Mehrdimensionalität

Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Nils, ich meinte Maßnahmen, die nicht auch den oberen Frequenzbereich mit abdecken, da hat man meist schon genug Absorption. Nach unten ist Absorption schwieriger, nach oben fast immer inclusive.
Grüße Hans-Martin
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FoLLgoTT
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Beitrag von FoLLgoTT »

Hallo Hans-Martin,
Hans-Martin hat geschrieben:Nils, ich meinte Maßnahmen, die nicht auch den oberen Frequenzbereich mit abdecken, da hat man meist schon genug Absorption. Nach unten ist Absorption schwieriger, nach oben fast immer inclusive.
Man kann porösen Absorber z.B. in dünne Folie verpacken. Das reflektiert die Höhen und absorbiert die Frequenzen darunter. Die genaue Abstimmung ist aber wahrscheinlich nicht so einfach. In meinem Heimkino ist das Sonorock (10 m² an einer Wand) in Folie verpackt und die RT60 ist in den Höhen zu hoch, darunter aber schon eher im grünen Bereich. Grundsätzlich funktioniert das also.

Und wenn Absorber bis in den Grundton wirken sollen, braucht man auch eine gewisse Dicke und viel Fläche. 2 - 3 Basotectplatten an der Wand erzeugen ein gutes Gewissen, aber beeinflussen das Abklingen nicht wirklich stark.

Diffusoren sind dagegen ein gutes Mittel, die Reflexionen etwas weniger diskret zu gestalten. Mit vielen Diffusoren klingt sogar eine eigentlich zu hohe RT60 sehr angenehm und wenig nervig. Ich würde sie daher immer einplanen und nicht nur auf Absorber setzen. Diffusoren absorbieren übrigens auch minimal.

Gruß
Nils
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Joerghag
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Beitrag von Joerghag »

FoLLgoTT hat geschrieben:...

Man kann porösen Absorber z.B. in dünne Folie verpacken. Das reflektiert die Höhen und absorbiert die Frequenzen darunter. Die genaue Abstimmung ist aber wahrscheinlich nicht so einfach. In meinem Heimkino ist das Sonorock (10 m² an einer Wand) in Folie verpackt und die RT60 ist in den Höhen zu hoch, darunter aber schon eher im grünen Bereich. Grundsätzlich funktioniert das also.

Und wenn Absorber bis in den Grundton wirken sollen, braucht man auch eine gewisse Dicke und viel Fläche. 2 - 3 Basotectplatten an der Wand erzeugen ein gutes Gewissen, aber beeinflussen das Abklingen nicht wirklich stark.

Diffusoren sind dagegen ein gutes Mittel, die Reflexionen etwas weniger diskret zu gestalten. Mit vielen Diffusoren klingt sogar eine eigentlich zu hohe RT60 sehr angenehm und wenig nervig. Ich würde sie daher immer einplanen und nicht nur auf Absorber setzen. Diffusoren absorbieren übrigens auch minimal.

Gruß
Nils
Hallo Nils, hallo Hans-Martin,

dem kann ich nur zustimmen. Wenn die Steinwolle in Stretch- oder Malerfolie eingepackt wird, hat sie praktisch keinen Einfluß auf den Hoch- und Mitteltonbereich. Siehe z.B. auch die Messung in meinem Vorstellungsthread, in der die vorher/nachher Messung gezeigt ist.

Mit ein paar Basotec-Platten (10 und 7,5 cm) und ein paar schweren Vorhängen, kann man aus einer Kellertropfsteinhöle aber schon einen akustisch annehmbaren Raum (bis hinunter auf 200-300 Hz) machen.

Gruß Jörg
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O.Mertineit
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Beitrag von O.Mertineit »

FoLLGoTT hat geschrieben: Viele hier beschäftigen sich mit digitaler Übertragung intensiver als mit Raumakustik. Warum?
Halli Nils,

für viele mag es subjektiv bedeuten:

- man lässt den Raum so wie er ist
- man wählt Lautsprecher ohne Berücksichtigung von Kriterien zur LS-/Raum Interaktion
- man muss keine Umstellungen von LS Positionen oder der Raumaufteilung vornehmen
- man hat das Gefühl mittels DRC "raumbezogenen Probleme" (*) trotzdem "eliminieren" zu können

Kurz: Man spart sich alles, was evt. aufwändig oder unangenehm erscheint bzw. an manchen Stellen etwas tieferes Wissen über LS-/Raum Interaktion erfordert (die praktisch immer mehrdimensional und richtungsbezogen ist), denn es gibt ja DRC-Systeme.

Wer sich mit LS-/Raum Interaktion befasst, der ist vielleicht sogar "rückständig", weil er über die Möglichkeiten von DRC evt. nur nicht hinreichend informiert ist und womöglich deren "Prinzipien" nicht verstanden hat(**).

FoLLGoTT hat geschrieben: Ich habe das Gefühl, du willst dich damit gar nicht wirklich beschäftigen, sondern eigentlich lieber eindimensional bleiben. Kannst du machen, ich habe dann aber keine Lust mehr auf weitere Diskussionen.
(Hervorhebung von mir)

Das ist dann eine der unausweichlichen Folgen, wenn selbst versucht wird, dieses Thema

http://www.aktives-hoeren.de/viewtopic. ... 94&start=0

in eine "Eindimensionalität" zu ziehen und die Relevanz der unterschiedlichen Raumdimensionen - insbesondere für tragfähige praktische Lösungen - zu negieren. Das war ja der Ausgangspunkt dieses Threads, man sollte es zum sachlichen Verständnis vielleicht im Auge behalten.

Jeder, der den Themenkreis nicht nur "eindimensional" diskutieren möchte, wird nun anscheinend stereotyp dazu aufgefordert, hier "Handlungsanweisungen" und "Patentrezepte" zu liefern:

Dabei würde ein Blick in die Literatur oder auch auf Nachbarforen mit Schwerpunkt Raumakustik doch sehr schnell zeigen, das Raumakustik insbesondere für Hörräume kein Thema für "Patentrezepte" ist.

Das bedeutet jedoch nicht, das raumakustische Strategien bzw. Strategien in der LS-Raum Interaktion etwa "beliebig" seien: Wenn einzelne Aspekte dazu diskutiert werden sollen, dann muss dies jedoch in einer ernsthaften Atmosphäre ohne Diskreditierung von Ansätzen erfolgen.

Dazu wäre der o.g. Thread zu Floyd Toole's Vortrag eine Chance gewesen.

Wenn "eindimensionale DRC-Akustik" Relevanz, Stärken und Anwendungsgebiete hat, dann könnten Ihre Vertreter sich doch eigentlich entspannen und diese zweifelsfreien Anwendungsgebiete (besser?) klarstellen, anstatt zu versuchen, anderen hinsichtlich sämtlicher Betrachtungen zu LS-Design und Raumakustik eine "Eindimensionalität" aufzudrängen.


Beste Grüße

Oliver

_____________

(*) Der Raum wird dann auch für mittlere und hohe Frequenzen zuallererst als "Problem" eingestuft.

(**) Werden diese Prinzipien jedoch auch von allen Anwendern verstanden und die Systeme hinsichtlich Gegenstandsbereich und Frequenzbereichen unter Berücksichtgung sinnvoller Grenzen (und mit eindeutigen Handlungsanweisungen ...) eingesetzt ?
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Joerghag
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Beitrag von Joerghag »

... warum artet es immer gleich in eine Diskussion akustische (mechanische) Maßnahmen gegen DRC aus? Eigentlich sind sich doch alle Beteiligten bewußt, daß nur eine Kombination aus beidem im realen Leben funktioniert.

Das was an mechanischen Maßnahmen umgesetzt werden kann (individuell unterschiedlich) solle durchgeführt werden, der Rest kann dann digital kompensiert werden. Je höher der Anteil an je mechanischen Maßnahmen, desto besser das Ergebnis.

Ich glaube Uli braucht/sollte sich gar nicht so verteidigen, daß das Ergebnis mit Acourate i.d.R. besser als ohne ist bestreitet doch niemand.

Im Übrigen ist es einfacher am letzten digitalen Bit zu schrauben, das ist einfach per finanziellem Aufwand zu erreichen und erfordert weder Eingriffe in das Wohnumfeld noch handwerkliches Geschick noch eine Beschäftigung mit der Messung und Beurteilung derselben. Über den Nutzen läßt sich trefflich streiten oder auch nicht.

Gruß Jörg
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O.Mertineit
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Beitrag von O.Mertineit »

Joerghag hat geschrieben: der Rest kann dann digital kompensiert werden.
Hallo Jörg,

dann würde ich gern wissen

- was Du unter dem "Rest" verstehst

und

- wie dieser "digital kompensiert" werden kann.

Damit meine ich konkret u.a. den Mittel-Hochtonbereich und Reflexionen mit spektralen Anteilen im selbigen mit unterschiedlichen Einfallsrichtungen auf den Hörplatz sowie ihre unterschiedlichen und spezifischen gehörmäßigen Auswirkungen auf die Klangqualität.

Schon der Ausdruck "Rest" ist dabei m.E. aufschlussreich:

Die Raumakustik und die LS-/Raum Interaktion als "Wegebner" des DRC-Systems, welches dann den "Rest" (Ganz gleich was er umfasst und wie groß er ist ... ) erledigt ? Und das am besten unabhängig von den Raumdimensionen ?

Das kann man hier im Thread sicher sehr gut diskutieren und am besten auch - nach meiner Auffasung - hier belassen.


Beste Grüße

Oliver
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RS.schanksaudio
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Beitrag von RS.schanksaudio »

Hallo zusammen,

ich stimme Jörg hier völlig zu:
Joerghag hat geschrieben: Eigentlich sind sich doch alle Beteiligten bewußt, daß nur eine Kombination aus beidem im realen Leben funktioniert.
Die Kosten für Software DRC gehen gegen Null, wenn man sich aktuelle AV-Reciever ansieht (teilweise FIR). Ansonsten gibt es dedizierte auf DSP- oder PC-Hardware basierende Lösungen für ein überschaubares Invest – warum soll sich die Nutzung mit anderen Maßnahmen ausschließen?

Nils/Follgott hatte es schon einmal in einem anderen Thread thematisiert, das entgegen Ihrem Beitrag am Hörerlebnis, die Themenfelder Raumakustik und Abstrahlverhalten der Lautsprecher gegenüber der Signalverarbeitung hier allgemein zu kurz kommen.

Da hier schon verschiedene Maßnahmen zur Raumbedämpfung erwähnt wurden (Basotect, Termarock, etc) mein Tipp: Homatherm Flex CL. Günstig, aber recht schwer und unsauber zu verarbeiten – aber für den der die Bastelei nicht scheut, eine gute Alternative zur breitbandigen Absorbation.

Viele Grüße
Roland
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uli.brueggemann
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Beitrag von uli.brueggemann »

Man möge es mir nachsehen, aber es geht mir nun mal über die Hutschnur, wenn jemand meine Beiträge auf eine Eindimensionalität reduziert. Und dann möchte ich eben von demjenigen wissen, wie denn seine mehrdimensionale Lösung konkret und nicht wischiwaschi ausschaut.

Ich kann dazu z.B. gerne eine beliebige von vielen durchgeführten Messungen nehmen:
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und die Frage stellen, durch welche raumakustische Maßnahme nun der Frequenzgang oberhalb einer angenommenen Schröderfrequenz verbessert wird.
Vermutlich gibt es da keine Antwort im raumakustisch mehrdimensionalen Sinn. Ich wüsste z.B. nicht, wie man den Einbruch bei 2-3 kHz durch irgendeine raumakustische Maßnahme beseitigt. Womöglich endet es in einer seinerseits eindimensionalen Lösung, doch einfach den LS zu tauschen, es gibt ja schliesslich bessere.

Wer möchte, kann sich auch gern mal zig Messungen diverser LS auf http://www.soundstage.com/index.php?opt ... Itemid=140 anschauen und fragen, wie er diese alle per Steinwolle verbessert.
Gleich der erste aufgeführte LS (http://www.soundstage.com/index.php?opt ... s&catid=77) ist interessant, das Abstrahlverhalten scheint so schlecht nicht zu sein, wenn man sich die Kurven unter den diversen Winkeln anschaut.

Im übrigen habe ich nie behauptet, dass eine digitale Korrektur alle Probleme löst. Man möge mir das bitte nachweisen, so das denn eine falsche Behauptung meinerseits wäre.
So habe ich z.B. bereits mehrfach etwas zum Thema Allison-Effekt geschrieben und auch über den Zusammenhang in puncto Aufstellung zu benachbarten Flächen. Was ja bereits definitiv ein dreidimensionales Problem ist :|

Grüsse
Uli
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FoLLgoTT
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Beitrag von FoLLgoTT »

Uli,
uli.brueggemann hat geschrieben:Man möge es mir nachsehen, aber es geht mir nun mal über die Hutschnur, wenn jemand meine Beiträge auf eine Eindimensionalität reduziert. Und dann möchte ich eben von demjenigen wissen, wie denn seine mehrdimensionale Lösung konkret und nicht wischiwaschi ausschaut.
Du hast doch selbst deine Sichtweise auf eine Dimension beschränkt. Ich habe nur ausgesprochen, was du getan hast. :roll:
Ich kann dazu z.B. gerne eine beliebige von vielen durchgeführten Messungen nehmen:
...
und die Frage stellen, durch welche raumakustische Maßnahme nun der Frequenzgang oberhalb einer angenommenen Schröderfrequenz verbessert wird.
Vermutlich gibt es da keine Antwort im raumakustisch mehrdimensionalen Sinn. Ich wüsste z.B. nicht, wie man den Einbruch bei 2-3 kHz durch irgendeine raumakustische Maßnahme beseitigt. Womöglich endet es in einer seinerseits eindimensionalen Lösung, doch einfach den LS zu tauschen, es gibt ja schliesslich bessere.
Du scheinst überhaupt nicht verstanden zu haben, um was es eigentlich geht. Du argumentierst immer noch mit dem Amplitudengang. In dieser Auswertung kann man doch überhaupt nicht sehen, aus welchen Richtungen die Reflexionen eintreffen. Und das Verhältnis aus Direktschall und Reflexionen ist auch nicht ersichtlich. Wenn die Messung schon auf eine Dimension reduziert ist, kann die Darstellung nicht mehr Informationen herbeizaubern als vorhanden ist. Das habe ich vorher schon geschrieben.

Du ignorierst unterschiedliche Klangeindrücke durch Bündelung und Abklingzeiten, die seit Jahrzehnten erforscht sind. Selbst AES und Tonmeister geben Richtlinien heraus, in welchen Bereichen sich das Bündelungsmaß und die RT60 optimalerweise bewegen sollen. Kann man alles nachlesen.

Gruß
Nils
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Hallo Nils,
nach meinem Verständnis kann man mit geeigneter Fensterung den Direktschall ausblenden und die zeitlich verzögert eintreffenden reflektierten Signale analysieren.
Uli hat mir das in einem Telefonat vor ca. 2 Jahren bestätigt, als es mir darum ging, Direktschall und reflektierten Schall/Nachhall in der Klangfarbe getrennt zu analysieren, um mit geeigneten Dämpfungsmaßnahmen gezielt die Klangfarbe des Nachhalls den Wünschen anzupassen.
Grüße Hans-Martin
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FoLLgoTT
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Beitrag von FoLLgoTT »

Hallo Hans-Martin,
Hans-Martin hat geschrieben:nach meinem Verständnis kann man mit geeigneter Fensterung den Direktschall ausblenden und die zeitlich verzögert eintreffenden reflektierten Signale analysieren.
Genau das habe ich ja weiter oben gemacht, um unterschiedliche Bündelung zu demonstrieren. :)

Trotzdem weißt du dann immer noch nicht, welche Reflexionen welchen Effekt im Amplitudegang verursachen. Das kann man mit der ETC halbwegs gut herausfinden. Allerdings auch nur durch Ausprobieren und nicht durch direktes Ablesen. Man kann zwar schauen, welche Erstreflexionen nach welcher Zeit eintreffen und sie dann in der ETC lokalisieren, aber selbst da muss man vorsichtig sein. Die ETC zeigt, wie auch die Impulsantwort, dort Spitzen, wo viel Hochtonenergie vorhanden ist. Tiefpassgefilterte Reflexionen (je nach Oberflächenbeschaffenheit) sind kaum sichtbar. REW kann extra dafür die ETC nach Frequenzbereiche gefiltert darstellen. Das hilft aber auch nur begrenzt.

Tooles Ansatz, die Reflexionen nach Richtung zu klassifizieren, halte ich für richtig. Die Untersuchungen zeigen ja genau, welche Richtungen als "schädlich" und welche als "angenehm" wahrgenommen werden. Das hat vor allem mit dem interauralen Kreuzkorrelationskoeffizienten (IACC) zwischen den beiden Ohren zu tun. Und der wird mit einer eindimensionalen Messung überhaupt nicht erfasst.

Gruß
Nils
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uli.brueggemann
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Beitrag von uli.brueggemann »

FoLLgoTT hat geschrieben:Uli,
uli.brueggemann hat geschrieben:Man möge es mir nachsehen, aber es geht mir nun mal über die Hutschnur, wenn jemand meine Beiträge auf eine Eindimensionalität reduziert. Und dann möchte ich eben von demjenigen wissen, wie denn seine mehrdimensionale Lösung konkret und nicht wischiwaschi ausschaut.
Du hast doch selbst deine Sichtweise auf eine Dimension beschränkt. Ich habe nur ausgesprochen, was du getan hast. :roll:
FoLLgoTT hat geschrieben:Hallo Uli,
uli.brueggemann hat geschrieben:Wenn das Übertragungsverhalten des LS durch eine gegebene Pulsantwort gekennzeichnet ist und das Übertragungsverhalten des Raums ebenfalls durch eine Pulsantwort gegeben ist, so ist das Gesamtergebnis im Prinzip das Ergebnis der beiden miteinander gefalteten Pulsantworten.
Das funktioniert nur, solange das dreidimensionale Schallfeld auf eine Dimension reduziert wird.
Nils,

Womit es begann ... und dann zu diesem Threadthema geführt hat.

Würdest Du damit einverstanden sein, wenn ich feststelle, dass wir üblicherweise den Direktschall zuerst hören und anschliessend erst die durch Bündelung und Abklingzeiten bewirkten Schallwellen zur Geltung kommen? Sofern ja, prima.

Der von mir gezeigte Frequenzgang zeigt den wirksamen Schalldruck über den Frequenzbereich mit einer frequenzabhängigen Fensterung mit 15 Zyklen. Also gleichbedeutend mit 15 ms bei 1 kHz, 1.5 ms bei 10 kHz oder 150 ms bei 100 Hz. Wobei es kein Rechteckfenster ist, sondern ein Blackman Optimal. Was bedeutet, dass bereits nach 1/3 der Fensterzeit die Amplitude im Zeitbereich um mehr als -6dB abgeschwächt wird. Für Zeiten nach 9 ms ist die Abschächung bereits -20 dB.
D.h. dass für Frequenzen z.B. > 1 kHz Reflektionen und Nachhall nur in einem geringen Maß eine Rolle spielen.

Wenn nun aber der Direktschall schon nicht ok ist, hilft es nicht wirklich, anschliessend sekundäre Maßnahmen am Raum durchzuführen. Ein seitlich abgestrahlter Schallanteil wird auch nicht besser, auch wenn das Abstrahlverhalten gleichmäßig ist.

Natürlich macht es Sinn, die aus meiner Sicht sekundären Maßnahmen mitzubetrachten. Zum einen ist der Übergang zwischen Direktschall und Indirektschall fliessend. Und wenn der Indirektschall dann dem Ganzen seinen eigenen Stempel aufdrückt und die von Hans-Martin genannten Verdeckungseffekte bewirkt muss man spätestens dann etwas tun.

Natürlich sollte man sich den RT60 anschauen, dafür ist er auch bei mir da und sofort aufrufbar.
Weiterhin stelle ich auch den IACC dar und das aufgesplittet nach Zeiten 10 ms, 20 ms, 80 ms. Dazu nimmt das Mikro ja zwei Signale auf, linker und rechter LS und es wird damit möglich, die Kanalgleichheit zu berechnen. IACC eben. Welcher im übrigen per Definition eigentlich mit einem dicken Manko behaftet ist. Zwei identische Signale, eins davon danach mit dem Faktor 0.001 (willkürlich gewählt) bewertet, ergeben immer noch einen IACC von 100%. Bei Wiedergabe klingen die aber sicher nicht gleich. Tja, so sind sie, die Formeln der Ahnen.

Grüsse
Uli
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pschelbert
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Beitrag von pschelbert »

Hallo

ein konkreter Vorschlag wie man die akustische Abstrahlung eines LS verändern könnte wäre an den Seitenwänden links und rechts Absorberplatten die nach vorne rausstehen. Die Kontur und wie weit sie die Front vorne überstehen könnte dann das Richtdiagramm entsprechend dem gewünschten Abstrahlverhalten optimieren.

Oben am Lautsprecher Absorberplatten von Panelende bis Decke, schräg ansteigend.
Boden: Absorberplatten sodass Reflexion nicht am Hörplatz.

Das sieht natürlich scheusslich aus und ist nicht WAF kompatibel, aber wer weiss, ev. tönt es gut.
Lösung1: man lebt damit sieht nicht hin, hört nur und hat einen separaten Hörraum (so mach ich das)
Lösung2: wollen wir hier nicht erwähnen...

Frage:
1) welches Material wäre geeignet? (Absorber, Diffusorplatten die man schneiden kann und dann an die Seitenwände der LS kleben kann). Sollen natürlich nicht vibrieren und reflektieren.

2) Berechnungsprogramm das die Kontur oder indestens den Wert der Überstehung (wieviele die Platte die Front überragt) berechnet, bzw das Abstrahldiagramm dann berechnet anhand der Rohmessung (ohne Platten)

Ich könnte z.B. bei der Martin Logan Summit-X Links und rechts solche Platten befestigen, seitlich der Panel.

Ziel ist ein Abstrahlwinkel von sagen wir mal 45Grad seitilich (+-22.5Grad). Innerhalb konstanter Schalldruck!!

Decke: keine Reflexion von LS-Decke-Hörplatz
Boden: Keine Relfexion von LS-Boden-Hörplatz

Das ist mal Wunschvorstellung, ob sowas geht und was taugt ist die Frage, gerne Kommentar dazu.

Gruss

Peter
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FoLLgoTT
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Beitrag von FoLLgoTT »

Uli,
uli.brueggemann hat geschrieben:Würdest Du damit einverstanden sein, wenn ich feststelle, dass wir üblicherweise den Direktschall zuerst hören und anschliessend erst die durch Bündelung und Abklingzeiten bewirkten Schallwellen zur Geltung kommen?
Ja.
Wenn nun aber der Direktschall schon nicht ok ist, hilft es nicht wirklich, anschliessend sekundäre Maßnahmen am Raum durchzuführen. Ein seitlich abgestrahlter Schallanteil wird auch nicht besser, auch wenn das Abstrahlverhalten gleichmäßig ist.
Volle Zustimmung. Weshalb ich bei der Lautsprecherentwicklung auch immer im Freifeld oder RAR den Amplitudengang linearisiere und ihn später bis hoch in den unteren Mittelton an den Raum anpasse.
Natürlich sollte man sich den RT60 anschauen, dafür ist er auch bei mir da und sofort aufrufbar.
Weiterhin stelle ich auch den IACC dar und das aufgesplittet nach Zeiten 10 ms, 20 ms, 80 ms. Dazu nimmt das Mikro ja zwei Signale auf, linker und rechter LS und es wird damit möglich, die Kanalgleichheit zu berechnen. IACC eben.
Der IACC beschreibt aber nicht die Kanalgleichheit der Lautsprecher. Er beschreibt die Korrelation, die ein einzelnes Signal an beiden Ohren besitzt. Das heißt, man müsste das Mikrofon einmal an der Position des linken Ohrs und einmal an der des rechten messen. Mit nur einem Lautsprecher.
Das reicht aber nicht, weil der IACC auch durch die HRTF bestimmt wird. Also misst man, soweit ich weiß, mit einem Kunstkopf, um den IACC zu bestimmen.

Es sind auch erst mal gar nicht beide Lautsprecher für diese Betrachtung relevant, weil eben schon ein einzelner Reflexionen erzeugt, die an beiden Ohren ankommen. Der Center-Kanal ist das beste Beispiel für Reflexionen mit hohem IACC. Die werden an Boden, Decke und Rückwand erzeugt.
Bei Stereo ist das nicht so, allerdings werden bei symmetrischer Aufstellung und monauralem Signal (z.B. Gesang) Reflexionspärchen erzeugt, die einen hohen IACC erzeugen.

Beispiel:
- linker Lautsprecher erzeugt Reflexion an linker Wand
- rechter Lautsprecher erzeugt identische Reflexion an rechter Wand

Jede für sich genommen hat einen niedrigen IACC, da die Trommelfellsignalspektren unterschiedlich sind. Treffen allerdings beide Reflexionen gleichzeitig ein, so ist der IACC zwischen diesen beiden hoch. Von den gegenüberliegenden Wänden natürlich genauso. So gesehen erzeugt also ein monaurales Signal bei Stereophonie an den Seitenwänden einen hohen IACC.

Das dumme ist, dass viele Untersuchungen auf einem Lautsprecher basieren und nur eine Seitenwand aufgebaut war. ;)
Welcher im übrigen per Definition eigentlich mit einem dicken Manko behaftet ist. Zwei identische Signale, eins davon danach mit dem Faktor 0.001 (willkürlich gewählt) bewertet, ergeben immer noch einen IACC von 100%. Bei Wiedergabe klingen die aber sicher nicht gleich. Tja, so sind sie, die Formeln der Ahnen.
Sicher? Hast du einen Link zu der Formel?

Gruß
Nils
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Hallo Peter
solche abschattenden Wände müssen nach Lehrbuch 5-fache Wellenlänge haben, das ist nicht wohnraumfreundlich
Grüße Hans-Martin
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