Empfehlung für nicht zu teures Netzkabel?

Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Hallo,
es dürfte einleuchten, dass ein Ringkerntrafo andere Eigenschaften als ein R-Core, als ein EI-Kerntrafo hat, und die Trennung der netzseitigen Wicklung von der Sekundärseite spielt auch mit herein.
Dann gibt es noch den Aspekt, ob es ein reines Niederfrequenz-Gerät ist, oder ob Hochfrequenz verarbeitet wird.
Und ob das Gerät aus der eigenen Arbeitsweise hochfrequente Anteile ins Netz zurückgibt.

Die Induktivität der Schutzerdeleitung würde ich separat betrachten von Nulleiter und Phaseleiter, wo derselbe Strom zurück- wie hinfließt.

Unter der Vielfalt der Aspekte sollte erkennbar sein, dass ein Kabel für Alle es kaum geben kann.
Ohne Frage kann man jedes Netzkabel nehmen und das Gerät wird damit funktionieren.
Eine Netzspinne auch gleichartigem Kabelmaterial, also eine gemeinsame Zuleitung von der Dose in der Wand zum Knotenpunkt, von dort zu allen Geräten gleichkurze Ableger, scheint mir bislang noch das überzeugendste Konzept. Eine Steckdosenleiste mit interner Verteilung und Dosen-Stecker-Übergängen wird dabei Verluste vermeidend übergangen.
Grüße
Hans-Martin
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SolidCore
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Beitrag von SolidCore »

Hallo Hans-Martin

Grundsätzlich seh ich das genauso. Je weniger beeinflussende Komponenten einer Netzversorgung im Spiel sind, umso weniger Probleme entstehen damit.
Das einzige, was noch dagegen sprechen könnte, hast du bereits genannt.
Je nach Art, Aufbau und Charakter eines Gerätes kann man an dieser einen Stelle kein "aufs Gerät" abgestimmtes Netzkabel einbringen. als Beispiel mal einen preiswerten BluRay Player genannt, der als einziges besser mit einem dämpfendem Eupen klarkommt, wogegen das Eupen am DAC zu Trägheit oder Schwammigkeit neigt. Welches Netzkabel wäre also das ideale, um es in einer zum Sternpunkt verlaufender Verteilung ohne Steckverbindungen einzubringen ?
Wenn ich mich richtig erinnere, hattest du alle Netzkabel gleicher Art. Da wäre die "Spinne" ziemlich sicher die beste Lösung. Marginale Änderungen am Charakter könnte man dann noch mit dem Typ der Kaltgerätestecker beeinflussen. Einfach gesagt Gold für etwas angenehmer, Rhodium für mehr Frische.
Was ich aber auch für ein gutes Update halte, wäre folgendes. Hat man bereits seine "Favoriten" an Stromkabeln, könnte man statt einer Netzleiste diese alle in einen HF-dichten Verteiler einführen, und auf soliden, massearmen Sternklemmen incl der Zuleitung zusammenführen. Dies sollte sich mehr lohnen, als sehr gute, aber auch teure Netzleisten. Gegen günstige Varianten aus dem Baumarkt sollte es schon fast Komponentenstatus erreichen.

Gruss
Stephan
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music is my escape
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Beitrag von music is my escape »

Hallo an alle,

Im OE hat kürzlich ein Nutzer von einem Kabel mit integriertem Filter berichtet, von dem er und einige seiner Kollegen nach einer gewissen Zeit recht angetan waren (es handelt sich, das Bild verrät es, um kein explizit für Hifi-Zwecke entwickeltes Produkt).

Bild

Anbei ein Screenshot des Datenblattes (mir fehlt aktuell die Möglichkeit der Verkleinerung auf forenkonforme Größe, deshalb als Link):

https://www.bilder-upload.eu/upload/11a ... 750291.png

http://emceupen.com/universal-power-cords/



Das Kabel kostet in 2m Länge bei den üblichen Verdächtigen (Mouser o.ä.) inkl. Kaltgerätestecker weniger als 50,- netto und passt damit hervorragend in diesen Thread hier. Als Leitung wird das bereits bekannte ferritummantelte Eupen in 1.0er Stärke verwendet, lediglich ein Schutzkontaktstecker muss noch montiert werden. Legt man die Schirmung auf Erde und lötet evtl. noch beidseitig einen Kondensator dazwischen, hat man für günstiges Geld eine Art Sincos-Netzkabel plus des zusätzlichen Filters.

Grüße,
Thomas

:cheers:
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

music is my escape hat geschrieben:Legt man die Schirmung auf Erde und lötet evtl. noch beidseitig einen Kondensator dazwischen, hat man für günstiges Geld eine Art Sincos-Netzkabel plus des zusätzlichen Filters.
Hallo Thomas,
was meinst du mit "beidseitig" und "dazwischen"? Es sind einseitig 4 offene Enden sichtbar, die Kaltgerätekupplung ist angespritzt, also nicht zugänglich.
Kondensatoren im Netzstecker bleiben denkbar, "dazwischen" könnte bedeuten (in Serie) zwischen Schutzerde und Schirm, (parallel) zwischen Null- und Phaseleiter.

Ich vermute, dass in dem Gehäuse 1-3 unterschiedliche Ferritringe untergebracht sind, für mehr reicht der Platz nicht. Ich sehe am Ende keine Aderendhülsen, keine blanken Litzendrähte, sondern etwas wie eine Verzinnung. Die ist nach VDE nicht zulässig, unter dem Druck der Schraube gibt Lot nach, außerdem hat es einen deutlich höheren spezifischen Widerstand als Kupfer.
Grüße
Hans-Martin
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uli.brueggemann
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Beitrag von uli.brueggemann »

Hans-Martin hat geschrieben: Ich vermute, dass in dem Gehäuse 1-3 unterschiedliche Ferritringe untergebracht sind, für mehr reicht der Platz nicht.
Hans-Martin,

was drin ist guckst Du bitte mit
http://emceupen.com/wp-content/uploads/ ... /IN200.pdf

Grüsse
Uli
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Danke, Uli,
also 2 Ferritringe und 3 Kondensatoren plus 1 Widerstand... und das ausgelegt für 10A.
OK, das auf 130mm, das sit dann doch nicht so klein, wie der erste Eindruck nach dem Bild vermittelte.
Wer den Netzstecker anbringt, wird zum Inverkehrbringer...
Grüße
Hans-Martin
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uli.brueggemann
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Beitrag von uli.brueggemann »

Hans-Martin,

irgendwie lese ich da im Datenblatt was von Induktivitäten mit insgesamt 4 x 0.8 mH

Grüsse
Uli
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Jo, 2 Ferritringe mit jeweiliger Doppelwicklung je 0,4mH, macht 0,8mH für Phase, 0,8mH für Null.
So ein Filter kann manchmal etwas lahm klingen, zumindest meine Exemplare von 2 kaskadierten Einzelfiltern mit jeweils 0,5mH + die üblichen X- und Y-Cs
Grüße
Hans-Martin
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Fujak
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Beitrag von Fujak »

Hallo Thomas
music is my escape hat geschrieben:Im OE hat kürzlich ein Nutzer von einem Kabel mit integriertem Filter berichtet, von dem er und einige seiner Kollegen nach einer gewissen Zeit recht angetan waren
Wenn ich mir den Kabelaufbau anschaue, dann würde ich nach meinen Erfahrungen mit Eupen-Kabeln vermuten, dass es ein Kabel ist, was man gut für rein digitale Komponenten wie Streamer, AudioPCs, Switches einsetzen kann. Überall jedoch, wo analoge Signalverarbeitung im Spiel ist (Verstärker, DACs, Lautsprecher) wird dieses Kabel nach meiner Einschätzung den Klang zwar beruhigen aber leider auch die Dynamik ausbremsen. Wie gesagt meine theoretische Einschätzung, ohne dieses Kabel in der Praxis gehört zu haben.

Grüße
Fujak
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uli.brueggemann
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Beitrag von uli.brueggemann »

Hans-Martin hat geschrieben:So ein Filter kann manchmal etwas lahm klingen
Hans-Martin,

gibt es denn dazu auch eine Theorie? Laut dem Datenblatt gibt es -10 dB Dämpfung bei 10 kHz und -20 dB bei 100 kHz. Da drüber fällt es dann steiler ab, was ja wohl auch so gedacht ist.
Allerdings überträgt das Netzkabel lediglich 50 Hz, das Netzteil dahinter macht üblicherweise 0 Hz draus.
Was bewirkt die Lahmheit? Die entnommene Leistung sind ja auch häufig nur ein paar Watt.

Oder ist die "Lahmheit" der fehlende HF-Müll?

Grüsse
Uli
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Hornguru
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Beitrag von Hornguru »

Doofe Frage von der Seite:

Hat mal jemand gemessen ob ein Koaxiales Kabel zum Stromkabel missbraucht sich positiv auf Störstrahlung ins Line-Kabel auswirkt?

Gruß
Josh
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Hallo Josh,
ich habe mich diesbezüglich immer auf meine Ohren verlassen.
Thorsten Lösch hat bei http://www.tnt-audio.com/clinica/mains_e.html ein Netzkabel aus 2 Koaxialkabeln aufgebaut, welches fernab der VDE-Zulässigkeit für meine Ohren exzellent klang. Aber eine größere Strombelastung, Erwärmung, Biegung bis zum Bruch könnte mit einem gefährlichen Verlust von Isolation einhergehen, deshalb ist äußerste Vorsicht geboten (ich habe eine Restrolle, auf der hat der Hersteller explizit den Gebrauch mit Netzspannung untersagt!).

Wenn man bei passiven LS überschüssiges LS-Kabel mit einer oder wenigen Windungen aufwickelt, sollte man meinen, dass der hinlaufende wie zurücklaufende Strom im Stromkreislauf gleich groß sind und sich magnetfeldmäßig nach außen kompensieren, nenen wir es bifilare Wicklung. Eigentlich dürfte sich am Klang des LS nichts ändern, dennoch fällt eine Verhärtung/Verschärfung von Frauenstimmen auf, Marla Glen eignet sich für den Vergleich gut.
Ich führe das an, weil zwischen Lehrbuch und Realität manchmal eine Lücke klafft.

Wenn es um das Netzkabel geht, könnte man bei einem 2-poligen Anschluss (isoliergeschütztes Netzteil) ein Koaxialkabel nehmen, bei dem Phase innen, der Nullleiter außen liegt. Das wäre induktionsarm und da der MP (Null) quasi Erde repräsentiert, sollte die Abstrahlung zu einem benachbarten Kabel recht gering sein.
Eine Version wie eingangs zitiert könnte besser sein, zumal auch Schutzerde und volle Symmetrie gewährleistet sind. Um die Flexibilität zu verbessern, habe ich die beiden Stränge umeinandergewendelt, ein probates Mittel, austretende Magnetfelder zu reduzieren.

Ein anderes Konzept mit Doppeladern und Schirm, jedoch 3-fach und geflochten Strängen ist http://www.tnt-audio.com/clinica/ttse.html. Das habe ich nicht probiert, aber eine ungeschirmte geflochtene Version aus Klingeldraht, wo jeweils 6 Drähte für die üblichen 3 Pole (insgesamt 18) in Gruppen (je3 Drähte gleicher Zuordnung) geteilt wurden, dann wurde ein Strang aus 3 Drähten für Phase mit Null, der Rest mit Schuko gepaart, ebenso mit Null (gepaart mit Schuko und Phase) und Schuko (gepaart mit Phase und Null), also jeder mit jedem, schließlich zum Zopf geflochten. Das war wie das erste auch nicht VDE-gerecht, klang aber gut.
Auf die Idee, drei Stränge aus je 2 zur Phase, zur Null und zum Schuko zugeordneten Leitern zusammenzusetzen und zu verflechten, wobei jeweils ein räumlicher Versatz um 120° geschieht (im 3D Raum), komme ich erst jetzt.
Massivdraht ist unzulässig, kann nach Biegen auch brechen, deshalb ist das alles nur laut gedacht, aber keine Anleitung zum Brandstifter!

Auf der anderen Seite bleibt die Frage, wie man praxisnah die Einstreuung in ein Audiokabel testen kann.
Vielleicht ein Koaxkabel, an dessen Ende der Vorverstärker, am Anfang ein 100 Ohm Widerstand den Innenleiter mit dem Schirm verbindet? Das wären klassische Quelle-Impedanzbedingungen ohne Audiosignal, wo nur die Störeinkopplung ins Kabel hörbar gemacht wird.
Auch hier wieder meine Bedenken bezüglich der Hörbarkeit, wie ich sie bei DiffMaker schon geäußert habe.
Kurz zusammengefasst: da das Ohr eine gewisse Zyklizität verlangt, damit ein Ton als solcher erfasst werden kann, nützt die Reduktion auf das reine Fehlersignal idR wenig.
Lässt man Musik laufen, mal mit, mal ohne Einstreuung/Fehler, hört man den Unterschied, während der um das Musiksignal reduzierte verbleibende isolierte Fehler nicht wahrgenommen wird.
Also Trägerfrequenz + Modulation - Trägerfrequenz = nicht hörbar.
Amateurfunker benutzen den BFO, um den Träger wieder hinzuzufügen.
Ich nehme nach Synchronisation die Differenz zweier Aufzeichnungen und multipliziere die Differenz mit 10, um sie einem der beiden Signale (als Träger) wieder zuzuaddieren. Dann zeigt der Hörvergleich gegenüber dem TrägerSignal (ohne Störung) die Auswirkungen besonders deutlich nachvollziehbar.
Bei dieser Methode muss man nicht, kann aber eine bessere Abtastung als 44,1/16Bit benutzen.

Und dann ist da noch die Verbrummung unserer häuslichen Umgebung. Man nimmt ein Oszilloskop mit dem üblichen Schukostecker, besorgt ein Backblech und hängt das isoliert 10cm über den Fußboden, daran klemmt man den Tastkopf, senkt das Backblech bis auf 1cm auf den Boden ab, und sieht auf dem Schirm, wie die Brummspannung zunimmt. Dann kann man alle Netzkabel vom Boden aufheben oder per Kabelbrücken auf Distanz bringen - und beobachten, wie sich das Signal auf dem Schirm verändert, verringert.
Solange die Kabelbrücken in den Foren verlacht werden, fehlt mMn das allgemeine Verständnis für den Aspekt der Störeinstrahlung.
Grüße
Hans-Martin

Ein einzelnes Netzkabel muss nicht unbedingt die Lösung sein, man sollte rundum blicken
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SolidCore
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Beitrag von SolidCore »

Hallo Hans-Martin

Schon interessant, deine Theorien zu selbst gemachten Stromkabeln zu lesen.
Die wenigsten beschreiben Art und Weise ihrer Konstrukte.
Auf eine Sache möchte ich hinweisen.
Du erwähnst, ein Koaxkabel allein für ein Zweipoliges Netzkabel, wo also am Gerät keine Schutzerde
verlangt wird, zu verwenden. Theoretisch richtig, so hatte ich es auch auch betrachtet.
So baute ich ein Stromkabel ohne Schutzleiter, und wunderte mich ,wieso das Gerät, in dem Fall ein CD,
so nervös klang. also baute ich ein 3-poliges Netzkabel mit gleichen Leitern, obwohl der Schutzleiter ja am Gerät nicht benötigt wird, und siehe da, nervös hatte sich erledigt. Irgendwas muss wohl im Kabel passieren, was gegen Erde abgeleitet wird. Fehlt diese, hört man es heraus. Darauf aufbauend fand ich heraus, das Phase und Null ruhig räumlich weiter entfernt liegen können, für eine innere Ruhe im Klangbild jedoch im Kabel Phase und Null näher an Schutzerde liegen müssen. Dein erwähntes doppeltes Koaxkabel, wo die Seelen Phase und Null waren, und beide Schirme Schutzerde, würde genau dazu passen.

Gruss
Stephan
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Hallo Stephan,
ein einzelnes Koaxialkabel habe ich als Netzkabel noch nie probiert. Netzstecker kann man umdrehen, dann ist der Nutzen fraglich. Über die Störbelastung des Nullleiters ist auch zuwenig bekannt.
Grüße
Hans-Martin
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Beitrag von SolidCore »

Hallo Hans-Martin

Ich bezog mich lediglich auf deinen Satz:

Wenn es um das Netzkabel geht, könnte man bei einem 2-poligen Anschluss (isoliergeschütztes Netzteil) ein Koaxialkabel nehmen, bei dem Phase innen, der Nullleiter außen liegt.

Gruss
Stephan
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