Raumlänge, als auch den Zeitraum, den der Schall für diese Strecke benötigt. Der direkte "Haupt"-Bass beginnt bei Raumlänge 1/6 und hat noch 5/6 zur gegenüberliegenden Wand (bei 4/6 Weg passiert er den Gegenlautsprecher, der noch kein Signal liefert). Er wird an der Wand nach 5/6 reflektiert und erreicht bei 6/6 ein zweites Mal den Gegenlautsprecher, der nun nur einmal das inverse Signal abstrahlt.

Die hinter den Hauptlautsprechern reflektierten Anteile kommen später nach. Sie haben 2x 1/6 Weg Verzögerung. Sie erreichen bei 6/6 den Gegenlautsprecher, der die Wand erreichende Pegel ist erheblich abgeschwächt, da er zeitgleich mit dem nach hinten abgestrahlten invertierten Schall der Gegenlautsprecher auf dem gemeinsamen weiteren Weg synchron läuft.
Hallo Hans-Martin,

so jetzt habe ich Deinen Text genauer gelesen. Also ich werde versuchen, das mal zu rechnen. Ich nehme dann wieder p = q = 1/6, sigma = 1/2, rho = 0,9 und lasse den Gegenbass einmal genau dann feuern, wenn das an der Gegenwand reflektierte (direkte) Hauptbass-Signal erstmalig beim Gegenbass vorbei kommt. Als Intensität nehme ich sigma * rho (wir habe ja eine Reflexion drin) und ich invertiere.

Mal sehen, wie lange meine Mühle jetzt braucht :D

Sollte da etwas falsch verstanden sein, sage bitte Bescheid.

Gruß
Harald
Bild
Hans-Martin
Aktiver Hörer
Beiträge: 9118
Registriert: 14.06.2009, 15:45

Beitrag von Hans-Martin »

nihil.sine.causa hat geschrieben:
Es ist bisher nicht gelungen, ein mehrere Wellenlängen großes Volumen insgesamt zu beruhigen. Erfolgreich war bisher nur die aktive Schalldämpfung in Rohren (lineares Problem).
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Antischall
Hallo Harald

Bei der Begrenzung auf 100 Hz haben wir es mit Wellenlängen über 3,40m zu tun. Mit der planen Wellenfront durch die 4 Bässe wird der quaderförmige Raum zum Rohr mit rechteckigem Querschnitt mit Länge im Wellenlängenbereich.

Grüße Hans-Martin
Bild
Koala887
Aktiver Hörer
Beiträge: 537
Registriert: 27.12.2010, 17:23
Wohnort: Eltmann, Unterfranken

Beitrag von Koala887 »

Hallo Harald,

danke für deine Mühen. Ich hab mir jetzt bestimmt 10 Minuten deine schwingenden Linien angeschaut, bis mir schwindelig wurde und überlegt wo der Fehler ist. :roll:
nihil.sine.causa hat geschrieben: Hauptbass direkt, Hauptbass nach hinten, Gegenbass nach vorne, Gegenbass nach hinten. Alles ohne Reflexionen.

Bild

In der Gegenbass-Ecke sieht das sehr gut aus. Bass- und Gegenbass-Wellen löschen sich hinter dem Gegenbass aus. Funktioniert also wie gedacht.
Wenn die Welle des Frontbasses das erste mal auf den Gegenbass trifft, wird sie ja vom Gegenbass absorbiert, da dieser mit der gleichen Leistung nach vorne abstrahlt.

So weit ja ok, aber wo ist die Welle, welcher dieser auch nach hinten abstrahlt?

Schöne Grüße
Daniel
Bild
nihil.sine.causa
Aktiver Hörer
Beiträge: 1506
Registriert: 28.07.2011, 12:31
Wohnort: Bonn

Beitrag von nihil.sine.causa »

Hi Daniel,
Koala887 hat geschrieben:
nihil.sine.causa hat geschrieben: Hauptbass direkt, Hauptbass nach hinten, Gegenbass nach vorne, Gegenbass nach hinten. Alles ohne Reflexionen.

Bild

In der Gegenbass-Ecke sieht das sehr gut aus. Bass- und Gegenbass-Wellen löschen sich hinter dem Gegenbass aus. Funktioniert also wie gedacht.
Wenn die Welle des Frontbasses das erste mal auf den Gegenbass trifft, wird sie ja vom Gegenbass absorbiert, da dieser mit der gleichen Leistung nach vorne abstrahlt.
So weit ja ok, aber wo ist die Welle, welcher dieser auch nach hinten abstrahlt?
Von Absorption würde ich grundsätzlich nur an den Wänden sprechen (in Luft findet Absorption nur in sehr geringem Maße statt; diesen Effekt meinen wir nicht).

Was wir haben ist Interferenz. Die Welle des Frontbasses, die auf den Gegenbass trifft, interferiert destruktiv mit der Welle, die der Gegenbass nach hinten abstrahlt. Das ist die Auslöschung, die Du hinter dem Gegenbass siehst. Die Welle, die der Gegenbass nach vorne abstrahlt, läuft mit Schallgeschwindigkeit nach vorne und interferiert erst später und eben nicht destruktiv, wie wir gesehen haben.

Gruß
Harald
Bild
Koala887
Aktiver Hörer
Beiträge: 537
Registriert: 27.12.2010, 17:23
Wohnort: Eltmann, Unterfranken

Beitrag von Koala887 »

Hallo Harald,
nihil.sine.causa hat geschrieben:Was wir haben ist Interferenz. Die Welle des Frontbasses, die auf den Gegenbass trifft, interferiert destruktiv mit der Welle, die der Gegenbass nach hinten abstrahlt. Das ist die Auslöschung, die Du hinter dem Gegenbass siehst. Die Welle, die der Gegenbass nach vorne abstrahlt, läuft mit Schallgeschwindigkeit nach vorne und interferiert erst später und eben nicht destruktiv, wie wir gesehen haben.
Das klingt auch wieder einleuchtend, aber so ganz überzeugt bin ich noch nicht. Bin allerdings auch kein gelernter Akustiker, also würde ich mal sagen, warten wir ab was die Praxis zeigt. :cheers:

Schöne Grüße
Daniel
Bild
nihil.sine.causa
Aktiver Hörer
Beiträge: 1506
Registriert: 28.07.2011, 12:31
Wohnort: Bonn

Beitrag von nihil.sine.causa »

Hallo Hans-Martin,
Hans-Martin hat geschrieben:Nach meiner Vorstellung sollen die reflektierten Bässe erst nach der Reflexion an der Wand hinter den Gegenbässen "abgesaugt" werden. Die Verzögerungszeit entspricht dann exakt einer Raumlänge, und nicht dem Abstand Hauptlautsprecher- Gegenbass. Nur so kann dem zeitlichen Ablauf aller Frequenzen gleichartig begegnet werden, zusammen mit demselben Wandabstand aller Lautsprecher ergeben sich auch identische Reflexionen und Kammfiltereffekte.

1/6 oder Vielfache beschreiben sowohl die Wegstrecke mit Bezug auf die Raumlänge, als auch den Zeitraum, den der Schall für diese Strecke benötigt. Der direkte "Haupt"-Bass beginnt bei Raumlänge 1/6 und hat noch 5/6 zur gegenüberliegenden Wand (bei 4/6 Weg passiert er den Gegenlautsprecher, der noch kein Signal liefert). Er wird an der Wand nach 5/6 reflektiert und erreicht bei 6/6 ein zweites Mal den Gegenlautsprecher, der nun nur einmal das inverse Signal abstrahlt.

Die hinter den Hauptlautsprechern reflektierten Anteile kommen später nach. Sie haben 2x 1/6 Weg Verzögerung. Sie erreichen bei 6/6 den Gegenlautsprecher, der die Wand erreichende Pegel ist erheblich abgeschwächt, da er zeitgleich mit dem nach hinten abgestrahlten invertierten Schall der Gegenlautsprecher auf dem gemeinsamen weiteren Weg synchron läuft.
Danke für diesen Vorschlag. Diese Strategie hatte ich so noch nicht betrachtet.

Ich habe genommen: p = q = 1/6, sigma = 1/2, rho = 0,9 und habe den Gegenbass einmal genau dann feuern lassen, wenn das an der Gegenwand reflektierte (direkte) Hauptbass-Signal erstmalig beim Gegenbass vorbei kommt. Als Intensität für den Gegenbass sigma * rho (wir haben ja eine Reflexion drin) und invertiert.

Hauptbass-Signal und das Aufschaukeln der Raummoden schenke ich mir, das war bei Dir dasselbe wie bei Daniels Lösung. Auch meinen kleinen Test, den ich immer gemacht habe ohne Reflexion lasse ich weg, denn ohne Reflexion des Hauptbass-Signals an der Gegenwand funktioniert das gar nicht. Lass' uns gleich das Ergebnis Bass und Gegenbass mit Reflexion betrachten:

Bild

Der DBA funktioniert. Wenn ich mir die Überlagerung von Bass und Gegenbass in einzelnen Wellenzügen ansehe, funktioniert diese Strategie sogar perfekt. Dennoch wird die Raummode populiert, wenn auch moderat. D.h. wir bekommen eine stehende Welle in Form der Raummode für n=2.

Mein Erklärungsversuch wäre, dass das Hauptbass-Signal eine Reflexion hinter den Gegenbässen macht, bevor die erste Interaktion mit den Wellen von den Gegenbässen stattfindet. Dieser Anteil scheint mir die Raummode zu bevölkern.

Ich gebe aber zu, dass p = q = 1/6 doch praktikabel ist, wenn man Deine Strategie anwendet. :cheers: Noch etwas besser erscheint mir nach wie vor die Lösung mit p = 1/6, q = 0 und dem zweimaligen Feuern der Gegenbässe, wie ich das in meinem Beitrag weiter oben unter Punkt 2.5 beschrieben hatte (zumindest wenn man die Simulationsresultate vergleicht).

Dennoch es käme auf den praktischen Versuch an, denn wir haben hier eine große Menge von Annahmen getroffen (insbesondere wenn ich bedenke, dass ich zukünftig in einem Rohr Musik hören soll :wink: ).

Beste Grüße
Harald
Bild
Hans-Martin
Aktiver Hörer
Beiträge: 9118
Registriert: 14.06.2009, 15:45

Beitrag von Hans-Martin »

nihil.sine.causa hat geschrieben: Mein Erklärungsversuch wäre, dass das Hauptbass-Signal eine Reflexion hinter den Gegenbässen macht, bevor die erste Interaktion mit den Wellen von den Gegenbässen stattfindet. Dieser Anteil scheint mir die Raummode zu bevölkern.
Hallo Harald

Ist das nicht der normale Modus, wie Resonanzen entstehen?
Ich gebe aber zu, dass p = q = 1/6 doch praktikabel ist, wenn man Deine Strategie anwendet. :cheers: Noch etwas besser erscheint mir nach wie vor die Lösung mit p = 1/6, q = 0 und dem zweimaligen Feuern der Gegenbässe, wie ich das in meinem Beitrag weiter oben unter Punkt 2.5 beschrieben hatte (zumindest wenn man die Simulationsresultate vergleicht).

Dennoch es käme auf den praktischen Versuch an, denn wir haben hier eine große Menge von Annahmen getroffen
Selbst unter geradlinigem Denken ist ein Hörvergleich unausweichlich. Er zeigt bei den Milchmädchenrechnungen den Weg aus den No-Go Lösungen.

q=0 erreicht man, indem die Box zur Wand gedreht wird.
q=p scheint mir viel näher an KISS (keep it stupid simple)
delay = 6/6, dann den Pegel anpassen, um den Unterschied von 4 gegen 2 Tieftönern auszugleichen.
Ziel des DBAs ist doch, die Raumreflexion auszuschalten, damit es nicht zur Resonanz kommt. Da steht jedem Basspuls ein neues Signal nach der Reflexion an der Rückwand des Raums gegenüber.

Die einfachste Methode, der Reflexion der Wand hinter den Hauptlautsprechern zu begegnen ist, auch die Gegenlautsprecher vergleichbar aufzustellen (Symmetrie).

Bei korrektem Pegel gibt es auch keine Interferenzen zwischen ankommendem Signal und dem Gegensignal, weil dieses noch nicht existiert. Wenn es existiert, gibt es auch ein zeitgleiches reflektiertes Hauptsignal, das das gegenphasige Signal des Gegenlautsprechers eben kompensiert. Unter idealisierten Bedingungen sind solche Betrachtungen hinfällig, da gibt es kein reflektiertes Signal, und auch kein Gegensignal, denn beide heben sich gegenseitig auf, zumindest ist das das ausdrückliche Ziel eines DBA.

Hertzliche Grüße Hans-Martin
Bild
Antworten