Messgerät für Ausgleichsströme

Player, Streamer, Wandler, Vorverstärker usw.
axxxxx

Beitrag von axxxxx »

Hallo Ulli,
modmix hat geschrieben:...zwei kleine Kästchen geliehen:
Hilfe, ich erblinde langsam. Ich kann nur eines sehen! :mrgreen:

Könnte man nicht einfach ein Multimeter zwischen die Massen zweier Geräte hängen und den Strom messen?
Oder ist das jetzt wieder eines von Deinen Voodoo-Gadgets mit dem Du Feen-Strom messen kannst? Ich frag ja nur. :D

Gruß,
Kai
Trinnov
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Beitrag von Trinnov »

Hallo zusammen,

Da jetzt schon wieder der Begriff Voodoo auftaucht auf den ich sowas von allergisch bin ...., will ich euch etwas mehr über das /die Messgeräte erzählen.

Ich habe mir das Gerät damals ausgedacht, weil es mir einfach zu umständlich war, immer mit Multimetern zu hantieren.
Außerdem haben die Dinger, wie Ulli schon richtig sagte, eine Strommessung über einen deutlich erweiterten Frequenzbereich. Wobei ich vermute, dass hautsächlich die 50Hz relevant sind. Aber man weiß ja nie.
Da nur auf dem Außenleiter der Stecker gemessen wird, ist kein Plopp beim Anstecken zu erwarten.
Verbindet man den Außenleiter der Cinch-Buchsen jeweils mit der Masse eines XLR-Steckers, kann man auch XLR-Strecken messen.
Das war übrigens damals kein Komplettbausatz. So etwas gab es vermutlich in der Kombination Messgleichrichter und Panel Meter vorher gar nicht, bevor ich es zusammengebaut habe.

Die Zeitschrift Stereo hat das Gerät damals getestet und war ganz begeistert davon, daher erschien auch ein Bericht in einer der folgenden Ausgaben.
Sogar Matthias Böde hatte mir damals, als wir uns auf einer Messe trafen, auf die Schulter geklopft.

Warum sollte man zwei Geräte haben?
Wir haben in üblichen Anlagen einen Zuspieler (CD-Spieler, Audio-PC), einen DAC oder Vorverstärker und einen Endverstärker.
Somit kann man mit Gerät 1 zwischen CD und DAC bzw. Vorverstärker messen und mit Gerät 2 gleichzeitig zwischen DAC, Vorverstärker und Endstufe.
Es darf zwischen zwei Geräten natürlich immer nur eine Verbindung geben. Ansonsten wäre die Messung überbrückt.
Es gibt bei drei hintereinander geschalteten Geräten somit 2³ (=8) mögliche Steckerpolungen. Bei zwei Hifigeräten hätten wir 2² (=4) mögliche Steckerpolungen. In der richtigen Kombination sollte es am besten spielen.
Bei sehr hohen Ausgleichsströmen kann man z.B. über einen Trenntrafo an der richtigen Stelle nachdenken, oder Änderung der Erdung oder Netztrafo mit Schirmwicklung.

Viele Grüße
Horst
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axxxxx

Beitrag von axxxxx »

Hallo Horst,
danke, für die Erklärung.
Das mit dem Voodoo ist nur ein Running-Gag zwischen mir und Ulli und sollte nicht auf das von Dir entwickelte Meßgerät reflektieren.
Vielleicht gibt es ja auch bald einen Forums-Bausatz. :mrgreen:
Gruß,
Kai
acci
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Beitrag von acci »

Hallo Horst,

ich möchte so etwas mal ausprobieren oder käuflich erwerben.
Was muß ich tun?

Habe immer schon das Gefühl das in meinem Setup ev. Ausgleichströme ein Problem sind.
Stecker ziehen an der Endstufe (Classs A) bringt mitunter erstaunliche Klangunterschiede.

Gruß Bert
Trinnov
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Beitrag von Trinnov »

Hallo Bert,

ich denke fürs erste kannst du das auch mit einem guten Multimeter in einem empfindlichen AC Strommessbereich machen.

Viele Grüße

Horst
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

acci hat geschrieben: Habe immer schon das Gefühl das in meinem Setup ev. Ausgleichströme ein Problem sind.
Stecker ziehen an der Endstufe (Classs A) bringt mitunter erstaunliche Klangunterschiede.
Hallo Bert,
war vorher noch Musik, ist bei mir dann immer Stille.

Als Mitte der 1980er Jahre es den Namiki Direction Finder gab, mit dem man die bessere Netzsteckerposition ermessen konnte, brachte Monitor PC eine ähnliches Gerät heraus (Pol-Checker), welches dummerweise das entgegengesetzte Ergebnis anzeigte.
Bei Monitor PC (In-Akustik) erklärte man mir, wenn alle Geräte verkehrt angeschlossen wären, würde sich der Unterschied doch wieder aufheben.

Von dieser Aussage ausgehend, habe ich dann genau das ausprobiert, beide Geräte nach Namiki, beide nach Pol-Checker. Das Ergebnis war eindeutig: der Namiki lag richtig.
Die Aussage des In-Akustik Mitarbeiters war Quatsch.
Der Unterschied der beiden Netzsteckerpositionen liegt in der Kopplungskapazität zwischen Trafokern zu Wicklungsanfang (innen, groß) oder -Ende (außen, klein), ob das Gerät die Störungen auf der Phase stärker einkoppelt, oder für besseren Bezug zur Erde (Nullleiter, MP, im Trafohaus geerdet) sorgt.
Es ist aber auch die Kapazität zwischen den Wicklungen, Primär- zu Sekundär-.

Ich habe zwischen Schutzerde und Gerätegehäuse mit einem hochohmigen Voltmeter die Spannung gemessen, in allen überprüften Konstellationen war immer die niedrigere Spannung die klanglich bessere, ruhiger, schwärzer im Bass, voller, wärmer, weniger zickig in den Höhen, weniger breit, dafür tiefer.
Schon die Berührung des Gerätes führte praktisch immer zu einem niedrigeren Ablesewert.

Viele billige Voltmeter sind nicht hochohmig genug, um hinreichend Werte anzuzeigen und gleichzeitig auch den Unterschied zwischen beiden Netzsteckerpositionen erkennbar zu machen.

Mit einem Vielfachmessinstrument reicht meist der Strombereich von der Auflösung nicht aus, um einen signifikanten Unterschied beim Netzsteckerdrehen aufzuzeigen.

Ein Vorverstärker gibt bei üblichen Endstufen für Zimmerlautstärke ca 30mV ab, bei 50kOhm Eingangsimpedanz fließen dann als Audiosignalstrom 0,6uA. Wenn ein Störsignal 10% davon betrüge, müssten 60nA angezeigt werden.
Da es für viele Hörer keine so deutlich wahrnehmbare Klangveränderung gibt, dass diese Optimierung der Netzsteckerposition zur Selbstverständlichkeit gerät, gehe ich davon aus, dass es nur 1% oder weniger ausmacht, also der Ausgleichsstrommesser 6nA anzeigen können müsste.
Mit einem guten Vielfachmessgerät ist das nicht im üblichen Messbereich zu finden.
Da ist 0,2V der empfindlichste Spannungsbereich, ein Spannungsabfall über den Shuntwiderstand wird bei Strommessung angezeigt, typisch 200mA "Vollausschlag", der Shunt hat 1 Ohm. Für 200 uA müssten 1kOhm, für 200nA 1MOhm eingesetzt sein, da wird es absurd, in jeder Beziehung, denn wenn das Nutzsignal auch nur 30mV beträgt...

Vielleicht kann mir jemand erklären, was sich hinter dem Ausgleichsstromgerät verbirgt, und wo sein Nutzen liegen soll.
Wer einen gewöhnlichen Receiver mit passiven Boxen betreibt, einen Nachrichtensprecher hört, den Netzstecker dreht und einen Unterschied hört, wird vergeblich eine Möglichkeit suchen, dieses Gerät irgendwo zwischenstecken zu können.
Ich halte nach wie vor ein hochohmiges Wechselspannungs-Voltmeter für die einfachste und beste Möglichkeit, an dem niedrigeren Wert die bessere Netzsteckerposition zu erkennen, denn die geringere Kapazität zwischen Phase und Gerät ist klanglich zielführend. Würden alle Geräte mit geringster Störeinkopplung (kleinste Kapazität) betrieben, so behaupte ich, klingt jedes Gerät für sich am besten.
Der Ausgleichsstrom über die Audioleitung mag einen klanglichen Einfluss haben, aber es müsste erst einmal nachgewiesen werden, dass er allein die Klangunterschiede verursacht. Das wird nicht gelingen, wie All-in-one-Geräte zeigen.

Auf die Gefahr hin, dass ich mich hier bis auf die Knochen blamiere, zweifle ich den Wert eines solchen Gerätes ganz einfach an. Ohne das Gerät selbst getestet zu haben, widerstrebt es meinen mit anderen Mitteln gemachten Erfahrungen und sorgfältigen Erfahrungen so sehr, dass mir der Begriff Milchmädchenrechnung als Schlusswort auf der Zunge liegt.
Grüße Hans-Martin
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Trinnov
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Beitrag von Trinnov »

Also meiner Meinung nach geht der Messbereich des Gerätes schon in Ordnung da in der Praxis bei meinen Messungen von 0,1 bis Überlauf schon alles da war. Der gewählte Messbereich ist auch aus der Messpraxis entstanden.
Sobald man die Polung des Netzsteckers verändert, erscheint auch ein völlig anderer Zahlenwert.
Z.B. vorher 12mA, danach 0,4mA. Warum sollte man damit nicht die veränderte Steckerpolung erkennen können?
Wer da im Bereich von nA liegt, braucht sich über Ausgleichsströme gar keine Gedanken machen.
Was nützt es mir dann, wenn ich ein Messgerät hätte das mir in der Praxis jeweils Überlauf anzeigt.

Wer sich etwas mit der Thematik befasst, wird sicher sehr schnell erkennen, dass nicht nur die jeweilige Spannung die auf der Tonerde gemessen wird, relevant ist.
Maßgebend ist wie niederohmig diese Spannungsquelle ist und welchen Strom sie dadurch erzeugt, wenn man sie mit der zweiten Spannungsquelle also dem zweiten Gerät per NF-Kabel oder SPDIF-kabel verbindet.
Wer also nur die Spannungen betrachtet, macht meiner Meinung nach genau diese Milchmädchenrechnung.

Viele Grüße
Horst
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Hallo Horst
3 solcher Geräte im Betrieb, falsch gepolt (3x12mA), eins davon noch geerdet, und der FI löst aus! Kaum zu glauben, etwas näher an der Realität darf man schon bleiben.
12 gegen 0,4mA entspricht 30:1, dazu passt nicht ein häufig gemessener Spannungsunterschied von 40V:30V bei EI-Kerntrafos oder 150V:28(bis90)V bei Ringkerntrafos, die mein relativ hochohmiges Vielfachschätzeisen anzeigt. Das Berühren des Objekts reduziert die Spannung lesbar, das zeugt von der kapazitiven Kopplung ans Netz und die ist offenbar recht begrenzt, pF-Bereich
Es gibt zulässige Grenzwerte.
Dieser Artikel nennt 0,5mA nach VDE 0701/0702. Gemessen hat man dort an einem MacBook, wo ein spürbares Kribbeln beim Darüberstreichen entstand, während die Messung 0,06mA ergab.
Mit trockenen Fingern kann man bei vielen Geräten den Unterschied der Netzsteckerpolung fühlen. Wie man diesen kleinen Strom mit einem Messgerät feststellen kann, dessen empfindlichster Wechselstrommessbereich bei den üblichen 200mA liegt, ist fraglich, und ein Digit ist als Fehler immer einzukalkulieren, ich habe aber auch 20mA~.

Meine Hör-Wahrnehmung beim Umpolen eines Receiver mit Passivboxen, wobei die typischen Unterschiede hörbar wurden, nährten den Zweifel daran, dass die Ausgleichsströme über Verbindungskabel allein solche Effekte verursachen. Das zieht sofort die Forderung nach sich, eine Gewichtung vorzunehmen, wieviel Klangunterschied im Gerät entsteht und wieviel im Kabel durch den überlagerten Ableitstrom. Gelingen könnte dies mit symmetrischen Kabeln und guter Gleichtaktunterdrückung des nachfolgenden Gerätes in der Kette, wo sich der Ausgleichsstrom neutralisiert.

Bei meinen Messungen damals im Altbau beschränkte ich mich schließlich auf den Wechselspannungsbereich, nachdem der Strombereich bei mir nichts Brauchbares hergab. Da waren bei 2 Geräten ohne Verbindung 3 Spannungen zu messen, A: Schutzerde(genullt)- Gerät 1, B: Gerät 1 - Gerät 2, C: Gerät 2- (genullte) Schutzerde.
Spannung B war nicht identisch mit der Differenz A-C, ein Indiz für die Phasenverschiebung, die für kapazitive Kopplung normal ist.

Ich habe mit einem kurzen flachen Masseband (LS-Kabel mit 2,5qmm tut es auch) die Gehäuse verbunden und bekam mehr Ruhe, mehr Raumtiefe, mehr Plastizität der Präsentation. Traditionell ist der Vorverstärker der zentrale Erdungspunkt und Massereferenz. Brummschleifen können sich bilden, dann sollte die Signalmasse des angeschlossenen Gerätes über einen Widerstand anstelle einer direkten Verbindung aufs Gehäuse gehen.

Da ein Ausgleichsstrom zwischen den Geräten entweder aus dem Lichtnetz über kapazitive Kopplung des Trafos, die Y-Kondensatoren eines Netzfilters (oder von außerhalb induzierten Signalen stammt, dann auch wieder über Netzleitungen und kapazitive Kopplung), spielen die Kapazitäten eine entscheidende Rolle. Bei der idealen galvanischen Trennung sollten sie nicht existieren, aber Trafopraxis geht kaum ohne.
Wenn man die Spannung auf der Signalmasse zur Erde misst, alle Geräte verbunden sind, alle Geräte am selben Lichtnetz hängen, dann geschieht die Einkopplung von Störungen von der Phase über die möglichst geringeren jeweiligen Kapazitäten, die möglichst größeren Kapazitäten sollen zum Nulleiter (MP, Erde) koppeln. Jedes zusätzliche Gerät erhöht die einkoppelnde Kapazität.

Wenn nun alle Geräte kabelmäßig verbunden sind, wissen wir zunächst nicht, in welcher Richtung die Ströme fließen, es wird nur ein Wert abgelesen.
In meinem Fall mit der Spannungsmessung an irgendeiner Masse der vernetzten Anlage zur Erde lese ich Werte, die mit Netzsteckerdrehung variieren, ebenso, wenn ein nicht benötigtes Gerät abgeschaltet wird. Nicht zwangsläufig wird immer die Phase getrennt und das ruft dann Modifikation auf den Plan, damit nicht der Nulleiter unterbrochen wird. Bei einer Unterbrechung in der Null steigt das Potential der Anlage, ebenso, wenn eines oder mehrere (eingeschaltete) Geräte verkehrt herum eingesteckt werden.
Es kann erwartungsgemäß auch mit jedem zusätzlichen Gerät steigen, wenn Trafos vom gleichen Typ eingesetzt sind.
Die Differenz der Spannungen beim Umpolen zeigt eventuell den Größenunterschied der Kapazitäten an, oder aber sie lässt Rückschlüsse auf die Spannung der Sekundärwicklung zu.
Kommt zu mehreren EI-Kern Trafos ein Gerät mit einem größeren Ringkern hinzu, der eine große Wicklungs-zu Wicklungskapazität hat, kann bei korrekter Polung das Potential sogar merklich sinken, weil die nun deutlich angestiegene Kapazität zur Null das Potential herunterzieht, sobald die Null zur Sekundärwicklung, die Phase zum abgewandten Ende verbunden sind.

Diese Beobachtung zieht sofort verschiedene Fragen nach sich. Klingt die Anlage besser, wenn ihr Masse-Potential niedrig ist? Meine Antwort wäre: Ja.
Kann man bei der Ausgleichswechselstrommessung feststellen, zu welchem Gerät der Strom fließt? Ich habe ein solches Gerät nicht, aber meine Antwort wäre ein vermutetes Nein.
Ich wage sogar die Behauptung, dass ein schutzgeerdeter Vorverstärker einen größeren Ableitstrom von der Quelle verursacht und dennoch besser klingt, dass eine Ableitung vom Trafokern/Gehäuse vielfach besser klingt als es über Audioleitungen geschehen zu lassen. (Und steroplay oder Audio hat einst geraten, ein Kabel von den schwarzen Vollverstärkerausgängen (Marantz) zur Schutzerde zu ziehen)
Ich spekuliere, dass beim Störpotential auf den Abschirmungen (Signalmasse) ein kapazitiver Nebeneffekt zur Nachbarschaft der Kabel, wie Wand und Estrich, Stahlracks, etc. negative Auswirkungen haben könnte, aber da bin ich noch nicht genügend fortgeschritten.

Ich könnte hier noch einiges mehr schreiben, was sich zwischen Ausprobieren, Hören, Beobachten, Messen, Nachdenken so alles abgespielt hat.

Ich habe mich oben in diesen Thread eingeklinkt, weil einige meiner Beobachtungen nicht zu Ullis oder Horsts Beschreibungen passten. In der Physik sollte es eine tendenzielle Übereinstimmung geben, Widersprüche reizen zur Diskussion, die möchte ich sachlich führen, aber auch mit sachgerechten Zahlen. Und 45mA~ als Ausgleichsstrom sind für mich einfach nicht vorstellbar, da würde der FI auslösen müssen.
Trinnov hat geschrieben: Wer sich etwas mit der Thematik befasst, wird sicher sehr schnell erkennen, dass nicht nur die jeweilige Spannung die auf der Tonerde gemessen wird, relevant ist.
Maßgebend ist wie niederohmig diese Spannungsquelle ist und welchen Strom sie dadurch erzeugt, wenn man sie mit der zweiten Spannungsquelle also dem zweiten Gerät per NF-Kabel oder SPDIF-kabel verbindet.
Wer also nur die Spannungen betrachtet, macht meiner Meinung nach genau diese Milchmädchenrechnung.
Da die Spannung allein durch Berühren der Tonerde schon merklich einbricht, kann sie so niederohmig nicht sein. Erklären lässt sie sich ja auch nur über die unzureichende galvanische Trennung vom Netz mit der kapazitiven Kopplung. So habe ich meinen ungünstigsten Verstärker genommen, bei dem ich 178V~ in der falschen Netzsteckerposition messe (28V in der besseren), dann 150 Ohm von Signalmasse nach Erde und mit dem Oszilloskop darüber 22mVpp gemessen, entsprechend ca 8mVeff. Daraus errechnet sich ein Strom nach Erde von 0,053mA, also 53uA. In der anderen Position sind es verrauschte 5mVpp, ca 12uA eff.
Milchmädchenrechnungen entstehen durch methodisch falschen Umgang mit Zahlen, da hilft nur Nachdenken.
Ich behaupte, mit der einfachen hochohmigen vergleichenden Spannungsmessung kann man herausfinden, in welcher Netzsteckerposition die bessere kapazitive Nullleiterankopplung und zugleich die bessere Phasenentkopplung liegt. Die geringere Kapazität zru Phase ist synonym für die schlechtere -hochohmigere- Quelle, die höhere Kapazität zur Null lässt den Strom eher steigen, also besser ableiten. Am Ende führen beide Methoden bewusst eingesetzt zum besseren Ergebnis, aber mein Multimeter begeistert mich mehr, weil die Bereiche nicht nur umschaltbar, sondern auch halbwegs glaubwürdig geeicht sind.
Grüße Hans-Martin
P.S. Ich habe nun fast den ganzen Tag nebenbei immer weitergeschrieben und sehe jetzt in der Vorschau, dass Ulli den Fehler auch selbst entdeckt hat.
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Trinnov
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Beitrag von Trinnov »

Ich möchte nochmals betonen, dass ich die beiden Ausgleichsstrommessgeräte vor ca. 16 Jahren gebaut habe.
Da sich Ulli dafür interessiert hat, habe ich sie aus dem Keller wieder hervorgekramt und sie ihm geschickt.
Dass der Messbereich sich im Bereich von µA und nicht mA bewegt, wusste ich nicht mehr. Das ist einfach schon zu lange her.
Jedenfalls funktionieren die Dinger einwandfrei und sind praxisgerecht dimensioniert. Da es mir nicht wichtig war, habe ich sie nicht kalibriert. Für wen denn auch. Außerdem ist es sowas von unbedeutend.
Ich habe sie eigentlich nur für mich gebaut und sie erfüllen fantastisch ihren Zweck, auch wenn es Leute gibt die jetzt versuchen alles schlecht zu reden.
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Lieber Horst
wenn die hier genannten Zahlen so aus dem Ruder laufen, dass selbst ein Blinder mit dem Krückstock schon merkt, dass hier was nicht stimmen kann, muss ein Hinterfragen erlaubt sein.

Wir stehen nun vor der Wahl, uns entweder zu verzanken oder mit der Summe der Erfahrungen gemeinsam ein Verfahren zu entwickeln, das mit möglichst für jeden verfügbaren Gerätschaften erlaubt, den Klang zu optimieren.
Fehler aufdecken ist nicht Schlechtreden, Messgeräte verlangen methodisch korrekten Einsatz und richtige Interpretation. Als ich im Physikunterricht beim Labor Strom und Spannungsmesser verwechselte, bis Rauchzeichen die Aufgabe verkündeten, nahm mein Leben eine Wende.
Die weiße Fahne, die ich hier nun hisse Bild könnte dem Thread vielleicht noch eine positive Wendung geben, oder was spräche dagegen?
Grüße Hans-Martin
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Trinnov
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Beitrag von Trinnov »

Hallo Hans-Martin,

natürlich habe ich nichts gegen eine gütliche Einigung.
Aber du darfst dir sicher sein dass du mir die Ausgleichsstromthematik nicht erklären brauchst.
Nur weil mir nicht mehr klar war dass ich das Messgerät für den µA-Messbereich gebaut hatte, brauche ich in diesem Bereich keine Nachhilfe.

viele Grüße
Horst
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Als vor etwa 27 Jahren Stereoplay CD-Player testete, war der Testsieger ein Teac um DM4000, aber nur unter der Bedingung, dass der Netzstecker richtigherum gesteckt wurde. Sonst wäre ein anderes, halb so teures Gerät in der klanglichen Spitzenposition. Das machte klar, das bei hohen Klangansprüchen solche vermeintlichen Nebensächlichkeiten ebenfalls eine Rolle spielen. Von Ausgleichsströmen über Kabel war noch nicht die Rede. Das Messverfahren war noch nicht entdeckt und propagiert worden. So betrachtet blieb die Ursache für den Klangunterschied unerklärt, sei es das interne Verhalten bei mehr Störung oder der Strörstromabfluss über die Kabel.

Als AVM etwa zur gleichen Zeit den ersten Vorverstärker präsentierte, gaben die Stereoplay-Redakteure ihrem ehemaligen Kollegen aus dem Messlabor ein wenig Untrestützung mit einem Testbericht über sein erstes Serienprodukt. In diesem Artikel wurde auf meinen Leserbrief verwiesen, der 2 Aspekte zum Thema hatte:

1. CD-Player haben oft identische Ausgangstreiberstufen bei Fixen und Variablen Ausgängen, damit widersprach ich einem Artikel, der zuvor erschienen war. Als Nachweis hatte ich ein Schaltbild beigefügt.
2. Wird der Pegel am CD-Player reduziert, und zum Ausgleich am Verstärker das Poti aufgedreht, ändert sich der Klang. Konkret handelte es sich um einen Rotel mit 10kOhm Eingangspoti, das dem Eingangswahlschalter folgte. Der Klang wurde offener und transparenter, ich habe das damals für einen Fortschritt gehalten und lange darüber nachgedacht.

Parallel zu dieser Beobachtung habe ich zwischen CD-Player, Vorverstärker und Endstufe verschiedene Kabelsätze getestet, alle mit gleicher Länge und Steckertypen, aber qualitativ unterschiedliches Kabelmaterial mit gleicher Laufrichtung. Dabei erwies sich das Kabel zwischen CD-P und VV als kritischer, während das zwischen VV und EndV weniger kritisch erschien.

Bei einem Kabelmix war es wichtig, dass vorn in der Kette das bessere Kabel eingesteckt wurde. Die LINNianer werden jetzt sagen: Weil dort mehr Originalinformation vorhanden ist, während im Verlauf der Kette davon immer mehr qualitativ abfällt. Das ist eine schöne griffige Formel, aber eine Milchmädchenrechnung, wie ich meine. Denn der CD-Player gibt typisch 2V ab, während bei üblicher Zimmerlautstärke der VV nur 40mV , also 1/50 davon liefert. So kam ich auf 2 Aspekte:

1. die Umladevorgänge bei der Kabelkapazität, die bei längeren Kabeln oder solchen mit höherer Kapazität pro Meter ähnliche Größenordnung annehmen können wie der Signalstrom, den der folgende Eingang annimmt.
2. Die elektrische Absorption im Isoliermaterial des Kabels in Relation zum Eigenrauschen der Elektronik

Wenn Ausgleichsströme über die Kabel per Kopplung oder an den Übergangswiderständen der Stecker Nebeneffekte verursachen, sollte man sie in Relation zu den Signalströmen betrachten. Das schwachere Audiosignal habe ich aber als besser empfunden.

Zudem ist die Endstufe erfahrungsgemäß mit dem fettesten Netztrafo in der Anlage ausgestattet, der auch die größten parasitären Kapazitäten hat. Dennoch ist diese Kabelverbindung weniger kritisch (s.o.), obwohl zum Vorverstärker als dem traditionellen Erdungszentrum der Anlage die größten Ausgleichsströme fließen müssten.

Es gibt viele Geräte mit Schutzerde, ich habe einen CD-Player mit Ringkerntrafo deutlich verbessert, indem er über einen 1:1 Trenntrafo versorgt wurde, dessen Sekundärseite per Mittelanzapfung auf Schutzerde gelegt war. In dieser Symmetrierung war prinzipiell das Netzfilter nicht auf die Ableitung der Y-Kondensatoren erforderlich, aber das brachte dennoch einen geringen Vorteil. Der galvanisch getrennte Digitalausgang zeigte dieselben typischen Klangvorteile der besseren Netzentkopplung wie die galvanisch nicht getrennten Audioausgänge.

Schließt man einen schutzgeerdeten CD-Player an einen Verstärker an, der ebenfalls schutzgeerdet ist, hört man erfahrungsgemäß trotzdem bei beiden Geräten die Netzpolungsunterschiede, obwohl bei einem die Signalmasse mit Drahtbrücke auf Erde gelegt ist, beim anderen per Widerstand, um Brummschleifen zu vermeiden. Das direkt geerdete Gerät sollte beim Umstecken keinen messbaren Unterschied im Ausgleichsstrom bringen, oder?

Ein empfindlicher Wechselstrommesser könnte neue Erkenntnisse über die wahren Hintergründe für die bekannten Klangunterschiede bringen. Wo Schutzerde niederohmig an Signalmasse geht, versagt die reine Spannungsmessmethode. Da könnte die Ausgleichsstrommessung ihre Vorteile ausspielen.

Die Fülle meiner Einwände (und es gibt noch mehr, leider ist mein Firefox zwischendurch abgestürzt und ich musste noch einmal von vorn anfangen) dürfte klarstellen, dass meine Skepsis nicht unbegründet in der Sache war. Zusammen mit der offensichtlich fehlerhaften Größenordnung der genannten Ströme (Faktor 1000) war es aus meiner Sicht der Dinge erforderlich, eine genauere Betrachtung anzumahnen.

Ich habe noch eine Liste von offenen Fragen, an deren Antworten ich brennend interessiert bin, denn das Thema ist keineswegs vollständig und einfach widerspruchsfrei erklärbar oder bislang erklärt.
Aber du darfst dir sicher sein dass du mir die Ausgleichsstromthematik nicht erklären brauchst.
Die bisher ausbleibenden konstruktiven/erklärenden Beiträge sind nicht gerade eine Bestätigung dafür.

Es legt in der Natur der Sache, dass man die Erklärung mit den wenigsten Widersprüchen für die wahrscheinlich richtigste hält. Und im Umkehrschluss bei einer Zahl von Ungereimtheiten anfängt, nachzudenken. Mir geht es hier nicht um Rhetorik, sondern um Erkenntnis in der Sache, denn ich weiß leider noch zu wenig darüber.

Grüße Hans-Martin
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Trinnov
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Beitrag von Trinnov »

Hallo Hans-Martin,

ich habe mir deinen Beitrag durchgelesen und finde ihn äußerst interessant, da er doch einige Punkte behandelt, über die es sich sicher lohnen würde, zu diskutieren. Ich hoffe, ich finde die nächsten Tage die Zeit dir entsprechend auch ausführlich zu antworten.

Viele Grüße

Horst
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Hallo Horst

ich bin an einem konstruktiven Verlauf dieses Threads nach wie vor sehr interessiert...

Grüße Hans-Martin
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Trinnov
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Beitrag von Trinnov »

Hallo Hans-Martin,

Kommt noch. Habe gerade wenig Zeit, da ich wieder ein neues interessantes "Projekt" am laufen habe.

Gruß,
Horst
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