Raumakustische Maßnahmen, Akustikabsorber?

Uwe_1
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Raumakustische Maßnahmen, Akustikabsorber?

Beitrag von Uwe_1 »

Hallo
bin an euren Erfahrungem mit "akustischen" Maßnahmen des Hörraumes interessiert und deren Auswirkungen.

Bei der Anlieferung meiner LS Silbersand E5 hatte der Händler eine Messung der Raumakustik gemacht.
Ergebnis war eine Überhöhung im Bass bis knapp 200Hz und im Hochton ab 1Khz mit einer Wanne dazwischen.

Außerdem war das Ausklingspektrum für alle Frequenzen sehr lang.

Empfohlen hatte der Händler mir als 1. Maßnahme einen möglichst dicken Teppich 2cm Dicke sollten ab 1KHz und 5cm Dicke ab 200Hz wirksam sein.

2. Maßnahme sollte/könnte der Einbau von Deckensageln sein.
3. könnten Vorhänge mit dickem Moltonflies angebracht werden, die beim Musikhören vor das seitliche Fenster (4m*2m groß) gezogen werden sollen.

Ausprobiert und realisiert haben wir bislang Maßnahme 1. mit dem Teppich. Wir hatten uns den dicksten(meiner Frau und mir) zusagenden Teppich zum ausprobieren der "Farbkombination" mit nach Hause genommen. Der Teppich ist so schwer, dass wir Ihn zu zweit kaum handeln konnten. (Und nachdem das Monstrum einmal lag und von der Farbe zur Einrichtung passte, verspürten wir keine Motivation mehr Ihn am nächten Tag zum Laden zurückzubringen.)

Klangliches Ergebnis ist jedoch eindeitig zugunsten einer mehr von den LS gelösten 3D wahrnembaren Ortbarkeit verbessert worden. Jetzt entsteht der Eindrück die Musiker stünden tatsächlich im Raum.

Mit dem Nachhall müßte sich auch was getan haben, da Schlaginstrumente jetzt vollkommen anders (sehr viel direkter und wesentlich aggessiver) als vorher klingen.

Dumme Frage wieviel ist mit noch weiteren Maßnahnen herauszuholen? Und was bringt am Meisten?

Bringt es was Akustikabsorber hinter den LS anzubringen? Wenn ja, wie groß und dick sollte dieser sein?
Lassen sich einfache Experimente mit kostengünstigen Baumarktmaterialien anstellen?

Hat jemand von euch Erfahrung mit Akustikabsorber an der Decke? Wieviel bring dieser noch? Der Aufwand zum Verlegen ist doch erheblich!!! Hat oder kennt jemandvon euch Rockfon Fibral? Oder was ist euer Vorschlag für an die Decke (möglichst einfach) anzubringende Platten?

Vielen Dank
Uwe
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Nimron
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Beitrag von Nimron »

Hallo Uwe

Ich habe das letzte Jahr mit der akustischen Optimierung meines Hörraumes verbracht und möchte Dich eindringlich davor warnen, einfach nur einige der Empfehlungen in die Tat umzusetzen!

Warum?

Ziel sollte es sein, den Raum möglichst gleichmäßig über den gesamten Frequenzbereich zu bedämpfen, wofür du, um es richtig zu machen, auf jeden Fall Messungen brauchst. Die meisten, leicht umzusetzenden Empfehlungen betreffen nämlich meist den Hochton bzw. max. noch den Mittelton Bereich, womit dieser oft überdämpft wird, während man den Tiefton nur sehr schwer in den Griff bekommt.

Mein Tip:

Bilder vom Hörraum einstellen, damit man sich ein Bild machen kann und diesen dann messen oder messen lassen und auch die Messschriebe (Frequenz links/rechts, RT60, Impuls und Wasserfall) hier einstellen.

Bei mir sah das dann so aus, als ich die Absorber passend aufgestellt hatte:

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Anschließend habe ich dann mit etwas Feintuning bis auf die Verkabelung den letzten Schliff gegeben:

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Dabei befinden sich hinter den Vorhängen versteckt breitbandige Absorber, an der Decke Flächenabsorber und an den Seiten optisch ansprechende Vicoustic Elemente (ebenfalls Flächenabsorber). Die Nachhallzeit beträgt zwischen 0,4s im Tiefton - 0,25s ab ca. 250Hz aufwärts.

Alles bezahlbar und durch die Frequenzgänge konnte ich gut sehen, welche Stärke die Elemente haben müssen, um einen bestimmten Bereich wirksam zu bedämpfen.

Gruß

Manuel
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Wolfgang
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Beitrag von Wolfgang »

Hallo,

Falls im Bassbereich die Nachallzeiten generell zu gross sind sind Flächenabsorber eine gute Wahl, ein Nachteil ist allerdings, dass diese Dinge grossflächig sein müssen um effektiv zu sein. Dicke Schaumstoffplatten bringen da wenig, Hochleistungsabsorber (bedämpfte Biegeplattenschwinger/ Resonatoren) sind eher geeignet. Da ist eine gute optische Lösung gefragt sofern man angehalten wird :mrgreen: sozial verträglich zu integrieren.

Es gibt für diese Segment einige Anbieter (Fast Audio, Rentz Akustik (hat grosse Flächenabsorber, die optisch schön gestaltet werden können und so mehr als grossformatige Wanddeko wirken denn als Technik Eqipment),... ). Diese Absorber sind i.A. 10-20cm dick und haben näherungsweise 1-2qm Fläche. Einige Hersteller bieten Sonderlösungen an (gerade im Bereich Heimkinobau). Hinweise zur Anordnung der Absorber gibt es auf den entsprechenden Herstellerseiten.

Im unteren Frequenzbereich (<100Hz) wird es erfahrungsgemäß schwierig, bei ausgeprägten Raum Moden könnte ein (recht teures) DBA hilfreich sein, auch dazu gibt es einige hier im Forum einige zu lesen.

Letzendlich braucht jeder Raum seine individuelle Lösung und dies ist ein unerschöpfliches (aber auch interessantes) Thema. Professionelle Akustiker bieten inzwischen auch für den ambitionierten Heimanwender ihre Dienste an...

Viel Spass dabei :wink:

Wolfgang
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Uwe_1
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Beitrag von Uwe_1 »

Hallo,

ich wollte nur kurz vom derzeitigen Stand der Maßnahmen am Hörraum berichten.

Absorber hinter den LS hat mir meine bessere Hälfte vorläufig verboten. Ich hatte Ihr Bilder von den Vicoustic Elementen gezeigt. Diese sind aber nicht so gut angekommen.

Aber bei der Decke hat sich was getan. Die Deckensegel Eccophon Master Solo S eignen sich auch hervorragend als Designelement. Einige Bilder aus dem Internet konnte meine Frau überzeugen. Die Deckensegel sind von Ihr genehmigt worden. Die Eccophon Akustikelemente sind übrigens sehr einfach im professionellen Baustofhandel, bei mir am Ort war es Raab Karcher, zu bekommen. Hatte mir dort 4 quadratische Elemente 1,2m * 1,2m bestellt, die nach ein paar Tagen abgeholt werden konnten.

Die 4 abgehängt an der Decke zu montierenden Elemente habe ich dann symmetrisch um die Deckenlampe herum im Abstand von 25cm montiert. Dies sieht nett aus und ist bei eingeschalteter Deckenlampe optisch ganz toll. Die derartig um die Lampe herum montierten Deckensegel werden von akustischer Technik unbedarften Besuchern nicht als Objekt mit einer technischen Funktion wahrgenommen, sondern werden als den Raum auflockernde Designelemente gelobt.

Größter akustischer Effekt der Deckensegel ist, dass die Musizierenden jetzt ein Stück dichter an den Hörplatz heranrücken. Die Loslösung von den LS hat sich auch noch einmal etwas verbessert (Aber nicht soviel wie es mit dem superschwerem dicken Teppich war.).
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axxxxx

Beitrag von axxxxx »

Hallo Uwe,

BILDER! Kosten von dem Deckensegel?
Habe gerade mal geschaut, die sehen ja ganz manierlich aus. Und welchen Frequenzbereich absorbieren die denn eigentlich? Habe gerade mal auf der HP geschaut, konnte aber nichts finden.

Gruß
Kai
wgh52
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Beitrag von wgh52 »

Uwe,

mich würde interessieren, welche Entscheidungskriterien Dich zu diesen abgehängten Absorbern greifen liessen.
Hast Du Messungen gemacht uns sie tun jetzt das dort als nötig sichtbare?
Hast Du anderweitig Beratung eingeholt?
War es "gusto"?

Danke und Gruss,
Winfried
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Uwe_1
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Beitrag von Uwe_1 »

(Leider weis ich nicht wie ich hier Biledr hereinbekomme.)

Die technischen Daten sind unter:

http://www.ecophon.com/ch/Products/Mast ... er-Solo-S/

Reiter: Akustik abrufbar.

Kostenpunkt waren ~560€ für 4 Deckensegel 1,2m*1,2m samt Befestigungsmaterial und einer Riesentüte Baumwollhandschuhe.

Die Deckensegel wurden mir bei der Aufstellung meiner LS durch den Händler (Ch Z) dringenst empfohlen nachdem er eine Messung durchgeführt hatte. (Ergebnis: Leichte Überhöhung bis ca. 200Hz und ab ca. 1000Hz und vor allem die Nachhallzeiten sind viel zu groß und sollten reduziert werden.)
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wgh52
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Beitrag von wgh52 »

Uwe_1 hat geschrieben:(Leider weis ich nicht wie ich hier Biledr hereinbekomme.)
Wechstaben verbuchseln gilt nicht! Anleitung zum Bilder einstellen - hier!

Gruss,
Winfried
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Nimron
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Beitrag von Nimron »

Wenn es nicht zu billig erscheint, gibt es alternativ die Mögichkeit die Gardinen-Drähte von IKEA quer unter der Decke zu spannen und dann einfach ein paar ISO-Bond oder Basotect Platten in der benötigten Dicke drauf zu legen.

2 Platten ISO-Bond bekommt man direkt bei Caruso (der Hersteller) beispielsweise für rund 100 Euro und sie messen 120x62x10 cm. Das Ganze in 5-10 cm von der Decke abgehängt und man hat wunderbar effektive Decken-Absorber für Hundert-und-ein-bißchen Euro :cheers: Bei größerer Basisbreite der Lautspercher kann man entsprechend auch drei Platten verwenden...

Gruß

Manuel
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J.O.
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Beitrag von J.O. »

Hallo Uwe,

grundsätzlich müssen Absorber im Abstand von 1/4 der zu bedämpfenden Wellenlänge angebracht werden, also bei 200 Hz = 1,7m /4 = 42,5 cm. Dort ist die Bewegung der Luftmoleküle am größten und die wollen wir ja abbremsen, wenn wir Schall dämpfen möchten.

D.h. der Teppich müßte 42,5 cm dick sein. Und ich wette, das dröhnen im Bass ist wesentlich tieffrequenter. Hier kommen dann immer auch Auslöschungen hinzu. Dröhnen tuts immer dann, wenn die Schallwelle von der Länge her zwischen zwei parallel Wände paßt, immer.

Ich finde daher die Aussage bzgl. Teppich dämpft Bass wenig fundiert.

Flächenabsorber bzgl. Helmholtzresonatoren zu bauen ist übrigens nicht so einfach. Mein letzter Versuch bzgl. Helmholtzresonator, der die Frequenz von 31 Hz bedämpfen sollte, hat auch mit einem Wirkungsgrad von über 10db funktioniert, allerdings in einem ganz anderen Frequenzbereich, na ja.

Ist das noch ein Thema ? Die Maßnahmen bzgl. Segel an der Decke sind übrigens das beste was man machen kann, da Reflektionen von der Decke nur schädlich sind, die von den Wänden her jedoch die Räumlichkeit erhöhen, sofern das was von den Wänden zurückkommt, dem Originalfrequenzumfang noch einigermaßen entspricht. Hier sind also Absorber eher schädlich, die müßten dann den kompletten Frequenzumfang kassieren, was wieder zu unmöglichen Umfängen (Dicke) führt.

viele Grüße,
J.O.
Franz
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Beitrag von Franz »

Wolfgang hat geschrieben:Letzendlich braucht jeder Raum seine individuelle Lösung und dies ist ein unerschöpfliches (aber auch interessantes) Thema. Professionelle Akustiker bieten inzwischen auch für den ambitionierten Heimanwender ihre Dienste an...
Die Quintessenz des Themas. :cheers:

Gruß
Franz
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Koala887
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Beitrag von Koala887 »

Hallo Uwe,
der Anfang ist ja schon gemacht, allerdings würde ich ohne genaue Messungen nichts mehr machen. Das kann schnell ins Geld gehen!
Ich kann dir nur sagen, daß man noch vieles möglich ist und es auch viel bringt, allerdings wird es deiner Frau nicht gefallen. :roll:

Grüße Daniel
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Studiomonitor
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Beitrag von Studiomonitor »

Um den Hochtonbereich nicht zu "killen", würde ich bei weiteren "Selbstversuchen" auf Schallbrechung zurückgreifen, statt auf Absorbtion. Hier Fotos von 2 stark behandelten Räumen (soll nur als Ideengebung dienen), die hauptsächlich den Schall auffechern, um ihn nicht gänzlich zu absorbieren/zu verlieren. Die Diffraktoren gibt es in unterschiedlichsten Formen und Holz mag auch die bessere Hälfte.

http://www.soundscapes.nu/d_plan.htm
Bilder klappen nicht, bitte oben Link folgen...

Audionet Raum
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Als Alternative zu ollen weissen Deckensegeln gibt es von RPG die Flutter-Free-Decke.....sieht chick aus, wie ich finde, ist aber natürlich Geschmackssache und muß vom Fachmann empfohlen werden.

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Alles nur zur Anregung. Akustik kann richtig Spaß machen, wenn man den Raum dafür hat :cry:
JOE
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Beitrag von JOE »

Studiomonitor hat geschrieben:Akustik kann richtig Spaß machen, wenn man den Raum dafür hat :cry:
... und in den meisten Fällen den Raum - so es sich um einen normalen Wohnraum handelt - schon mit geschlossenen Augen betritt ... :mrgreen:

Gruß
Joe
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Studiomonitor
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Beitrag von Studiomonitor »

Endlich wiedergefunden....optisch auf jeden Fall immer wieder ein Hingucker...

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