Abstrahlverhalten - Mehrwege-Hörner

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Olombo
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Abstrahlverhalten - Mehrwege-Hörner

Beitrag von Olombo »

Guten Morgen Zusammen,

ich verstehe da was nicht...eventuell ihr ja schon? :cheers:

Prinzipiell habe ich mich schon mit vielen Lautsprechertypen und deren Abstrahlverhalten beschäftigt. Was ich daher nicht nachvollziehen kann ist das Konzept der Mehrwege-Hörnern (z.B. Uli), bei welchen Hörner verschiedener Größen neben/aufeinander platziert sind. Keine Frage; Hörner als solches finde ich auch klasse! Dafür gibt es auch reichlich Gründe. Allerdings 3-4 nicht-koaxiale Schallentstehungsquellen machen mir vom Verständnis Probleme. Das kann genau für einen Punkt gut sein (Hörplatz). Bereits aber Raumreflektionen müssten doch aufgrund unterschiedlicher Bündelungen und Ausrichtungen total ungleichmäßig sein; sofern der Raum nicht komplett absorbierende Wände hat.

Ich habe da noch einen Messchrieb in Erinnerung, bei welchem ein Jabo (?) 53cm Horn mit einem weiteren Hochtöner ergänzt wurde. Auf Achse OK; wenige Grad daneben graußig, da direkt destruktive Auslöschungen stattfanden da der Abstand der Zentren eben zumeist im oder gar über dem Bereich der Wellenlänge der Trennfrequenz liegt. Faustformel für kohärente Schallquellen sagt ja 1/2 Wellenlänge abstand der Zentren (bei halbwegs flacher Trennung).

Wie ist das bei euch gelöst? Oder was übersehe ich?

Grüße
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uli.brueggemann
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Beitrag von uli.brueggemann »

Generell ergibt sich bei Mehrwegehörnern die Fragestellung der Anordnung. Aufgrund der Abmessungen der Hörner ist eine ideale koaxiale Ausführung eben eine Herausforderung. Insofern findet man dann zumindest häufig eine Anordnung mit vertikaler Anordnung der Hornmitten.
Wenn das dann aber in Richtung 4-Wege bzw. 5-Wege geht wird auch das schwierig. Insofern ... einen Tod stirbt man immer.

Bei meinem System habe ich nun den Hochtöner nicht auf Achse gesetzt sondern leicht nach innen versetzt. Als Begründung siehe das Thema Flow.
Damit kommen die beiden Mitteltonhörner näher zusammen.
Da die Bass-Lautsprecher sowieso als Eckwoofer konzipiert sind (Wände als Hornverlängerung), stehen sie naturgemäß ausserhalb der Vertikalachse der anderen Hörner.

Nun was sich damit ergibt zeigt nachfolgendes Bild:
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Zu besseren Verdeutlichung sind die Kurven vertikal auseinandergeschoben.
Die oberen beiden Kurven gelten für den Hörplatz. Die mittleren Kurven sind jeweils 80 cm links bzw. rechts vom Hörplatz aufgenommen (weitere Hörplatze). Die unteren Kurven sind 1,7 m links/rechts vom Hörplatz ermittelt. Dabei ist die Position schon reichlich wandnah, die Unsymmetrie im Bassbereich ist durch eine Unsymmetrie im Raum bedingt. Natürlich ist der Basspegel höher aufgrund der Wandnähe.

Also, soo "graußig" (bzw. gruselig) finde ich das nicht ;) Natürlich ist der Sweetspot eben am Hörplatz. Es klingt aber nach wie vor angenehm und zwar im ganzen Raum.
Wenn ich so manche Messungen sehe, diese dann unkorrigiert, dann möchte ich mir nicht wirklich vorstellen, wie die Messungen dann weiter aussen ausschauen.
Im übrigen höre ich ja doch zumeist alleine. Und für den Sweetspot muss ich mich dann in die Mitte begeben. Das gilt ja eigentlich für alle Systeme.

Grüsse
Uli
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Olombo
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Beitrag von Olombo »

Hallo Uli,

deine Messchriebe schauen durchaus gruselig aus; für Leute die weiterhin noch nicht deine Tools einsetzen :wink:

Was ich in Erinnerung habe, ist von deiner Ausführung Meilenweit weg. Ich habe es auch gerade gefunden: Es ging um ein Jabo Horn (72cm) mit einem sündhaft teuren Fostex Hochtöner, welcher außerhalb des Horns direkt unter diesem Stand. Ergebnis:-15db Tal bei 4kHz unter 30°
Unter Eckhorn 18/3 SOTA KH findet man einen Testbericht mit den Diagrammen.

Aber nun: warum war in diesem Setup eine so starke Beeinflussung im Gegensatz zu deinem Setup? Mir fällt ein:
- sehr großes Horn für die Ankopplung eines SHT
-keine Phasenlineare Trennung

Grüße
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Jens
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Beitrag von Jens »

Hallo Olombo

Ich glaube man muss mal eines anmerken- die von Uli gezeigten Messchriebe sind für "am Hörplatz Messungen im realen Raum" sehr gut. Das "gezappel" ist absolut im Rahmen und zeigt eine wirklich gute Ausgangslage. Es ist weit verbreiteter Aberglaube dass eine Hörplatzmessung aussieht wie ein Strich. :cheers:
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Olombo
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Beitrag von Olombo »

Hi,

was mit Acourate gezappel am Hörplatz ist bei anderen Gezappel direkt vor Membran im unmittelbaren Nahfeld :cheers:
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Hornguru
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Beitrag von Hornguru »

Hallo Olombo

Du meintest sicher dass Acourate unheimlich linear ist?
Das hilft auch ungemein beim Abstimmen der Hörner.

Ein Punkt ist, Acourate hat NT und UB Filter die rein additiv und steilflankig sind. Das verbessert das Off-Axis Verhalten sehr. Es gibt nur schmale Einbrüche, das fällt tonal weniger ins Gewicht als viele herkömmliche Filter (zB BU12-24).
Zum Anderen kann man die Treiber zeitlich angleichen (Delay) - unvergleichbar gut Sample-genau. Dadurch rudert die Phase außer Achse nur allmählich aus dem Ruder.

Im Kontrast dazu, das Hornsystem aus dem Artikel ist nicht vergleichbar zeitgemäß abgestimmt. Dort liegen ja schon weit über einen halben Meter Phasen-Differenz zum Hochtöner. Es hat eine eher einfache und grob abgestimmte Weiche. Und geht vom riesen Tiefmittel-Horn zum winzigen Superhochtöner. Das ist etwas arg.

Allgemein ist das schon ein wichtiges Thema beim Abstimmen von Hörnern, da die Zentren prinzipiell immer weit auseinander liegen müssen.
Ein Nachteil des Prinzips ja. Aber man darf einzelnen Aspekten nicht immer zu viel Bedeutung schenken. Die Qualität ist die Summe des Ganzen, da fällt noch so viel rein bei Hörnern...
Ein paar gute Hausmittel gegen tonale Brisanz solcher Übergänge sind zB:
- sehr große Hörabstände (6-12 Meter)
- Acourate Weichen (steil, Phasen-Korrektur, etc)
- viele Hörner gut abgestuft zueinander passend (zb 150-70-20-5 cm) - keine großen Sprünge
- Trennfrequenz möglichst weit weg aus der Mitte vom kritischsten Bereich (zB durch TAD TH4001 das macht über eine Dekate)
- flache breite Hörner (zB Iwata)
- ...

Gruß
Josh
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