Netzkabel - geschirmt oder lieber doch nicht?

Funky
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Netzkabel - geschirmt oder lieber doch nicht?

Beitrag von Funky »

Hallo zusammen,

der folgende Faden wird hoffentlich nicht so ausarten wie manche Diskussion im Open End Musik ..,

Geschichte: Ich war am Wochenende auf den Süddeutschen Hifi Tagen und konnte ein paar "Workshops besuchen". Es war sehr spannend und lehrreich. Einer davon beim High End Paria Ingo Hansen (ach ja, bis gestern wusste ich nicht das das Lingo Schallplatten-Netzteil, von Linn + Ingo = ..., seinen Namen trägt, tja, aber ich wusste so einiges noch nicht....) .

Herr Hansen hat seit 6 Jahren eine enge Kooperation mit Canton und tuned Pioneer Verstärker, so dass der Gesamtinvest noch weit unter 5 Stellig bleibt - und ich muss sagen, ich hatte selten so intensiv Littel Red Rooster und andere veritable Blues Veteranen "Livehaftig" via CD hören können - eben auch Livekonzerte - ok bei 100 DB+, aber wie gesagt, der Invest der Gesamtanlage war echt überschaubar - und es turnte echt an.

Im Canton Raum ein Stockwerk tiefer klang es trotz AVM Verstärker und den Verschlusskapen von Herrn Böde (Stereo Redaktion) längst nicht so "Live".

Der Workshop zeigte auch einmal mehr, dass nicht die Datenmenge (High Res) den Ausschlag geben, sondern das Mastering, zumindest wenn es um den reinen Spassfaktor geht. Interessant auch - seine "Entstör" Geräteschaften. Wie immer man dazu stehen mag, es klang einfach verdammt anmachend und wenn er seinen Prototypen einsteckte (der einfach in eine Steckdose des Stromkreises eingesteckt wird, der auch die Anlage dann versorgt - also nicht in die Steckdosenleiste mit den Kompontenten, sondern einfach eine der Steckdosen im Raum, die am gleichen Netz hingen) , bzw. wenn er diesen wieder rausnahm. Das war schon sehr deutlich, in dem wie das Klangbild offener und dynamisch anmachender wurde, bzw. eben wieder etwas in sich zusammenviel. Dieser "Entstörer" sieht aus wie eine großes Steckernetzteil, und wird wohl in 3-4 Monaten auf den Markt kommen.

Als der Workshop beendet war fragte ich ihn konkret zu seiner Stomverkabelung - und er legte dar warum er Litze einer ganz bestimmten Stärke nimmt und dieses spezifisch wendelt (wenn auch hochreines Kupfer), warum seine Netzleisten nicht aus Metall sind, und dass Schirmung für Netzkabel ein absolutes NO GO darstellen, weil diese Schirmung seiner Meinung nach Energie speichert und für eine Verlangsamung der Impulse sorgt. HF Entstörung geschieht bei ihm eben nicht über Schirmung sondern anders (ok, das bleibt nun mal sein Firmengeheimnis, mag sein , dass da auch Turmalin oder sonstiges drin steckt, ist auch egal,).

Es ist also das eine klare Statement: Bei Stromkabel - bloss keine Schirmung (bei NF Kabeln aber auch seine Meinung - ein Muss) !

Und dann das andere Extrem - ich erinnere an das Foren Treffen - Audio Optimum - HF Schirmung der Stromkabel bis in den GHz Bereich durch Filter, Ferrrite und das absolut durchgängig samt Netzverteiler der auch komplett geschirmt ist - am besten mit Eupen Kabeln.

Wie verhält es sich bei mir: Auch bei mir sind alle Stromkabel (allerdings Solid Core- mit 1mm2) NICHT geschirmt und alle bisher verwendeten geschirmten Strom-Kabel verlangsamten Dynamik und vor allem bremsen die Rythmik aus - Tonal meist auch minimal gedeckter, das wäre aber kein Problem, aber gebremste Dynamik und verschliffener Rythmus - primär bei analoge Wiedergabe - das geht halt gar nicht. Somit - mein Standpunkt - ich halte es diesbzg. wie Ingo Hansen, aber halt Solid Core und nicht Litze.

Funky
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Hallo Funky,
"Klingo Klangsen" ist ein Pragmatiker, der sehr viel Praxiserfahrung gesammelt hat, ständig am Probieren ist.
Seine technischen Erklärungen sollte man allerdings nicht auf die Goldwaage legen, sie sind nicht geeignet, ihn zu widerlegen, auch nicht immer gut dafür, den theoretischen Aspekt weiterzuspinnen. Was rhythmische Live-haftigkeit betrifft, sind seine Konzepte mE gehörmäßig gut nachvollziehbar.
Ist doch klar: Wenn man 50 Sachen ausprobiert hat und unter diesem Aspekt das beste Ergebnis auswählt, und damit weiter agiert, kann man nicht falsch liegen.

Auch Herr Kühn von Audioplan hat eine Abneigung gegen Abschirmung bei Netzkabeln.

Die VDE-Vorschriften verbieten Soliod-Core Netzkabel.
Wenn du 's krachen lassen willst, sind die billig und überzeugend, nur krachen (brechen ) lassen darf man diese Kabel nicht, sonst gibt es Lichtbogen und Kabelbrand ist Metallbrand, schwer zu löschen.

Ich finde es erstaunlich, dass man bei Netzkabeln sogar die bessere von 2 möglichen Laufrichtungen heraushören kann, halte das für ein unbestreitbares Detail. Auch das verwendete Isolationsmaterial um den Leiter spielt eine Rolle.
Sobald ein Schirm die üblichen 3 Leiter ummantelt, kommt noch mehr dielektrische Absorption des Isoliermaterials zum Tragen, und die scheint auch eine Rolle zu spielen.
Und ob der Schirm wirklich zur Netzseite hin auf Schutzerde gelegt werden muss oder zum zentralen Erdungspunkt der Anlage hin orientiert, bleibt individuell zu prüfen.
Mit Abschirmung kommen also noch einige Aspekte hinzu.

Ob man die empfundene Dynamik eher durch einen ruhigeren "schwarzen" Hintergrund durch HF-Dämpfung und Schutz vor Fremdfeldern erzielen will, oder durch ungehemmten Stromfluss ins Netzteil durch besonders "schnelle" Netzkabel, die dem Tempo der Gleichrichterdioden angemessen sind, bleibt eine persönliche Entscheidung.
Bei Singer&Songwriter mit Gitarre ziehe ich durchaus das ferritummantelte EupenKabel vor (Präsentation ist plastischer), bei Hardrock gefällt mir ein Audioplan Powercord S (=Silber in Teflon/Goretex) besser (kommt alles mehr nach vorn, ist auch zickiger).

Solid Core Netzkabel halte ich für überragend, außerhalb der Wand sind sie allerdings nicht nebenwirkungsfrei (sprich risikofrei).

Ach und zu guter Letzt noch der Hinweis auf Kabelbrücken, die sich auch bei Netzkabeln positiv bemerkbar machen, wie auch der Abstand zu Audioleitungen, selbst wenn die Netzkabel abgeschirmt sind.
Grüße
Hans-Martin
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music is my escape
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Beitrag von music is my escape »

Hallo Funky, hallo an alle;

Ich verwende seit Jahren ungeschirmte naturtextilummantelte Solidcore Strippen von Vovox (Textura) und konnte mich bei Direktvergleichen deren Qualitäten auch immer wieder aufs Neue versichern (vermutlich auch, weil ich das so wollte :mrgreen: ).

Allerdings nutze ich seit einigen Monaten ICs (analog + digital) von Audio Optimum, welche für mich klar besser sind als alles andere jemals bei mir Gehörte und habe deshalb keine Zweifel, dass auch die Stromgeschichte von Stefan Wehmeier 'Hand und Fuß' hat, wenn man sie konsequent, sprich, dem komplett geschlossenen Verteilsystem, angeht. Da der Aufwand hierfür, insbesondere, wenn man so wie ich aktuell nicht so richtig weiß, wohin die eigene Reise in Punkto große Wiedergabekette gehen soll, dann doch beträchtlich ist, bleibe ich bis auf weiteres bei meiner flexiblen Einzellösung, mit der ich gut und zufrieden hören kann.

Prinzipiell glaube ich, dass eine gut umgesetzte komplett geschirmte Geschichte einer ungeschirmten überlegen sein müsste; ob es jedem besser 'gefällt', steht aber wohl auf einem anderen Blatt.

MfG,
Thomas

:cheers:
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h0e
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Beitrag von h0e »

music is my escape hat geschrieben: Prinzipiell glaube ich, dass eine gut umgesetzte komplett geschirmte Geschichte einer ungeschirmten überlegen sein müsste; ob es jedem besser 'gefällt', steht aber wohl auf einem anderen Blatt.
Das glaube ich nicht, es kommt wie immer drauf an, wie es gemacht ist.
Bisher haben die Ferrit und Turmalinkabeln in meinen Vergleichen nicht punkten können.

Grüsse Jürgen
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Funky
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Beitrag von Funky »

Guten Abend Thomas

ich zitiere einen Teil deiner Aussage: "Allerdings nutze ich seit einigen Monaten ICs (analog + digital) von Audio Optimum, welche für mich klar besser sind als alles andere jemals bei mir Gehörte und habe deshalb keine Zweifel, dass auch die Stromgeschichte von Stefan Wehmeier 'Hand und Fuß' hat, wenn man sie konsequent, sprich, dem komplett geschlossenen Verteilsystem, angeht."

Das ICs geschirmt werden sollten (müssen) steht glaube ich ausser Frage. Ich hatte ja auch schon erwähnt, dass selbst ein Ingo Hansen, dass als notwendig erachtet. Auch meine ICs sind mit Bauwollumantelung , darauf dann der Schirm und darauf dann ein Netzgeflecht wiederum aus Textil - mit Carbonfaser zur Stabilisierung aufgebaut. So werden zumindest mögliche Speichereffekte durch das Dielektrikum minimiert. Das Kabel klingt entsprechend schnell und offen - Ist aber wie gesagt nicht das Thema

Interessant ist, dass ich inzwischen doch auch mit einigen Forenmitglieder mich austauschen konnte und auch dort die meisten nicht geschirmte Stromkabel einsetzen, eben weil diese den Klang offener, transparenter und wohl auch dynamisch weniger einschränken (mal egal wie das Kabel sonst aufgebaut ist). Ich möchte keine Diskussion lostreten - dass diese Eigenschaften durch "HF Effekte" erzeugt werden und alle diese Hörer dann "HF affine Klangbilder bevorzugen". Denn dazu müssten bei allen ähnliche HF Effekte wirken und das bei all den unterschiedlichen Gerätschaften und Randbedinungen - kaum wahrscheinlich.

Was mir halt einfach auffällt, dass es zwei so konträre Meinungen zum Thema" prinzipieller Aufbau eines Stromkabels gibt" - und das auch bei Herstellern, die sicher Grundlagenforschung dazu betrieben haben.

Bei mir machen sich sehr stark (von der Schirmung jetzt mal abgesehen) , Leitermaterial, Laufrichtung, Verseilungstechnik, verwendetes Dielektrikum und Steckerqualität (wiederum welches Material in welcher Verarbeitungsqualität) im Klangbild bemerkbar. Ich habe einige DIY Versuche hinter mir und konnte das schon jeweils heraushören bzw. zuordnen, wie auch andere, die sich mit DIY im Bereich Stromkabel beschäftigt haben. Gegenüber einer professionellen Kabelschmiede, die mit den gleichen Materialen arbeitet zogen meine Kabel dann aber doch immer den Kürzeren. Insofern habe ich das nun aufgegeben und anerkenne, dass gute Ausgangsmaterialen wie bei einem guten Essen, zwar Voraussetzung für gute Kabel sind, aber der Koch wissen muss, wie die Komponenten zusammen wirken und dementsprechend kombiniert werden müssen.

Allen einen schönen - möglichst HF freien Hörgenuss

Funky
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saabcoupe
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Beitrag von saabcoupe »

Guten Morgen,

ich nutze und baue beide Varianten. Zur Netzleiste und Geräten mit Erdungskontakt sollte es geschirmt sein, zu digital Geräten die keinen Erdungskontakt haben sehe ich keine Notwendigkeit, wenn man mal den klanglichen Aspekt außen vor lässt.

Wenn man in seiner Kette ein Brumm Problem hat liegt es meist an einem schlecht oder nicht geschirmten NF Kabel, in seltenen Fällen wie in meiner alten Wohnung die noch uralte zwei adrige Stromleitungen hatte kann es auch an nicht geschirmten Netzkabeln liegen.

Ich glaube nicht das man hier eine allgemeine Aussage über besser oder schlechter machen kann, die Wirkung ist in jeder Kette anders.

Gruß Harald
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

saabcoupe hat geschrieben:Zur Netzleiste und Geräten mit Erdungskontakt sollte es geschirmt sein, zu digital Geräten die keinen Erdungskontakt haben sehe ich keine Notwendigkeit, wenn man mal den klanglichen Aspekt außen vor lässt.
Hallo Harald,
ich sehe keine Notwendigkeit, sowas hier zu diskutieren, wenn es klanglich ohne Auswirkungen bleibt.
Wenn man in seiner Kette ein Brumm Problem hat liegt es meist an einem schlecht oder nicht geschirmten NF Kabel, in seltenen Fällen wie in meiner alten Wohnung die noch uralte zwei adrige Stromleitungen hatte kann es auch an nicht geschirmten Netzkabeln liegen.
Aus der Praxis kann ich verraten, dass es Brummschleifen sind, verursacht durch Mehrfacherdung an in der Kette auseinanderliegenden Geräten. Audiokabel mit gerimgem Querschnitt fördern den Effekt.

Das Stapeln von Geräten, wo der Netztrafo der nächsten Komponente unglücklicherweise in die empfindliche Elektronik einstreut, soll auch schon vorgekommen sein.
Ich glaube nicht das man hier eine allgemeine Aussage über besser oder schlechter machen kann, die Wirkung ist in jeder Kette anders.
Uneingeschränkte Zustimmung... Schon der Abstand von signalführenden Leitungen zu den Netzkabeln kann einen Unterschied machen. Und irgendwo habe ich ein YouTube Video gesehen, wo eine verdrillte Viereranordnung von Leitungen deutlich besser (of dem Oszi) wegkam als das übliche Twisted Pair von nur 2.
Grüße
Hans-Martin
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Gromit
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Beitrag von Gromit »

Hallo,

angeregt durch die Diskussion habe ich die Stromverkabelung auf meine Agenda gesetzt. Neben den Quellen und dem Verstärker habe ich auch zwei SVS1000 Subwoofer in Betrieb. Der Hersteller hat hier eine einfache Eurobuchse ohne Schutzkontakt verbaut. Ich frage mich nun, ob es Sinn macht, hier ein hochwertigeres Kabel zu verwenden. Dachte an ein Supra Lorad auf einer Seite mit 2-poligem Stecker konfektioniert und auf der Dosenseite mit einem Schokostecker und dem Kabelschirm auf Erde.
Macht das Sinn?
Gibt es Erfahrungen?

Gruß,
Wolfgang
h0e
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Beitrag von h0e »

Hallo Wolfgang,

das Nutzen eines Schutzkontaktsteckers an 2 poligen Anschlusskabeln ist nach DIN VDE eigentlich nicht zugelassen.
Es wird des öfteren berichtet, dass Geräte ohne Schutzkontakt mit geschirmten Anschlusskabeln mit einseitig aufgelegten Schirm gut spielen.
Wie und ob sich das im konkreten Fall auswirkt wirst Du selbst testen müssen.

Grüsse Jürgen
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bastelixx
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Beitrag von bastelixx »

Gromit hat geschrieben: 16.10.2019, 08:05 Hallo,
angeregt durch die Diskussion habe ich die Stromverkabelung auf meine Agenda gesetzt. Neben den Quellen und dem Verstärker habe ich auch zwei SVS1000 Subwoofer in Betrieb. Der Hersteller hat hier eine einfache Eurobuchse ohne Schutzkontakt verbaut. Ich frage mich nun, ob es Sinn macht, hier ein hochwertigeres Kabel zu verwenden. Dachte an ein Supra Lorad auf einer Seite mit 2-poligem Stecker konfektioniert und auf der Dosenseite mit einem Schokostecker und dem Kabelschirm auf Erde.
Macht das Sinn?
Gibt es Erfahrungen?
Hallo Wolfgang,

Ich beschäftige mich seit einigen Wochen auch mit der Stromversorgung. Dies hat Bericht vom Gert über Reparatur vom PS Audio Power Plant Premier
viewtopic.php?f=39&t=10853 bei mir ausgelöst. Ich habe mich entschlossen um die Stromversorgung meiner Anlage zu Kümmern. Nach einigen Irrwegen bin ich dabei mein Hausstromanschluss mit einem Überspannung und Blitzschutz, die Steckdosen auch mit so was nach zu rüsten; dem Hausanschluss ein Netzfilter zu verpassen. Zusätzlichen Schutz und professionelle Stromversorgung will ich keinem Exoten, sondern renommierten Hersteller Furman über lassen. Das Thema fette Netzkabel für Tausende von EUR damals noch DM habe ich hinter mir gelassen.

Gruss
Stanislaw
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Hallo,

manchmal kann schon ein Blitzschutzzwischenstecker (enthält einen Varistor) in einen freien Steckplatz der Leiste gesteckt den Klang verbessern, indem zeitlich kurze Spikes in ihren Spannungsspitzen gekappt werden.

Da ein aktiver Subwoofer meist einen Tiefpass enthält und der Tieftöner mit größerer Membranmasse auf niedrige Resonanzfrequenz getrimmt ist, ist hier eher weniger zu erwarten, dass Störungen hörbar durchkommen. Aber ein besseres Netzkabel kann etwas mehr Ladung in die Elkos zulassen, was nach etwas mehr Kontrolle im Bass tendieren könnte. Aber will man das zur Heimkinounterstützung?

Bei einem 2-poligen Anschluss (idR bei Geräten mit dem Schutzisoliert-Prüfzeichen) geht keine Gefahr von einem Netzkabel mit Schukostecker (an den der Schirm angeschlossen ist) aus. Ich denke, die VDE will vermeiden, dass bei oberflächlicher Betrachtung des Schukosteckers suggeriert wird, diese Komponente sei schutzgeerdet. Bei dem angeschlossenen Gerät mit abnehmbaren Netzkabel und 2-poliger Buchse sollte der Herstelleraufdruck (schutzisoliert) als verbindlich angesehen werden. Es gibt kommerziell erhältliche Netzkabel, die abgeschirmt sind und deshalb netzseitig Schuko , geräteseitig nur den 2-poligen Stecker haben. Wenn das nach VDE nicht zulässig ist...

Grüße
Hans-Martin
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easy
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Beitrag von easy »

Gromit hat geschrieben: 16.10.2019, 08:05 Hallo,
angeregt durch die Diskussion habe ich die Stromverkabelung auf meine Agenda gesetzt. Neben den Quellen und dem Verstärker habe ich auch zwei SVS1000 Subwoofer in Betrieb. Der Hersteller hat hier eine einfache Eurobuchse ohne Schutzkontakt verbaut. Ich frage mich nun, ob es Sinn macht, hier ein hochwertigeres Kabel zu verwenden. Dachte an ein Supra Lorad auf einer Seite mit 2-poligem Stecker konfektioniert und auf der Dosenseite mit einem Schokostecker und dem Kabelschirm auf Erde.
Macht das Sinn?
Gibt es Erfahrungen?
Hallo Wolfgang,

ich habe zwar keine Subs , aber ich habe an meinen A-Boxen ,die auch nur den 2poligen Eingang haben , die Beipackkabel ausgetauscht. Stephan(solidcore) hat mir , für "kleines Geld" ,2 solcher Kabel gefertigt und der Austausch hat klar hörbare Verbesserungen bewirkt.
Ob es an deinen Subs ähnlich wirkt...Versuch macht kluch

Viele Grüße
Reiner
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SolidCore
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Netzkabelschirmung

Beitrag von SolidCore »

Hallo zusammen

Ich halte das Thema Stromversorgung für überaus schwierig. Zu unterschiedlich sind die jeweiligen Gegebenheiten, Wohnorte und auch Hifi-Anlagen.
Deshalb führen wohl auch die unterschiedlichsten Theorien zum Ziel.
Bei einem dreiadrigen Stromkabel "ungeschirmt" bauen sich Kapazitäten, oder generell elektrische Werte unter den Adern auf. Fügt man einen Schirm hinzu, werden diese Beeinflusst. Somit hört man auch Unterschiede. Dies kann man umgehen, indem man den Schirm einfach räumlich so weit entfernt, das er Kapazitiv nicht mehr wirkt. Dies habe ich mal nachgestellt, und siehe da, das Kabel "klingt" in beiden Fällen gleich. Somit wären in diesem Fall geschirmte und ungeschirmte Kabel gleich gut oder schlecht.
Ferritkabel haben zwar eindeutig den Vorteil, hochfrequente Anteile zu entziehen. Ich sehe eher die Problematik darin, das es diese nur mit sehr dünnen, verzinnten "unreinen" Kupferadern gibt. Dies ist wiederum klanglich für Netzkabel nicht ideal.
Die Leiter und der Aufbau können sehr wohl die Geschwindigkeit beeinflussen, Nordost seih hier mal positiv erwähnt.

Man kann jedoch bei bei beliebigen Netzkabeln aus Kupfer ganz simpel die subjektiv wahrnehmbare Geschwindigkeit erhöhen, indem man einfach mal die Netzstecker von Neotech an seine bestehenden Kabel verbaut. Sofort tritt ein "mehr" an Attacke und Durchzug ein. Und wo ist bei solch einer Massnahme HF oder Störung im Spiel? Nirgends.


Eins wird bei derlei Betrachtungen aber immer schnell vergessen. Die Geräte selbst. Nicht jedes Gerät reagiert so stark, das man zwingend Filterkabel und Entstörungen jeglicher Art betreiben muss. Es zeigt sich bei Versuchen immer wieder, das oftmals teure, aber generell gut konstruierte Hifigeräte, sich davon gar nicht, oder nur unbedeutend, beeinflussen lassen. Nimmt man jedoch günstige Streamer wie Aries Mini, Rasperry Pi, günstige CD- und Blurayplayer, streuen diese so stark in die ganze Kette, das überall eine Entstörung Vorteile bringt. Tauscht man die Quelle aus, kann man das meiste wieder entfernen. Bei DACs ebenfalls. Ich will damit sagen, manchmal ist nur ein, oder auch zwei Geräte, schuld am Fiasko. Ein Linearnetzteil, getauscht gegen ein "Schmutz"- streuendes Schaltnetzteil, klingt manchmal nicht soviel besser, weil es ein Gerät mit saubererem Strom versorgt, sondern deshalb, weil das vorige nicht mehr in die ganze Anlage streut. Auch intern in Kaufgeräten kann so ein Störenfried verbaut sein.
So würde auch ich heutzutage an günstigen Blurayplayern, kleinen Streamern usw, besonders diese mit 2poligen "Rasierapparatesteckern", ein Eupen Ferritkabel empfehlen. Erst Recht dann, wenn diese ein etwas giftiges, harsches, unruhiges Klangbild mitbringen. Alles wird sofort "angenehmer", "ohrgängiger", man bekommt den Eindruck, es klänge besser. Da Stromkabel aber nie die Auflösung erhöhen können, sondern nur Störanteile verkleinern, gelingt es einem, doch etwas tiefer in die Musik hineinzuhören, weil man keine Angst vor "Kreisch" haben muss. Und somit meint, es löse besser auf. Tauscht man dann versuchsweise dieses Gerät gegen ein höherwertiges, hört man jedoch sofort, das in den Punkten Auflösung, Durchzeichnung, Genauigkeit, Tiefenstaffelung usw noch deutlich mehr geht. Was wiederum zeigt, man kommt um gute Geräte einfach nicht herum, und kommt dann oftmals mit einem einzigen Power-Conditioner aus.

Deshalb liest man in Berichten wohl auch immer wieder Punkte die darauf hindeuten, das es vor aufwendigen Entstörmaßnahmen klanglich nicht passte. Mit Aussagen wie: Beim Song XY ist plötzlich das Gezischel weg..... ich höre keine Hallfahnen mehr.... ich kann viel lauter machen als früher.... Hören strengt weniger an......
Erkennt man sich in den Beispielen wieder, wirds Zeit, den Strörenfried zu lokalisieren, oder soviel Eupen, Turmalin, Entstörstecker und was auch immer in seine Kette einzubringen, bis man zufrieden ist. Hat man die erwähnten Beispiele nicht, kann man die gleichen Versuche starten, wird aber nicht mehr positiv überrascht.

Gruss
Stephan
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

SolidCore hat geschrieben: 18.10.2019, 11:30 Bei einem dreiadrigen Stromkabel "ungeschirmt" bauen sich Kapazitäten, oder generell elektrische Werte unter den Adern auf. Fügt man einen Schirm hinzu, werden diese Beeinflusst. Somit hört man auch Unterschiede. Dies kann man umgehen, indem man den Schirm einfach räumlich so weit entfernt, das er Kapazitiv nicht mehr wirkt. Dies habe ich mal nachgestellt, und siehe da, das Kabel "klingt" in beiden Fällen gleich. Somit wären in diesem Fall geschirmte und ungeschirmte Kabel gleich gut oder schlecht.
Hallo Stephan,
ich benutze schon seit langem Kabel, die nicht 2-adrig, sondern 4- oder mehradrig sind.
Die Elektronen bewegen sich bevorzugt im stärkeren Feld, das wird von dem Gegenpol mit beeinflusst (Proximity-Effekt). Die Magnetfelder ziehen sich zwischen die gegensinnig stromdurchflossenen Leiter. Schaltet man die Leiter kreuzweise zusammen, wird die Zone größer, auf denen die Elektronen sich bevorzugt bewegen. Legt man eine Folie über alles, fungiert sie als Feldhomogenisierer, denn es bildet sich durch die gleiche Kapazität zu jedem Leiter dort die halbe Netzspannung aus, wie sie an der Berührstelle der Isolation zum Gegenpol ebenfalls herrscht. So wird um den Leiter herum das Feld homogenisiert, man könnte auch 4 Koaxialkabel nehmen, deren Schirme sich berühren.
Sobald man den Schirm auf Schutzerde konnektiert, ändert sich das alles.
Koaxkabel als Netzkabel können hervorragend klingen (Massivdraht als Innenleiter ist jedoch nicht erlaubt, und Metallfolie kann brechen, verlangt nach Geflecht oder Beidraht).
Ferritkabel haben zwar eindeutig den Vorteil, hochfrequente Anteile zu entziehen. Ich sehe eher die Problematik darin, das es diese nur mit sehr dünnen, verzinnten "unreinen" Kupferadern gibt. Dies ist wiederum klanglich für Netzkabel nicht ideal.
Ich kann mir gut vorstellen, dass die Verzinnung eine Art Korrosionsschutz gegen die Chemie des pastösen Ferrits ist, habe da aber keine weiteren Informationen. TMR hat die ferritummantelten Leiter schon vor 30 Jahren bekannt gemacht, nannte sie Absorptionskabel und empfahl sie vor CD-Playern, um diese von der reinen Analogelektronik zu entkoppeln. Auch zwischen Netzfilter und CD-Player, da ein Netzfilter die vom Gerät ausgehende höherfrequente Störung reflektiert, nicht durchlässt (sonst wäre es ja kein Filter). Das Absorptionskabel dämpft die Störung.
Die Leiter und der Aufbau können sehr wohl die Geschwindigkeit beeinflussen, Nordost seih hier mal positiv erwähnt.
Da liegt die Chanche des Kabelverseilers, ein Alleinstellungsmerkmal zu erzeugen, welches einen wiedererkennbaren Fingerabdruck im Klang hinterlässt. Bei NordOst denke ich sofort an Flachleitungen, die Netzkabel kenne ich noch nicht.
Man kann jedoch bei bei beliebigen Netzkabeln aus Kupfer ganz simpel die subjektiv wahrnehmbare Geschwindigkeit erhöhen, indem man einfach mal die Netzstecker von Neotech an seine bestehenden Kabel verbaut. Sofort tritt ein "mehr" an Attacke und Durchzug ein. Und wo ist bei solch einer Massnahme HF oder Störung im Spiel? Nirgends.
Ich sehe etwa 70% der Klangwirkung im Kabel und 30% im Stecker. Eine größere Kontaktfläche zur Steckdose hängt auch von der Nachgiebigkeit der Oberflächen ab, ob sie nur tangential berühren oder eine umschließendere Kontaktzone haben.
Schon beim frequenzbegrenzten Passsiv-Lautsprecher kann man mit Bananensteckern in die Buchsen gehen und die metallischen Überwurfmuttern vergleichsweise abschrauben. Die Verblüffung ist groß, es gibt einen hörbaren Einfluss auf die Brillanz. Natürlich meine ich nicht das Klingeln, welches die Muttern abgeben, wenn sie nicht festgedreht sind. Ich meine, dass elektrische Feld geht entlang der Oberfläche, dringt in den Leiter ein, wo sich die Elektronen in Bewegung setzen. Eine Verdickung ist da gewissermaßen eine Bremse, weshalb Herstelöler wie Nordost und TMR auf flache Leiter setzen, und auch WBT hat das bei seinem NextGen-Konzept konsequent umgesetzt (dünne Bleche , in geforderte Form gefalzt, gebogen.
Deshalb klingt ein massiver, an der Schraubklemme verdickter Schuko anders als der dünnwandige preiswerte Popp Stecker, dessen hohle Stifte viel Oberfläche bei wenig Querschnitt haben.
Ein Linearnetzteil, getauscht gegen ein "Schmutz"- streuendes Schaltnetzteil, klingt manchmal nicht soviel besser, weil es ein Gerät mit saubererem Strom versorgt, sondern deshalb, weil das vorige nicht mehr in die ganze Anlage streut. Auch intern in Kaufgeräten kann so ein Störenfried verbaut sein.
So würde auch ich heutzutage an günstigen Blurayplayern, kleinen Streamern usw, besonders diese mit 2poligen "Rasierapparatesteckern", ein Eupen Ferritkabel empfehlen. Erst Recht dann, wenn diese ein etwas giftiges, harsches, unruhiges Klangbild mitbringen. Alles wird sofort "angenehmer", "ohrgängiger", man bekommt den Eindruck, es klänge besser.
Diese Erfahrungen habe ich auch genau so gemacht.
Manchmal kann ein Masseband auf dem kürzesten Weg zwischen den Geräten die "Entspannung" bringen, das lohnt sich auszuprobieren.

Und schließlich können Geräte über ihre Gehäuse auch Störstrahlung aussenden, die von den nächsten Geräten im Rack kapazitiv aufgenommen wird. Da hilft dann entweder mehr Abstand oder ein geerdetes Abschirmblech. Das kann sogar bei Geräten wirken, deren Gehäuse per Netzkabel schutzgeerdet sind, weil auch Netzkabel mit ihrer unvermeidbaren Leitungsinduktivität nicht frei von Nebeneffekten sein können. Induktivität behindert die Ableitung von HF, wird in Verbindung mit der Kapazität zwischen den Geräten sogar zum Schwingkreis, der durch HF in der Luft (Funkwellen) auf Resonanz angefacht werden kann. In solchen Situationen (Holzhaus anders als Stahlbetonhochhaus) muss man letztlich ausprobieren, was richtig ist.
Da versteht der Konsument dann den Kabeldesigner nicht, der 2 konträre Netzkabelkonzepte anbietet, um zu verschiedenen Gegebenheiten auch passende Kabel als Lösung zu haben.
Grüße
Hans-Martin
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Nachsatz:
https://www.youtube.com/watch?v=9ckp5CYBBjE
John Siau von Benchmark zeigt, warum ein StarQuad Kabel besser ist als ein TwistedPair.
Er vergleicht zwar Signalkabel am Oszi, aber idR ist das Prinzip auch umkehrbar, d.h. ein Kabel, welches wenig Störsignal aufnimmt, wird auch bei eigenem Stromdurchfluss wenig abstrahlen.
Immer wieder fallen Anzalogien zu Licht auf (elektromagnetische Welle)...
Grüße
Hans-Martin
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