HiFi-Hörraum = Studio-Regieraum

Patper
Aktiver Hörer
Beiträge: 63
Registriert: 12.10.2017, 15:23
Wohnort: Darmstadt

HiFi-Hörraum = Studio-Regieraum

Beitrag von Patper »

Ich stelle mir seit einiger Zeit Fragen zur grundlegenden Konzeption eines Hörraums. Ich muss dazu aber etwas ausholen. Vielleicht hat doch der eine oder andere die Geduld, sich darauf einzulassen.

Irgendwie gehen bei der Konzeption eines Hörraums alle vom LEDE-Konzept aus. Beispielhaft hier ein Bild eines Herstellers von akustischen Elementen.

Bild

Die übliche Begründung, warum man seinen Hörraum am Konzept eines Regieraumes ausrichten sollte, findet man in sehr typischer Form bei z. B. Ethan Winer:

„In my opinion a good listening room should have the same characteristics as a professional mixing or mastering room. Some people believe that a hi-fi room should sound "good" rather than accurate. I think this is misguided. If a room is accurate, then by definition it will sound good. Or at least as good as the recorded material itself.
Mixing and mastering engineers are (hopefully) highly skilled at making stuff sound "good." They tweak the music to sound as pleasing as possible to them in their accurate environments. So if you want to experience the same sound, and I think that's the best goal, then your room should be accurate too. Some people think a smiley EQ curve sounds "good" to them, but more sophisticated listeners rightly avoid such gimmicks.“

Ein Hifi-Raum sollte also einem Regieraum ähnlich sein, damit das Ergebnis möglichst genau ist. Ich finde das etwas zu einfach.

Dieses Argument stimmt nur dann, wenn jemand findet, dass Genauigkeit auch die meiste Freude verursacht. Das kann man so sehen, muss man aber nicht. Für mich ist Genauigkeit nicht unwichtig, sonst hätte ich andere LS, aber andere Eindrücke spielen für meinen Genuss auch eine große Rolle. Wenn ein Raum sehr stark bedämpft ist, klingt es vielleicht präzise aber ggf. auch sehr langweilig.

Hier ein Beispiel für ein ein Element, die Nachhallzeit, wie sich Regieraum und Hörraum ggf. unterscheiden.

downloads/Klaus_Rampelmann_Nachhallzeit.pdf

Der Studiokanal ist genauer, aber auch schöner? Solche Überlegungen bräuchte man aber für eine Vielzahl von raumakustischen Parametern, die dann ein ganzes raumakustisches Konzept ergeben.

Das zweite Problem ist, dass es für Regieräume unterschiedliche Konzeptionen gibt. Neben LEDE gibt aber noch eine ganze Menge anderer Konzepte für Regieräume: RFZ, non Non-environment Rooms und Ambechoic Design.

https://www.soundonsound.com/techniques ... oom-design

Wenn ich der Argumentation von Weiner folge und mein Ziel in der Genauigkeit besteht, dann müsste ich bei jeder Aufnahme wissen, in welcher Art von Regieraum sie entstanden ist und in der selben Art von Hörraum hören, um das Ergebnis möglichst exakt so zu reproduzieren (zumindest als Ideal).

Es scheint sich, bis auf das Element der Nachhallzeit (s. Artikel von Klaus Rampelmann), niemand Gedanken darüber zu machen, wie sich ein Hörraum von einem Regieraum unterscheiden sollte.

Kann man verstehen, worauf ich hinaus will?
Bild
chriss0212

Beitrag von chriss0212 »

Ein Hifi-Raum sollte also einem Regieraum ähnlich sein, damit das Ergebnis möglichst genau ist. Ich finde das etwas zu einfach.
Ich finde das nicht nur zu einfach, ich finde das ist pauschaler Quatsch ;)

Es stimmt, wenn man so hören möchte wie der Toning. Aber dann muss man den Raum auch identisch aufbauen, wie das Studio in dem abgemischt wurde,

Ansonsten ist es auch sehr stark Geschmacksfrage. Der eine mag in einem trockenen Raum hören, der ander (das bin ich) möchte das nicht.

DEN perfekten Raum zum Musik Genießen gibt es nicht. Wir sind ja zum Glück keine geeichten Messgeräte ;)

Ist natürlich nur meine Meinung ;)

Viele Grüße

Christian
alcedo
Aktiver Hörer
Beiträge: 1930
Registriert: 09.12.2019, 20:21
Wohnort: NRW

Beitrag von alcedo »

Es gibt wohl weder den perfekten Hörraum noch den perfekten Regieraum. Zumal dann nicht nur identische Raummaße, sondern ebenso die Geräte, Boxenaufstellung, Verkabelung bis hin zu den Ohren und dem Musikgeschmack der Toningenieure alles ähnlich sein müsste...

Mich zumindest würde das auch nie interessieren. Ich bin lieber auf der Suche nach meinem eigenen Klangideal, wobei "ideal" es nicht wirklich trifft. Klangvorstellung trifft es besser. Mir hilft dabei z.B. Acourate sehr, da ich je nach Musik (Orchester vs Gesang vs Jazz Band ...) verschiedene Filter nutzen kann.

Viele Grüße
Jörg
Bild
uli.brueggemann
Aktiver Hersteller
Beiträge: 4658
Registriert: 23.03.2009, 15:58
Wohnort: 33649
Kontaktdaten:

Beitrag von uli.brueggemann »

https://de.wikipedia.org/wiki/Live_End_Dead_End hat geschrieben:Wichtig ist in jedem Fall das Verständnis, dass dieses Konzept zur verbesserten Beurteilung von Tonmischungen dienen soll und nicht zwangsläufig zu einem klanglich guten Raum zum Musikgenuss führt. Auch für die Tonaufnahme ist ein solches Raumkonzept nur in bestimmten Situationen vorteilhaft.
Das Thema Nahfeldmonitore bestätigt m.E. das oben Gesagte.

Ich finde dass es auch Sinn macht beim Hörraum über ein umgedrehtes LEDE, also DELE nachzudenken. Schall, der die Ohren erreicht hat, muss nicht mehr unbedingt nochmals von hinten zurückkommen. Diffusoren vorn und an der Seite vermeiden harte Reflexionen.

Natürlich prägt der Hörraum dem Aufnahmeraum zusätzlich seine Eigenheiten auf, aber ich befinde mich ja nun beim Hören in meinem Raum.

Grüsse
Uli
Bild
Thomas K.
Aktiver Hörer
Beiträge: 1601
Registriert: 12.03.2009, 13:46
Wohnort: Konstanz

Beitrag von Thomas K. »

Über die Jahre bin ich durch Versuch und Irrtum zu einer Einrichtung meines Hörraumes gekommen, die DELE annähernd entspricht.
Aus optischen und praktischen Gründen habe ich kleine Abweichungen.
Trotz diesen ist mein Hörraum, obwohl von den Abmessungen her problematisch, in meinen Ohren perfekt, man hört alles was auf den Tonträgern CD/LP vorhanden ist, es klingt quicklebendig, ausgewogen und anmachend, mit sehr guter Raumaufteilung in allen Dimensionen.
Eine Korrektur des Frequenzganges ist eigentlich nur im Bass notwendig. Akustikelemente im herkömmlichen Sinn verwende ich nur in einer Raumecke des 5-eckigen Raumes, gegenüber der kürzesten Wand des Fünfeckes, die restlichen Lösungen bestehen aus üblichen Einrichtungsgegenständen wie Regalen und Vorhängen aus schwerem Stoff.
Mit sehr starker Bedämpfung habe ich ebenfalls experimentiert, und sie aber sehr schnell wieder verworfen, das klang mir einfach zu leblos.
Also von mir eine ganz klare Empfehlung des DELE Konzeptes.

Viele Grüße
Thomas
Bild
nihil.sine.causa
Aktiver Hörer
Beiträge: 1506
Registriert: 28.07.2011, 12:31
Wohnort: Bonn

Beitrag von nihil.sine.causa »

Hallo zusammen,

ein Tonmeister benötigt den Regieraum, um Fehler und Feinheiten hörbar zu machen. Sein Ziel ist eine handwerklich solide Basis für Mischung und Mastering. Wenn es darum geht, Musik zu genießen, gibt es andere Optimierungsziele.
Patper hat geschrieben: 18.10.2020, 23:20 Ein Hifi-Raum sollte also einem Regieraum ähnlich sein, damit das Ergebnis möglichst genau ist. Ich finde das etwas zu einfach.

Dieses Argument stimmt nur dann, wenn jemand findet, dass Genauigkeit auch die meiste Freude verursacht. Das kann man so sehen, muss man aber nicht. Für mich ist Genauigkeit nicht unwichtig, sonst hätte ich andere LS, aber andere Eindrücke spielen für meinen Genuss auch eine große Rolle. Wenn ein Raum sehr stark bedämpft ist, klingt es vielleicht präzise aber ggf. auch sehr langweilig.
Da stimme ich Dir zu, Patrik. Denn machen wir uns nichts vor - die wenigsten Aufnahmen, sind handwerklich perfekt. Wenn man die in einem guten Regieraum abhört, dann ist der Genuss zumindest getrübt. Schließlich geht es um den Musikgenuss und da ist Genauigkeit schnell kontraproduktiv. Ich trinke einen Wein auch nicht aus dem Analyseglas oder betrachte ein impressionistisches Gemälde auch nicht mit dem Mikroskop.

Eine Antwort auf die Frage, was einen guten Hörraum ausmacht, wenn man sich eher nicht am Regieraum orientieren möchte, kann ich nicht beantworten. Aber ich halte die Frage für valide und sehr interessant.

Viele Grüße
Harald
Bild
dirk-rs
Aktiver Hörer
Beiträge: 668
Registriert: 02.03.2020, 22:20
Wohnort: 46xxx

Beitrag von dirk-rs »

Hi zusammen,

ich habe mir mal etliches an Basotect ausgeliehen und bei mir an den Wänden, Schrägen , etc also alles was reflektiert verbaut.

Die Nachhallzeit ging auf ein Minimum zurück und es war schon erstaunlich wie jetzt der Raum klingt besonders wenn gesprochen wird.

Ich kann mich Thomas und Christian nur anschließen.

Hören möchte ich so nicht. Das Wort leblos trifft es zu 100%!

Gruss Diek
Bild
Patper
Aktiver Hörer
Beiträge: 63
Registriert: 12.10.2017, 15:23
Wohnort: Darmstadt

Beitrag von Patper »

@all
Danke für eure hilfreichen Anmerkungen.


uli.brueggemann hat geschrieben: 19.10.2020, 09:44
https://de.wikipedia.org/wiki/Live_End_Dead_End hat geschrieben:Wichtig ist in jedem Fall das Verständnis, dass dieses Konzept zur verbesserten Beurteilung von Tonmischungen dienen soll und nicht zwangsläufig zu einem klanglich guten Raum zum Musikgenuss führt. Auch für die Tonaufnahme ist ein solches Raumkonzept nur in bestimmten Situationen vorteilhaft.
Das Thema Nahfeldmonitore bestätigt m.E. das oben Gesagte.
Das hab' ich nicht verstanden. Was haben Nahfeldmonitore damit zu tun?
Ich finde dass es auch Sinn macht beim Hörraum über ein umgedrehtes LEDE, also DELE nachzudenken. Schall, der die Ohren erreicht hat, muss nicht mehr unbedingt nochmals von hinten zurückkommen. Diffusoren vorn und an der Seite vermeiden harte Reflexionen.

Natürlich prägt der Hörraum dem Aufnahmeraum zusätzlich seine Eigenheiten auf, aber ich befinde mich ja nun beim Hören in meinem Raum.

Grüsse
Uli
Wie würde das genau aussehen? Diffusoren hinter den LS und an den Erstreflexionspunkten? Rückwand Basotect?

Über google findet man dazu nix. Man sieht aber viele Bilder von Regieräumen, die auch hinter den LS mit Diffusion arbeiten. Mir ist aber nicht klar, ob das eine Kombination aus Absorption und Diffusion ist oder nur Diffusioin. Vielleicht kannst Du Deine Vorstellungen etwas ausführlicher beschreiben. Fände das spannend.
Bild
Hans-Martin
Aktiver Hörer
Beiträge: 9118
Registriert: 14.06.2009, 15:45

Beitrag von Hans-Martin »

Hallo,
ich folge der Faustregel: frühe Reflexionen absorbieren, späte mit Diffusoren verteilen.
Also zwischen den Boxen und an deren benachbarten Wänden (und Decke) Absorber an den Reflexionspunkt, an der jeweils gegenüberliegenden Wand Diffusoren. Teppichboden oder dicker Teppich im Reflexionsbereich am Boden, dicke Decke auf dem möglichen Couchtisch.
Hinter dem Hörplatz im kleinen Raum (eine nahe Wand = frühe Reflexion) in der Mitte Absorber
Die Höhe des MT/HT und der Ohren sind Orientierung für den Mittelpunkt des jeweilig (sparsam) eingesetzten Mittels.
Sparsam, damit der Raum nicht zusehr Lebendigkeit einbüßt, das brauche ich für mein Wohlbefinden...
Grüße
Hans-Martin
Bild
uli.brueggemann
Aktiver Hersteller
Beiträge: 4658
Registriert: 23.03.2009, 15:58
Wohnort: 33649
Kontaktdaten:

Beitrag von uli.brueggemann »

Patper hat geschrieben: 19.10.2020, 13:30
uli.brueggemann hat geschrieben: 19.10.2020, 09:44
https://de.wikipedia.org/wiki/Live_End_Dead_End hat geschrieben:Wichtig ist in jedem Fall das Verständnis, dass dieses Konzept zur verbesserten Beurteilung von Tonmischungen dienen soll und nicht zwangsläufig zu einem klanglich guten Raum zum Musikgenuss führt. Auch für die Tonaufnahme ist ein solches Raumkonzept nur in bestimmten Situationen vorteilhaft.
Das Thema Nahfeldmonitore bestätigt m.E. das oben Gesagte.
Das hab' ich nicht verstanden. Was haben Nahfeldmonitore damit zu tun?
Nahfeldmonitore stehen ihrem Wortsinn nach nahe, z.B. Boxen auf dem Mischpult etc. Was sicherlich gut ist fürs präzise Hören. Aber ich würde damit nicht wirklich gerne Musik hören, zu nah stehende LS sind mir ein Graus.
Patper hat geschrieben: 19.10.2020, 13:30
Ich finde dass es auch Sinn macht beim Hörraum über ein umgedrehtes LEDE, also DELE nachzudenken. Schall, der die Ohren erreicht hat, muss nicht mehr unbedingt nochmals von hinten zurückkommen. Diffusoren vorn und an der Seite vermeiden harte Reflexionen.
Wie würde das genau aussehen? Diffusoren hinter den LS und an den Erstreflexionspunkten? Rückwand Basotect?
An der Vorderwand bzw. an der Seitenwand (vor dem Hörplatz) Diffusoren. Nicht notwendigerweise absorbierend.
An der Rückwand Schallschlucker. Oder die Wand ganz herausnehmen :mrgreen:

Und m.E. auch wichtig: keine Ohrensessel, also Ohren lieber frei.

Grüsse
Uli
Bild
Audiophon
Aktiver Hörer
Beiträge: 835
Registriert: 29.01.2020, 16:50
Wohnort: Frankfurt a.M.

Beitrag von Audiophon »

Hallo Patper,

ein sehr interessantes Thema! Ich bin alles andere als ein Raumakustik Profi, denke aber doch über die lezten 16 Jahre in denen ich das Programm Carma benutze und meine Hörräume ausmesse und optimieren ein paar persönliche Erfahrungen gemacht zu haben.

Seit etwa 7 Jahren habe ich für die Anlage einen separaten Hörraum den ich nach Lust und Laune raumakustisch optimieren kann. Leider sind wir vor 2 Jahren umgezogen und aufgrund aufgrund von Nachwuchs muss ich jetzt mit einem unserer Kellerräume vorlieb nehmen. Immerhin :|

Angefangen habe ich dann damit die bereits vorhandenen Raumakustik Module zu nutzen (diverse Fast Audio Parete, 3 DAADs, Absorber Artnovion Siena W, 6 Lochplattenabsorber wurden leider durch den Umzug beschädigt und mussten entsorgt werden).

Schon nach kurzer Zeit mit den vorhandenen Absorbern stellte sich heraus, dass hiermit kein ausreichendes Ergebnis zu erzielen war - obwohl die Nachhallzeit bis 100 Hz im "grünen" Bereich war.

Wie die Messungen bestätigten - und aufgrund der geringen Raummaße zu erwarten - war die Sprungantwort voll mit frühen Reflektionen. Zudem war der Bass aufgrund der Raummoden unterhalb von 100 Hz nur ungenügend bedämpft.

Bei höheren Pegeln stellte sich zudem ein gewisser unangenehmer Druck auf den Ohren ein. Die Bassenergie überforderte schlicht den Raum.

Das Problem ist bei kleinen Räumen zum einen den Raum nicht zu überdämpfen und zum anderen, dass viele Diffusoren die auch im Mittelton funktionieren sollen einen Mindestabstand von der Schallquelle von. rd 1,5 m erfordern. In kleinen Räumen ist dieser nicht immer gegeben.

Nach und nach fand ich dann für mich folgende Lösung (vorne ist hierbei mein Lively End und hinten mein Dead End):

- Installation einer Akustikdecke in Wellenform die sowhol absorbiert als auch als Diffusor arbeitet (aber gleichzeitig nicht zu viel Raumhöhe kostet.
- Installation von 4 GIK Soffit Bassfallen und einer weiteren gestimmten Bassfalle hinter dem Hörplatz.
- Installation von 2 Fast Audio Plano XL Membranabsorbern mit Stahlplatte seitlich in der Ecke hinter den LS.
- 3 DAAD hinter den LS mit den Reflektoren zum Hörplatz gerichtet.
- 4 Skyline Diffusoren hinter den LS.
- Alle Fast Audio absorber wurden aus dem Hörraum verbannt, an den Seiten sind jetzt nur noch je 3
- Sierra W Absorber/Diffusoren geblieben.

Ist der Hörraum jetzt ideal? Nein, ganz sicher nicht. Zunächst ist er immer noch viel zu klein, um das volle Potential hinsichtlich Bühnenbreite ausschöpfen zu können. Auch ist die Raumtiefe nciht so gut wie in meinem alten Hörraum in dem die LS fast 2m von der Rückwand entfernt standen. Gerne würde ich auch etwas weniger dämpfen, aber es ist halt immer ein Trade-off.

Ich habe jetzt etwa 1,5 Jahre am Raum rumgebastelt und immer wieder neue Elemente eingebracht oder ausgetauscht. Insbesondere bei problematischen Räumen denke ich kommt man um ein geweisses try-and-error nicht herum. Man sollte nach und nach immer wider einzelnen Problemzonen bekämpfen und viel Hören um damit die ideale Lösung für den Raum, die LS und sich selbst zu finden.

Viele Grüße
Martin
Bild
shakti
Aktiver Händler
Beiträge: 3297
Registriert: 18.01.2010, 16:20
Wohnort: Köln
Kontaktdaten:

Beitrag von shakti »

wie bereits von einigen geschrieben, gibt es Räume, deren Aufgabe der eines Werkzeugs gleich kommt, dh der Toningenieur muss das Wirken seiner Arbeit klanglich nachvollziehen können. Dies macht er im Normalfall in einem entsprechend behandelten Regieraum mit Mastering Monitoren. Als Beispiel nehme ich die von vielen gerne gehörte CD "Ariel Ramirez: Misa Criolla"
Ein fähiger Toningenieur hat diese Aufnahme eine sehr gute Räumlichkeit von Stimmen und Instrumenten mit auf den Weg gegeben.
In einer Studio ähnlichen Umgebung kann man aber durchaus die Studio Werkzeuge hören, mit denen dies erreicht wurde.
Diese Musik lässt sich aber eben auch dahingehend geniessen, dass man den Raum einer Kirche spürt und die Musik in selbiger gespielt wahrnimmt.

Mein Ziel ist es, dass ich eine Anlage so in einem Raum aufgebaut bekomme, dass sich die Tonmeister Intention der Aufnahmegestaltung als gehörte und letztendlich gelebte und gefühlte Illusion manifestiert.

Diese Illusion wird vom menschlichen Hirn erzeugt, welches sich gerne anhält bestimmter Parameter "täuschen" lässt, sonst könnte der Toningenieur diese nicht verwenden. Der Hörsinn, dh das hören an sich und die Auswertung des gehörten im Gehirn ist aber bei jedem Menschen anders und ist zu allem Überfluss auch noch trainierbar und konditionierbar und sich mit dem LebensAlter veränderlich.

Insofern muss jeder für sich herausfinden, was notwendig ist, dass der Sprung vom reinen Töne wahrnehmen zur Illusion einer livehaftigen Musikwiedergabe wird.

Bei mir ist hinsichtlich Raumgestaltung zB wichtig, dass sich der Raum beim sprechen und unterhalten so verhält, wie ihn das Auge wahrnimmt. Daher, dass der Raum eine natürliche Akustik hat. Eine hallige oder stark gedämpfte Akustik (wie in den meisten Studios) führt bei mir zum Unwohlsein und verhindert den Genuss von Musik, auch wenn ich vielleicht Töne gut hören kann.

Mein aktuelles Hörraum (ca 60qm) setup hat als zentrales Wirkelement einen grossen und vor allen Dingen tiefen Diffusor zwischen den Lautsprechern (wirkt ab 345hz).

https://www.rdacoustic.cz/en/high-end-a ... ser-qrd67/

An den Seiten befinden sich in 4'er Gruppen aufgehängte Hofa Diffusoren.

In den Raumecken befinde sich in der Summe 15 Hofa BassTraps, die jeh nach Ecke, mal in der Höhe und mal in der Breite gruppiert sind.

An neuralgischen Punkten, zB in meinen 6 grossen Fensternischen, gibt es weitere Diffuseren oder Absorber.

Flatterechoes bekämpfe ich mit den folgenden sehr wirkungsvollen Produkten:

https://www.michaelgreenaudio.net/roomtune

Da ich nicht so sehr der Messwertefreund bin, sind die Produkte alle durch akustisches ausprobieren , dh hören und verändern positioniert worden, auch der optische Faktor spielte bei der Positionierung eine Rolle.

Mittlerweile gibt es eine APP von "myraumklang", mit der man durch einfaches Hände klatschen einen ersten Eindruck vom Nachhall bekommt. Teile ich meinen Raum in mehrere Zonen auf und klatsche in diesen in die Hände, bekomme ich Werte (mit dem iPhone gemessen), die zwischen 0,4 und 0,43 liegen.

Mit diesen Werten habe ich einen Raum, in dem sich noch natürlich sprechen lässt, der aber auch der Musik eine für die Illusion hinreichende Menge Details hörbar werden lässt. Weiterhin sind die BassModen breitbandig gedämpft (durch die unterschiedliche Anzahl an Basstraps pro Ecke). Die Hauptmode ist zwar weiterhin vorhanden, aber bei weitem nicht mehr so störend, vielmehr wird diese als natürlicher Bestandteil der gefühlten Raumakustik wahrgenommen.

Meine Experimente, diese elektronisch ganz weg zu bügeln haben zu einem als wenig natürlich empfundenen Klangbild geführt .

Gruss
Juergen
Bild
Tinitus
Aktiver Hörer
Beiträge: 1322
Registriert: 10.11.2013, 21:48

Beitrag von Tinitus »

Hallo,

wie so vieles in unserem Hobby ist auch die Raumakustik ein Stück weit Geschmacksache. Wenn es mit Flatterechos und frühen Reflexionen keine Probleme mehr gibt und die Platzierung der Lautsprecher und des Hörplatzes optimiert ist, ist es eher Geschmacksache, wie trocken man es mag. Wobei es meiner Meinung nach schwierig ist Transienten sauber zu hören, wenn die Nachhallzeit zu lang ist.
Ich persönlich mag es eher trocken, ich gehöre aber auch zu denen, die nicht versuchen, dass es zu Hause genauso wie live klingt. Da bin ich bei Ulf Moning, erstens ist es schwierig, dass es zu Hause wie live klingt, zweitens halte ich das auch nicht für erstrebenswert, zu Hause klingt es im Allgemeinen besser. Wichtig ist mir, dass die Musik zu Hause genauso sehr berührt wie live, wenn auch aus ganz anderen Gründen.

Gruß

Uwe
Bild
Hans-Martin
Aktiver Hörer
Beiträge: 9118
Registriert: 14.06.2009, 15:45

Beitrag von Hans-Martin »

Als Beispiel nehme ich die von vielen gerne gehörte CD "Ariel Ramirez: Misa Criolla"
Ein fähiger Toningenieur hat diese Aufnahme eine sehr gute Räumlichkeit von Stimmen und Instrumenten mit auf den Weg gegeben.
In einer Studio ähnlichen Umgebung kann man aber durchaus die Studio Werkzeuge hören, mit denen dies erreicht wurde.
Diese Musik lässt sich aber eben auch dahingehend geniessen, dass man den Raum einer Kirche spürt und die Musik in selbiger gespielt wahrnimmt.

Mein Ziel ist es, dass ich eine Anlage so in einem Raum aufgebaut bekomme, dass sich die Tonmeister Intention der Aufnahmegestaltung als gehörte und letztendlich gelebte und gefühlte Illusion manifestiert.
Hallo,
ich würde mich nicht von der Tonmeister Intention verarsc... ääh in die Irre führen lassen.
Die Aufnahme mit Mercedes Sosa ist wie auch die ältere mit Jose Carreras in der Polarität invertiert. Korrigiert abgespielt verbessern sich bei beiden der Fokus, die Vorn-Hinten-Staffelung, auch die Prägnanz und Deutlichkeit, die Diffusität wird dagegen geringer, und die Höhen kommen nicht so breit, nähern sich den Grundtönen etwas mehr an.
Es fehlte nur ein Knopfdruck der Mastering Ingenieure, und aus einer sehr guten Aufnahme wäre eine noch bessere Ausgabe geworden.
Für mich ist der Gradmesser immer wieder die Hörbarkeit der Polaritäts-Invertierung, sei es, die Fehler der Aufnahme zu kompensieren oder den selbst hinzugefügten Fehler als solchen erkennen zu können (wenn die Aufnahme ursprünglich korrekt gepolt war).
War im Studio dieser Unterschied nicht hörbar (schlechte akustische Bedingungen) oder musste die Aufnahme auch in Mono über einen LS abgehört klingen (bei Stereo hingegen weniger überzeugen)?

Einen geeigneten Lautsprecher vorausgesetzt, sollte die Auflösung der Kette einsachließlich Raumakustik so gut sein, dass solche Polaritätsfehler entlarvt werden können.
Wenn das nicht gelingt, bleibt ein Zwiespalt: Kann eine außergewöhnlich GUTE Kette aufzeigen, als Beweis dienen, dass man durch diese präzise Wiedergabe Polaritätsunterschiede nicht unterscheiden kann,
oder glaubt man den Hörphysiologen, die im Innenohr zwischen Druck und Sog elementar unterschiedliches Verhalten nachweisen?

Soll ein Hörraum mit seinen Eigenschaften die Wiedergabe so präsentieren, dass sie dem Hörer per großer bühne gefällt?
Oder darf dem Hörer noch ein Differenzierungsvermögen verbleiben, also kein Bose (deiräct-riflektschön)...?

Eine technisch korrekte Kette ändert am Signal nichts. Wenn die Aufnahme korrekt ist, müsste eine Invertierung zu einer Verschlechterung führen.
Bei mir ist sie (in diesem Fall Misa Criolla: die Verbesserung) eindeutig hörbar.
Grüße
HansMartin
Bild
atmos
Aktiver Hörer
Beiträge: 812
Registriert: 17.08.2020, 16:54

Beitrag von atmos »

Tinitus hat geschrieben: 19.10.2020, 20:18 Hallo,

wie so vieles in unserem Hobby ist auch die Raumakustik ein Stück weit Geschmacksache........

Uwe
Hi, Uwe, den stimme ich nicht zu.

Ich habe jahrelang in vielen kleinen Schritten die Raumakustik verbessert und liege jetzt im Mittel bei 0,16 bis 0,18 sec.

Je besser die Nachhallzeit wurde, desto durchsichtiger und klarer wurde die Musik und der künstlerische und aufnahme-technische Aspekt hörbar.

Bei allen akustischen Dämpfungsmaßnahmen soll man aber die Lebendigkeit des Raumens nicht außer acht lassen.

Im Wohnzimmer sieht es anders aus. Lediglich 3 Helmholtz-Resonatoren sind neben der Möblierung aufgestellt. Die Trifon 3 spielen da fantastisch auf, RT 60 von 0,51 bis 0,56.
Bild
Antworten