Nachhallzeiten in Abhängigkeit von der Raumgröße

cornoalto
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Beitrag von cornoalto »

Hallo zusammen,
uli.brueggemann hat geschrieben: 14.12.2021, 22:43 Beim Leisehören kann also auch ein schlechter Raum noch annehmbar sein, wird es laut hat man dagegen ein Gefühl des Dröhnen. Weil es eben länger dauert bis ein Signal im Ruhepegel des Raums verschwindet.
Das ist m.E ein wesentlicher Punkt.
Ich denke, daß viele Leute intuitiv ihre Hörgewohnheiten auf diesen Umstand ausrichten und in problematischen Räumen mit zu langer Nachhalldauer eher zum Leisehörer mutieren. Problematisch sind dann leider Aufnahmen mit sehr grosser dynamischer Bandbreite, da dann viele Details im "Grundrauschen" des Raums untergehen. Möglicheweise sind dann sogar komprimierte Aufnahmen im Vorteil.
In meinem Fall mit aufgrund des Abstrahlverhaltens und weit entfernten Reflexionsfläche trotz des grossen Raumes mit fast 200m³ Volumen eher zu leisen Diffusschallanteil muss ich höhere Pegel fahren, um eine Abbildung zu erhalten, die mir auch ein Gefühl gibt, dass die Musik wirklich in meinem Raum spielt. Niedrigere Pegel lassen mich dann "nur" die Aufnahme selbst hören. Das ist zwar auch interessant, aber eine gewisse "Echtheit" benötigt eben ausreichenden Diffusschall. Das ist es vermutlich, was Liebhaber von Radialstrahlern so schätzen. Generell würde ich aber schon sagen, dass die Nachhallzeit umso passender ist, je lauter man hören kann, ohne dass es irgendwie anstrengend wird. Übrigens, der Sigi ist echt ein Fuchs oder ein Hundling, wie wir in Bayern sagen, der hat es tatsächlich geschafft mir eine Korrektur zu zaubern, mit einem IACC- einfach famos! :cheers:

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ETC (danke für die Blumen)

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Die Nachallzeit ist eigentlich zu hoch, es klingt aber nicht so:

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Zur Messung der Nachhallzeit finde ich, dass für unsere Zwecke nur die Messung am Hörplatz zählt und nicht eine gemittelte aus verschiedenen Orten im Raum. Ausserdem messen wir ja mit unseren Lautsprechern und nicht mit einem Omnidirektionallautsprecher- da sähe die Kurve sowieso ganz anders aus.

Grüße

Martin
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Thomas K.
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Beitrag von Thomas K. »

schoko-sylt hat geschrieben: 15.12.2021, 19:27 Hallo Thomas,

schön, dass Du Ähnliches erlebt hast und Deine Anlage jetzt besser genießen kannst! Wunderbar auch, dass Du zum Beweis Deiner fortbestehenden Partnerschaft trotz eingesetzter raumakustischer Maßnahmen ein gemeinsames Photo von Dir und Deiner Partnerin zeigst
Liebe Grüße
Holger
Die Harmonie bleibt gewahrt, wenn man einen eigenen Hörraum im Souterrain hat :D

Liebe Grüße
Thomas
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atmos
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Beitrag von atmos »

schoko-sylt hat geschrieben: 15.12.2021, 12:49 Hallo Günther,

wenn Du verschiedene Ergebnisse an unterschiedlichen Orten hast, dann solltest Du alle Ergebnisse addieren und das Ergebnis anschließend durch die Anzahl der Messungen teilen. So wird die gemessene Nachhallzeit des Raumes genauer und enstpricht zumindest näherungsweise der tatsächlichen Nachhallzeit.

Grüße
Holger
Hallo, Holger, das ist mir schon klar, aber bei Stereomusik sitze ich im Sweetspot, und da interessiert mich dann nur der Klangeindruck am Sweetspot, und bei Dolby Atmos sind 11 LS am Werk, und der Schallentstehungsort kann auch eine virtuelle Schallquelle sein. Der Klang ist da aufgelöster, durchsichtiger und scheint den ganzen Raum einzunehmen.
Bei Dolby Atmos wirken die tiefen Frequenzen nicht so stark auf die Raummoden ein. Ich kann z. B. bei The Wall 105 dB Pegel hören, ohne dass die Bässe dröhnen; bei Stereo wird es > 90 dB schon kritisch.

Anmerken möchte ich noch, als bei den akustischen Maßnahmen die NHZ unter 0,2 fiel, waren die Raummoden praktisch weg - bei meiner Hörlautstärke von max 86 dB -, insbesondere die Bässe wurden durchsichtiger im Klangspektrum, auch die Höhen gewannen unheimlich dazu, keinerlei Verdeckungseffekte vorhanden.

Es ist in der Tat so, dass der Raum zu 90 % die Musik macht. ABer sollte der Raum akustisch nicht stimmen, was sollte da dann die Elektronik ausrichten?

Gruß
Günther
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schoko-sylt
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Beitrag von schoko-sylt »

cornoalto hat geschrieben: 15.12.2021, 23:16 Zur Messung der Nachhallzeit finde ich, dass für unsere Zwecke nur die Messung am Hörplatz zählt und nicht eine gemittelte aus verschiedenen Orten im Raum. Ausserdem messen wir ja mit unseren Lautsprechern und nicht mit einem Omnidirektionallautsprecher- da sähe die Kurve sowieso ganz anders aus.

Grüße

Martin
Hallo Martin,

wenn Du einen expliziten Hörplatz hast, an dem Du allein sitzt und nicht mit vielen anderen zusammen hören und ein ähnliches Klangbild für alle Zuhörer haben möchtest, stimme ich Dir absolut zu. So verfahre ich auch. :D Der enorme Aufwand für eine korrekte und damit auch allgemein vergleichbare Messung zur Bestimmung der Nachhallzeit nach EBU Tech 3276 ist auch mir in den meisten Fällen zu groß, wohl aber sinnvoll, wenn aufwendige raumakustische Maßnahmen erfolgen sollen oder bereits erfolgt sind, um das Ergebnis zu verifizieren. Außerdem kenne ich etliche Acourate-Anwender, die andere Zielvorstellungen haben, die eben bewusst nicht auf einen sehr schmalen Hörkorridor aus sind und immer wieder anführen, dass sie im ganzen Raum "gleichmäßig" Musik hören möchten. Für diese Hörergruppe macht selbstverständlich eine Mittelung Sinn (neben der Möglichkeit, in Acourate andere Parameter mit besserer Fokussierung scharf zu stellen oder eben das ganze Geschehen eher relaxter anzugehen).

Außerdem nutzt Sigi meines Wissens nach, wenn auch in milder Form, für seine eigenen Messungen das Beamforming-Measurement, d.h. er misst an verschiedenen Stellen im Raum, um Reflexionen (leichter) herauszurechnen, was nebenbei den IACC verbessert. - Vergleichbar sind Messungen mit Acourate aber ohnehin nur, wenn die gemessenen, sozusagen nackten "Rohpulse" ohne vorherige Bearbeitung der Weichen z.B. in Form von Linearisierungen der Weichen zur Verfügung stehen und wenn sie auf die gleiche Art gewonnen wurden. Also, einmal einmalige Messung am Hörplatz und einmal Beamforming-Measurement am Hörplatz mit mehreren Messungen innerhalb weniger Zentimeter mit anschließender Mittelung sind definitiv nicht vergleichbar. - Acourate bietet bekanntermaßen einen enormen Fundus von Möglichkeiten, diese Messungen auch anderweitig unterschiedlich zu bearbeiten und damit zu verändern, so dass eine interindividuelle Vergleichbarkeit nicht mehr gegeben ist.

Ich wollte mit meinen Beiträgen auch nur auf die Schwierigkeiten hinweisen, wenn u.a. in unserem Forum Nachhallzeiten etc. miteinander verglichen werden, die Bedingungen für eine einwandfreie Messung und damit die raumübergreifende Vergleichbarkeit nicht gegeben sind. In Analogie sind Körpergewichte auch nur dann vergleichbar, wenn die Waagen geeicht und damit sehr ähnliche Messbedingungen geschaffen worden sind. In Acourate kann beim Auswählen des Normbereiches der Nachhallzeit zwischen zwei DIN-Normen und der EBU Norm ausgewählt werden. Wer Uli kennt, weiß, dass diese Bereiche sicher absolut korrekt in sein Programm implementiert sind. Wenn man dann aber vergleichend unterwegs ist, ist es ein Widerspruch, die Voraussetzungen für eine korrekte Messung nach DIN oder EBU nicht zu erfüllen. Dazu gehört streng genommen natürlich auch die Auswahl des "richtigen, in der EBU Norm festgelegten Lautsprechers, auch wenn wir alle wohl ausnahmslos mit unseren eigenen Lautsprechern messen. :cheers: Diese Diskrepanz zwischen Anspruch und Realität und die Sensibilierung für den Kontext gewonnener Daten und nichts anderes wollte ich zum Ausdruck bringen. Ich will mich auch nicht zum Gralshüter irgendwelcher DIN - oder EBU Normen aufspielen, zumal ich sie selber zumindest beim Messen fast nie beachte oder sie auf Grund meines Lautsprechersystems gar nicht erfüllen kann. Andererseits achte ich sehr auf einen absolut standardisierten Ablauf der Messungen, damit meine eigenen Messungen auch über die Jahre gesehen vergleichbar sind. Mir persönlich hat es jedenfalls nicht geschadet, mich einmal sehr genau mit der EBU Tech 3276 zu beschäftigen, ich fand es sogar spannend und es hat mich in meinem Wissen bereichert.

Viele Grüße
Holger
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schoko-sylt
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Beitrag von schoko-sylt »

atmos hat geschrieben: 16.12.2021, 11:28
schoko-sylt hat geschrieben: 15.12.2021, 12:49 Hallo Günther,

wenn Du verschiedene Ergebnisse an unterschiedlichen Orten hast, dann solltest Du alle Ergebnisse addieren und das Ergebnis anschließend durch die Anzahl der Messungen teilen. So wird die gemessene Nachhallzeit des Raumes genauer und enstpricht zumindest näherungsweise der tatsächlichen Nachhallzeit.

Grüße
Holger
Hallo, Holger, das ist mir schon klar, aber bei Stereomusik sitze ich im Sweetspot, und da interessiert mich dann nur der Klangeindruck am Sweetspot, und bei Dolby Atmos sind 11 LS am Werk, und der Schallentstehungsort kann auch eine virtuelle Schallquelle sein. Der Klang ist da aufgelöster, durchsichtiger und scheint den ganzen Raum einzunehmen.
Bei Dolby Atmos wirken die tiefen Frequenzen nicht so stark auf die Raummoden ein. Ich kann z. B. bei The Wall 105 dB Pegel hören, ohne dass die Bässe dröhnen; bei Stereo wird es > 90 dB schon kritisch.

Anmerken möchte ich noch, als bei den akustischen Maßnahmen die NHZ unter 0,2 fiel, waren die Raummoden praktisch weg - bei meiner Hörlautstärke von max 86 dB -, insbesondere die Bässe wurden durchsichtiger im Klangspektrum, auch die Höhen gewannen unheimlich dazu, keinerlei Verdeckungseffekte vorhanden.

Es ist in der Tat so, dass der Raum zu 90 % die Musik macht. ABer sollte der Raum akustisch nicht stimmen, was sollte da dann die Elektronik ausrichten?

Gruß
Günther

Hallo Günther,

wenn Du nur im Sweetspot sitzt, würde ich, genauso wie Du, auch nur dort korrigieren. :cheers: Ich verwende kein Dolby Atmos, aber ich denke, dass durch die gleichmäßigere Anregung des Raumes durch verschiedene Lautsprecherquellen eben weniger Anregungen der Moden zustandekommen. Hinsichtlich Deiner auf 0,2 s gesenkten Nachhallzeit (über den gesamten Frequenzbereich?) kann ich Deine Erfahrungen insbesondere in Bezug auf Verdeckungseffekte, Maskierungen und Durchsichtigkeit des Klangbildes absolut bestätigen. Wir sind voll auf einer Wellenlänge. 8) Man muss den Unterschied einmal gehört und erlebt haben.

Viele Grüße
Holger
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cornoalto
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Beitrag von cornoalto »

Hallo Holger,
bezüglich der Problematik, Resultate aufgrund verschiedentlicher Messmethoden, sowie unterschiedlicher Ansprüche an die Art der Korrektur zu vergleichen bin ich ganz deiner Meinung. Der Sigi hat als Grundlage diese Messung genommen, eine ganz normale Einzelpatzmessung ohne Beamforming:

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... und eine eigens entwickelte Korrektur angewendet, die insbesondere den späteren IACC noch verbessert.


Eine Frage zur Nachhallzeit: Muss eine lange Nachhalldauer überhaupt von Nachteil sein, wenn die Reflexionen erster Ordnung nur spät genug, sagen wir ab 15 ms am Hörplatz ankommen? Das Gehör also genug Zeit zur Diskrimination hat?
Natürlich nur, wenn man es nicht übertreibt: Die Stereo- Anlage im Kölner Dom z.B. :D

Grüße

Martin
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Sigi M.
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Beitrag von Sigi M. »

schoko-sylt hat geschrieben: 16.12.2021, 11:54 Außerdem nutzt Sigi meines Wissens nach, wenn auch in milder Form, für seine eigenen Messungen das Beamforming-Measurement, d.h. er misst an verschiedenen Stellen im Raum, um Reflexionen (leichter) herauszurechnen, was nebenbei den IACC verbessert.
Hallo Holger, hallo Leute, interessantes Thema!!

Ich betreibe eigentlich kein Beamforming im eigentlichen Sinne, sondern mache meist so 3-5 Messungen auf Achse am Hörplatz, im Abstand von 2-5 cm, nicht verifizierbar wo genau, nicht akademisch genau. Hörplatz, Hörplatz +4 Hörplatz +8, Hörplatz -4 Hörplatz -8 cm. Also Einfach um ein "Grundrauschen" rauszurechnen, einen potentiellen Fehler bei der Messung klein zu halten.
Diese Mehrfachmessung erfolgt nur einmal ganz zum Schluss, lange nachdem Treiberlinearisierung etc. erfolgt ist.

Es verbessert vor allem die Erfassung der Exzessphase. Trotz unterschiedlicher Abstände zu den Lautsprechern ergibt sich die Exzessphase zeitlich immer an der selben Stelle, weil Uli den Impuls bspw.: auf 6000 Taps bei 65kSamples legt. Damit wird "Beamforming" ja überhaupt erst möglich.... Aber ich schweife mal wieder vom Thema ab, sorry..

Ich messe extrem auf Hörplatz ein, was bedeuted, dass sich ein halber Meter neben dem Hörplatz ein deutlich wahrnehmbarer Klangunterschied zum Hörplatz einstellen kann. Das muss man wollen. Jederzeit lassen sich ja auch weniger genaue Filter hinzufügen und eine eher für den gesamten Raum geltende Einmessung erzeugen. (muss man eben viel weniger korrigieren...)

LG
Sigi M.

PS: @ Martin, Dein IACC hat schon Seltenheitswert!
... und eine eigens entwickelte Korrektur angewendet, die insbesondere den späteren IACC noch verbessert.
Das ist theoretisch so, und in Acourate so darstellbar, aber ich bin mir sicher, wenn Du mit dieser Korrektur 5 cm seitlich misst, ist das alles anders. :oops:
Dennoch verbreitert es meiner Auffassung nach etwas den Sweetspot
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schoko-sylt
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Beitrag von schoko-sylt »

Hallo lieber Sigi,

allein schon Deine Mehrfachmessung auf Achse, wie immer wir sie auch nennen und Deine radikale Einmessung auf den Sweetspot ("dass sich ein halber Meter neben dem Hörplatz ein deutlich wahrnehmbarer Klangunterschied zum Hörplatz einstellen kann. Das muss man wollen.") sowie die weitere Bearbeitung mit Treiberlinearisierung etc. lassen einen (absoluten) Vergleich z.B. des IACC zu einer "normalen" Bearbeitung der Rohmessung mit den entsprechenden Makros 1 - 4 nicht zu, darüber sind wir uns sicher einig. :cheers: Es verschafft natürlich eine Orientierung über das von Dir bewusst gewählte Procedere zur Erstellung der Filter in Acourate und das von Martin hochgelobte Ergebnis Deines Vorgehens. Hut ab! - Wir haben uns ja schon gegenseitig eingeladen und werden das sicher im nächsten Jahr umsetzen, um über Hörner, Acourate und Gott und die Welt zu fachsimpeln. Vielleicht gelingt es uns dann auch, den nahezu perfekten IACC von Martin zu überschreiten und endlich die 100% klarzumachen! :wink: Beschäftigt haben wir beide uns mit Acourate sicherlich genug, obwohl ich jemanden kenne, der noch mehr Zeit damit verbringt und nachts sicher, mal mehr oder minder, sanft davon träumt.....

Liebe Grüße
Holger
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Sigi M.
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Beitrag von Sigi M. »

Hallo Holger,
ja genau, und der hohe IACC kostet Nachhallzeit:cry: , jedenfalls zeigt das die Auswertung in Acourate so an
Aber Martin ist ja auf seinem Zahnarztstuhl bewusst und absichtlich festgetackert :cheers: Hallo MArtin!
Da ist das so krass optimiert ohne negative Auswirkungen!

Ich hatte auch schon 110 % IACC,
grins :shock:
nee Quatsch natürlich, sollte Spass sein, SHOCKING !!

Freue mich auf Deine Mega Installation, Zeitpunkt? Eben wenn es Corona-mässig wieder zumutbar ist, meine Frau und ich sind da sehr vorsichtig. Morgen bekomme ich meinen Booster. Hoffentlich beschränkt sich der Virus bald auf seine Ansteckungsgefahr und nicht mehr seine Tödlichkeit. Ab und zu eine starke Erkältung kann ich mir noch für mich vorstellen. Wie auch immer, ich werde gerne kommen.

Würde mich freuen, wenn Du meine Kontaktdaten an Deinen Acourate Spezi weiterleitest, für ein fachlich intensives Gespräch und/oder auch persönliches Gespräch, bin ich immer offen. :cheers:

LG
Sigi M.
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schoko-sylt
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Beitrag von schoko-sylt »

Hallo Sigi,

mein Acourate Spezi ist Uli :mrgreen: , auf den war die letzte Bemerkung gemünzt. Seine Adresse hast Du ja. Der kennt sich mit Acourate ganz gut aus. Hat er zwar nie von sich behauptet, aber ich habe so das Gefühl, dass man seinen Ausführungen Vertrauen schenken kann. :wink:

Liebe Grüße
Holger
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schoko-sylt
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Beitrag von schoko-sylt »

cornoalto hat geschrieben: 16.12.2021, 12:35 Hallo Holger,
bezüglich der Problematik, Resultate aufgrund verschiedentlicher Messmethoden, sowie unterschiedlicher Ansprüche an die Art der Korrektur zu vergleichen bin ich ganz deiner Meinung. Der Sigi hat als Grundlage diese Messung genommen, eine ganz normale Einzelpatzmessung ohne Beamforming:

Eine Frage zur Nachhallzeit: Muss eine lange Nachhalldauer überhaupt von Nachteil sein, wenn die Reflexionen erster Ordnung nur spät genug, sagen wir ab 15 ms am Hörplatz ankommen? Das Gehör also genug Zeit zur Diskrimination hat?
Natürlich nur, wenn man es nicht übertreibt: Die Stereo- Anlage im Kölner Dom z.B. :D

Grüße

Martin

Hallo Martin,

das wird ja sehr kontrovers diskutiert und in den bd. verlinkten Beiträgen von Prof. Fuchs sehr deutlich. Die einen (und das sind hochdekorierte, weltweit anerkannte Akustiker) lieben und präferieren eine Bassratio > 1, die anderen eben nicht. Prof. Fuchs hat in seinen Thesen hierzu, so finde ich, hervorragend Stellung genommen und verschiedene, ohne jeglichen Zweifel weltweit bestens beleumundete Konzertsäle und Kirchen und deren Nachhallzeiten diskutiert. Dazu zählen u.a. die Philharmonie und die Jesus-Christus-Kirche in Berlin, der Musikvereinssaal in Wien, das Concertgebouw in Amsterdam und die Boston Symphony.

Er sagt und zitiert seinen Kollegen M. Barron, der Pro Bassratio >1 eingestellt sind: "Bei M. Barron [42, Abschn. 2.8 und 3.4] liest man z. B.: „An increase in reverberation time (BR > 1) is very advantageous for orchestra concerts for energetic reasons, since most low instruments have their strongest sound contributions above 200 Hz and radiate only relatively weakly at lower frequencies. It is therefore advantageous when the fundamental registers of bass voices are strengthened by the hall … The preferred degree of bass rise is a matter of taste … A value at 125 Hz up to 50 % above that at mid-frequencies is normally recommended … The implication for a concert hall, in which a long bass reverberation time is sought, is that all walls, ceilings and suspended elements need to be sufficiently massive to minimize low-frequency absorption. This approach obviously has cost implications”. Dem diametral entgegengesetzt stehen folgende Thesen: "Das entgegengesetzte Konzept konnte zwar hier und da [33] überzeugend umgesetzt werden. Aber an der Mehrheitsmeinung hat sich dadurch noch nicht viel geändert. Diese kann sich leider durch eine jüngst erschienene Raumakustik-Norm [13] (siehe Abb. 1) sogar noch bestärkt fühlen. Deshalb wurden hier ganz bewusst einmal prominente Beispiele herausragender Akustik diskutiert, in denen namhafte Akustiker eigentlich etwas Besseres erreicht als geplant haben. Betrachtet man nämlich allseits hoch geschätzte historische Auditorien wie z. B. Musikvereinssaal, Concertgebouw, Boston Symphony genauer, so stellt man ebenfalls fest, dass deren Nachhall-Charakteristik entgegen der Norm eher auf ein BR < 1 als auf BR > 1 hinweist. Vermutlich würde man auch unter anderen als gut eingestuften Sälen sehr viele mit einem BR < 1 herausfinden, wenn man die für die raumakustische Qualität relativ unwesentliche Absorption der Zuschauer etwas außer Acht ließe." Abschließend erklärt er in Teil 1 seiner Thesen: "Dass ein BR >> 1, wie ihn die DIN 18041 gemäß Abbildung 1 toleriert, in kleineren Räumlichkeiten sich auf die Sprachverständlichkeit negativ auswirkt und auch eine erhöhte Schallbelastungen bewirken kann, wird in Teil 2 (siehe Akustik Journal 03/2018) dargelegt."

Nun haben wir keine großen Säle zuhause und die Ergebnisse sind daher nur bedingt übertragbar, aber im Teil 2 seiner Thesen wird deutlich, warum dass auch für kleine Räume gilt. Daher bitte unbedingt diesen Teil 2 lesen, dann wird meines Erachtens einiges klarer und ich muss weniger zitieren. :mrgreen: Meine diesbezüglichen Erfahrungen, aber ich bin nur ein kleines Licht, lauten: Mit jeder Senkung der Nachhallzeit im tieffrequenten Bereich wurde die Musikwiedergabe definitiv besser. Und ich habe Monate gebastelt und gemessen unter Zuhilfenahme der Simulationen meines Akustikers Frank Chilinski, der u.a. der verantwortliche Akustiker des NDR ist und die ganze Sache sehr pragmatisch angeht und sieht. Sehr empfehlenswert übrigens, seinen Rat einzuholen. Messung und Expertise kosten zwar Geld, waren aber vom Preis-Leistungsverhältnis her für mich die beste grundsätzliche Investition in das HIFI-Hobby in Jahrzehnten.

Abschließend nochmal zu Deiner eingangs gestellten Frage: Wenn Du damit zufrieden bist, ist alles okay. Wenn es Dich aber umtreibt, dann würde ich ohne jede Frage versuchen, die Nachhallzeit im Tieftonbereich zu senken. Der klangliche Gewinn ist außergewöhnlich hoch.


Viele Grüße
Holger
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Markush
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Beitrag von Markush »

Hallo zusammen,

die Raumakustik Profis können hier vielleicht ihre Einschätzung geben, wie spannend sind diese neuen Erkenntnisse ? https://scitechdaily.com/physicists-dis ... ound-wave/

Liebe Grüße
Markus
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Hallo Markus,
sehr spannend. Ich finde es auf jeden Fall eine weitere Beobachtung wert, auch wenn hier OT...
Vor 60 Jahren beeindruckte mich, dass Lukas, der Lokomotivführer (von Jim Knopf und..) einen Looping spucken konnte (im Buch gelesen, ob es in der A.Puppenkiste umgesetzt wurde, weiß ich nicht).
Vor 40 Jahren brachte mich die CD-Player Technologie zu zirkular polarisiertem Laserlicht.
Vor 20 Jahren stellte ich fest, dass LS-Paare mit seitlich abstrahlendem Tieftöner (Subwooferbereich bis 150Hz) bessere Abbildung machten, wenn die Bässe nach außen strahlten statt nach innen. Auch, dass Subwoofer, nach Allison an die Wand gestellt, links angeschlossen aus der Mitte heraus nach rechts geschoben nach links strahlend, der zweite spiegelbildlich für den rechten Kanal nach links verschoben nach rechts strahlend auch ein gutes Ergebnis bezüglich Abbildung liefert.
Schon bei Bassreflex-Subwoofern habe ich einen Unterschied in der körperlichen Spürbarkeit wahrgenommen, wenn das BR-Rohr auf den Sitzplatz ausgerichtet war. Als auf deutschen Schienen noch Dampflokomotiven fuhren, konnte man beim Anfahren bisweilen Rauchringe über dem Schornstein sehen, und es gab
vor ca 10 Jahren eine feuerwehrtechnische Entwicklung, mit Pulsgenerator und Lautsprecher durch eine Kompressionskammer mit angeschlossenem Rohr kleine Feuer auszublasen, ohne Wasser oder Schaum einzusetzen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Leslie-Lautsprecher fällt mir am Rande auch noch ein.
Grüße
Hans-Martin
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