Acousence afi(s) und afi(s) USB

Ralf Koschnicke
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Beitrag von Ralf Koschnicke »

Hallo zusammen,

inzwischen ist doch leider etwas mehr Zeit vergangen, seit ich Ergebnisse zu den Tests mit den Adapterkästchen angekündigt hatte. Ich hatte eine systematische Testreihe mit allen Varianten gemacht und das wurde dann doch recht komplex… Alles in allem hat sich nun jedoch meine Kernidee hinter den Entwicklungen der letzten Jahre – die zentrale Bedeutung des Themas HF-Störungen – wieder einmal umso mehr bestätigt.

Meine zentrale Arbeitshypothese ist ja, dass HF-Störungen Jitter ergeben, und schon lange bin ich der Meinung, dass hochfrequenter Jitter deutlich schädlicher für Musik sein müsste als niederfrequenter. Das oben verlinkte PDF von AP sagt ja ähnliches und auch in Diskussionen hinter den Kulissen gab es kürzlich Input in diese Richtung. So lassen sich m.E. auch die widersprüchlichen Ergebnisse des beliebten Jtests einordnen. Da der dort beobachtete Frequenzbereich rein auf das Audioband begrenzt ist, sehen wir damit nur einen winzig kleinen Ausschnitt des Gesamtbildes und vermutlich auch gerade noch den, der am wenigsten relevant ist. Bitte nicht missverstehen: Also am Ende ist natürlich nur das Audioband relevant. Mit dem Test werden jedoch einzelne Aspekte herausgelöst betrachtet und wie genau die Auswirkungen dann auf das komplexe, sich hochgradig dynamisch ändernde Musiksignal sind, ist ein ganz anderes Thema. Um das bewerten zu können, müsste man m.E. auch die Frequenzen oberhalb des Audiobandes im Blick haben. Der mit Jtest erfasste Frequenzbereich ist etwa so breit wie die gelbe Linie am linken Bildrand in den folgenden Bildern. Das kann man zwar im Detail alles sicherlich noch diskutieren. Ich treffe nun aber eben seit geraumer Zeit Entscheidungen basierend auf dieser Hypothese und freue mich, wenn das experimentelle Ergebnis in Richtung Richtigkeit der Hypothese deutet.

Bild

Hier zeige ich drei Bilder von einer Messung des Spektrums eines Digitalsignals im Frequenzbereich von 1-1300MHz. Ich habe lange gezögert, ob ich das zeigen soll. Denn das Lesen solcher Messungen kann sehr tückisch sein. Ich kann nicht wirklich begründen, wie genau welches Spektrum sich auf den Klang auswirkt. Außerdem muss man gleichzeitig auch noch andere Parameter im Blick halten. Beispielsweise habe ich einen DVD-Player der bei dieser Messung einen „sehr sauberen“ Eindruck macht. Nur sieht man am Oszi dann eine Signalform eher in Richtung Sinus als Rechteck, also deutlich abgerundet, und das hat dann natürlich weniger HF-Anteile, ist aber eigentlich eher ein eindeutiger Mangel. Also Vorsicht bei der Bewertung!

Nichtsdestotrotz illustrieren die Bilder das zentrale Thema. Links sieht man ein bzgl. HF-Störungen eher schlechtes Gerät. Das Bild stammt vom Digitalausgang eines DACs eines deutschen Herstellers der Klasse von knapp 2000,- EUR, der es interessanterweise trotzdem schafft, das Spektrum im Audiobereich rekordverdächtig sauber zu halten. Außerdem zeigt er sich auch beim Jtest als Spitzenklasse. Ich habe dann auch noch ein USB-Interface für 130,- EUR aus Honkong, das ziemlich genauso aussieht. Das mittlere Bild ist typisch für unsymmetrische Ausgänge eines guten Gerätes. Rechts zeigt nun Afis mit RJ45-Ausgang und am Analyzer mit Adapterkästchen auf BNC adaptiert. Wie geradlinig genau die Einhüllende im rechten unteren Bereich des Nutzsignals verläuft, variiert durchaus noch mit Länge und Typ des verwendeten RJ45-Kabels. Aber was ich damit immer erreiche und wirklich mit noch keinem anderen Gerät so gesehen habe, ist die absolute Freiheit von Störungen. Die Horizontale in den rechten Zweidritteln des Bildes ist Grundrauschen des Analyzers. Das mittlere Bild ist zwar nicht vom Afis mit BNC-Ausgang, aber substanziell sieht eine solche Messung dort nicht sehr viel anders aus. Somit bringen ganz eindeutig erst der für den Signaltyp „Digital Audio“ optimale RJ45-Ausgang, das dafür optimale Kabel und die Umsetzung am anderen Ende der Leitung den entscheidenden Unterschied. Das Klangbild gewinnt nochmal in Sachen musikalischer Feinstruktur und tonaler Klarheit, und das scheint durchaus mit den gezeigten Bildern zu korrelieren. Übrigens ist das rechte Bild zwar mit USB-Eingang gemessen. Schickt man jedoch das „schlechte“ Signal vom linken Bild beim Afis rein, kommt es genauso „sauber“ wie rechts zu sehen raus.

Ich habe ja nun eine lange Zeit mit Entwicklungen und Optimierungen hinter mir und habe schon an Stellschrauben mit deutlich geringerem Einfluss optimiert. Optimierungen Richtung Taktgenauigkeit, also an den PLLs im Afis sowie den Oszillatoren insgesamt, habe ich weniger deutlich in Erinnerung. Die direkte kausale Verknüpfung ist damit zwar noch nicht beweisen, aber ich höre die Wirkung der Vermeidung von HF-Störungen wieder einmal durchaus eindrucksvoll bestätigt. Das war zwar vorher schon mit all den Maßnahmen am Afis vergleichsweise gut. Aber RJ45-Ausgang plus entsprechende Adapter/Kabel runden das Konzept nochmal konsequent ab. Sogar AES/EBU hat sich nochmal deutlich verändert. Das war an meinem DAC immer eindeutig B-Klasse und der BNC-Eingang war schon immer der beste. Das hat sich jetzt rein durch in Sachen HF-Störungen optimierte Anschlusstechnik genau umgekehrt. Als Fazit sehe ich wieder einmal bestätigt: Es gibt keine digitalen Signale, sondern die Ströme und Spannungen sind immer analog. Nun verwendet man im professionellen Bereich für Analogsignale aus gutem Grund symmetrische Verbindungen und dort wo im digitalen Bereich die technologische Führung liegt, in der elektronischen Datenverarbeitung, macht man es genauso. Dort sind allerdings auch die Steckverbinder dem Verwendungszweck angemessen ausgeführt. Ich würde mir nun in DACs, aber gerne auch bei allen Quellgeräten, RJ45-Steckverbinder wünschen. Da dies wohl noch lange ein Wunsch bleiben wird, werden die Adapter und RJ45-XLR-Kabel nun fester Bestandteil unseres Produktportfolios werden. Die Versionen ohne Übertrager haben übrigens klar die Nase vorne und somit werden die in Serie gehen. Das ist nicht weiter verwunderlich, weil ja die RJ45-Module im Afis bereits sehr hochwertige Übertrager haben. Die internen BNC- und XLR-Varianten werden zwar auch weiterhin erhältlich sein. Ich kann aber jedem am Afis Interessierten nur nachdrücklich zu den RJ45-Varianten raten. Was dort passiert ist deutlicher als vieles andere.

Viele Grüße
Ralf
RS.schanksaudio
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Beitrag von RS.schanksaudio »

Hallo Ralf,

könnte man die HF-Problematik nicht von Beginn an unterbinden, in dem man optisch via Toslink überträgt? Dann mag der Jitter höher sein, aber man kann sich dann intern auf die Jitter-Reduktion/Reclocking konzentrieren und kann HF, zumindest eingestreut durch die Anschlusstechnik, ignorieren.

Viele Grüße
Roland
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Ralf Koschnicke
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Beitrag von Ralf Koschnicke »

Hallo Roland,

die Idee ist ja nicht neu, hat sich aber wohl als Allheilmittel nicht bewährt. Das Problem ist ja, dass das optische Signal noch die Taktinformation trägt und alles was auf Senderseite an Jitter eingebettet wird, auf der Empfängerseite wieder rauskommt, und dann ist die Toslinkverbindung selbst noch sehr mäßig bzgl. Jitter. Das alles hundertprozentig wieder in Ordnung zu bringen, das übersteigt m.E. die Fähigkeiten von PLL basierten Reclockern. Man ist vielleicht sehr schnell schon auf einem recht ordentlichen Niveau, aber weiter kommt man dann nicht. Es gab ja mal eine Zeit, wo Toslink in audiophilen Kreisen sehr forciert wurde. Das ist in den letzten Jahren aber wieder eher verschwunden.

Deshalb habe ich ja für den Afi+USB auch genau dieses Konzept gewählt: Die optische Verbindung für die Entkopplung vom PC hinsichtlich HF. Nur wird hier eben gerade keine klanglich relevante Taktinformation über die optische Verbindung übermittelt. Genau das ist ein wesentlicher Kern der Idee, die Vorteile der optischen Verbindung zu nutzen, ohne deren Nachteile mit kaufen zu müssen.

Viele Grüße
Ralf
nikander
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Beitrag von nikander »

Hallo Ralf,

Für mich jetzt die spannende Frage:
Was hört/misst sich besser:
RJ45 auf AES-Kabel mit Neutrik-Anschluss-Buchse (RJ45-seitig) oder Deine Adapter-Lösung?


Viele Grüße und Dank für die wertvollen Infos,


Nikander
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tovow
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Beitrag von tovow »

Hallo zusammen,

haben schon einige ein Testpaket bekommen und konnten jetzt den Acousence AFIS-USB oder AFI-USB testen? Gibt es mittlerweile weitere Erfahrungsberichte/ Meinungen zu den Geräten?

Ab wann wird der AFI-USB eigentlich verfügbar sein?

Beste Grüße
Theo
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Bernd Peter
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Beitrag von Bernd Peter »

Hallo Theo,

nächste Woche soll ja HiFi-Bescherung sein.

Was ich mir von dem AFI USB verspreche:

Durch die strikte Trennung (technisch wie räumlich) wesentlich weniger HF Einstreuung.


Wo ich die klanglichen Unterschiede - aus der Erinnerung - vermute:

Eine präzise Taktung verschafft Genauigkeit und Detailreichtum.

Weniger HF lässt die Töne nicht so aneinander kleben. Die Musik atmet, wird lebendig.

Gruß

Bernd Peter
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rudolffischer
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Beitrag von rudolffischer »

Ralf Koschnicke hat geschrieben: Mir ist ja selbst kein einziger DAC mit einer RJ45-Buchse für ein AES3 kompatibles Audiosignal bekannt.
Hallo zusammen,

Ich habe einen Berkeley Alpha DAC (erste Serie), der hinten einen RJ45 BADA Port aufweist (Bild im Artikel). Ich benutze diesen Port nach Rücksprache mit Michael Ritter von Berkeley quasi umgekehrt: Von einem RCA SPDIF Ausgang über ein Coax Kabel und einen 236 Ohm Widerstand zur Impedanzanpassung von Coax auf RJ45. Am RJ 45 Eingang sind die Pins 4 und 5 belegt. Der Rest ist unbenutzt.

Ralf, gibt es den AFIS mit USB ein, RJ45 aus?

Grüsse aus der Schweiz.
Rudi
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Salvador
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Beitrag von Salvador »

Hallo Bernd,

wenn Du den afi-USB in Deinem Setup hast, dann teste bitte,

- ob die besser klingenden Betriebssysteme Win 10 und Win Server 2016 ihren Vorsprung behalten.
- Klingt Win Server 2016 mit dem Afi dann besser als Win 10?
- Und beide besser als Win Server 2012 r2?
- Und Win Server 2016 aus dem RAM am besten?
- Wäre Win 10 aus dem RAM ein sehr bedienerfreundlicher Kompromiss?
- Oder klingt mit dem afi dann alles gleich gut, unabhängig von Betriebssystem und aus dem RAM gebootet oder nicht?

Gespannt,
Andi
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Bernd Peter
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Beitrag von Bernd Peter »

Hallo Andi,

wenn es sonst nichts ist, gerne.

Ich druck das mal aus und meine liebe Frau liest es vor und ich mache....

Weihnachtliche und geruhsame Grüße :cheers:

Bernd Peter
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Salvador
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Beitrag von Salvador »

Hi Bernd,

Ok, dann beschränke ich mich auf die letzte von mir gestellte Frage. :D :cheers:

Beste Grüße,
Andi
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Stipe
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Beitrag von Stipe »

Guten Abend,

heute kam Post von Ralf, ein Afi-Usb. Ich gebe nur kurz meinen ersten Eindruck wieder. Aufbau und Treiber-Installation sind selbsterklärend und problemlos. Haptik und Anmutung der Gehäuse ist sehr gut, rote (nicht zu helle!) LEDs verkünden den Betriebszustand und am Usb Adapter die Taktfrequenz.

Die erste Hörprobe hat mich dann zugegebenermaßen ziemlich umgehauen. Ein völlig neuer schöner Klang. Eine Schärfe in den Höhen, die mich immer etwas gestört hat, ist verschwunden. Das Klangbild wird insgesamt runder, harmonischer. Gleichzeitig wird aber nichts verdeckt oder unterschlagen. Soviel zu meinem ersten wundervollen Eindruck. Niemals hätte ich für möglich gehalten, was ein solches "Bauteil" zu leisten imstande ist.

Ich muss jetzt weiter hören :D

Viele Grüße, Stefan
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cantusfirmus
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Beitrag von cantusfirmus »

Danke Stefan für Deine ersten Eindrücke!

Darf ich noch fragen, wie es nach Deinem Afi-USB weitergeht? Also welchen Wandler/vorverstärker Du einsetzt?

Danke und lg Horst
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Stipe
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Beitrag von Stipe »

Hallo Horst,

gerne. Nach dem Afi-Usb geht es per RJ45-Kabel in den den XLR Adapter und dann in eine Genelec 8260 (dort findet ja die Kanalaufteilung, Wandlung und Verstärkung statt). Der zweite LS wird per Daisy-Chain und mit einem handelsüblichen Sommer-Kabel DMX 234 angesteuert.

Der Adapter passt übrigens perfekt in den AES Eingang der Genelecs.

Als Rechner benutzte ich einen einfachen C.A.P.S. Topanga/Lagoon der im CA Forum beschrieben wird (Mit SSD, ohne besondere USB Karte und mit dem Seasonic Schaltnetzteil). Ich denke, dass aufgrund dieses nicht optimierten Audio-PCs die Verbesserung für mich so drastisch ausfällt.

Viele Grüße, Stefan
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Bernd Peter
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Beitrag von Bernd Peter »

Hallo,

die ersten - vorsichtigen - Einschätzungen.

USB Regen fliegt raus.

USB Kabel ist nach wie vor Thema.

Freut euch, wenigstens hier kein Geld zuviel ausgegeben.

PC/BS Vergleich wird sicher einige Zeit dauern.

Gruß

Bernd Peter

PS: wer hört hier noch ohne den AFI-USB? :wink:
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Bernd Peter
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Beitrag von Bernd Peter »

Hallo,

ganz vergessen:

einfach einige Titel der bekannten Art anspielen und erstaunt feststellen, was sich da alles auf der Aufnahme tut.

Es macht Spaß, mehr von der Aufnahme und den Instrumenten (gerade bei Klavier und Violine) zu hören.

Leider auch mehr Nebengeräusche durch die Musiker. Die könnten ruhig mal aufhören, sich auf den Stühlen oder dem Boden hin und herzubewegen. Atmen und Räuspern wird nun untersagt.

Gruß

Bernd Peter
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