Nachhallzeiten in Abhängigkeit von der Raumgröße

schoko-sylt
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Beitrag von schoko-sylt »

chriss0212 hat geschrieben: 15.12.2021, 07:58 Hallo Holger
wieviel höher darf denn die Nachhallzeit Deiner Erfahrung nach in größeren gegenüber klein(er)en Räumen sein?
Ehrliche Antwort: keine Ahnung... meine Antwort ist eher ein Erfahrungswert.

Ich höre ja in einem Relativ großem Raum und habe dementsprechend lange Nachhallzeiten. Empfinde das aber nicht so sehr als negativ... da habe ich in kleinen Räumen mit geringeren Nachhallzeiten schon deutlich schlechter gehört.

Mein Raum hat keine Flatterechos, was das hören deutlich angenehmer macht... und da wir beide Hornfans sind, macht sich auch die Richtwirkung sehr positiv bemerkbar.

Ich habe ja bis auf einen Vorhang hinter mir (da kommen noch über 10 Meter luftiges nix) und zwei Teppichen, nichts weiter an meinem Raum „optimiert“ höre damit aber insgesamt sehr zufrieden. Ich muss noch mal schauen, wie die Zahlen zum Nachhall bei mir aussehen.

Aber in Acourate kann man ja auch schön sehen, wie sich die Studionorm in Abhängigkeit der Raumgröße ändert... und bezogen auf die Kurve sieht das bei mir ganz gut aus... verkleinere ich die Raummaße, sieht das eher katastrophal aus ;)

Viele Grüße

Christian

Hallo Christian,

meine Fragen waren ja auch eher ketzerisch gemeint. Natürlich weiß ich, dass es darauf keine konkreten Antworten gibt, so eine Art Kochrezept "Wie baue ich das beste Lautsprechersystem für meine Hörgewohnheiten, meinen Raum und meine optischen Erwartungen an das gesamte Paket". Bekannterweise ist dieses Gesamtpaket nicht nur starken starken interviduellen Ansprüchen und Anforderungen unterworfen, auch die intraviduellen Ansprüche können sich im Laufe der Zeit ändern. Hat man einmal die Spur aufgenommen, macht es dem einen oder anderen je nach charakterlicher Einstellung mehr oder minder Spaß, zu versuchen, noch mehr "herauszuholen", indem entsprechende "Fertigartikel" gekauft oder salopp formuliert, gebastelt werden (siehe Kabel- und Stecker-, Clock- und Raumtuningthreads etc.). Nun kann man darüber sinnieren, wo der Spaß aufhört und in Arbeit übergeht und ob es nicht noch besser geht. Wenn Du an Deinem Raum nichts weiter optimiert hast, als das Hinzufügen eines Vorhangs und zweier Teppiche und damit "sehr zufrieden hörst", wärst Du ja eigentlich prinzipiell in der Theorie fertig. :wink: Bist Du praktisch aber nicht, wie man an Deinen vielen Beiträgen und Versuchen mit verschiedenen Lautsprechersystemen im Laufe der Zeit verfolgen konnte und kann. Das ist auch gut so! 8) Ich unterstelle mal, dass wir alle in alten Vorzeiten sehr zufrieden mit unserem damaligen System gehört haben und heute gar nicht mehr verstehen, wie das überhaupt möglich war, weil wir uns (und unser Anlagensetup) weiterentwickelt haben. Alles zu seiner Zeit, wie schon unsere Eltern zu sagen pflegten. Vielleicht folgen dem "sehr zufrieden" bei Dir auch noch analog der Benotung im Jurastudium weitere Plateaus mit noch besseren Einschätzungen und noch größerer Zufriedenheit? In Anlehnung an Jimi Hendrix und seine Band of Gypsys: Who knows?

Das was wir zuhause z.B. unter dem Begriff der Nachhallzeit messen und dann diskutieren, ist so vielen Fremdeinflüssen unterworfen und meist mit so vielen Fehlern behaftet, das eine neutrale Erörterung mit ggf. Vergleichen speziell dieser Nachhallzeit (Raumgröße, Schallabsorption, Raumausstattung, (M)WAF, Messmikro, Kapselgröße des Messmikros, Fensterung der Messung, erforderliche Messung an vielen unterschiedlichen Punkten und Mittelung, ggf. Messung mit omnidirektionalen Lautsprechersystemen und nicht dem eigenen Lautsprecher zwecks gleichmäßiger Raumanregung) schlichtweg nur schwer oder gar nicht möglich ist.

Jeder soll nach seinem Gusto mit seinem Anlagen-Setup glücklich sein. Dass es immer noch besser geht, steht außer Frage: Schon beim Betreten eines Hauses/einer Wohnung wird deutlich, ob im etliche Meter entfernten Hörraum Klavier von der Anlage wiedergegeben oder einer Person selbst gespielt wird, egal wie gut die HIFI-Anlage ist. :cry:

Viele Grüße
Holger
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chriss0212

Beitrag von chriss0212 »

Hallo Holger
Schon beim Betreten eines Hauses/einer Wohnung wird deutlich, ob im etliche Meter entfernten Hörraum Klavier von der Anlage wiedergegeben oder einer Person selbst gespielt wird, egal wie gut die HIFI-Anlage ist. :cry:
Da ist so viel wahres dran! Und das ist sicher einer der Gründe, warum ich nicht auf der Suche nach eine Anlage bin, die mir vermitteln soll: da steht wirklich ein Klavier in meinem Raum, sondern ich möchte mich in ein Event versetzt fühlen... es sollte qualitativ nur besser sein, als live auf dem Event ;)

Liebe Grüße

Christian
schoko-sylt
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Beitrag von schoko-sylt »

h0e hat geschrieben: 15.12.2021, 10:15 Hallo zusammen,

bzgl. Nachhallzeiten muss man sich auch vor Augen führen, dass wir in der Lage sind spätere Schallereignisse leichter auszusortieren als frühere. Das bedeutet, dass Schallereignisse durch Reflexion in kleinen Räumen störender sind als in großen Räumen. Insofern machen kürzere Nachhallzeiten in kleineren Räumen m.E. nach auch Sinn, vor allem wenn man keine stark bündelnden Lautsprecher wie Hörner hat.

Grüsse Jürgen

Hallo Jürgen,

es gibt ja u.a. deswegen auch die "ITU-Empfehlung BS1116-1" und die "Technical Note 3276 der EBU", dass innerhalb der ersten 15 ms nach dem Eintreffen des Direktschalls alle Reflexionen im Bereich von 1 kHz bis 8 kHz um mindestens 10 dB gedämpft sein müssen, damit der dann eintreffende Schallanteil keine Störungen des Direktschalls verursacht. Abzulesen sind diese Werte z.B. in der Energy-Time-Curve (ETC) in Acourate. In der Literatur wird diese Empfehlung oft auf 20/30 ms ausgeweitet, eine höhere Dämpfung ist besser, siehe auch Bob Katz in seinem Buch "Mastering Audio" zur ETC seiner eigenen Abhöranlage auf den Seiten 282/283: "For 30 ms, the sound level does not rise above - 17 dB. Except for one somewhat diffused reflection around 16 ms, it would be below - 20 dB and largely below - 25 dB, which is spectular performance". Also, Verbesserungen der Raumakustik mit Hilfe von Absorbern/Diffusoren und damit eine Senkung des Pegels der ersten, immer störenden Reflexionen innerhalb der ersten 15 ms bis 20 ms und eine Senkung der Nachhallzeit führen bis zu einem gewissen Grad definitiv zu einer Verbesserung der Musikwiedergabe, leider jedoch nicht unbedingt der Optik des Raumes.

Viele Grüße
Holger
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schoko-sylt
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Beitrag von schoko-sylt »

chriss0212 hat geschrieben: 15.12.2021, 11:07 Hallo Holger

... es sollte qualitativ nur besser sein, als live auf dem Event ;)

Liebe Grüße

Christian
Hallo Chris,

das dürfte kein Problem sein!

Liebe Grüße
Holger
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atmos
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Tatsächliche NHZ messen

Beitrag von atmos »

Hi,
ich habe mir gedacht, mit der RT-60 App die NHZ wie folgt zu messen:

> Mess-CD 120 Hz abspielen
> AVR auf Pegel 86 dB
> App starten
> AVR Mute
> App sollte Mess-Vorgang starten
> sie tut es nicht! Es fehlt ein plötzliches Schallereignis.

> nun nehme ich 2 Holzbrettchen/Frühstücksbretter
> starte die Mess-App
> knalle die Bretter zusammen
> die App registriert den Knall und die Messauswertung läuft mit einem Ergebnis ab

Das beste Ergebnis habe ich, wenn ich an der Front zwischen den Haupt-LS knalle und auf dem Hörplatz messe.

Ein Schwachpunkt kann ein Heizkörper sein: Geht der Knallschall direkt auf ihn, schwingt er nach. Also abdecken, wenn mehrere Positionen im Raum gemessen und beknallt werden.

Gruß
Günther
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chriss0212

Beitrag von chriss0212 »

Hallo Holger
das dürfte kein Problem sein!
Jupp ;)

Aber man darf natürlich die Emotionen vor Ort nicht ganz außer Acht lassen. Ich meine natürlich nicht nur ein "normales" Konzert. Ich habe ja auch in meiner beruflichen Laufbahn sehr viele High- Class Industrieevents erleben dürfen, wo sehr viel mit Emotionen gespielt wird.

Viele Grüße

Christian
schoko-sylt
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Beitrag von schoko-sylt »

atmos hat geschrieben: 15.12.2021, 12:21 Hi,
ich habe mir gedacht, mit der RT-60 App die NHZ wie folgt zu messen:
[...]
Hallo Günther,

wenn Du verschiedene Ergebnisse an unterschiedlichen Orten hast, dann solltest Du alle Ergebnisse addieren und das Ergebnis anschließend durch die Anzahl der Messungen teilen. So wird die gemessene Nachhallzeit des Raumes genauer und enstpricht zumindest näherungsweise der tatsächlichen Nachhallzeit.

Grüße
Holger
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Jupiter
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Beitrag von Jupiter »

Hallo Holger,
schön das Du Dich dem Thema sehr engagiert annimmst.
Zustimmung zu all Deinen Ausführungen. :cheers:

Gruß Harald
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schoko-sylt
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Beitrag von schoko-sylt »

Jupiter hat geschrieben: 15.12.2021, 13:21 Hallo Holger,
schön das Du Dich dem Thema sehr engagiert annimmst.
Zustimmung zu all Deinen Ausführungen. :cheers:

Gruß Harald

Hallo Harald,

dankeschön. Wenn man sich intensiv mit dem Thema Verbesserung der Musikwiedergabe in den eigenen Räumlichkeiten auseinandersetzt, stößt man irgendwann unweigerlich auf das Thema Raumakustik, von deren Bedeutung man eigentlich schon immer (ggf. vor geraumer Vorzeit) wusste, aber um die man sich nie adäquat gekümmert hat. Irgendwann nach vielen Jahren/Jahrzehnten ist man dann das reine Austauschen vermeintlich immer "besserer" Geräte (laut den einschlägigen HIFI-Postillen) leid und überlegt das weitere Vorgehen. Hat man dann einmal einen für die Musikwiedergabe optimierten Raum gehört, dessen Konzept der Umsetzung in den eigenen vier Wänden naturgemäß auf Grund verschiedener Begleitumstände fast immer kompromissbehaftet sein muss, fragt man sich ob des eigentlich unfassbar großen Sprunges der Wiedergabequalität trotzdem, warum man diese Maßnahmen nicht bereits lange Zeit vorher eingeleitet hat.

In meinem audiophilen Werdegang war die akustische Optimierung des Hörraumes der weitaus größe Sprung in der Verbesserung der Wiedergabequalität, und ich möchte alle gebetsmühlenartig dazu animieren, dem Thema Raumakustik, wenn architektonisch und visuell möglich, ein größeres Augenmerk zuteil werden zu lassen. Insbesondere der Tieftonbereich sollte dabei beachtet werden, auch wenn dieser die größte Hürde hinsichtlich der Umsetzung darstellt (Zumindest visuell, Rockwool mit einem längenbezogenen Strömungswiderstand von ≥ 7 kPa ∙ s/m² | DIN EN ISO 29053 kostet nicht viel, mit den Investitionskosten für einen "schicken" Stecker kann man schon viel erreichen und zugleich die Stabilität der Partnerbeziehung überprüfen).

Ich habe einmal Bilder der ETC (Energy-Time-Curve), die das Abklingverhalten des Impulses in meinem Hörraum zeigt, als Bilder beigefügt, wobei der Anfang des Pulses bei 272,211 ms (entsprechend 24.000 samples) liegt und die ersten 20 ms des Pulses (also bis 292,11 ms und/oder 25764 samples) markiert sind. Aus den Bildern wird ein Abfall um ca. -40 dB innerhalb der ersten 20 ms deutlich (Bild 2 mit entsprechendem Ausschnitt), was natürlich auch dem Hornsystem mit seinem Direktschall zu verdanken ist. Wie einige von Euch wissen, füge ich dem Direktschall des Hornsystems durch einen rückwärts abstrahlenden Superhochtöner bewusst eine "Prise" Diffusschall mit einer Pegelabschwächung gegenüber dem vorderen SHT von ca. -40 dB am Hörplatz gemessen hinzu, die genau regulierbar mit einer größeren Latenz als 20 ms etwas mehr Luftigkeit/Räumlichkeit/Umhüllung bietet und natürlich auch ganz abschaltbar ist (siehe Darstellung).



Bild 1 Übersicht ETC:


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Bild 2 Übersicht ETC Ausschnittvergrößerung Pulsanfang bis 20 ms:


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Grüße aus der Bastelecke
Holger
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Thomas K.
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Beitrag von Thomas K. »

Hallo Holger,

Mit den ersten beiden Absätzen deines vorigen Beitrags,spricht Du mir absolut aus der Seele.
Es ist schlicht unfassbar welches Potential man verschenkt, wenn man sich nicht eingehend mit der Akustik seines
Hörraumes auseinander setzt.

Obwohl Deine Lösungen, bei mir nicht angezeigt wären, wegen anderer Lautsprecher, ist das Fazit doch das gleiche.
In kleineren Räumen so wie meiner mit ca. 24qm kommt man ohne Akustikelemente, die über die üblichen Vorhänge
Hinaus gehen, nicht weiter.

Viele Grüße
Thomas
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alcedo
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Beitrag von alcedo »

Hallo Thomas,

ich stimme da ebenfalls absolut überein mit der Erfahrung, die du, Holger (und viele andere hier im Forum) gemacht haben.
Was habe ich alles an Optimierungen über lange Zeit durchgegeführt! Und am Ende waren die wichtigsten Schritte die Berücksichtigung und Verbesserung der Raumakustik inklusive einer klug gewählten Boxenaufstellung - mit den zum Raum passenden Boxen!

Viele Grüße
Jörg
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schoko-sylt
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Beitrag von schoko-sylt »

Thomas K. hat geschrieben: 15.12.2021, 18:13 Hallo Holger,

Mit den ersten beiden Absätzen deines vorigen Beitrags,spricht Du mir absolut aus der Seele.
Es ist schlicht unfassbar welches Potential man verschenkt, wenn man sich nicht eingehend mit der Akustik seines
Hörraumes auseinander setzt.

Obwohl Deine Lösungen, bei mir nicht angezeigt wären, wegen anderer Lautsprecher, ist das Fazit doch das gleiche.
In kleineren Räumen so wie meiner mit ca. 24qm kommt man ohne Akustikelemente, die über die üblichen Vorhänge
Hinaus gehen, nicht weiter.

Viele Grüße
Thomas

Hallo Thomas,

schön, dass Du Ähnliches erlebt hast und Deine Anlage jetzt besser genießen kannst! Wunderbar auch, dass Du zum Beweis Deiner fortbestehenden Partnerschaft trotz eingesetzter raumakustischer Maßnahmen ein gemeinsames Photo von Dir und Deiner Partnerin zeigst 8). Denn ich formulierte ja: "Insbesondere der Tieftonbereich sollte dabei beachtet werden, auch wenn dieser die größte Hürde hinsichtlich der Umsetzung darstellt (Zumindest visuell, Rockwool mit einem längenbezogenen Strömungswiderstand von ≥ 7 kPa ∙ s/m² | DIN EN ISO 29053 kostet nicht viel, mit den Investitionskosten für einen "schicken" Stecker kann man schon viel erreichen und zugleich die Stabilität der Partnerbeziehung überprüfen).

Liebe Grüße
Holger
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Tinitus
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Beitrag von Tinitus »

Hallo,

ich für mich bin zu dem Schluss gekommen, dass die Interaktion Raum/Lautsprecher das maximal Erreichbare vorgibt. Alles andere ist zwar auch von Einfluss aber die Interaktion bestimmt was geht oder die Interaktion ist nicht alles aber ohne eine gescheite Interaktion ist alles nichts. Deshalb ist auch die Suche nach dem besten Lautsprecher Käse, da gilt, was die Angelsachsen als „horses for courses“ bezeichnen. Insofern habe ich Christians Weg immer mit Interesse verfolgt, weil er sein ganz eigenes Ding macht, was eben zu seiner Hörsituation passt und wenn ich Holgers oder Martins (cornoalto) ETC-kurven sehe, dann kommen mir die Tränen in die Augen. Sigi M.s IACC Werte fand ich auch beeindruckend.
Für mich ist aufgrund mangelnder Symmetrie der IACC nicht so wichtig. Früher hab ich sehr auf den FG geachtet, dann auf die T60, inzwischen finde ich die ETC am spannendsten. Ich mag halt, wenn ich da bin , wo die Musiker spielen (auch wenn das ein durch den Toni erzeugtes Kunstgebilde ist), andere mögen es, wenn die Musiker in ihrem Hörraum spielen. Jeder wie er mag.

Gruß

Uwe
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chriss0212

Beitrag von chriss0212 »

Hallo Holger

In dem Bewusstsein, dass mein Ergebnis Deinem deutlich hinterher hinkt... und ich mich mit dem Thema auf Grund des MAF nicht so stark auseinander gesetzt habe... vielleicht magst Du ja was dazu sagen ;)

Die Messungen sind unkorrigiert, mit aktiver analoger Frequenzweiche. Gemessen an Hörposition in etwa 6 Metern Entfernung mit Wedelmessung... geht das eigentlich?
Außerdem messe ich meist mit relativ wenig Pegel, um die Nachbarn nicht noch mehr zu nerven, als ich das eh schon tue ;)

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Liebe Grüße

Christian
schoko-sylt
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Beitrag von schoko-sylt »

Hallo Chris,

ob eine Wedelmessung andere Ergebnisse hinsichtlich der Nachhallzeit ergibt, weil durch das Bewegen des Mikros Verfälschungen auftreten, vermag ich nicht zu sagen, da ich bisher noch keine Wedelmessungen gemacht habe. Da wird uns Uli sicherlich helfen können.

Zu den nachfolgenden Ausführungen rate ich denjenigen, die das mit der EBU Tech 3276 alles ohnehin schon wissen, den nächsten Beitrag zu lesen, für alle trotzdem interessierten Forumsmitglieder "Augen und Ohren auf und durch(halten), vielleicht gibt es ja etwas Interessantes seitens der EBU, oder so":

Zum von Dir gewählten leisen Messpegel sagt die EBU Tech 3276: "A pink noise test signal is fed to each reproduction channel separately. The RMS level of the test signalshall be at “Alignment Signal Level”, that is: ..... –18 dB with respect to dB–FS (full scale digital level) in digital devices (EBU Technical Recommendation R68 [3]). The gain of the reproduction channel is adjusted so that the A–weighted sound pressure level (RMS, slow) [5] at the (reference) listening point is: LLISTref = 85 – 10 log(n) dB(A) where: n = number of reproduction channels (main loudspeakers) in the total configuration."

Die Vorgaben der EBU hinsichtlich der frühen Reflexionen ("Early reflections are defined as reflections from boundary surfaces or other surfaces in the room which reach the listening area within the first 15 ms after the arrival of the direct sound. The levels of these reflections should be at least 10 dB below the level of the direct sound for all frequencies in the range 1 kHz to 8 kHz.") sind bei Deiner ETC erfüllt, könnten und sollten meiner Ansicht nach aber durch einige wenige Maßnahmen verbessert werden.

Es ist spannend, sich mit der EBU einmal genauer zu befassen, denn sie sagt auch: "The height of the acoustical centre of the monitor loudspeaker should be at least 1.2 m. The height and the inclination of the monitor loudspeakers should be determined in such a way that their reference axes at the reference listening point intersect at the height of the ears of a seated person (approx. 1.2 m above the floor level). The inclination angle of the reference axes in relation to the horizontal plane should not be more than 10°." Und weiter: "Admissible limits of the base width, b are: 2.0 < b < 4.0 m". Schließlich: "Listening room dimensions: The minimum floor area should be: 40 m2 for a reference listening room; 30 m2 for a high–quality sound control room. The size of a listening room will be determined as much by the operational aspects (installation of technical equipment, etc.) as by the acoustic aspects. In any case, the volume should not exceed 300m3."

Man sieht also bei sorgfältiger Betrachtung der Empfehlungen/Bedingungen der EBU Tech 3276, dass einige der Parameter, auf der u.a. die Messung beruht, zuhause schwierig zu erreichen sind und daher große Zurückhaltung bei der Interpretation der Nachhallzeit aus einer einzelnen Messung am Hörplatz angebracht ist. Insbesondere für "kleine" Räume unter 30 m2 ist diese Berechnung gar nicht umsetzbar und sind die daraus abgeleiteten Schlußfolgerungen daher auch nicht ableitbar, weil die vorausgesetzten Parameter nicht erfüllt sind!

Zu Deinen weiteren Fragen, die ich nur aus meiner Erfahrung im Umgang mit dem Kapitel "Nachhall" und unendlichen Basteleien und Messungen, nicht aber, weil ich eine entsprechende Ausbildung habe, beantworten kann: Deine Nachhallzeit sieht insgesamt doch gut aus, zumal sie bis auf die leichte Asymmetrie zwischen linkem und rechten Kanal im Bereich von 150 Hz bis 300 Hz sehr schön gleichmäßig verläuft, was bekanntermaßen erstrebenswert ist. Hierzu sagt die EBU 3276 Studio: "For stereophonic reproduction, the close matching of the room response of each channel is important." Insbesondere die Werte für den TT-Bereich sind insbesondere im Vergleich zu dem "Rest" meines Erachtens hervorragend, weil schwieriger zu erreichen, aber das verdankst Du auch Deinem riesigen Raum, um den ich Dich beneide, allerdings ohne Deine schalldruckpegelempfindlichen Nachbarn. - Meine liebe Nachbarin sagt hingegen manchmal morgens, dass sie die gestern Abend gespielte CD ganz wunderbar fand und fragt nach dem Interpreten. Das teile ich ihr dann gern im Sinne der Nachbarschaftshilfe mit. Man muss auch füreinander da sein und seine Musik uneigennützig anderen zur Verfügung stellen :wink:

Ich denke, dass die aus den LogSweep-Messungen mit Acourate hervorgegangenen Daten sicherlich eine große Bedeutung haben, aber nicht alles über die Klangwiedergabe in einem Raum sagen. Sicher ist es nicht schädlich oder sogar besser, gute Nachhallzeiten, einen guten IACC, geringe Klirrfaktoren der Chassis, einen geraden Frequenzgangverlauf und eine gute Pulsantwort mit entsprechender ETC zu haben, aber das ist nur ein Teil der Miete. Insbesondere beim von Dir präferierten Selbstbau kommt auch der Anordnung der Treiber (vertikal übereinander oder HT z.B. nach innen versetzt, wie Uli es mit dem Vorteil der geringeren Bauhöhe und dem dichteren Zusammenrücken aller Treiber im Sinne einer kohärenteren Schallquelle macht), dem Abstrahlverhalten der einzelnen Chassis, dem passenden Abstrahlverhalten aller Treiber zueinander, der Ausrichtung der Schallquellen, dem richtigen Hörabstand, der Auswahl der Weichen (Filterordnung, Preringing) und vielen weiteren Faktoren eine, man kann es nur so lapidar ausdrücken, nach meiner Erfahrung wichtige Rolle zu, die leider nicht in Prozentzahlen festzumachen, aber zumindest zu großen Teilen durch Fleißarbeit zu ergründen ist. Sei es durch Lesen entsprechender Bücher mit entsprechender Meinungsbildung, wiederholte nervende Fragen an kompetente Personen (Antwort: "Das habe ich dir doch gerade vor einer Woche erklärt, hast du das noch immer nicht verstanden?" - Nö!) und/oder durch eifriges Messen. Aber ich möchte keine HIFI-technischen Lebensweisheiten von mir geben, sondern nur sagen, dass ich mich als völlig fachfremde Person derart orientiert und meinen Kram zusammengestellt und -gebastelt habe.

Ich wünsche Dir einen schönen Abend und komme Dich/Euch gern einmal im Neuen Jahr besuchen. Deine Nachbarn kriegen dann für den Abend Freikarten fürs Theater oder so oder wir erklären, dass es heute Abend aber wirklich zum letzten Mal etwas lauter wird (Du weißt ja, ich bin bekennender Lauthörer).

Liebe Grüße
Holger
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