DIY: Optimierung von Audiogeräten

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Hironimus_23
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DIY: Optimierung von Audiogeräten

Beitrag von Hironimus_23 »

Hallo Zusammen,

nachdem ich einige Optimierungsmaßnahmen zum Thema Strom umgesetzt habe (dedizierte Zuleitung, Audiosicherung in Verteilung, DIY "Verteilersteckdose", Anschlussleitungen der Geräte) und dabei auch einige Geräte zwecks Direkteinführung von besseren Netzkabeln geöffnet hatte, kam mir die Idee, ob da nicht noch mehr machbar wäre.

Dabei denke ich an Maßnahmen, die mit einfachen „Bordmittteln“ machbar wären, also im Umkehrschluss kein aufwendiges Mess-Equipment und keinen Doktor im Reverse-Engineering erfordern 8) . Das, was einige hier im Forum professionell leisten, ist nicht mein Ziel.

„Bordmittel“ umfasst für mich somit ein Grundverständnis der Elektronik, Fähigkeit zum Löten und das Vorhandensein eines Multimeters.

Spontan fallen mit ein:

1. ) Austausch der Kondensatoren in den Netzteilen gegen bessere. Aber was ist besser, gibt es empfehlenswerte und sinnvolle Firmen und Baureihen (z.B. Panasonic? Nichicon? Rubycon?

2.) Ergänzung von Stützkondensatoren an aktiven Bauteilen, um eine bessere Versorgungsspannungsstabilität zu erreichen. Welche Kondenstortypen und Kapazitätswerte sind zu empfehlen? Gibt es Bauteile, die immer von einem Stützkondensator profitieren oder auch Bauteile, die auf gar keinen Fall gestützt werden sollte, da die Kapazität ggf. negativen Einfluss auf andere Komponenten haben kann ? Reicht ein Kondensator aus oder sind weitere Bauteile für eine Pufferung erforderlich?

3.) Austausch der klassischen Dioden-Brückengleichrichter (Graetzgleichrichter) gegen aktive Gleichrichter. Das könnte mit den von meldano hier im Forum produzierten AGR-Platinen wahrscheinlich recht einfach vorgenommen werden.

4.) Austausch von Feinsicherungen und deren Halter gegen hochwertigere.

5.) Einsatz von Snubbern in den Netzteilen, wobei mir deren Ermittlung der erforderlichen R-und C-Werte ohne Mess-Equipment nicht möglich ist.

6) Habt ihr weitere Tipps, die man mal angehen könnte/sollte, wenn die Geräte schon mal offen sind?

Ich freue mich über jede Antwort zu meinen Fragen und auch weitere Anregungen :cheers:

Danke vorab und viele Grüße
Hironimus
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Melomane
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Beitrag von Melomane »

Hallo Hironimus,

lies dich doch mal durch die Seiten von https://hoer-wege.de/

Da wird genau der Ansatz verfolgt, den du im Sinn hast.

Viele Grüße

Jochen
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Hallo Hironimus,
mein wichtigster Tip kommt aus langjähriger Praxis: Immer nur eine Maßnahme zur Zeit vornehmen, dann einspielen und hören, erleben.
Macht man zu viele Schritte gleichzeitig, verliert man den Überblick, woran es liegen könnte, wenn man einseitig über das Ziel hinausschießt.
Es ist dagegen sehr hilfreich, wenn man die Auswirkung einer Maßnahme klanglich erlebt, dann ist man um diese Erfahrung reicher. Außerdem kann man dann bei einem anderen Gerät entscheiden, ob hier diese Maßnahme in die richtige Richtung geht.

Es gibt Geräte, bei denen Kabelbinder parallele Leitungen zusmmenhalten. Ich war erstaunt, wieviel anders das Gerät klang, als dieser Zusammenzwang amschlägtufgehoben wurde. Andererseits profitieren Wechselstromdurchflossene Hin-/Rückleiter, speziell, wenn Gleichrichter im Kreis liegen, sehr davon, wenn sie verseilt sind, um Schwirren zu minimieren.
Die Tücke liegt also darin, dass Maßnahmen beim einen helfen, beim anderen nach hinten losgehen können.
Deshalb mache ich immer eine Gegenprobe, ob die vermeintliche Verbesserung nun auch in hörbare Verschlechterung umschlägt, wenn die Maßnahme rückgängig gemacht wurde.
So habe ich schon öfter Folkos von Siebelkos entfernt, um den guten Klang zu retten... Guido Tent hatte einst einen schönen Artikel geschrieben, wo er herleitete, dass die Kapazität des einen mit der Induktivität des anderen Kondensators einen Parallelschwingkreis bildet, dessen Impedanz bei der Resonanzstelle stark anstieg, ganz das Gegenteil von dem, was man erreichen wollte, nämlich den Impedanzanstieg des Elkos zu hohen Frequenzen hin.
Dann doch besser eine Kaskade von Elkos nach dem Schema 1000 +330 + 100 +33 +3,3....

(Nichts gegen bessere Sicherungen nebst Halter, schnelle Gleichrichter, Elkos mit niedrigerem ESR, Warum hat man wohl früher Elkos festgeklebt und Folkos mit Ring zur Kennzeichnung der äußeren Wicklung zur Signalmasse hin orientiert? usw...)
Grüße
Hans-Martin
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StreamFidelity
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Beitrag von StreamFidelity »

Hallo Hironimus,

das hört sich nach einem schönen Projekt für lange Herbst-/ und Wintertage an. :wink:

Meine Anregungen:

- Austausch der IEC-Einbaugerätebuchsen durch z. B. Furutech FI-06 NCF
- Austausch oder Umgehung von An-/ Ausschaltern
- Austausch der Verkabelung
- Minimierung von Gehäuseresonanzen durch Dämmung und Austausch der Gerätefüße

Grüße Gabriel
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SolidCore
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Diy-Tuning

Beitrag von SolidCore »

Hallo Hironimus

Das ist ein sehr komplexes Thema, das teilweise durch Hören begleitet wird.

So gibt es z.B selten DEN EINEN perfekten Kondensator global.
Es gibt eher SEHR GUTE für eine bestimmte Anwendung.

Als Beispiel nenne ich mal einen Mundorf AG, den man in der Netzteilsiebung einer Vorstufe
so gut wie immer mit Klanggewinn einsetzen kann.
Der gleiche mit kleinerem Wert als Puffer in einer Digitalschaltung erreicht max die Hälfte eines guten Polymer.
Diesen in eine typische Analogsignalstufe eingesetzt, endet mit Mumpf.

Alles von Gabriel genannte kann man in so gut wie allen Geräten umsetzen. Und auch einen marginalen Fortschritt hören.
Aber selbst einen blauen ALPS Lautstärkepoti gegen z.B einen Goldpoint zu ersetzen, würde bereits das doppelte erzeugen.

Aktive Dioden sind bisher generell top, oftmals reichen aber auch Silizium Carbid. Sie erzeugen ebenso keine Schalt-Peaks.
Kosten vor allem kaum was, und sind auch von weniger erfahrenen relativ problemlos tauschbar, und benötigen
keinen zusätzlichen Platz.

Den größten Klangzuwachs erhält man allerdings, und dies macht eine globale Empfehlung schwierig, in einem
bestimmten Gerät genau die Schwachstelle zu finden, wo entweder der Spar-Rotstift angesetzt wurde,
oder bewusst ein "kleineres" Model erzeugt wurde.
Typische Ansätze sind "Spar-Netzteile", OPs zur Signalverstärkung, zu klein ausgelegte Siebung, einfachste
oder veraltete Schaltregler und Spannungsregler.

Ein Ansatz wäre, du zeigst in Bildern genau ein bestimmtes Gerät, und folgend kann ein jeder eine Idee dazu einwerfen.
Teamwork für jedermann.

Gruß
Stephan
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Hironimus_23 hat geschrieben: 23.07.2022, 16:196) Habt ihr weitere Tipps, die man mal angehen könnte/sollte, wenn die Geräte schon mal offen sind?
Hallo Hironimus,
bei allen Geräten, die in der Kette vor dem Vorverstärker wirken, überprüfe ich die Netzpolung (Ausphasen) und achte darauf, dass der (zumeist einpolige) Netzschalter die Phase trennt, nicht den Nulleiter, ggf. löte ich dafür die Netzzuleitung um.

Bevor das Deckblech wieder draufgeschraubt wird, kann man die Zone unter den Gehäuseschrauben blank machen, um die HF-Dichtigkeit des Gehäuses zu verbessern.

Wo Steckverbinder zwischen Leiterplatten die Herstellungsmontage erleichtern sollten, kann man die KAbel auch direkt auf die Leiterplatte löten.
Wo (gleichgerichtete) Wechselströme zum Laden von Elkos fließen, kann man dünne Leiterbahnen auf der Platine (meist nur 35µm stark) durch parallele einfache Elektrokabelreste 1,5qmm auf relativ fetten Querschnitt bringen, den Innenwiderstand senken, die Ladung von Elkos verbessern. Solidcore Silber geht natürlich auch...
Grüße
Hans-Martin
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Hironimus_23
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Beitrag von Hironimus_23 »

Hallo Jochen,

danke für den Hinweis zu https://hoer-wege.de/, ich werde mich dort mal einlesen.

Hallo Hans-Martin,

danke auch für deine Tipps. Immer nur eine Veränderung zur Zeit umzusetzen ist sicherlich der richtige Weg, obwohl wahrscheinlich manchmal die Versuchung nahe liegt mehrere Änderungen in einem Arbeitsschritt umzusetzen, wenn das Gerät schon mal offen oder eine Platine ausgebaut ist :)
Die Leitungsführungen zu verändern , sofern nicht alles als Leiterbahnen auf der Platine geführt wird, erscheint sehr einfach und wenn es hilft, um so besser.

Deinen Hinweis zu den Folienkondensatoren muss ich im Einzelfall prüfen, ob eine Kaskade einen Folko enthält, dann würde ich ihn durch einen hochwertigen Elko austauschen. Sollte es keine klassische Kaskade der Kapazitätswerte sein, würde ich es besser so lassen.

Deinen Satz mit den früher geklebten Elkos und den mit Ring gekennzeichneten Folkos habe ich nicht verstanden :?

Hallo Gabriel,

danke für deine Hinweise, einige habe ich sogar schon in Teilen umgesetzt:
- Austausch der IEC-Einbaugerätebuchsen durch z. B. Furutech FI-06 NCF (Da wo machbar habe ich sie ganz entfernt und die Anschlussleitung direkt eingelötet.)
- Austausch oder Umgehung von An-/ Ausschaltern (in Teilen erledigt, da ich die Geräte über die Steckdosenverteilung direkt schalte)
- Austausch der Verkabelung (Noch offen )
- Minimierung von Gehäuseresonanzen durch Dämmung und Austausch der Gerätefüße (Sylomer-Füße sind teilweise schon im Einsatz bzw. in der Bestellung)

Hallo Stephan,

danke dir für deine Hinweise und den Ansatz pro Gerät systematisch vorzugehen gefällt mir. Och werde mal Infos zusammenstellen und hier einstellen.

Deinen Hinweis in Netzteilen die Elkos durch welche von Mundorf auszutauschen sollte einfach umzusetzen sein. Die Parameter stehen auf den alten Elkos drauf, also nur neue bestellen und Lötkolben an.

Bei den Polymer-Kondensatoren für die Puffer in einer Digitalschaltung schriebst du „mit kleinerem Wert“. Kannst Du die erforderliche Größe beziffern oder kurz darstellen, wie der Wert ermittelt werden kann? Die Funktionsweise eines Pufferkondensators habe ich so verstanden, das eine Restwelligkeit nach der Siebung des Netzteils und einem Spannungsregler (100Hz) mit diesem Puffer-C stabilisiert werden soll, also eine konstante Gleichspannung erzeugen soll.

Viele Grüße
Hironimus
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Hironimus_23 hat geschrieben: 24.07.2022, 14:18Deinen Hinweis zu den Folienkondensatoren muss ich im Einzelfall prüfen, ob eine Kaskade einen Folko enthält, dann würde ich ihn durch einen hochwertigen Elko austauschen. Sollte es keine klassische Kaskade der Kapazitätswerte sein, würde ich es besser so lassen.
Hallo Hironimus,
selten findet man im Netzteil mehr als einen Elko pro Spannung im Netzteil. Noch viel seltener verschiedene abgestufte parallelgeschaltete Werte
Deinen Satz mit den früher geklebten Elkos und den mit Ring gekennzeichneten Folkos habe ich nicht verstanden :?
Wenn man in einer Schaltung einen Folienkondensator umdreht, kann man eventuell einen Klangunterschied wahrnehmen.
Vor Jahrzehnten war es noch üblich, bei Wickelkondensatoren die äußere Wicklung zu kennzeichnen, die die inner Wicklung schließlich abschirmt und deshalb die größere Nähe zur Signalmasse verdient.
Elkos sind mikrofonieempfindlich. Wenn sie auf ihren Beinen stehen, koppelt man Leiterplattenschwingungen in ihr Inneres, auf die Folien direkt ein, mit Verkleben des Bechers an die Leiterplatte stabilisiert man mechanisch das Verhalten, reduziert Mikrofonienebeneffekte
Grüße
Hans-Martin
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Hironimus_23
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Sbooster BOTW

Beitrag von Hironimus_23 »

Hallo Zusammen,
SolidCore hat geschrieben: 23.07.2022, 21:54 [...]
Ein Ansatz wäre, du zeigst in Bildern genau ein bestimmtes Gerät, und folgend kann ein jeder eine Idee dazu einwerfen.
Teamwork für jedermann.
[...]
Ich komme der Idee von Stephan nach, die zu optimierenden Geräte einzeln durchzugehen. Da einige Geräte ggf. auch von anderen Forumteilnehmern verwendet werden, hat dieser Thread dann auch mehrfachen Nutzen.

Ich starte mit dem Vorverstärker und in diesem Fall dem versorgenden Netzteil, ein Sbooster BOTW, das den Vorverstärker mit 12V versorgt. Da das Netztteil bereits 6 Jahre alt ist, sind möglicherweise auch alterbedingte Erneuerungsmaßnahmen sinnvoll.

Anschließend würde ich einen Blick in den Vorverstärker (Mytek Brooklyn DAC) und ggf. weitere Geräte werfen.

Die folgenden Fotos stellen das Innenleben des Sbooster BOTW dar, einen Schaltplan konnte ich im Netz nicht finden.

Und damit die Frage, welche Tuningmaßnahmen können ohne großes Besteck durchgeführt werden und was könnte sinnvoll sein, sodass ich auch eine positive Veränderung anschließend höre. Nun habe ich noch nie in hochwertigere Netzteile, wie z.B. ein Farad3 oder ein sunny, reingeschaut, um daraus ggf. Anregungen für Optimierungsansätze zu finden.

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Dieser kleine Kasten hängt am Ausgang des Netztteil direkt vor dem Vorverstärker. Er soll für den Vorverstärker die Spannung nochmals puffern und sie ein letztes Mal filtern. Die Platine ist fest in das Gehäuse vergossen/verklebt, da komme ich nicht ran.
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Spontan fallen mir folgende Optimierugsmaßnahmen ein, ob ich sie alle umsetzten werde, steht noch offen:

1. Austausch der 4 Stück Schottky-Dioden gegen AGR-Platine von meldano (wenn nur nicht die LT4320 so schwierig zu bekommen wären)
2. Überbrückung Ein-/Ausschalter, da Netzteil über Steckdosenleiste geschaltet wird
3. Drahtbrücke bei dem Schiebeschalter „Mainselection“ für 200-240V
4. Kaltgerätebuchse austauschen oder Netzkabel direkt einlöten, jedoch sehr kleine Lötpunkte unter der Buchse. Beim Aufbohren ist Lötpunkt weg! 2,5mm Adern passen nicht. Oder dünne Lötstifte einbringen und Kabel dran befestigen.
5. Schiebeschalter zur (Fein)-Einstellung der Eingangsspannung (200V, 220V, OFF, 230V, 240V) mit Drahtbrücke fest verlöten. Wobei mir nicht klar ist, was dieser Schalter genau macht.
6. Feinsicherung auswechseln

Fällt euch weiteres sinnvolles ein oder auch Streichungen bei den genannten Punkten?

Erkenntnis könnte natürlich auch sein, "lass es wie es ist, das Sbooster ist schon recht ordentlich konzipiert und tausche lediglich deie Elko aus, da sie bereits über 6 Jahre gelaufen sind.

Feuer frei :D !

Danke & viele Grüße
Hironimus
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wgh52
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Beitrag von wgh52 »

Hallo Hironimus,

mein Standardtipp: Nachdem AGR wegen LT4320 Knappheit schwer realisierbar, vorerst die Trafo/Dioden Kombination mit Trafosnubber "beruhigen". Ein kleines Platinchen müsste ich noch übrig haben... Wenn AGR dann wieder machbar ist, kann der Snubber bleiben wo er ist, stört ja parallel zur Sekundärwicklung nicht und wird dann ein i-Tüpfelchen 8)

Grüße,
Winfried

5335
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SolidCore
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Netzteil Tunig

Beitrag von SolidCore »

Hallo Hironimus

Ob sich das mal lohnt ?
Kann man machen, ein Austausch wäre einfacher, der Aufpreis nicht so hoch,
da du das jetzige auch verkaufen könntest.

Aber nun denn, gehen würde immer was. LT4320 ist immer eine gute Idee. Besonders bei Digitalgeräten.
Falls nicht verfügbar:
Snubbern würde ich nicht mehr, Silicium Carbid Dioden haben dieses Problem nicht, und wären Plan B.

Der Mic Regler ist kein schlechter, um Kurzschlussfestigkeit, Temperaturschutz zu erhalten
würde sich ein LT3083 anbieten. Er wäre um grob Faktor 5-10 sauberer in seinem Ausgang.
Er ist aber weder Pinkompatibel, noch passt der Spannungsteiler auf dem Board. Diesen anpassen,
Regler Quer auf dem Kühlkörper, und mit Käbelchen verbinden wäre machbar. Knapp 10,- gut investiert.

Kondis tauschen das gleiche. Die verbauten sind ok. Panasonic FM wäre eine Alternative, die auch vom Platz passen.
Den 330uF könnte man als Würth WCAP ATLI setzen, und einige kleine Folien ergänzen, besonders direkt am Regler.

Btw: Der Schiebeschalter für die Netzspannung ist für die Verlustwärme. Der Mic ist ein Low-Drop-Regler, benötigt also
<1V mehr Input als Output zur Regelung. Je höher die Differenz, umso wärmer wird er, abhängig vom Strom, und umso
weniger belastbar.

Im Netzfilter könnte man bessere (breitbandigere) Drosseln einsetzen, und etwas bessere X-Kondis. Denke aber,
Aufwand/Nutzen für dieses Netzteil ist nicht mehr vernünftig.

Gruß
Stephan
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Hallo Hironimus,
wenn ich das alles so lese, und du für dich offenbar noch keine Aufzeichnung der Schaltung gemacht hast, scheinst du demnach ohne Schaltplan Modifikationen "im Blindflug" vornehmen zu wollen.
Snubber kann man freitragend parallel zu Sekundärwicklungen schalten, wenn man - Quick&Dirty: - sie an je einem Bein gemeinsam verdrillt und verlötet, eine Platine kann man bei Bedarf immer noch spendieren.
Gewiss kann man den ersten 110 /200-240V Schalter auslöten und durch Drahtbrücken ersetzen. Da würde ich anfangen. Dann kann man anhand der gemessenen (!) Netzspannungsschwankungen innerhalb eines Monats entscheiden, ob man dem LDO Regler eine Grundeinstellung auf 220 V für mehr Elkoladung zuführt, die allerdings auch mit mehr Spannung einhergehen kann und in Spitzen auch wird. Da könnte man ggf. den Kühlkörper des LDO-Reglers aufdoppeln. Erst dann würde ich den 200.... 240V Schalter herausnehmen und durch Drahtbrücke ersetzen.

Warnung : Es gibt eine spezielle Form der Demenz: Modifikationsdemenz speziell bei Maßnahmen, die man nicht selbst verstanden hat. Zu jedem Schritt solltest du entweder eine Foto/Text -Dokumentation machen oder zumindest das Gerät nie weitergeben ohne Hinweise, die der spätere User versteht und sich merkt. Eine vergessene Drahtbrücke und die Gegenwart eines Schalters, der sich noch bedienen lässt, birgt die Gefahr eines Wicklungskurzschluss mit fatalen Folgen, die eventuell an der Auslegung der Primärsicherung vorbeigehen.

Ich konnte aus den Bildern nicht entnehmen, welche Typen die vorhandenen Elkos (Hersteller, Serie) sind.
Ich kann zwar gelegentlich erfolgreich aus dem Kaffeesatz lesen, aber bei deinen Bildern versagt dieses mangels konkreter Information.
Ohne Frage fängt eine erfolgreiche Modifikation beim Netzteil an. Sie scheitert aber dort, wo der Überblick verlorengegangen ist.
Und wer nicht versteht, was er tut, sollte es lieber bleiben lassen, der Schuss könnte auch nach hinten losgehen.
Das Verständnis beginnt bei einem Schaltplan, in dem ausnahmslos alle Komponenten erfasst sind.
Wo das persönliche Verstehen aufhört, könnte der Hersteller seine Gründe bei der praktischen Umsetzung gehabt haben. Reverse Engineering verlangt nach lückenloser Erklärung für die Gedanken des Herstellers. Dann kommt die Modifikation, bei der man schlauer sein sollte als der Hersteller.
Ob jeder Modifikationsschritt eine Verbesserung im selbst-gewünschten Sinne darstellt, kann man nach der Einbrennphase durch Hören feststellen. Wer zuviele Schritte auf einmal macht, verhindert praktisch die Identifikation einer kontraproduktiven Maßnahme.
Viel Spaß mit der Erkenntnis, dass blinder Aktionismus nicht der zielführende Weg ist! Diesen Fehler macht man üblicherweise kein drittes Mal... sage ich aus eigener Erfahrung.
Grüße
Hans-Martin
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Hironimus_23
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Beitrag von Hironimus_23 »

Hallo Zusammen,

danke für euer Feedback!

@ Winfried,
danke für deinen Tipp mit dem Snubber. So wie ich es bisher verstanden habe, ist für die Dimensionierung der Widerstands- und Kondensatorwerte eine Messung am Gerät mit einem Oszi erforderlich. Da mir aber leider keines zur Verfügun steht, wird mir ein Snubber wohl nicht gelingen :( .

@Stephan
Das mit dem LT3083 werde ich mir mal durch den Kopf gehen lassen. Die Elkos werde ich woh schon auf Grund ihres Alters tauschen.

@Hans-Martin
Ja, eine Aufzeichnung der gesamten Schaltung habe ich nich gemacht und werde ich auch nicht machen. Das Schaltungsdesign auf „Sicht“ oder auch mit dem Ohmmeter Stück für Stück durchzuprüfen, im schlimmsten Fall für die Messung auch noch Bauelemente entfernen, ist mit zu aufwendig für ein Gerät der 300€-Klasse. Wie ich schrieb,
Hironimus_23 hat geschrieben: 23.07.2022, 16:19 [...]Dabei denke ich an Maßnahmen, die mit einfachen „Bordmittteln“ machbar wären, also im Umkehrschluss kein aufwendiges Mess-Equipment und keinen Doktor im Reverse-Engineering erfordern 8) . Das, was einige hier im Forum professionell leisten, ist nicht mein Ziel.

„Bordmittel“ umfasst für mich somit ein Grundverständnis der Elektronik, Fähigkeit zum Löten und das Vorhandensein eines Multimeters.[...]
Mein Ansatz ist also kein Reverse Engineering, in dem ich die lückenlose Erklärung für die Gedanken des Herstellers ermittle und dann durch die Modifikation auch noch schlauer bin als der Hersteller. Das würde ich mir nicht anmaßen.

Das bedeutet aber nicht automatisch, dass ich im „Blindflug“ agieren möchte.

Es gibt möglicherweise Stellen in der Schaltung, die auf eine Kostenoptimierung in der Herstelllung abzielen oder auch ihre Ursache in der Vermarktung des Gerätes für unterschiedliche Märkte mit unterschiedlichen technischen Voraussetzungen haben. An denen ich interessiert.

Die Elkos sind von nichicon bzw. der 330µ von Rubycon . Aus welcher Serie diese stammen, kann ich nicht beantworten, ggf. geben die Fotos hierzu Auskunft.
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Auch an die von dir genannte „Modifikationsdemenz“ werde ich denken :D , wobei ich dieses Gerät nie wieder veräußern werde.

Viele Grüße
Hironimus
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wgh52
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Beitrag von wgh52 »

Hallo Freunde,
SolidCore hat geschrieben: 06.08.2022, 21:44...Snubbern würde ich nicht mehr, Silicium Carbid Dioden haben dieses Problem nicht, und wären Plan B...
Nachdem ich etwas recherchiert habe meine Stellungnahme:

Die durch Verwendung von SiCarbid-Dioden erreichte Klangverbesserung kommt durch gutmütigeres reverse recovery Verhalten zustande (verhindern bestimmte Stromspitzen, die bei Schaltnetzteilen besonders relevant sind) und die Verbesserung sei hier bewußt nicht bestritten! Aber auf das Trafo"klingeln", das von den immer vorhandenen Diodenschaltflanken ausgelöst wird, hat das keinen entscheidenden Einfluß: Die Flanken bleiben, das (parasitäre) Trafoklingeln bleibt. Das wurde von Fachleuten messtechnisch im Diodenvergleich nachgewiesen.

In aller Kürze: SiCarbid-Dioden machen Snubber nicht obsolet, weil Letztere das Trafoverhalten kompensieren und nicht das Diodenverhalten.

Ich hoffe mein Beitrag ist nicht zu sehr off-topic, aber diese Klärung fand ich halt wichtig.
Grüße,
Winfried

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