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Verfasst: 09.10.2017, 00:54
von frankl
Hallo Stephan,

danke für den Tipp, das werde ich mal ausprobieren und vergleichen.

Die Diskussionen zu DC-Kabeln, die es im Forum schon gab, habe ich verfolgt.

Hast Du einen Tipp für Drahtdicke und Geometrie für die Verbindung von Endstufe zu Chassis?

Viele Grüße,
Frank

Verfasst: 09.10.2017, 11:40
von Hans-Martin
frankl hat geschrieben:Dazu wollte ich zuerst die präzise Anleitung in diesem Thread nutzen, um ein "5er Big Black" nachzubauen, habe mich dann aber anders entschieden. Als erstes habe ich Kabel recycled, die ich früher mit gutem Erfolg für RCA Verbindungen genutzt habe. Die Idee dazu kam von der tnt-audio Seite.
Hallo Frank,

Thorsten Löschs DIY Bauvorschlag bei TNT-Audio wurde von XLO inspiriert, kommt aber in seinem Artikel auf eine sehr hohe Kapazität (220pF/m), weil er den Folienschirm zwischen dem Kernisolator und den Leiterdrähten belassen hat. Weglassen ist ein naheliegender Schritt zur Reduktion der Kapazität.
Hier wurden für + und - jeweils 6 Adern Kupferlackdraht (0,3mm) um einen Kern, der aus einem Sat-Kabel gewonnen wurde, über Kreuz gewickelt. An solche Kabel habe ich also die Molex Verbinder (die ich bei Reichelt gefunden habe) und Neutrix XLR-Stecker (wie von Harald erwähnt) gelötet. Ground bzw. Pin 1 bleiben unverbunden.
Hast du ebenso den Wendelungssinn verwendet, wie Harald ihn einsetzt (Linkswendel an Pin2, Rechtswendel an Pin3)? Thorsten Lösch lässt das unerwähnt, er hat bei den RCA Kabeln einen Leiterstrang für die Signalmasse. Meine Experimente mit einer DIY-Replik der damals (Anfang der 1990er) gehypten XLO-Kabel blieben klanglich hinter dem Original XLO zurück, heute lese ich bei XLO, was noch dahintersteckt.
Einer meiner Fehler war, einen Aquarienschlauch als Träger zu verwenden, dessen Flexibilität hielt ich für vorteilhaft. Auch habe ich keine 2 Sätze hergestellt und verglichen, bei denen die Wendelungen für den Signalleiter mal links, mal rechts orientiert waren.
Auch ich benutzte Kupferlackdraht, 6 oder 7 pro Wendel (gleiche Anzahl wie XLO damals), kam aber noch nicht auf die Idee, die Drähte antiparallel anzulegen, um fertigungsbedingte Strukturen laufrichtungsmäßig zu kompensieren.
Und wie klingt es im Vergleich zum vorherigen Kabel? Zunächst mal nimmt das Rauschen, das nur mit dem Ohr direkt an meinen Breitbandchassis leicht zu hören ist, nicht zu. Der Klang macht einen etwas offeneren Eindruck und die räumliche Tiefe nimmt etwas zu. Die Lokalisierung klanglicher Details wird dafür ein wenig diffuser. Insgesamt gefällt mir der Klang sehr gut und ich bin zu weiteren Versuchen motiviert
Auf eine Masse zu Masse Verbindung hast du gänzlich verzichtet. Ich habe versucht, aus Bildern auf das Erdungsschema des Ayre-DAC zu schließen, dieses Beispiel

Bild

zeigt, dass die Schutzerde in der Kaltgeräteeinbaubuchse unbeschaltet geblieben ist, am Netzeingang ist ein X-Kondensator (darunter ein Lichtbogenlöscher über dem Netzschalter), vor dem Netztrafo gibt es dann noch eine Doppelspule auf gemeinsamem Kern gegen Gleichtaktstörungen aus dem Netz. Haralds Kabelvorschlag ging eine lange Diskussion über die Bedeutung von Schutzerde, Gehäuse- und Signalmasse voraus.
PS: Einspieleffekte konnte ich bei beiden getesteten Kabeln nicht feststellen. Der Klangunterschied beim zweiten Kabel war groß genug, dass die Berechnung neuer Raum-/Systemkorrekturfilter gerechtfertigt war.
Bist du imstande, mit Raum-/Systemkorrekturfiltern (mit identischer Zielkurve) erfolgreich Kabel zu kompensieren?? Eine ernstgemeinte Frage, die Antwort könnte viele neue Aspekte aufwerfen.

Grüße
Hans-Martin

Verfasst: 09.10.2017, 14:10
von Jupiter
Hallo Hans Martin,

ich möchte eine Antwort von Frank nicht vorwegnehmen, kann jedoch von einer Hörerfahrung berichten.

Im Frühjahr war Frank und Andree (Buschel) zu Besuch.
Jürgen (hue) zeitweilig über Teflefon.

Wir hatten mit Franks Software LOCO Filter für die Kombi Linn G-ADSM und Geithain RL901k erstellt.
Die damals eingesetzten XLR-Kabel waren Sommer Galileo.

Kurz darauf hatte ich andere XLR-Kabel getestet, ich meine es waren die Jena Lab von Rainer (Easy).

Die vorher angepassten Loco Filter hörten sich jetzt mit dem Jena Labs anders an.
Hans-Martin hat geschrieben:Bist du imstande, mit Raum-/Systemkorrekturfiltern (mit identischer Zielkurve) erfolgreich Kabel zu kompensieren?? Eine ernstgemeinte Frage, die Antwort könnte viele neue Aspekte aufwerfen.
Ich meine daher deine Frage mit ja beantworten zu können, zumindest kann LOCO eine räumlich veränderte Darstellung erwirken.

Damals ist mein Glaube das es keinen "Kabelklang" gibt erstmals ins wanken gekommen, heute weiß ich es besser.

Gruß Harald

Verfasst: 09.10.2017, 14:54
von h0e
Hallo,

ich sehe das eher so, dass LoCo einen Teil der Kabelfehler ausgleichen kann.
Jedoch nicht vollständig.

Grüsse Jürgen

Verfasst: 09.10.2017, 15:52
von Hans-Martin
Hallo,
ich bezweifle, dass eine mikrofonbasierte Messung im Raum (ggf. am Hörplatz) per Korrekturverfahren Kabeleinflüsse derart kompensieren kann, dass man Kabel A mit Korrektur A nicht mehr von Kabel B und Korrektur B auseinanderhalten kann (vorausgesetzt, die Kabel waren vorher gehörmäßig zu unterscheiden).

Ich habe versucht, die deutlichen Unterschiede durch Bi-Wiring per Messung/Korrektur zu kompensieren, einfaches Umschalten beider Korrekturen per Fernbedienung vom Sitzplatz aus sollte den Unterschied zwischen ihnen schnell hörbar machen, ohne Kabel umstecken zu müssen. Mein Fazit: Raumkorrektur funktioniert (speziell im Hochtonbereich) nur mit ausgefeilten Glättungsalgorithmen, die bügeln das weg, was Kabelunterschiede evtl. machen könnten, z.B. FG-Unterschiede unter 0,1dB.

Nach meinem Verständnis hat LoCo (wie FLOW) eine ganz andere Zielsetzung als eine Frequenzgangkorrektur, nämlich die Kompensation aufnahmeseitiger Fehler (die entstehen, indem einzelne Monoquellen per Panoramaregler eine Position im Stereobild zugewiesen bekommen, durch reinen Intensitätsunterschied, bei zeitgleichem Erscheinen aus beiden Boxen, wie es in der Natur nicht vorkommt - zwischen Phantomschallquellen und realen Schallquellen gibt es zu viele Unterschiede).

Es ist zu erwarten, dass ein Kabelvergleich ohne bzw. mit LoCo durchaus unterschiedlich ausfallen kann. Schließlich haben wir viel zu geringe Kenntnisse über den Zusammenhang von Ursache und Wirkung bei Kabelklang.

Wenn man einen großen Fortschritt bei der Lokalisationsschärfe der Phantomschallquellen macht, ist dann ein kleiner Schritt bei Kabeln noch genauso deutlich hörbar wie wenn eine desintegrierte Grundton-/Oberton-Projektion durch ein Kabel um denselben Betrag gestört wird?

Manchmal hört man den Schritt in Richtung "schlechter" deutlicher als andersherum in Richtung "besser", die Akzeptanz von etwas Gutem fällt leicht, wird jedoch die Schwelle des Erträglichen in negativer Richtung überschritten, es also lästiger wird, möchte man es lieber vermeiden.
Grüße Hans-Martin

P.S. Ich habe an Kabelvergleichen teilgenommen, wo das Ergebnis des jeweiligen Kabels digitalisiert wurde.
Und was kam heraus? Bei manchen Vergleichen für mich Null Unterschied (Peters Kabelfiles hier im Forum mit teilweise invertierter Musik, Stereoplay mit heftig dynamikkomprimierter Musik), bei anderen Vergleichen eindeutig hörbare (z.B. bevorzugte ich bei Haralds Kabelvergleichen im Blindtest diejenigen ohne Schirm).

Verfasst: 09.10.2017, 17:32
von h0e
Hallo Hans-Martin,

bei allen Kabelversuchen, die ich gemacht habe konnte ich keine Änderung im Frequenzgang in meinen Acourate Messungen ausmachen. (Immer am Hörplatz gemessen)s
Das galt selbst für Kabel, die z.B. warm klingen, wo man gehörmäßig eine Frequenzgangänderung vermutet hätte.
Sehr wohl konnte ich aber feststellen, dass für bessere Kabel neue Loco-Filter notwendig werden.
Mit guten Kabel höre ich jedoch viel besser als mit LoCo "korrigiertem" Standardkabel.
Meiner Ansicht nach korrigiert LoCo die Fehler die Kabel im Bereich der Lokalisation machen zu einem gewissen Anteil. Aufgefallen ist es mir deshalb, weil alle Kabel, die sich (ohne jegliche Korrektur) deutlich von anderen Kabeln absetzen konnten, immer auch völlig andere Ergebnisse beim Loco Filter ergaben.
Daher meine Hypothese, dass Kabelfehler auch im Bereich der Lokalisationsschärfe Einfluß finden, die zum Teil korrigiert werden kann.
Aber wir schweifen m.E. nach ziemlich weit vom Thema ab.

Grüsse Jürgen

Verfasst: 09.10.2017, 21:00
von Hans-Martin
h0e hat geschrieben:Meiner Ansicht nach korrigiert LoCo die Fehler die Kabel im Bereich der Lokalisation machen zu einem gewissen Anteil. Aufgefallen ist es mir deshalb, weil alle Kabel, die sich (ohne jegliche Korrektur) deutlich von anderen Kabeln absetzen konnten, immer auch völlig andere Ergebnisse beim Loco Filter ergaben.
Daher meine Hypothese, dass Kabelfehler auch im Bereich der Lokalisationsschärfe Einfluß finden, die zum Teil korrigiert werden kann.
Aber wir schweifen m.E. nach ziemlich weit vom Thema ab.
Hallo Jürgen,
jetzt wird es doch gerade erst interessant!
Vielleicht Anlass für einen neuen Thread, Kabelunterschiede zeigen sich auch meist in der räumlichen Abbildung, einem Aspekt, der schwer messtechnisch einzukreisen ist.
Grüsse Hans-Martin

Verfasst: 10.10.2017, 01:50
von frankl
Hans-Martin hat geschrieben: Hast du ebenso den Wendelungssinn verwendet, wie Harald ihn einsetzt (Linkswendel an Pin2, Rechtswendel an Pin3)? Thorsten Lösch lässt das unerwähnt,
Hallo Hans-Martin,

darauf hatte ich ehrlich gedacht gar nicht geachtet. Ich habe mal nachgeschaut, zufällig habe ich in der Tat die Linkswendel an Pin2 gelötet (bei beiden Kanälen gleich).
Hans-Martin hat geschrieben: Auch ich benutzte Kupferlackdraht, 6 oder 7 pro Wendel (gleiche Anzahl wie XLO damals), kam aber noch nicht auf die Idee, die Drähte antiparallel anzulegen, um fertigungsbedingte Strukturen laufrichtungsmäßig zu kompensieren.
Das hatte ich auch nicht gemacht, sondern darauf geachtet, dass ich alle Leiter in der gleichen Orientierung benutzt habe.
Hans-Martin hat geschrieben: Auf eine Masse zu Masse Verbindung hast du gänzlich verzichtet. Ich habe versucht, aus Bildern auf das Erdungsschema des Ayre-DAC zu schließen, dieses Beispiel

Bild

zeigt, dass die Schutzerde in der Kaltgeräteeinbaubuchse unbeschaltet geblieben ist, am Netzeingang ist ein X-Kondensator (darunter ein Lichtbogenlöscher über dem Netzschalter), vor dem Netztrafo gibt es dann noch eine Doppelspule auf gemeinsamem Kern gegen Gleichtaktstörungen aus dem Netz. Haralds Kabelvorschlag ging eine lange Diskussion über die Bedeutung von Schutzerde, Gehäuse- und Signalmasse voraus.
Ich habe meinen DAC mal zum QB-9 DSD aufrüsten lassen, siehe zum Beispiel hier, aber Deine Beschreibung ist dafür wohl auch richtig. Ich hatte schon vor einiger Zeit die Anregungen hier zur Erdung aufgenommen und den DAC vom Massekontakt eines RCA Ausgangs und die Endstufenmodule von der Schraube, die den Kontakt zum Gehäuse herstellen würde (wenn ich eines hätte, ich benutze eine Holzplatte) mit 6 mm^2 Erdungskabel mit der Erdklemme meines Isotek Netzfilters verbunden. Darüber hatte ich hier nicht berichtet, weil sich das klanglich für mich nicht ausgewirkt hat. Aber vielleicht habe ich da auch eine unsinnige Verbindung hergestellt?
Hans-Martin hat geschrieben:
PS: Einspieleffekte konnte ich bei beiden getesteten Kabeln nicht feststellen. Der Klangunterschied beim zweiten Kabel war groß genug, dass die Berechnung neuer Raum-/Systemkorrekturfilter gerechtfertigt war.
Bist du imstande, mit Raum-/Systemkorrekturfiltern (mit identischer Zielkurve) erfolgreich Kabel zu kompensieren?? Eine ernstgemeinte Frage, die Antwort könnte viele neue Aspekte aufwerfen.
Also, "kompensieren" würde ich das nicht nennen. Ich will ja nicht, dass es mit neuem Kabel und neuem Filter wieder wie vorher klingt, und das tut es auch nicht. Wenn sich durch eine Änderung des Setups eine Klangveränderung ergibt, dann bedeutet das, dass sich die Impulsantwort des Gesamtsystems geändert hat. Entsprechend passt mein Korrekturfilter, der ja zur Verbesserung der vorherigen Impulsantwort erstellt wurde, nicht mehr. Wenn ich also eine neue Messung mache und mit genau den gleichen Parametern wie zuvor neue Korrekturfilter berechne, dann kann ich durch Umschalten zwischen dem alten und neuen Korrekturfilter auch nochmal verifizieren, dass sich in der Tat etwas geändert hatte. (Ich generiere gar keine Graphiken zu Frequenzgang usw., und ich denke, dass ich an denen sowieso keinen Unterschied zur letzten Messung sehen würde. Aber das Programm zur Filterberechnung berücksichtigt nach meiner Erfahrung auch subtile Änderungen, die nicht so leicht zu identifizieren sind.)

Wenn ich das nach einer Änderung mache, die ich als positiv empfinde, dann wird durch den neuen Korrekturfilter eigentlich immer die positive Änderung nochmal verstärkt.

Im hier diskutierten Beispiel hatte ich ja die Änderung so beschrieben, dass das Klangbild in der Tiefe zunahm und nah oder weit weg erscheinende Klangereignisse prägnanter dargestellt werden. Gleichzeitig geht aber ein wenig von der Geschlossenheit des Klangbildes verloren, ich weiß nicht so recht, wie ich das beschreiben soll. Da weiß ich gleich, dass dies durch einen aktualisierten Korrekturfilter behoben wird.

Harald und Jürgen haben LoCo angesprochen, das ich mit meiner Bemerkung im vorigen Beitrag nicht gemeint hatte. Ich habe aber mal eine neue Session zur Bestimmung von LoCo Parametern gemacht und da war es auch so, wie Jürgen es sagt, dass sich die "Messung" etwas geändert hat und der neu bestimmte LoCo Filter nochmal einen kleinen Fortschritt bringt.

Viele Grüße,
Frank

Verfasst: 10.10.2017, 08:43
von nihil.sine.causa
Hallo Frank,

habe ich das richtig verstanden, dass Du bei deinen symmetrischen Signalkabeln nur Pin 2 und Pin 3 verbindest und auf eine mitgeführte Masse verzichtest? Falls ja, könnte hier noch Verbesserungspotential liegen. Ich hatte mehrere Tests ohne eingeflochtene Masse gemacht, einen davon habe ich hier beschrieben. Lokalisationsschärfe und Durchhörbarkeit sind bei mir mit dem locker eingeflochtenen, einseitig aufgelegten dritten Leiter deutlich besser geworden.

Viele Grüße
Harald

Verfasst: 10.10.2017, 11:11
von Hans-Martin
frankl hat geschrieben:Wenn sich durch eine Änderung des Setups eine Klangveränderung ergibt, dann bedeutet das, dass sich die Impulsantwort des Gesamtsystems geändert hat. Entsprechend passt mein Korrekturfilter, der ja zur Verbesserung der vorherigen Impulsantwort erstellt wurde, nicht mehr. Wenn ich also eine neue Messung mache und mit genau den gleichen Parametern wie zuvor neue Korrekturfilter berechne, dann kann ich durch Umschalten zwischen dem alten und neuen Korrekturfilter auch nochmal verifizieren, dass sich in der Tat etwas geändert hatte. (Ich generiere gar keine Graphiken zu Frequenzgang usw., und ich denke, dass ich an denen sowieso keinen Unterschied zur letzten Messung sehen würde. Aber das Programm zur Filterberechnung berücksichtigt nach meiner Erfahrung auch subtile Änderungen, die nicht so leicht zu identifizieren sind.)
Hallo Frank,
wenn sich allein durch Kabeltausch eine Klangveränderung ergibt, weil sich die Impulsantwort des Gesamtsystems geändert hat, und diese durch Messung erfassbar ist, sind wir doch schon recht nahe an einer messtechnischen Annäherung an das, was Kabelklangunterschiede begründen könnte, natürlich als ein Aspekt unter vielen anderen.
Wenn das menschliche Ohr noch Zeitunterschiede im Mikrosekundenbereich wahrnehmen kann, die etwa 200kHz entsprechen, wird die Bedeutung der Impulsantwort verständlich.

Anlass, hier nicht locker zu lassen, deshalb bohre ich nach...
Grüße Hans-Martin

Verfasst: 10.10.2017, 14:12
von uli.brueggemann
Also:
1. wenn man zweimal dieselbe Ermittlung einer Pulsantwort durchführt, dann kommt nie genau dasselbe heraus. Das kann man ja einfach testen. Einfach eine Subtraktion durchführen und schauen ob da Null
herauskommt.

2. Die Pulsantwort beschreibt das Systemverhalten eines LTI-Systems. LTI bedeutet linear und zeitinvariant.
Nicht enthalten in der Pulsantwort ist jegliches nichtlineares Verhalten. Und wenn ich mir vorstelle, dass daneben bei der Messung auch noch andere Einflußgrößen mitspielen, z.B. Störkompenten (Ausgleichsströme, Netzteileinflüsse, Rauschkomponenten, Übersprechen zwischen Kanälen etc.), dann weiss ich zumindest, dass das in einer Pulsantwort nicht vorkommt. Ein Beispiel dafür: bei einer Logsweepmessung fährt draussen ein LKW vorbei. In der Logsweepaufnahme ist das noch enthalten. Nach Faltung mit der Inversen und Herausschneiden der Pulsantwort nicht mehr.
Fazit: vergesst es, mittels einer geänderten Pulsantwort nach Kabeleinflüssen zu suchen.

Grüsse
Uli

Verfasst: 10.10.2017, 22:04
von Hans-Martin
OK, Uli,
nehmen wir an, gemessen würde nicht per Quelle->Kabel->Verstärker->Kabel->Lautsprecher->Raum->Mikrofon, sondern direkt am V(orv)erstärker-Ausgang, reicht dann die Auflösung für einen Kabelvergleich aus?
Schließlich ist der Klirr beim LS messtechnisch erheblich größer als bei Verstärkern, zudem fallen Nebengeräusche im Raum nicht als Negativeinfluss an.
Was haben deine bisherigen Untersuchungen mit Kabeln ergeben (ich gehe davon aus, dass du ein Tool wie Acourate auch schon diesbezüglich auf seine Grenzen ausgelotet hast)?
Es ergeben sich evtl. viele neue Fragen...
Grüße Hans-Martin

Verfasst: 10.10.2017, 22:13
von SolidCore
Hallo zusammen

Als Kabeltüftler lese ich gerne mit. Man lernt ja nie aus.

2 Dinge fallen mir zu dem Thema Kabelklang kompensieren mit LOCO oder Software generell noch ein.
Einmal, das 2 wichtige Punkte, die gute Kabel nunmal auch besser können, nicht per Frequenzgang grade gerückt werden können: Dynamik und Sauberkeit.
Kupfer hat die Eigenschaft, je unsauberer es ist, auch gröber und nervöser zu spielen.
Bei Silber ist es anders, je unsauberer, umso mehr zischeln und kreisch im Klangbild.

Bis auf den Kreisch sehe ich keine Möglichkeit, per Frequenzgang die fehlenden 3 Punkte auszubügeln.
Unterdrückt man per EQ den Zischel, klingts matt.

Durch eigene Erfahrung beim Mithören eines Forenusers in seiner Kette kann ich bestätigen, das nach mehreren Kabelexperimenten und Tausch die Anlage neu per Acourate eingemessen werden musste.

Gruss
Stephan

Verfasst: 11.10.2017, 00:04
von Salvador
Hallo zusammen,

ich kann das nur bestätigen aus meiner Digitalozeit, eine vorherige digitale Raumkorrekturmessung musste mit neuen besseren Kabeln korrigiert werden. Allerdings werden damit nivht nur unerwünschte schlechte, sondern auch durchaus erwünschte Bessere Eigenschaften der neuen Kabel einnivelliert. Eine probate Methode war dann, mit "neutralen" Kabeln einzumessen und danach auf die guten Kabel umzustecken, um noch zusätzlich die guten Eigenschaften der besseren Kabel on top zu bekommen.
Wie die meisten wissen, bevorzuge ich mittlerweile aber ein rein analoges Setup mit den guten Kabeln, das ist noch besser, aber nur, wenn man sensorgeregelte Lautsprecher mit guter Weiche wie die AGM hat plus gute Röhrenelektronik plus sehr umfangreiche raumakustische Maßnahmen. Dann klingt das noch besser, weil natürlicher, insbesondere in den Höhen, als ein raumkorrigierendes Digitalsetup. Mag ein Sonderfall sein.

Beste Grüße,
Andi

Verfasst: 12.10.2017, 01:19
von frankl
Hallo Hans-Martin,

ich stimme Uli zu. Die Impulsantwort der Anlage enthält sehr viel Information über die Wiedergabe, eben den Anteil, den wir mit DRC, Acourate und co. sehr gut beeinflussen können. Und nach meiner, und wie wir lesen auch einiger anderer Forenten, Erfahrung kann ein getauschtes Kabel die Impulsantwort der Anlage genügend ändern, dass hörbar unterschiedliche Korrekturfilter generiert werden (,die man leicht ohne Änderung der Anlage im Vergleich anhören kann). Ich achte bei mir auch darauf, dass ich die Sweeps zum Messen genau so abspiele wie Musik (außer natürlich ohne Korrekturfilter) und mit von der Anlage unabhängigen Geräten aufnehme. Bei Diskussionen über "Einspieleffekte" habe ich ja auch schon angemerkt, dass man die Effekte durch Vergleich von Korrekturfiltern nachweisen kann.

Ich sehe aber leider gar keine Möglichkeit, gezielt aus Unterschieden zwischen Impulsantworten, Eigenschaften von Kabeln (oder was auch immer) abzulesen. Ich kann nachweisen, dass etwas unterschiedlich ist, aber nicht, ob der Klang "besser" oder "schlechter" geworden ist. Und schon gar nicht, wie sich die Tiefe des Raumeindruckes, die Klarheit von Tönen, oder andere Klangeindrücke geändert haben. Ein Teil dieser Information steckt sicher in der Impulsantwort, aber wie soll man die extrahieren? Und wie schon mehrere Leute angemerkt haben, wird der Klangeindruck sicher auch durch nicht-lineare Eigenschaften der Wiedergabekette beeinflusst, die durch die Impulsantwort nicht beschrieben werden. Sonst könnte man ja jede Anlage per Filter gleich klingen lassen - und wir hätten gar keinen Diskussionsstoff mehr.

Viele Grüße,
Frank