Fussbodenreflexion und inverse LS-Anordnung mit Absorber

Daihedz
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Fussbodenreflexion und inverse LS-Anordnung mit Absorber

Beitrag von Daihedz »

Hallo Forenten

Wir alle kämpfen mehr oder weniger mit unerwünschten Raum- resp. Fussbodenreflexionen. Absorber und Diffusoren können helfen, stehen dann aber mitten im Raum.

Könnte vielleicht auch ein alternatives Lautsprecher-Setup zum Minimierung der Fussboden-Reflexion sinnvoll sein? Konkret: Weiss jemand etwas über die Auswirkungen einer Lautsprecherkonfiguration, bei welcher alles kopfüber stehen würde:

- mit dem Hochtöner unmittelbar (wenige cm) über dem Fussboden, auf die Hörposition hin ausgerichtet
und
- mit einem keil-/trapezförmigen Absorber vor dem Hochtöner, der die Bodenreflexionen dämpft?

Der Mitteltöner und der Tieftöner wären standardmässig, aber ebenfalls kopfüber in Linie (möglichst in Nähe) zum Hochtöner schräg auf den Hörer hin ausgerichtet.

Der Bodenreflexions-Dämpfer wäre integrales, aber mobiles Bestandteil des Lautsprechers. Er würde auf dem Fussboden aufliegen, unmittelbar unterhalb des Hochtöners (z.B. am unteren Kalottenrand) beginnen und mit seinen Schrägflächen in den Raum (Höhe, Breite) hinauswachsen. Der Neigungswinkel der Oberseite wäre so bemessen, dass der Hochtöner von der Hörposition her betrachtet gerade sichtbar bleibt. Sinnvollerweise wäre die Tiefe des Dämpfers auf max. ca. 1m begrenzt. Diese Dämpfer hätte also in etwa die Dimension eines Matratzenkeils oder eines Keilkissens. Der Absorber wäre nicht fest am Lautsprecher befestigt und könnte sinnvollerweise anderswo versorgt werden, wenn gerade mal nicht Musik gehört würde.

Ein solches Konstrukt könnte möglicherweise die Fussbodenreflextionen unterdrücken, resp. gar nicht anregen. Im HT-Bereich würden die Reflexionen (bei ca. >2kHz) durch den Dämpfer wirkungsvoll absorbiert, im TT-Bereich lägen die Reflexionen ausserhalb des Einsatzbereichs des Basstreibers. Die Reflexionen an der Raumdecke lägen bei einem solchen Konstrukt weit ausserhalb der hörphysiologisch kritischen Laufzeit (>>2ms) und würden das auditive Geschehen nicht mehr verschmieren können.

Vielleicht unterliege ich einem Denkfehler, und vielleicht ist das Ganze schon mal in Realität durchgespielt und gebaut worden. Ich wüsste es jedoch nicht, und bin deswegen gerne auf Feedback gespannt.

Inverse Grüsse
Simon
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uli.brueggemann
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Beitrag von uli.brueggemann »

Die Fragestellung erinntert mich an LS die für Nahfeldanwendungen gedacht sind. Das steht dann auch nicht kopfüber aber so ein Grundgedanke steckt da auch mit drin, siehe PhasX

Grüsse
Uli
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Raumantwort
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Beitrag von Raumantwort »

Hi Simon,

das ist eine interessante Idee. Bei den Live-End/Dead-End Aufbauten in Tonstudios werden die Lautsprecher ja auch ganz schön mit Absorbern eingepackt. Deshalb habe ich mich auch schonmal gefragt, warum es keine Hersteller gibt, die Absorber direkt z.B. seitlich an den Boxen anbringen. Das wäre vor allem zur Minimierung der seitlichen Reflexionen nützlich und leicht zu realisieren.

Entweder ist das aus technischer Sicht quatsch oder es entspricht nicht dem, wofür der HIFI-Kunde Geld ausgeben möchte. Bei meinem im Raum leider asymetrisch plaziertem Setup werde ich das mal ausprobieren.

schöne Grüße
Andreas
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Hallo Andreas
Speaker Muffs gibt es, ebenso die Idee, Absorber auf der Rückseite der Boxen optisch verschwinden zu lassen.
Grüße Hans-Martin
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O.Mertineit
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Beitrag von O.Mertineit »

Hi Simon,

es gibt noch einen Hersteller, der bodennahe Treiber - nicht nur für den Tiefton - in kommerziell verfügbaren Modellen verwendet hat und die "Restdistanz" zum Fussboden mit einer Art "Keil" ausgefüllt hat ... wenn mir nur der Name einfiele, das Bild habe ich vor Augen ...

Hab' Dir noch einen anderen Link per PM geschickt.

Grüße Oliver
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O.Mertineit
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Beitrag von O.Mertineit »

Raumantwort hat geschrieben: Deshalb habe ich mich auch schonmal gefragt, warum es keine Hersteller gibt, die Absorber direkt z.B. seitlich an den Boxen anbringen.
Hallo Andreas,

u.a. Duntech aus Australien ist ein Hersteller, der extensiv mit Filzverkleidungen gearbeitet hat, um zumindest Kantendiffraktion im Mittel-Hochtonbereich abzumildern und die seitliche Abstrahlung zu beeinflussen:

http://www.duntech.com.au/images/all.html

Bilder:
http://blairfamilyhistory.com/dunteksovereigns.jpg

http://concordiamastering.com/wp-conten ... 4x1024.jpg

Ich habe nur den Eindruck, daß die entsprechenden Modelle nicht mehr aktuell sind. Die "Filzoptik" wurde normalerweise hinter einer Bespannung versteckt. Es handelt sich hier um akustisch (und somit auch "klanglich") motivierte Lösungen, die aus rein optischen Gründen bei der High End Kundschaft nicht immer optimal ankommen.

Vor längerer Zeit habe ich Berichte eines privat organisierten (Blind-) Hörvergleichs gesehen, in denen u.a. ein Duntech Model hervorragend abgeschnitten hatte. Ich fürchte nur, das ist zu lange her und ich kann es nicht mehr finden.

Grüße Oliver
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Daihedz
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Beitrag von Daihedz »

Besten Dank für Eure Inputs

Ich war inzwischen auch nicht inaktiv und habe einen ersten 5/15/60-Prototypen gebaut. 5/15/60?

5, weil ich 5' gebraucht habe, den Prototypen physisch aufzubauen. Der Dämpfer/Absorber heisst Fiberform 62T.

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15, weil ich 15' für eine Schalldruckmessung, für das Erstellen eines approximativen, inversen Korrekturfilters (mit Acourate) und für das Setup des Convolvers (Acourate Convolver) gebraucht habe.

Und dann die 60 ... Ich habe in der Folge eine volle Stunde lang völlig gebannt und hingerissen mit dem dergestalt höchst mordillohaft zusammengeschusterten Zeug einige mir vertraute Stücke neu gehört. Die räumliche Zeichnung des Geschehens (BigScience, Julsong, Jazz at the Pawnshop, SilvertownBlues und eine Amateur-Jecklinscheiben-Aufnahme eines mir als Live-Hörer vertrauten Blasorchesters) war schlicht ergreifend-begeisternd. So "echt" und "gross", und dennoch wirklichkeitsnah-homogen habe ich die besagte Blasmusik in meinen Räumlichkeiten noch nie aufspielen hören. Verblüfft hat mich auch das zunächst ungewohnte Phänomen, dass sich der akustische Raum in etwa aus der Linie zwischen den Coax-Treibern am Boden heraus aufspannt. Das wirkt zunächst einmal auf einen Homo Lautsprecherhörer eigenartig, aber für mich als regelmässiger Konzertsitzer auf der Empore/Estrade durchaus vertraut. Oder im Jazzclub auf der Galerie. Da kommt die Musik auch von unten.

Kurz: Das, in was ich da kurz hineingelauscht habe, erscheint äusserst erfolgsversprechend und wirkt auf mich hoch motivierend, weitere Versuche mit etwas gepflegteren Setups zu machen. Standby.

Ich hoffe natürlich, dass der Eine oder der Andere hier im Forum nun seine Lautsprecherboxen mal seitlich-quer auf den Fussboden legt, um zu schauen, was dabei herauskommt. Und natürlich so, dass die Hochtöner innen im Stereodreieck zu liegen kommen (FLOW lässt grüssen). Und mit Kissen vor den Kisten, aus welchen die Membranen der Tweeter wie ein Sonnenuntergang am Meer noch knapp, aber dennoch rund hervoräugen. Es wäre doch hoch interessant, sodann den Feedback über das Resultat dieser Experimente hier erfahren zu dürfen.

Beste Grüsse aus Bodenhaltung
Simon
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cornoalto
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Beitrag von cornoalto »

Hallo Simon,

ich habe auch schon über Decken- und Bodenreflexionen nachgedacht und bin zu folgender Lösung gekommen:
Mittels Laserpointer und Spiegel den Reflexionspunkt suchen.Ca. 30 cm davor Richtung Lautsprecher an der Decke einen kleinen Haken eindrehen und daran eine auf den Hochtöner axial ausgerichtete Sperrholzplatte (Durchmesser 65 cm) mittels einer abgeknickten Gewindestange o.ä. aufhängen.
Am Boden habe ich kurz vor dem Reflexionspunkt eine schräg gegen den Lautsprecher gelehnte Holzplatte (80x 60) aufgestellt. Ab ca. 1000 Hz befinde ich mich am Hörplatz dann im Schallschatten von reflektiertem Boden- und Deckenschall.
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Der Effekt ist eindeutig messbar und ebenso hörbar Richtung bessere Focussierung und Hörbarkeit von Transienten sowie eines körperhafteren Klanges. Allerdings höre ich von einer Punktschallquelle, deren reflektierte Anteile mit dieser Methode effektiver als bei einem Mehrwegesystem abzuschatten sind. Die vier Elemente sind in einer Minute aufgestellt und wieder abgebaut und werden somit auch von der "Regierung" akzeptiert. :wink:
Dadurch könntest Du verhindern, daß die Musik unnatürlicherweise vom Boden her auf Dich zukommt und dennoch Reflexionen vermindern werden. An der Wand wäre ein ähnliches Vorgehen möglich, falls Diffussoren nicht in Frage kommen.
Die mobilenElemente könnten zusätzlich noch mit Absorbern belegt werden, falls die Raumakustik dieses erfordert.

Viele Grüße

Martin
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O.Mertineit
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Beitrag von O.Mertineit »

Hallo Martin,

zunächst einmal willkommen im Forum (!)

Mit Deiner speziellen "über Eck" Aufstellung, die m.E. generell eine gute Alternative darstellen kann, wenn z.B. in einem Raum sonst keine symmetrische Aufstellung von linkem und rechtem LS bezüglich der Begrenzungsflächen möglich ist, hast Du recht wenig frühe Reflexionen von den Seitenwänden (ipsilaterale und kontralaterale Reflexionen) am Hörplatz, die sonst durch eine Abstrahlung der LS zu den Seiten bei üblicher Aufstellung resultieren.

Am Hörplatz dürften daher bei Dir Boden- und Deckenreflexionen recht dominant gegenüber anderen sein, wenn man nichts daran ändert. Einen Teil dieser Energie aus den Boden- und Deckenreflexionen "abzuzweigen", die sonst im Indirektschall

- eine hohe interaurale Korrelation haben (Einfall am Hörplatz nahe der Mitte von oben bzw. von unten)

- eine hohe Korrelation mit dem Direktschall haben

- einen hohen Pegel haben

- die frühesten Reflexionen in Deinem Setup bilden (abgesehen von dem, was evt. im Tiefton von den LS "nach hinten" abgestrahlt wird ...)


war und ist bestimmt keine schlechte Idee.

Du bekommst dadurch optional auch ab dem oberen Mittelton hinreichend verzögerte, etwas diffuse und aus seitlicheren Richtungen einfallende Schallanteile, auf die Du bei deinem Setup sonst verzichten müsstest. Diese sind - im richtigen Maß hinsichtlich Verzögerung, Spektrum und Pegel - für räumliches Empfinden und "Reparatur" einiger Stereophonie Artefakte recht nützlich.

Dazu könnte man Deine "Reflusoren" experimentell sogar m.E. noch etwas mehr nach vorn drehen, so daß noch mehr seitlicher Indirektschall erzeugt wird, dabei wären "kontralaterale" Reflexionen also vom linken LS über die rechte Seite des Raums zum Hörplatz und umgekehrt, sicher auch wünschenswert, denn diese sind "länger" unterwegs und noch etwas diffuser und im Pegel schwächer als die "ipsilateralen", wenn sie am Hörplatz ankommen.

Eine echte Ausprägung als Diffusoren (mit unregelmäßigen, streuenden Reflexionsflächen) wäre ebenfalls denkbar, die Größe (untere Grenzfrequenz) dürfte in Deiner Anwendung sicher auch durch praktisch/ästhetische Erwägungen (WAF) begrenzt sein.

Es wird aber aber auch so schon Energie von tendenziell "ungünstigen" zu "günstigeren" Reflexionen umgelenkt. Ich kann mir gut vorstellen, daß dies gehörmäßig ein Gewinn mit der gegebenen Anordnung sein kann.


Grüße Oliver
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cornoalto
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Beitrag von cornoalto »

Hallo Oliver,
deine Analyse trifft ins Schwarze. Die Reflektoren habe ich auf die Lautsprecher ausgerichtet, um einen möglichst grossen "Schattenwurf" bei geringen Abmessungen zu erhalten.
Deinen Tipp, die reflektierten Schallanteile gezielt zur anderen Wandseite umzuleiten werde ich gerne ausprobieren.
Mich wundert, dass eine Über- Eck Aufstellung nicht öfter zu beobachten ist. Neben den geringeren Seitenreflexionen wird ja auch die Wand hinter dem Hörplatz unter Winkel angestrahlt und der Schall damit schon gestreut. Ausserdem gewinnt die Tiefenabbildung.
Eventuelle Unsymmetrien in der Abbildung können dann mit acourate beseitigt werden.
Ich denke generell, dass die meisten Lautsprecher sehr gut klingen könnten, wenn man den Hörraum auf das Abstrahlverhalten des einzelnen Schallwandlers perfekt optimiert.
Wenn das aus ästhetischen Gründen nicht machbar ist, muss man sich eben mit Schaumstoffkeilen am Boden oder Reflektoren/ Diffussoren, die nach dem Hören wieder entfernt werden, behelfen. (Ein Vorgehen das Aussenstehende, falls sie wohlwollend sind, lediglich mit einem Kopfschütteln zur Kenntnis nehmen..)
Meistens ist es natürlich andersherum: Zum gegebenen Raum muss der einigermaßen passende Lautsprecher gesucht werden, der aber bei ausufernden Nachhallzeiten oder Moden nie zu finden sein wird.

Viele Grüße

Matrtin
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

cornoalto hat geschrieben:Mich wundert, dass eine Über- Eck Aufstellung nicht öfter zu beobachten ist. Neben den geringeren Seitenreflexionen wird ja auch die Wand hinter dem Hörplatz unter Winkel angestrahlt und der Schall damit schon gestreut. Ausserdem gewinnt die Tiefenabbildung.
Hallo Martin
Ich habe das früher auch mal gedacht und nomale Standlautsprecher symmetrisch jeweils 1,50m von der Ecke entfernt an die Wände gestellt, auf den Hörplatz gedreht. Das Gewummer war unerträglich, ein Equalizer kam damals nicht in Frage, parametrisch hätte er schon sein müssen, genügend viele Bänder im Bassbereich, wo gab es das schon. Auf unsymmetrisch verschoben wurde der Klang etwas besser, die räumliche Abbildung aber schlechter.
Ich würde solch eine Aufstellung nur für ein 2.1 System wählen, wo der Bass separat einstellbar ist. Und dann darf man noch einen Laufzeitausgleich machen.
Was haben wir gegenüber damals doch heute für tolle Möglichkeiten...
Grüße
Hans Martin
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cornoalto
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Beitrag von cornoalto »

Hallo Hans Martin,
es ist gut möglich, dass die klassische Aufstellung bei Dir vor allem im Bass besser geklungen hat, weil ein leicht aus der Ecke gerückter Lautsprecher ja eher nur die Grundmode maximal anregt und im Oberbass, wo die Musik spielt, weniger kritisch ist.
An die Mitte der Wand gestellt ist zwar die Grundmode leiser, aber dafür dröhnt es im Oberbass.
Trotzdem glaube ich, daß man mit Boxenrücken eine Eckaufstellung finden kann, die das Bassproblem, welches ja viel mit den gegebenen Raumabmessungen zu tun hat, entschärfen kann.
Frage: warum klingt ein Eckhorn in einem genügend grossen Raum trotz Eckaufstellung so staubtrocken und dröhnfrei? Wird möglicherweise genau dieser Effekt genutzt, nämlich alle Moden maximal, aber gleichmässig anzuregen?
Da die Hörner erst ab 150 Hz spielen und der Raum 70 qm gross ist habe ich das Dröhnproblem sowieso nicht. :D

Viele Grüße

Martin
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

cornoalto hat geschrieben: es ist gut möglich, dass die klassische Aufstellung bei Dir vor allem im Bass besser geklungen hat, weil ein leicht aus der Ecke gerückter Lautsprecher ja eher nur die Grundmode maximal anregt und im Oberbass, wo die Musik spielt, weniger kritisch ist.
Hallo Martin
Der eine regt die Längsmode, der andere die Quermode maximal an. Die liegen bei einem nichtquadratischen Raum unterschiedlich.
Der Abstand zur Ecke ist bei symmetrischer Aufstellung jedoch gleich, und die doppelte Anregung mag einfach zuviel gewesen sein.
Unterm Strich war das für mich keine Alternative, das Ergebnis war ein Fehlschlag.
An die Mitte der Wand gestellt ist zwar die Grundmode leiser, aber dafür dröhnt es im Oberbass.
Trotzdem glaube ich, daß man mit Boxenrücken eine Eckaufstellung finden kann, die das Bassproblem, welches ja viel mit den gegebenen Raumabmessungen zu tun hat, entschärfen kann.
Nach dem Bild deiner Lautsprecheraufstellung hast du ein 2.1 System mit gemeinsamem Mono-Bass
Frage: warum klingt ein Eckhorn in einem genügend grossen Raum trotz Eckaufstellung so staubtrocken und dröhnfrei? Wird möglicherweise genau dieser Effekt genutzt, nämlich alle Moden maximal, aber gleichmässig anzuregen?
Diese Frage würde ich an alle zur Beantwortung zurückgeben.
Die Eckaufstellung bewirkt optimale Ankopplung an den Raum, weil es keine Phasenprobleme mit Wandreflexionen gibt, wie sie auftreten, wenn Lautsprecher Wandabstand haben, und bei 1/4 Wellenlänge entsprechendem Abstand eine Auslöschung und Phasensprung geschehen (Allison).
Die Eckaufstellung bewirkt optimale Ankopplung an den Raum, weil es durch den maximalen Wirkungsgrad den geringsten Klirrgrad des Chassis beim gewünschten Schallpegel am Hörplatz bringt.
Die Eckaufstellung bewirkt aber auch maximale Anregung aller Raummoden und verlangt nach Vorausentzerrung (bei dir: Acourate), weil Raummoden den Bassfrequenzgang und das unterschiedliche Einschwingen völlig heterogen gestalten.
Mit einem gemeinsamen Bass für beide Kanäle lässt sich natürlich eine hohe Kanalgleichheit erreichen - aber gutes Stereo verlangt doch noch etwas mehr, um nicht zu sagen, erheblich mehr als nur das.
Dazu gehört der Vergleich von einem mittig aufgestellten Bass gegen eine Auftrennung in 2 individuell angesteuerte Bässe, Stereo-kanalbezogen.
Wer das mal gemacht hat, wird vermutlich zum Einzelbass nicht mehr zurückkehren wollen, denn der Bereich bis 150Hz wird bei einer guten Stereoaufnahme schon so viel kanalbezogene Individualität enthalten, dass der Verlust als Einschränkung wahrgenommen wird.
Da die Hörner erst ab 150 Hz spielen und der Raum 70 qm gross ist habe ich das Dröhnproblem sowieso nicht. :D
Der Verzicht auf alles unter 150Hz kommt für mich gar nicht in Frage. Nach unten eine Oktave mehr als Telefonqualität reicht mir nicht.

Das Basshorn in der Ecke regt alle Moden maximal an. Moden bedeutet, langsames Ausschwingen - und genauso langsames Einschwingen des Raums bei diesen Frequenzen. Trocken und dröhnfrei bedeutet dagegen eigentlich sowas wie raummodenbefreit.
Wie klingt denn dein System ohne Acourate - Korrektur im Bass?
Und sind die Hörner so gleichartig im Verhalten, dass Acourate die Raumabbildung nicht mehr besser fokussiert?
Ich meine, wenn man derart moderne Korrktur- und Einflussmöglichkeiten zur Verfügung hat, ist es sehr schwierig, mit dem Ergebnis auch noch zufrieden zu sein, wenn die Korrektur entfiele.
Ein Raum mit 70qm wird mindestens eine Wand länger als 8,40m haben, Damit liegt eine Raumresonanz schon bei 20Hz. Die traue ich dem Eckwoofer aus dem Bild aber nicht zu, 35Hz sind bereits eine Herausforderung als untere Grenzfrequenz beim Horn, wenn Kühlschrankgröße nicht überschritten werden soll.
Grüße Hans Martin
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cornoalto
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Beitrag von cornoalto »

Hallo an Simon, Hans- Martin und alle anderen!
Vorneweg muss ich mitteilen, daß ich meinen Reflektorvorschlag dem Simon als PN unterbreitet habe, da ich am 20.6 noch gar keine Schreibberechtigung hatte.
Simon bat mich dann nach meiner Vorstellung als neues Mitglied, doch meinen Vorschlag hier zu posten, da er ihn für von allgemeinem Interesse hielt, was ich auch getan habe.
Ausserdem gehört der Vorschlag schon gar nicht mehr zum Thread- Thema. Und erst recht nicht die folgende Diskussion über Moden und das Eckhorn und meine Lautsprecher.
Wenn ein Moderator einen neuen Thread daraus macht, wäre das durchaus sinnvoll.
Nun zu den von Dir, Hans Martin aufgeworfenen Fragen:
Deine Ausage zur Interaktion des Eckhorn mit dem Raum ist sicher korrekt.
Der Widerspruch zu meiner (wie immer subjektiven) Hörerfahrung besteht dennoch.
Der Eckhornbass ist sehr schnell da und ebensoschnell wieder weg. Das befürchtete lange Auf- und Abbauen von Moden tritt gehörmäßig nicht wie befürchtet in Erscheinung.
Warum das so ist kann ich mir nicht erklären.
(Impulsverhalten, sehr geringer Klirr?)
Das Eckhorn hat einen besonders schlanken, klaren, eher wenig körperhaften und Klang im Vergleich zu gewöhnlichen Subwoofern. Warum?
Ich habe mal aus Spass eine Angrenzende Ecke mit zweiaufeinandergstapelten Steinwolle-Pakete belegt. Das Ergebnis war, daß nun der Bass fast ganz verschwunden war. Warum?
Zum unteren Grenzfrequenzgang:
Vieleicht spielt ein Aspekt zu Erklärung eine Rolle: Durch die Ecksituation steigt ja der Wirkungsgrad um 9 db. Aber zu fallenden Frequenzen hin. Da das Eckhorn eigentlich viel zu kurz ist, lässt der Wirkungsgrad des Horns zu fallenden Frequenzen hin nach. Also könnte sich das ganze wieder ausgleichen, oder?

Hier der Frequenzgang ohne und mit Korrektur:
Bild

Ich habe das Bassmodul um 8 db lauter gemacht als nach Gehör richtig wäre, um zur Linearisierung genug absenken zu können.
Wie sich zwei geschlossene Subwoofer am Hörplatz machen, konnte ich noch nicht messen. 15-20 dB Unterschied in der Amplitude sind aber auch hier nichts ungewöhnliches.
Bezüglich der Ortbarkeit bei 150 Hz kann ich nur bestätigen, daß acourate hier einen wesentlichen Einfluss hat:
Ohne Korrektur war der Bass bei Ping Pong Stereo durch das relativ flache High-Cut Filter des Subwoofermoduls manchmal auch in der Mitte zu orten.
Das mithilfe von acourate benutzte LB-Filter 10. Ordnung hat dieses Problem gelöst:
Auch 150 Hz als Sinuston kann ich jedenfalls nur mit grosser Mühe orten.( z.B. wenn ich einen Sweep nur über die Satelliten durchlaufen lasse) Ab 200 Hz ist es dann klar ortbar. Möglicherweise hat das Einschwingverhalten des Basses auch damit etwas zu tun: Daß sich Transienten eher in den Obertönen abspielen, bevor der Grundton und möglicherweise der erste Oberton überhaupt richtig eingeschwungen ist und diese die Ortung gehörmäßig definieren. Auch wenn laut Wikipedia ein kleiner Frequenzbereich zwischen 120 Hz und 150 Hz, also eine große Terz vom H zum dis existiert, der theoretisch hörbar ist, ist mir das auch bei einem hart auf eine Seite gepannten Kontrabass auch mit größter Konzentration noch nie aufgefallen. Eine so steile Trennung wäre natürlich theoretisch auch ohne acourate möglich, allerdings, wie Du weist, nur mit Nebenwirkungen.
Hätte ich dagegen zwei Eckhörner jeweils unter die Fronthörner gestellt, gibt es wieder ganz andere Probleme mit dem Raum.
Daher meine persönliche Folgerung: Ein Eckhorn, bei 150 Hz sauber getrennt und in der Ecke, ist besser als zwei links und rechts und (jedenfalls in meinem Raum) auch besser als zwei gewöhnliche geschlossene Subwoofer.
Woran ich mich vor acourate gehörmässig gestört habe, war weder der Frequenzgang noch mangende Kanaltrennung im Bass und erst recht nicht die Klarheit im Klang , sondern der Laufzeitunterschied von immerhin 7,5 ms durch den zur Lautsprecherebene zurückgesetzten Standort plus der 1,5 m Hornlänge.
Daran konnte ich mich inder Tat nie gewöhnen und hier möchte ich nicht mehr ohne Korrektur hören.
Zur angesprochenen Gleichartigkeit der Hörner als Anschauung die Messergebnisse samt doch recht hohem IACC- Wert -auch schon vor der Korrektur(fotographiert, da ich Screensots softwarebeingt nicht machen konnte):

Bild
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Wie schön wäre es, wenn es nur eine Matrix gäbe, in der alle Klangrelevanten messbaren Parameter automatisch richtig gewichtet würden, so daß diese mit der subjektiven Hörerfahrung übereinstimmten!
Wohl ein frommer Wunsch.
In diesem Sinne weiterhin frohes Hören wünscht

Martin
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uli.brueggemann
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Beitrag von uli.brueggemann »

cornoalto hat geschrieben:(fotographiert, da ich Screensots softwarebeingt nicht machen konnte):
[/offtopic on]
Martin,

Acourate hat im Menü File bequeme Funktionen zum Speichern eines Charts als PNG-Datei. Dann braucht es keinen extra Screenshot.
Weiterhin gibt es ab Windows 7 das "Snipping Tool". Eine Suche im Windows-Suchfeld sollte schnell zum Ergebnis führen. Damit lässt sich dann z.B. das IACC-Fenster 'shooten'.

Grüsse
Uli
[/offtopic on]
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