Liebe Freunde solider Kabel,
in den letzten Wochen habe ich einen recht umfangreichen weiteren Test gefahren, um zu prüfen, welche Verbindungsoption für meine Tonbanddigitalisierung am besten geeignet ist, also zwischen meiner Tonbandmaschine M15A mit erdfrei symmetrischem Ausgang und dem meinem arfi-adc2 mit erdfrei symmetrischem Eingang.
Um diese Tests auszuführen, habe ich mir ein spezielles Kabel hergestellt mit dem ich alle Anschlussvarianten meiner Tabelle durchtesten kann, ohne umlöten zu müssen. Es hört auf den Namen EWS für „eierlegende Wollmilchsau“ und sieht auch so aus, finde ich:
Bei allen Verbindungsvarianten ist + mit Pin 2 und – mit Pin 3 verbunden. Insofern sind diese Verbindungen bei der EWS fest verlötet. Vom Grundprinzip her ist es daher eine orange → orange Konstruktion. Im Inneren der EWS habe ich das in
diesem Beitrag vorgestellte 5er Big Black Solid Core verbaut.
Alle „variablen“ Verbindungen dagegen habe ich mit Turmsteckern realisiert. Also Verbindungen an Pin 1 und an der Gehäusemasse des XLR Steckers mit Turmstecker terminiert (schwarz für das 0V Signal, gelb für die Gehäusemasse). Mit den Turmsteckern lassen sich alle Kontakte verbinden oder eben nicht verbinden. Es handelt sich um 2 mm Sicherheits-Turmstecker, die keine blanken Kontaktstellen nach außen besitzen.
Das Kabel selbst ist dreiadrig, und die Signalmasse besitzt ebenfalls Turmstecker (schwarz) an den Enden. Dann lässt sich ein massiver Schirmschlauch über das Kabel ziehen (6cm Durchmesser, zentriert durch Distanz-Kreisscheiben aus Styropor mit 5cm Durchmesser). Die Kabelkonstruktion kann also als geschirmtes oder nicht geschirmtes Kabel benutzt werden. Der Schirm besitzt ebenfalls Anschlüsse mit Turmsteckern (gelb), so dass ich alle Varianten aus meiner Tabelle mit dieser Kabelkonstruktion realisieren kann.
Ich will Euch jetzt nicht mit allen Details meiner Varianten langweilen, sondern lediglich meine Ergebnisse hier darstellen. Bei Interesse, kann ich gerne weitere Details nennen.
Abgleich zu einem „normal“ gelöteten Kabel
Zunächst war ich unsicher, ob die Anschlusskabel und Turmstecker für den Klang nicht kontraproduktiv sein würden. Hierzu habe ich mein bisheriges nicht geschirmtes violett → violett Kabel verglichen mit der EWS ohne Schirmung, das ebenfalls auf violett → violett gesteckt war (Signalmasse an Pin 1 und an Gehäusemasse des Steckers verbunden). Der Unterschied zwischen diesen beiden Kabeln war vergleichsweise gering, so dass ich Vertrauen habe, dass die etwas abenteuerliche Turmsteckerkonstruktion für meine Tests nicht weiter stören. Auch die Styroporscheiben haben (ganz im Gegensatz zu meinen früheren Tests mit Baumwolle) keinen nennenswerten klanglichen Einfluss.
Masseführung zwischen Quelle und Ziel zusätzlich zur Kabelverbindung
Grundsätzlich besitzt die M15A einen massiven Metallbügel zur Verbindung von Gehäusemasse und 0 V Signal (entsprechend der Signalmasse), der bei mir geschlossen ist. Auch der arfi-adc2 besitzt eine Verbindung zwischen Pin 1 und Gehäusemasse mit Widerstand und Kapazität hinter dem Eingang. Bei allen Varianten hat es sich als positiv erwiesen, parallel zur Kabelverbindung die Gehäuse von Quelle und Ziel elektrisch zu verbinden. Hierzu habe ich ein 6 mm² Kupfer-Kabel über einen Schuh an der unteren Schraube des Spannungseingangs am ADC befestigt und auf der M15A Seite einen 4 mm Büschelstecker verwendet.
Nicht geschirmtes Kabel mit gleichartiger Schaltung an Quelle und Ziel
Bei dem nicht geschirmten Kabel mit gleich“farbiger“ Schaltung Quelle → Ziel habe ich einige Varianten durchprobiert. Am besten war orange auf orange.
Ein Auflegen von Pin-1 auf der Zielseite hat sich als kontraproduktiv erwiesen. Der ADC braucht die Signalmasse nicht. Wenn er ein 0V Signal erhält, dann wird dieses durch das Gehäuse geführt und über Widerstand und Kapazität auf die Gehäusemasse abgeleitet. Das scheint ein Störfaktor zu sein, den ich zukünftig vermeiden kann.
Geschirmtes Kabel besser als nicht geschirmtes?
Die EWS mit Schirm – also wenn das dicke Alu-Rohr über das Kabel gezogen ist – ist in der Variante orange → orange leicht schlechter (dumpfer, verhangener) als das nicht geschirmte Kabel orange → orange.
Das Vorhandensein eines Schirms ist also – selbst in einem Abstand von 2,5 – 3 cm vom dreiadrigen Kabel immer noch leicht kontraproduktiv. Positive Wirkungen des Schirms konnte ich nicht feststellen bei meiner Kette. Verallgemeinern würde ich das nicht, aber bei dieser Verbindung ist das bei mir (Geräte, Erdung, Kabel).
Das geschirmte Kabel bei gleich“farbiger“ Verbindung Quelle → Ziel war am besten in der Konstellation grau → grau. D.h. der dicke Schirm verbindet zusätzlich die Gehäuse. Auch hier ist eine Verbindung zu Pin 1 auf der Zielseite kontraproduktiv.
Testsieger und Fazit
Während des Test habe ich auch ungleich“farbige“ Verbindungen gestestet. Von allen Varianten war die nicht geschirmte Verbinungsart braun → orange am besten. Offenbar ist es günstig, den vorhandenen dritten, nicht genutzten Leiter auf die Gehäusemasse an der Quellseite aufzulegen. Dabei war es – wie bei allen Tests – am besten, wenn parallel die Gehäuse über das 6 mm² Kabel verbunden sind.
Zusammengefasst das Ergebnis der bisherigen Optimierungen bei einer Verbindung zwischen dem erdfrei symmetrischen Ausgang der M15A und dem erdfrei symmetrischen Eingang des arfi-adc2:
- Separate Schirmung hat sich bei dem der Konstruktion mit drei Innenadern als nicht hilfreich erwiesen (auch die eingeflochtene 0 V Leitung besitzt eine gewissen Schirmwirkung, hierzu habe ich seit diesen Tests bisher keine weiteren Experimente mehr gemacht).
- Die Verbindung der (über den Schutzleiter bereits geerdeten) Gehäuse der beiden Geräte über ein separates 6 mm² Erdungskabel hat bei allen Verbindugnsvarianten eine hörbare Verbesserung gebracht.
- Das Auflegen von Pin 1 am Ziel arfi-adc2 war bei allen getesteten Verbindungsvarianten hörbar nachteilig.
- Das Auflegen der in das Testkabel eingeflochtenen 0V-Leitung (aka Signalmasse) auf der Quellseite auf das Gehäuse bringt einen klanglichen Vorteil gegenüber der Variante, wo diese Leitung an beiden Enden offen bleibt.
- Die beste Variante war braun → orange. Also + auf + und – auf – verbunden und darüber hinaus der dritte Leiter auf der Quellseite auf das Gehäuse aufgelegt.
Zwischen den einzelnen Varianten liegen klanglich keine Welten. Aber in Summe ergibt sich eine schöne Verbesserung. Es bleibt spannend(er als ich gedacht hatte).
Viele Grüße
Harald