10-MHz-Masterclocks in der Diskussion

Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

chriss0212 hat geschrieben: 29.04.2021, 16:26 Und da Reflektionen ja um so kritischer werden, je höher die Bandbreite des Signals dachte ich, ein Sinus wäre evtl. bei gleicher Frequenz etwas unempfindlicher als ein Rechtecksignal.

Siehst Du das auch so oder ist es die reine Signalfrequenz die zählt?
Hallo Christian,
es ist auch eine Frage, wie der Empfänger das Eingangssignal erkennt und letztlich ins Digitalformat umsetzt. Mit Schmitt-Trigger? Der Schwellwert ist beim "steilen" Rechtecksignal zeitlich besser, schärfer erfassbar als beim "weichen" Sinus. Wenn sich ein (Rausch-)Signal als Störung überlagert, stelle ich mir vor, dass es den Sinus mehr stört als ein alternatives Rechteck.

Bei einer Reflektion kann das Rechtecksignal seine Flanke intakt bewahren, sofern die Leitungslänge ein gewisses Mindestmaß nicht unterschreitet (hängt auch vom Dielektrikum ab und von der Flankensteilheit der Ausgangsstufe). Die Flanke zählt, und was die Reflektion danach im Gate anrichtet, ist sekundär.

Bei einem Sinus ist sowas nicht möglich.

Bei einem Rechtecksignal bleibt eine Schwankung der Betriebsspannung (Amplitudenmodulation) weitgehend folgenlos, beim Sinus wäre das verheerend, wenn der angesteuerte Eingang einen Schwellwertschalter (Schmitt-Trigger) zur Erkennung benutzt. Swenson sagt aber, die Oberwellen eines Rechtecks stören die nachfolgende Schaltung. Ein Tiefpassfilter soll Oberwellen wegnehmen, kann aber nichts ausrichten, wenn tiefere Frequenzen sich einmische, also alles unter 10MHz käme in Frage, also LW,MW,KW...

Was wissen wir über die Arbeitsweise der nachfolgenden Schaltung?

Beim Sinus ist die größte Steigung im Wendepunkt, der zugleich der Nullduchgang ist, also am Spannungsminimum. Eine Störüberlagerung schlägt hier maximal zu Buche. Ein Zeitfehler wäre die Folge.
Der Scheitelpunkt hat die höchste Spannung, aber die geringste Änderung über die Zeit, eignet sich folglich gar nicht, um etwas zu synchronisieren.
Oszillatoren liefern Schwingungen und die sind naturgemäß sinusförmig. Um ein Rechtecksignal daraus zu machen, bedarf es eines zusätzlichen Aufwands. Aber es gibt solche, weil in unserem Sinne (Phasenjitterorientierung) zielführender.

Gert (Fortepianus) hat seine SPDIF-Ausgänge extrem schnell (steile Flanken) gemacht, damit die entscheidende Anstiegsflanke einerseits zeitlich präzise erfasst werden kann, andererseits Reflexionen durch Fehlanpassung der Empfängerseite mit der Durchlaufverzögerung im Kabel später eintrifft als die Flanke zum vollständigen Abschluss verlangt.

Bei der Übertragung spielt die aktiv abgestrahlte Störstrahlung wegen der Oberwellen auch noch eine (Neben-)Rolle für die Zulassung (EMV).
Kabel haben eine gewisse Mikrofonieempfänglichkeit und bekommen damit eine Amplitudenmodulation, die man in der Praxis als Verfärbung erleben kann.

Meine Erfahrungen beziehen sich auf 11,296 MHz Sinus-Clockübertragung zurück zur digitalen Signalquelle, von dort per SPDIF (bzw. AES/EBU) zum TacT Millennium. Beide Kabel galvanisch voneinander getrennt, keine Erdschleife. Und noch Optimierungspotenzial...
Grüße
Hans-Martin
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chriss0212

Beitrag von chriss0212 »

Hallo Hans-Martin

VIELEN DANK... damit kann ich etwas anfangen und das ist auch eine Antwort auf das, wo mir nicht sicher war.

Ich war mir unklar, ob die durch die Fehlanpassung auftretenden Reflexionen bei einem Rechteck evtl. mehr schaden anrichten können, als bei einem Sinus. Dem scheint aber nicht so. Und dann auch noch DANKE für den Hinweis, auf die Kabellänge! Ich glaube auch bei SPDIF hast Du schon einmal darauf hingewiesen,, dass ein kurzes Kabel hier auch Kontraproduktiv sein kann.

Viele Grüße und noch einmal Danke für die Ausführliche Antwort!

Christian
Horse Tea
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Beitrag von Horse Tea »

Hallo Christian,

genau, u.a. Hans-Martin rät zu SPDIF Kabeln von mindestens 1 m Länge. Ich meine, bei Gert auch ein längeres Kabel zu erahnen, wenn er die Afterdark Clock an den EtherRegen angeschlossen hat. Bei der Clock für EUR 100 hat er einen nur ca. 5 cm langen Übergangsstecker verwendet. Vielleicht äußert sich Gert einmal zu seinen diesbezüglichen Überlegungen.

Viele Grüße
Horst-Dieter
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matia100
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Beitrag von matia100 »

Hallo,

der Darstellung von Hans-Martin ist nichts hinzuzufügen. Danke für die klare und nachvollziehbare Erläuterung.

Daraus zu folgern Verbindungskabel zwischen einem Generator und Empfänger eher länger zu lassen ist nicht pauschal zutreffend.

Für die Gewährleistung einer steilen Anstiegsflanke (hier 10MHz) bei einem Rechtecksignal sollte das Verbindungskabel breitbandig und möglichst kurz sein.

So sind bei Einsatz einer Mutec_Clock 50cm Kabel besser als 100cm. Dazu gibt es eine Empfehlung von Mutec. Ebenso bei der Verteilung auf mehrere Empfänger einer Gerätegruppe innerhalb eines Audiosystems wie es eine Reclocker-Kaskade darstellt sollten Kabellängen nicht unterschiedlich sein.

Ich hatte anfänglich von Mutec diverse Kabel mit unterschiedlichen Längen zur Ausprobe erhalten. Es war mit den Ohren (wie auch mit dem Scope) alles nachvollziehbar. Wir hatten das schon mal ganz viel weiter vorn diskutiert.

Viele Grüße
Matthias
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alcedo
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Beitrag von alcedo »

Hallo

hier scheint sich im Moment alles auf die Clocks von MUTEC und Afterdark zu konzentrieren.
Wie sieht es denn eurer Meinung/ Erfahrung nach mit Alternativen dazu aus?
Gustard hat kürzlich den C18 als Nachfolger des C16 herausgebracht:
https://shenzhenaudio.com/blogs/news/gustard-c18
Kostet in Europa um die 1.500€

Viele Grüße
Jörg
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Horse Tea
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Beitrag von Horse Tea »

Hallo Jörg,

das Gerät hat eine Ausgangsimpedanz von 50 Ohm und das Phasenrauschen nach Herstellerangabe liegt @ 1 Hz bei nur -100 dBc. Das lädt mich nicht gerade dazu ein, ins Risiko zu gehen und die Clock am EtherRegen (75 Ohm) zu erproben.

Viele Grüße
Horst-Dieter
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beltane
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Beitrag von beltane »

Hallo Horst Dieter, hallo Jörg,

ich wollte gerade identisch antworten. Da kann man dann auch die im vorherigen Verlauf dieses Threads bereits verlinkten Billigclocks nutzen.

Viele Grüße

Frank
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alcedo
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Beitrag von alcedo »

Hallo zusammen,

Ja, das mit den 50 ohm habe ich gesehen. Genau die bräuchte ich ja auch, da ich keinen EtherRegen nutze, sondern einen DI20 8)
Dafür liefert der C18 4 Ausgänge mit 2× sinus und 2×Rechteck. Und klar sind die Werte weit weg von der Ref10 o.ä. - aber auch weit weg von den meisten TCXO, die m.W.n. oft auf -50 bis -60 dBc kommen. Oder habe ich da einen Denkfehler?

Grüße
Jörg
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beltane
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Beitrag von beltane »

Hallo Jörg,

benötigst Du nur einen Output an der Masterclock? Dann würde ich aufgrund der besseren Werte die Afterdark Emporer Double Crown wählen. Damit liegst Du preislich günstiger bei deutlich besseren Werten. Und die ist auch mit 50 Ohm erhältlich. Warum willst Du eine Clock mit schlechteren Werten kaufen?

Und diese Clocks liegen in etwa auch auf dem Niveau der Gustard:

https://www.ebay.com/itm/284044913347?h ... SwH21fhq4r

Nachzulesen ist das hier:

https://audiophilestyle.com/forums/topi ... therregen/

Wenn Du also mehrere Geräte versorgen willst, würde ich an der klanglich wichtigsten Stelle die Afterdark nehmen und an den anderen Stellen die günstigere Clock. Insgesamt sollten die Ergebnisse damit besser sein als mit der Gustard.

Die günstigeren Clocks von Paul Pang und Gustard waren hier aufgeführt:

viewtopic.php?p=199705#p199705

Auch ist bei Magna Audio eine Alternative erhältlich, die besser als der Gustard ist.

Viele Grüße

Frank
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chriss0212

Beitrag von chriss0212 »

Moin.

Da popt noch eine Frage auf:
Kann ich zum Synchronisieren immer ein Rechtecksignal nehmen, oder gibt es Geräte die zwingend einen Sinus benötigen?

Merci und Gruß

Christian
tom_on_wheels
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Beitrag von tom_on_wheels »

Hallo Zusammen,

für diejenigen, die einfache Lötkenntnisse haben, kann ich die Neutronstar3 10 Mhz Masterclock nur empfehlen.

Am EtherRegen haben 2 Hififreunde und ich in 3 verschiedenen Ketten sie als deutlich besser als die Mutec REF10 empfunden. Man muss sie nur in ein Gehäuse setzen und eine DC-Buchse mit kurzen Kabeln anlöten, damit man ein ordentliches Netzteil dranbekommt, z.B. ein Farad Super3.

Und wenn man Lars Clausen ganz nett bittet, könnte es sein, dass man es soweit auch von ihm bekommt.

Bei den Afterdark-Sachen kommt ja auch noch Einfuhr-Mehrwertsteuer und Zoll drauf, das muss man auch bedenken. Und ich denke, wenn man die Neutronstar3 damit toppen könnte, müßte man schon oben ins Giesemann-Regal greifen.

Nur mal so als Gedanke, weil sich alle gerade auf diese Hongkong-Clock stürzen...

Viele Grüße
Tom

PS: die Neutronstar-Lieferungen waren bei mir und allen Freunden immer innerhalb von 3 Tagen da.
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Andi
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Beitrag von Andi »

Moin,

wie ist denn das originale NT bei den Neutron Star?

VG Andi
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tom_on_wheels
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Beitrag von tom_on_wheels »

Andi hat geschrieben: 02.05.2021, 12:06 Moin,

wie ist denn das originale NT bei den Neutron Star?

VG Andi
Hi Andi,

es funktioniert... :wink:

Aber kein ernstzunehmender Partner für die Neutronstar3. Ich habe ein Farad Super3 mit 15V dran.

Viele Grüße
Tom
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Andi
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Beitrag von Andi »

Moin Tom,

danke für die Info.

Mir geht noch eine Frage im Kopf rum, wenn in einem Gerät, wie meinem Aurender W20 schon eine sehr aufwändige Clock verbaut ist, kann man dann mit der Neutron Star + meinetwegen einem Farad Super3 mit 15V überhaupt noch einen klanglichen Vorteil erreichen oder muss man dann schon auf deutlich bessere und vermutlich sehr viel teurere Kaliber greifen?

VG Andi
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beltane
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Beitrag von beltane »

Hallo Andi,

im Aurender W20 ist lt. folgendem Bericht:

https://6moons.com/audioreviews/aurender/2.html)

die OCXO Clock MV85 verbaut, ein PDF mit deren technischen Daten findest Du hier:

https://morion.com.ru/files/oscillators ... 1599562602

Wenn ich die Daten richtig interpretiere, sind die Werte deutlich unter denen der Mutec Reference 10 oder der Afterdark Emporer Double Crown und liegen bei:

1 Hz <= -95dBc/Hz
10 Hz <= -125dBc/Hz

Die Daten der Mutec und Afterdark Clocks noch einmal zur Erinnerung:

Mutec:

REF10: -116dBc/Hz bei 1Hz, -145dBc/Hz bei 10Hz
REF10 SE120: -120dBc/Hz bei 1Hz, -145dBc/Hz bei 10Hz

Afterdark:

Emporer Double Crown: -117dBc/Hz bei 1Hz, -141dBc/Hz bei 10 Hz
Emporer Giesmann Eva: -121dBc/Hz bei 1Hz, -145dBc/Hz bei 10Hz

Zur Neutron Star liegen leider keine Daten vor - gemäß den Hörberichten von Tom und auch anderer Forenten spielt sie auf sehr hohem Niveau.

Insofern könnte also beim Aurender W20 eine externe Masterclock durchaus noch einen klanglichen Fortschritt bringen - das wäre zu testen.

Viele Grüße

Frank
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