IGMP Snooping - oder wozu einen Switch?

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Schorsch
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IGMP Snooping - oder wozu einen Switch?

Beitrag von Schorsch »

Hallo LWL Freunde,

Stefan schrieb vor ein paar Tagen, dass im Naim Forum der Catalyst 2960 immer noch gut beleumundet ist.
steklo hat geschrieben: 06.07.2020, 10:38
Schorsch hat geschrieben: 01.07.2020, 16:50 Vielen Dank für die Zitate! Das klingt schon interessant. Ich werde mich da am Wochenende mal durchwühlen und dann berichten.
Wenn ich etwas finde, was mir von der Theorie her einleuchtet, dann kann man ja durchaus mal einen 2960 zu Gert schicken. :D
Hallo Georg,
hattest Du Zeit zum Durchwühlen? Ich wäre gespannt auf Deine Meinung.
Viele Grüße
Stefan
Viele haben inzwischen eine LWL Strecke aufgebaut. Wir haben Medienkonverter (10Gtek, MMC) und/oder Switches (Catalyst 2960, 2960L, SG 112-24, Zyxel, ER, Bonn, SotM) auf beiden Seiten am laufen.
Gert und andere haben die clocks optimiert und einige setzen auf den Etherregen oder andere audiophile Switches.
Was macht den Switch audiophil? Eine bessere clock, eine bessere Stromversorgung, Ersatz des Schaltnetzteils, ein wenig unförmige Plastikmasse? Uptone treibt das auf die Spitze und das klingt auch sicher spitze. Ich habe ihn noch nicht gehört. 8)

All diese Maßnahmen betreffen aber nur die die eine Seite: Störamut, Präszison der Clock, Schutz vor HF, etc. Ein Etherregen kostet so viel wie ein Hochleistungscisco mit Schaltnetzteil, ist aber so "intelligent" wie ein 10 Euro 5-Port Switch.

Es gibt also auch die andere Seite eines Switches: seine Intelligenz und Switching-Funktionalität unabhängig von der Signalqualität und den emittierten Störungen. Das, womit sich Nerds stundenlang beschäftigen können.

Und wozu? Ein intelligenter Switch kann für die Musik-Wiedergabe irrelevante Netzwerk Daten ausfiltern. Er sorgt dafür, dass am Eingang des Streamers nur Musikdaten von der NAS und Steuerinformationen von der Player App ankommen. Alles andere sollte ferngehalten werden.

Warum? Nun, da beginnt die Erklärungsnot. Sagen wir mal vereinfacht: Der eine baut den audiophilen PC und verringert dazu stringent die Anzahl der laufenden Prozesse. Hört man das? Der andere optimiert seine Ethernet Strecke und sorgt dafür, dass dort nur relevante Pakete aufschlagen. Unnützer Traffic könnte die Sound-Qualität beeinträchtigen. Der Streamer muss ja alles verarbeiten, was bei ihm aufschlägt. Das schluckt Processing Power und - hier wir es wieder diffus - jeder Traffic erzeugt Störungen, die das Audiosignal beeinflussen können, also quasi Traffic-induzierte HF.

Simon_of_Suffolk schreibt im Naim Forum (hat Stefan rausgesucht)
steklo hat geschrieben: 30.06.2020, 09:28
Hi the Cisco Catalyst devices main benefit for home audio for connected audio devices on a normal home LAN is its support for IGMP snooping as default. This keeps unrequited group data away from streamers on your LAN thereby reducing unnecessary processing overhead by your streamer and reducing the noise floor in the streamer. For many people reducing the noise floor relates to better or at least different SQ.
Quelle: https://community.naimaudio.com/t/engli ... h/8345/337
IGMP snooping ist defaultmäßig an.
Mehr zu Internet Group Management Protocol (IGMP) hier:
https://www.dasheimnetzwerk.de/Lexikon/ ... _IGMP.html

Und zu IGMP Snooping:
Ein Ethernet-Switch belauscht den Datenverkehr. Werden IGMP Nachrichten an einer Schnittstelle entdeckt, dann werden diese mitgelesen und entsprechende Mitgliedschaften vermerkt. Ein Multicast Datenstrom wird danach nur an Schnittstellen weitergeleitet, an welchen Mitglieder angeschlossen sind.
Hier geht es also um Multicast. Vereinfacht: Ein dummer Switch verteilt alles an alle Ports weiter was er vom Router bekommt. Ein Switch mit IGMP snooping verteilt die Daten selektiv. Er verhindert also z.B., dass der Videostream, den die Tochter sich aktuell anschaut beim Etherneteingang des Linn vorbeikommt. Und das ist übrigens auch hilfreich, falls zu Hause das IP TV ruckelt, wenn gleichzeitig einen VK abgehalten wird.

Simon_of_Suffolk schreibt weiter
steklo hat geschrieben: 30.06.2020, 09:28
The Catalyst devices appear also designed to an EMC standard and PHYsical media layer termination standard that offers a better noise performance and thereby for some better SQ compared to some other switches. Certainly the former is what I would expect for commercial devices more likely to work in more sensitive environments compared to the domestic environment.
Quelle: https://community.naimaudio.com/t/engli ... h/8345/337
Also der 2960 Cisco sei vernünftig aufgebaut, das sind aber die audiophilen Switches und die G-Ciscos ebenfalls. :cheers:

Simon_of_Suffolk schreibt weiter
steklo hat geschrieben: 30.06.2020, 09:28
There are many other benefits such as configurable support of trunk, VLANs, port QoS, Ether-channel, SNMP and port security … but these are less relevant perhaps for the home user.
Quelle: https://community.naimaudio.com/t/engli ... h/8345/337
Nun, man kann also einige Dinge einstellen, z.B. die Prioritäten, das hat Gabriel ja schonmal für die Fritzbox vorgeschlagen.

Viele Grüße
Georg
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Schorsch
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Beitrag von Schorsch »

Hallo LWL Freunde,

Was bedeutet das?

Zunächst, es gibt nicht den einen Switch, der alles löst.

- Man sollte sowohl die Störarmut des Switches als auch seine Intelligenz berücksichtigen.

- Wenn viel Traffic im Netz ist, sollte man sich darum kümmern, dass der Streamer nur für ihn selektierte Daten erhält.

- Wer wenig Traffic hat, kann auf IGMP Snooping verzichten, bzw. hört u.U. keine Verbesserung, wenn es eingeschaltet wird.

- Wer viel Traffic hat, bei dem könnte es trotz audiophilem Switch schlecht klingen, weil der Netzwerkeingang des Streamers zugemüllt wird. Also bevor dann weiter die Störarmut verbessert wird, erst mal einen Blick auf den Traffic werfen.

- In diesem Fall könnte ein einfacher ungetunter Switch mit IGMP Snooping vor den audiophilen Switch geschaltet werden.

- Aha eine Switch Kaskade. Macht aber nur Sinn, wenn der erste Switch selektiv arbeitet. :)

- Ungefilterter Mulitcast könnte eine Erklärung dafür sein, dass es hörbar sei, wenn die Player App am Tablet an oder aus ist.


Viele Grüße
Georg
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alcedo
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Beitrag von alcedo »

Guten Morgen, Georg

... oder sollte ich sagen: gute Nacht? :lol:
Du bist ja noch spät wach gewesen, um uns diesen äußerst interessanten Aspekt beizubringen.

IGMP finde ich einen sehr spannenden und vielversprechenden Ansatz. Ich habe zwar viele Switches (notgedrungen) hier im Einsatz, aber nie an so etwas gedacht.
Danke für den neuen Input!

Morgendliche Grüße, Jörg
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Schorsch
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Beitrag von Schorsch »

Hallo Jörg,
alcedo hat geschrieben: 20.07.2020, 08:56 IGMP finde ich einen sehr spannenden und vielversprechenden Ansatz. Ich habe zwar viele Switches (notgedrungen) hier im Einsatz, aber nie an so etwas gedacht.
Gerne. Berichte mal, falls Du damit mal experimentierst. :D
Einfach bei dem Switch, an dem NAS und Streamer hängen, IGMP Snooping einschalten, falls möglich.

Viele Grüße
Georg
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treble trouble
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Beitrag von treble trouble »

Hallo Georg,

die wenigsten Pakete im LAN dürften broadcast-Pakete sein. Daher ist die Frage, inwiefern IGMP wirklich den Sound verbessert. Allerdings war irgendwas mit Telekom und deren Video on demand service. Ich meine, der benötigt broadcast-Pakete? Und um das zu empfangen, benötigt man IGMP? Na, ich weiß es nicht.

Gruß
Gert
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Schorsch
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Beitrag von Schorsch »

Hi Gert,
treble trouble hat geschrieben: 20.07.2020, 17:11 die wenigsten Pakete im LAN dürften broadcast-Pakete sein. Daher ist die Frage, inwiefern IGMP wirklich den Sound verbessert. Allerdings war irgendwas mit Telekom und deren Video on demand service. Ich meine, der benötigt broadcast-Pakete? Und um das zu empfangen, benötigt man IGMP? Na, ich weiß es nicht.
Das Protokoll IGMP verbessert nicht den Sound.
Wenn Du Multicast im Netz hast, ist IGMP Snooping hilfreich. Wenn es ausgeschaltet ist oder der Switch das nicht versteht, dann werden die Multicast Pakete überall hingeschickt, das ist dann Broadcast.

Magenta TV nutzt IGMP, Netflix z.B. nicht.

Es geht nicht nur um IGMP Snooping, sondern allgemein um einen intelligenten Switch, an dem man sein Netz optimiert, z.B. die Prioritäten.

Viele Grüße
Georg

PS: Wie immer, einfach mal probieren :D
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h0e
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Beitrag von h0e »

Hallo Georg,

ich nutze ja auch einige Feature wie Quality of Service für meine Audio Devices.
Allerdings gibt es Switche, die ohne das ganze Gedöns besser spielen,
als ein "eingestellter" Switch.
Man muss sich nur mal den Ether Regen mit externe Reference Clock anhören. 8)

Hilft also wie immer nur probieren.

Grüsse Jürgen
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easy
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Beitrag von easy »

Na Jürgen,
musst du mir denn alles nachmachen...aber schön dass es auch bei dir eine eine Verbesserung bringt. :cheers:
Viel Vergnügen beim weiteren Hören

Grüße
Reiner
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Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Hallo Georg,

eigentlich wollte ich Dir schon vor ein paar Tagen hier antworten, aber bei uns war zwei Tage lang die DSL-Leitung unterbrochen, angeblich hat ein Bagger irgendein wichtiges Glasfaserkabel zertrennt. Ich frage mich, warum es bei sowas Wichtigem wie Internet keine Redundanzkonzepte gibt wie bei der Stromversorgung.

Zunächst vielen Dank für Deine sehr hilfreichen Tipps. Wie schon per Email besprochen, kam ich erst mit Deiner Hilfe auf meinen Switch TP-Link SG-2424, um diverse Einstellungen vorzunehmen. Für interessierte Nachahmer: Er ist standardmäßig nicht als DHCP konfiguriert, zieht also keine IP vom Router. Am besten schließt man ihn per LAN-Kabel an einen Switch an, über den der Rechner, mit dem man ihn konfigurieren will, am Router hängt. Dann verändert man am Rechner die IP-Adresse:

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Fenster einfach offen lassen, das braucht man später wieder. Browser aufrufen und 192.168.0.1 in die Adresszeile eingeben, da meldet sich die Konfig-Seite des TP-Link. Benutzer "admin", Passwort "admin", und dann auf den Reiter "System IP" klicken:

Bild

Dort auf DHCP und Apply. Jetzt ist der Switch nicht mehr erreichbar, weil er sich eine Adresse aus dem Adressbereich des Routers gezogen hat, z. B. bei der fritzbox 192.168.178.x. Das x gilt es jetzt rauszufinden, und Achtung, Switch nicht ausschalten, denn solange man nicht mehr drauf kommt , kann man die DHCP-Einstellung nicht speichern. Jetzt den Rechner wieder auf DHCP stellen (deshalb war das Fenster noch offen) und so zieht der wieder eine IP vom Router. Im Router (z. B. fritzbox: 192.168.178.1) unter Heimnetz -> Netzwerk findet sich jetzt ein Eintrag "TL-SG2424", und rechts daneben steht seine IP-Adresse, bei mir ist das z. B. 192.168.178.101. Ganz rechts auf das Bearbeiten-Symbol klicken und ein Häkchen setzen bei "Diesem Netzwerkgerät immer die gleiche IPv4-Adresse zuweisen". Jetzt gibt man im Browser diese Adresse ein und speichert sich das als Favorit ab, so kann man jederzeit die Einstellungen des TL-SG2424 im laufenden Betrieb ändern (geht mit anderen TL-Switches genauso, die managed sind). Wichtig: Als erstes "Save Config" klicken links in der Spalte, dann kann der Switch ausgeschaltet und wieder gebootet werden, ohne dass er die Einstellungen vergisst.

Wichtige Einstellungen aufgrund Georgs Tipps waren:

1. Multicast -> IGMP Snooping -> Enable
2. QoS -> CoS 7 (höchste Prio) für den Port, an dem Linn und NAS hängen. Bei mir sind das zwei der vier optischen Ports, Nr. 21 und 24.

Das sorgt für ein sehr geschmeidiges Reinladen von Titeln in den Linn. Klanglich bilde ich mir etwas mehr Ruhe im Klangbild ein. Aber folgender Test hat belegt, dass sich tatsächlich etwas getan hat:

Seit unserer Diskussion zum Thema "gibt es Klangunterschiede bei Controlpoints" verwende ich nur noch die neue Linn-App auf dem iPad, weil ich da keinen klanglichen Unterschied merke, ob die App offen oder geschlossen ist. Allerdings, wenn man im laufenden Betrieb unten auf den momentan laufenden Titel klickt in der Queue, geht ein Fenster auf mit dem Cover in Groß und Details zum Titel. Das Öffnen dieses Fensters bewirkt eine ganz leichte Eintrübung des Klangbilds, die reproduzierbar wieder in dem Moment verschwindet, in dem ich dieses Fenster wieder schließe. Das hatte ich schon ein paar Mal bemerkt, und das war reproduzierbar. Dieser Effekt ist weg, seit ich das IGMP Snooping eingeschaltet habe. Das heißt, jetzt kommt der Datenverkehr zwischen Controlpoint und NAS nicht mehr beim Linn vorbei.

Viele Grüße
Gert
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Horse Tea
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Beitrag von Horse Tea »

Danke Gert und Georg, das ist eine tolle Info. Ich habe zwar den Switch nicht, aber das kann ja noch kommen.

Viele Grüße
Horst-Dieter
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steklo
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Beitrag von steklo »

Hallo zusammen,

da mir ein Forenkollege vor einer Weile berichtete, dass bei ihm der Zyxel GS-108B V3 selbst unmodifiziert und durch ein gutes Netzteil gespeist bessere Klangergebnisse brachte als der Cisco 2960, habe ich mir den Zyxel Switch besorgt und mit meinem Kingrex Upower Batterienetzteil versorgt. Der Switch ist zwischen Netzwerkdose und Streamer mit sehr kurzen Kabeln verbunden und versorgt keinerlei andere Geräte. Er steht nur da, weil ich seinerzeit fand, dass es mit dem Cisco 2960 besser merklich klingt als wenn der Streamer direkt an die Netzwerkdose angeschlossen ist.

Für meine Anlage gilt das oben geschilderte jedoch nicht: Mit dem Zyxel klingt es flacher und gepresster, irgendwie glasiger, massive Klaviereinsätze klingen fast übersteuert im Vergleich zu der Differenzierung, Räumlichkeit und "Flüssigkeit" im Hochtonbereich, die sich einstellt, wenn der (unmodifizierte) Cisco 2960 übernimmt.

Im Grunde klingt es mit den Zyxel in etwa so, wie wenn ich den Streamer direkt an die Netzwerkdose stecke. Dort "sieht" der Streamer dann den einfachen unmanaged TP-Link Switch, der bei uns aus dem Keller heraus das ganze Haus versorgt.

Ich frage mich nun, ob ich noch mehr gewinnen würde, wenn ichden TP-Link-Hausverteiler-Switch auch noch gegen ein Cisco 2960 (dann einen Gigabit-fähigen) tauschen würde – was meint Ihr?

Viele Grüße
Stefan
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skf
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Switch Zyxel G-108

Beitrag von skf »

Probiert doch mal den getunten Zyxel von Gert! Absolut űberzeugend!
Gruß Stefan
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