Vincent SA T7 Erfahrungen gesucht

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fr.jazbec
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Vincent SA T7 Erfahrungen gesucht

Beitrag von fr.jazbec »

Da ich mich mit der Anschaffung einer Röhrenvorstufe beschäftige bin ich auf die Vincent SA T7 gestoßen. Eigentlich fand ich Vincent Geräte immer relativ unsexy, hab die als „Chinakracher“ abgetan. Dieser Vorverstärker scheint aber anders zu sein, ein gut beleumdeter Entwickler der auch mal im AAA aktiv war/ist und zumindest Teilmontage in D. Die Tests sind ja durchweg hervorragend und die Schaltung scheint sehr der des Thorens TEP 3800 zu gleicher, insofern evtl wirklich ein Tip.
Wer kann mir näheres zu dem Gerät sagen, evtl aus der Praxis nach längerem Gebrauch?
Gruß Rüdiger
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Hallo Rüdiger,
ich schätze den Erfindungsreichtum der Sachsen und auch die Preisgünstigkeit chinesischer Produktion.
Hier wird wohl beides kombiniert.
Klangeinsteller für Bass und Höhen benutze ich schon seit 45 Jahren nicht mehr (ein Tilt -Knopf wie bei Quad 44 genießt da eine seltene Ausnahme) und es bleibt für mich die Frage, ob man einfach die Röhren für diese Stufe herausnehmen kann. Die orangenen LEDs, die die Röhre im Sichtfenster beleuchten, haben wohl die Aufgabe, ein Klischee zu befriedigen. Mich törnt das nicht an. Die genannte Röhre ist Teil der Netzteilregelung für die Anodenspannung, das zumindest ist sinnvoller Teil des Konzepts.
Blöhbaums Trickschaltung "Best Pentode" ist gut gehütetes Geheimnis, OK, akzeptiert. Möglicherweise werden diese Module erst in Deutschland eingesteckt, denn Sintron-Chef Bartel, Inhaber der eingetragenen Marke Vincent, kennt die Schliche der Chinesen, ein Plagiat als eine Verbeugung vor dem Entwickler umzuinterpretieren.
Es sind Röhren verbaut, von deren Existenz ich bis eben noch nichts wusste.
Ich will dir weder ab-, noch zuraten, denn ich habe von der Existenz dieses Geräts bis eben noch nichts gewusst.

Ob das Gerät in deine Kette passt, muss du selbst entscheiden (Kriterien hast du keine genannt, oder habe ich was übersehen?). Wenn du das Gerät hast, würde ich erst ausphasen, auf geeigneten Untergrund abstellen, 50h eingeschaltet lassen und erst dann allmählich entscheidungsfördernde Hörvergleiche starten.
Möglicherweise spielt das Gerät besser, wenn man das Deckblech entfernt. :wink:
Möglicherweise spielt das Gerät besser, wenn man überflüssige Röhren entfernt. :wink:
Also ausschalten, 1min warten, paarweise (kanalentsprechende) inzwischen etwas abgekühlte Röhren ziehen und wieder einschalten. Wenn danach nichts mehr herauskommt, waren die Röhren wohl doch unverzichtbar und müssen zurückgesteckt werden.

Ich denke, dass du spätestens nach 3 Tagen Gebrauch weißt, ob das Gerät für dich die Erfüllung deiner Träume darstellt.
Da jeder Mitforent seine eigenen Vorstellung vom idealen Klang hat, würde ich eine fremde Meinung erst nach Definition der Ideale heranziehen.
Ich mag ein lebendiges, unaufdringliches, warmes Klangbild mit scharfer Abbildung des Solisten und einer offenen Raumdarstellung. Klangregler halte ich erklärtermaßen für überflüssig, und wenn diesbezügliche Röhren gezogen werden und als Reserve bleiben können, wäre das meine Anregung. Denn erfahrungsgemäß wird der Abwurf von Ballast sich als schnelleren Höhenflug bemerkbar machen... If you know what I mean...
Ich bin und bleibe vorläufig röhrenaffin :cheers:
Grüße
Hans-Martin

P.S. Falls du dich pro entschieden hast, gern mehr Tips per PN...
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fr.jazbec
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Beitrag von fr.jazbec »

Hallo Hans-Martin
Vielen Dank für deine ausführliche Antwort.
Ich kannte das Gerät bislang auch nicht und bin eher aus Zufall darauf gestoßen. Wie schon gesagt sind Vincent Geräte nicht unbedingt das was mein Herz höher schlagen läßt, ohne allerdings je wirklich bewußt eins gehört zu haben(ein Freund betreibt 2 Vincent Monoblöcke aber an einer eher bescheidenen Anlage). Auch deine Kritik an der Optik teile ich, ich finde die Proportionen nicht wirklich gelungen und die sichtbare Röhre ist mir auch zu viel Chichi(China Design halt). Die abschaltbaren Klangregler finde ich allerdings gut, ich habe zwar seit 35 Jahren keine mehr benutzt, aber man wird ja auch nicht jünger und evtl kann man damit in 10 Jahren den altersbedingten Hochtonabfall ausgleichen. Schön finde ich an dem Gerät den für Röhrengeräte niedrigen Ausgangswiderstand von 50Ohm, generell werden für aktive ATC sehr niedrige Ausgangswiderstände empfohlen. Ein kleiner Nachteil ist der fehlende XLR Ausgang, allerdings hat mein aktuell genutzter Vorverstärker auch keinen.
Weshalb mache ich mir überhaupt Gedanken über eine neue Vorstufe? Nun, im Augenblick höre ich noch über den PreOut eines Symphonic Line RG 14 Edition. Eigentlich bin ich soweit zufrieden aber langfristig möchte ich schon einen reinen Vorverstärker nutzen, wobei mir nicht völlig klar ist welche Nachteile ich durch Nutzung des PreOut habe im Gegensatz zu einer reinen Vorstufe.
Da ich mir noch ein wenig mehr „Air“ vorstellen könnte bin ich gedanklich bei einer Röhre gelandet.
Im Augenblick sind meine Optionen:
-Umbau des RG14 bei Symphonic Line zum RG2(ca.1200€)
-Umbau des RG14 bei Martin Kühne zum Vollverstärker mit abschaltbarem Endstufenbereich, Vorstufe erhält eigenes Netzteil(Preis unbekannt)
-Octave HP 300SE
-MFE Tube One SE
-Innovative Audio Ultrapath
...und eben der Vincent SA T7, der von Röhren und Schaltung sehr eng an den Thorens TEP 3800 angelehnt sein soll und evtl ein Tip ist. Mich hätten Langzeiterfahrungen zur Haltbarkeit und evtl auftretenden Problemen interessiert, aber anscheinend ist das Gerät in HighEnd Foren nicht vertreten, schade eigentlich.
LG Rüdiger
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Hallo Rüdiger,
bei den Röhren kannst du immer mit mindestens 5000 Betriebsstunden rechnen.
Wenn du gleich einen Reserveröhrensatz beiseite legst, hast du eine Alternative, mit der du immer kurzfristig wechseln kannst, falls du den Verdacht hegst, dass die Röhren nachlassen.
Auf einem Röhrenprüfgerät kann man dann die Steilheit (die Änderung in mA pro 1V Änderung am Gitter) auslesen. Das Ende der Lebensdauer ist erreicht, wenn die vom Hersteller im Datenblatt genannten Werte unterschritten werden. Am Beispiel einer 5814A (Langlebensversion der ECC82) sind die Werte dann statt 2,2mA/V auf nur noch 1,5 abgefallen, statt 10,5mA weniger als 7mA Anodenstrom, also etwa auf 2/3 des Normalwerts im Neuzustand.
Der Prozess ist schleichend, aber weil der Spannungsabfall am Katodenwiderstand für eine negative (=sperrende) Spannung am Gitter sorgt, macht man sich keine Sorgen, bis schließlich die Röhre kraftlos klingt. Deshalb ein Reservesatz, um nach einigen Jahren den Quercheck zu machen.
Auf den Bildern sind die roten WIMA Polypropylen Kondensatoren zu erkennen. Da gehe ich doch davon aus, dass in China für den deutschen Auftraggeber keine gefakte Ware eingesetzt wird. Blöhbaum wird da entsprechende Vorgaben gemacht haben. Und Bartel (Sintron) kennt von seinen Dynavox die Schliche der chinesischen Fabrikanten, bei der 2. Charge billigeres Material nachzuschieben.
Die roten Wimas sind nicht schlecht, sicherlich geht es noch besser. Aber dann taucht man in einen Bereich ein, wo Internetforen sehr kontrovers diskutieren. Russische Ölpapierkondensatoren aus Militärbeständen kann man bei ebay kaufen. Ich will da keine Empfehlung aussprechen, Geschmackssache...

Die mechanische Ausführungsqualität ist sehr solide, wie ich bei älteren Vincent Geräten feststellen konnte, die nach 15 Jahren neue Röhrensätze bekamen (den 3.). Ich erinnere mich noch an Spark Röhrenverstärker, bei denen die Schrauben nach dem 2. Mal lösen schon fast im Gewinde nicht mehr greifen wollten, heute heißen die Cayin und sind auch erheblich besser ausgeführt.
Grüße
Hans-Martin
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fr.jazbec
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Beitrag von fr.jazbec »

Danke dir für deine Erläuterungen. Ich habe gesehen, daß Liedmann in Bochum Vincent führt, evtl. kann ich dort ja mal ein Gerät ausleihen.
Zuerst muß ich allerdings die Krise überstehen und meinen Betrieb wieder in sichere Gewässer führen.😉
Gruß Rüdiger
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Thomas1960
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Beitrag von Thomas1960 »

Hallo die Kollegen,

nachdem ich eher aus Neugierde durch eine ergreifende Hörerfahrung bei einem Freund mit der SA-31 MK die kleine SA-31 (ohne MK) geholt habe (bis 500€...- irre gut, kein Dynamikwunder, eher Baden in Musik, toll), musste ich sofort die neue SA-32 hinterherschieben.
Diese hat an meinem Neumann KH420 noch einmal erheblich in allem zugelegt - allerdings schon fast wieder etwas „kühl“ wirkend.

Am Dienstag hole ich eine knapp 4 Jahre alte SA-T7 ab. Gebraucht sind die selten... .
Wenn gewünscht, kann ich ja mal etwas dazu schreiben.

Lg Thomas
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fr.jazbec
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Beitrag von fr.jazbec »

Bestimmt ein tolles Gerät. Berichte doch mal von deinem Klangeindruck.
Ich bin allerdings mittlerweile bei einem Audionet Pre1G3 gelandet. Grund waren die symmetrischen Ein- und Ausgänge und die Monitorschaltung. Ich werden den Audionet mit Sicherheit in der nächsten Zeit noch durch ein EPS erweitern und als Fernziel steht dann ein Trinnov ST2 an, den ich gerne über die Monitorschaltung laufen lassen möchte.
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Thomas1960
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Beitrag von Thomas1960 »

Um die Audionet schleiche ich auch immer mal herum...- das soll sehr exakt sein... .
XLR, KH- Ausgang (wenn auch hinten?) gibt’s da nicht sogar eine Phonokarte optional?
Wenn richtig werden soll, wird das Extra-Netzteil empfohlen, hm.

Die Glühstrümpfe als Pre haben meist etwas, das ich schwerlich benennen kann.
Und die T7 hat sogar - selten - eine Klangreglung.
Das nutze ich bei meiner alten Yamaha C4 und auch bei der kleinen SA-31 tatsächlich gerne gelegentlich, um schlechte Aufnahmen etwas aufzuhübschen.
Ich weiß, das ist nicht die reine Lehre.
Aber so ein Lidstrich an der richtigen Stelle gesetzt kann auch ein schicker Hingucker werden :wink: .

Lg Thomas
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fr.jazbec
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Beitrag von fr.jazbec »

Ja, mein Audionet hat sogar die Phonokarte eingebaut und ich muß sagen, die gefällt mir besser als die meines Symphonic Line. Wenn mein Omtec mal den Geist aufgibt sehe ich keinen Anlass erneut eine externe Phono Vorstufe zu kaufen.
Der Audionet reagiert aber sehr empfindlich auf das Kabel zu den Aktivboxen, ein Funk BS-2 passt leider gar nicht, mit einen billigen Sommer Primus ging dagegen(abgesehen von einer abgematteten Hochtonwiedergabe)die Sonne auf.
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Thomas1960
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Beitrag von Thomas1960 »

Hallo,

die Vincent SA-T7 spielt.
Bei einem Freund gestern an seinen RF7 II angespielt hat es nach ca. 15 Minuten auf dem rechten Kanal gelegentlich angefangen gar nicht so leise unregelmäßig zu spratzeln. Wir haben alles Mögliche versucht, es ist geblieben.
Danach haben wir wieder seinen dran. Kein knacken - aber mMn deutlich weniger Auflösung und Bühne.

Egal.
Seit 1,5 Stunden spielt das Gerät bei mir, gespeist von meinem Hoerwege-modifizierten C565BEE (nix Hai-End...) einwandfrei.
Und - sagenhaft. Die T7 drückt und löst derartig an meinen KH420 auf, daß ich nahezu erstmalig Höhen und Bässe etwas absenken wollte. Bisher waren alle Schalter „hoch“.
Ich hatte schon u.a. Octave HP300, 500MK3, einen 6000€ Pre von MFE auf Probe
(der auch sehr gut war, aber für das Geld nicht gut genug für mich).
Ich muss sagen - die Anfangsbegeisterung von etwas Neuem ist ja klar und wird sich noch etwas legen -
die T7 holt mich in Verbindung mit den KH420 an einer Stelle ab, was die anderen Pres so in Erinnerung nicht geschafft haben.
Auf größeres Tuberolling habe ich dabei verzichtet.

Einziger bisher erkannter Schönheitsfehler:
wenn ich die „Tone“ - Taste drücke (Klangregelung ein/aus) knackt es in den Lautsprechern, das ist nicht so schön.
Leises Rauschen ist ab 30cm wirklich nicht mehr zu hören, klasse.

Dann höre ich mal weiter :lol: .

Lg Thomas
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