Strauß - Die Fledermaus: Ballettmusik

Klangperlen und künstlerische Leckerbissen
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Melomane
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Strauß - Die Fledermaus: Ballettmusik

Beitrag von Melomane »

Hallo,

beschwingter Ausklang des Wochenendes mit eben dieser Ballettmusik, die zumeist in Aufführungen und Einspielungen gestrichen wird und durch die Polka Unter Donner und Blitz ersetzt wird. Eine Schande, diese herrliche Musik auszublenden! Insbesondere die böhmische Polka mit Gesang. Für den Interessenten, der sie sich bei Youtube anhören möchte, der Text:

Marianka, komm und tanz me hier!
Heut ist's schon všecko jedno mir!
Me tanzen's Polka alle zwei,
Wo is e Hetz', is Böhm dabei.
Toje heski musitschku,
Auf Trumpetel, Klarinettel
So wie česky Musikant
Blast me in kein andre Land!
Marianka, komm und tanz me hier usw..

Zitiert von dieser Seite:
http://www.zeno.org/Literatur/M/Haffner ... 20Auftritt

Eine der seltenen Einspielungen, die hier komplett ist, ist die von N. Harnoncourt:

Bild

https://www.jpc.de/jpcng/classic/detail ... um/2646927

Wie man sieht, günstig zu haben - und unbedingt empfehlenswert, sofern man auf die Dialoge verzichten kann. Falls nicht, greife man zu Karajans legendärer Einspielung - der lässt allerdings das Ballett weg zugunsten seiner Gala. Nun ja, der Fledermäuse kann man unbesorgt mehrere im Haus haben, zumindest von dieser Sorte. ;)

Und wer nicht mag, höre sich wenigstens die Marianka bei Youtube an.

Gruß

Jochen
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alcedo
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Beitrag von alcedo »

Hallo Jochen,

die Fledermaus wird ja traditionell zum Jahreswechsel gespielt. Ich habe sie mir zum Wetterwechsel auf Mallorca angehört (es schneit derzeit auf der Insel!) :lol:
Neben den diversen Karajan-Versionen habe ich mir kürzlich die Aufnahme mit dem RIAS Symphonie Orchester Berlin unter Ferenc Fricsay aus dem Jahre 1949 zugelegt. Schon die technische Seite ist beeindruckend gut - kaum zu glauben, dass sie fast 75 Jahre alt ist.

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Mit einer sehr hohen Spielkultur und einem tollen Ensemble wird hier musiziert - macht richtig Laune!

Wie ist diese perfekte Interpretation Fricsay gelungen? Nun, er ist später hauptsächlich für seine Mozart- und Bartok-Interpretationen berühmt geworden. Tatsächlich hat er jedoch von 1948 - 1952 im Wesentlichen Johann Strauss gespielt. Fricsay war vertraut mit der Wiener Musik, denn sie ist im K.u.K.-Vielvölkerstaat österreichisch-ungarisch-böhmischen Ursprungs. Die Leistung des noch sehr jungen Dirigenten ist aus meienr Sicht sehr hoch zu bewerten, da er bei der Aufnahme offiziell erst 2 Monate im Amt war, die Berlin-Blockade kurz zuvor beendet wurde und das Solistenensemble sich nur wenig kannte (später aber oft zusammen spielte).

Die besondere Wirkung dieser Rundfunkaufnahme liegt für mich auch in der Konzeption in der Art eines Hörspiels. Hier merkt man die Hand des Regisseurs Tietjen, der die Dialoge nicht wie üblich in einem gekünstelten opernhaften Sprechen, sondern als spannende und witzige Partykonversation ausführen ließ. Begleitet mit passender "Hintergrundmusik" ergibt das eine nahezu perfekte Illusion - wie live dabei ;-)

Zum eigentlichen Threadtitel, der Balletmusik am Ende des 2. Aktes: hier gibt es etliche Argumente für und wider der Ursprungsfassung mit spanisch-schottisch-russisch-böhmisch-ungarischen Nationaltänzen. Oft wird stattdessen der Donau- oder Kaiserwalzer gespielt oder - wie von Jochen oben moniert - die Polka "Donner und Blitz". Letztere hat den Vorteil, dass dem Schlusswalzer kein weiterer Walzer vorausgeht. Nun - in der hier vorliegenden Funkfassung, die ohne sichtbare Szenen auskommen muss, überzeugt mich der Verzicht auf die potpourrihafte Tanzeinlage.
Ist wohl auch Geschmackssache ...

Auf jeden Fall eine absolut empfehlenswerte Einspielung mit enorm hohen gute Laune Potential!

Viele Grüße
Jörg
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atmos
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Carlos Kleiber: Operette > Studioaufnahme

Beitrag von atmos »

Hi, Jörg,
ich habe von Carlos Kleiber die im Jahre 1978 produzierte Studioaufnahme der Fledermaus mit dem Bayerischen Staatsopernchor wowie dem Bayerischen Staatsorchester als Remaster der Deutschen Grammophon aus dem letzten Jahr.

Die beiden CD's sind exzellent produziert mit einer hervorragenden Auflösung (Panning) und lassen Multichannel - Pure Audio - nicht vermissen.

Glanzlichter: Hermann Prey und Lucia Popp

Gruß
Günther
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alcedo
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Beitrag von alcedo »

Hallo Günther,

ja, die Kleiber-Aufnahme wird allgemein gerne als Referenz genannt (wie so vieles, wo Carlos Kleiber draufsteht). Die reinen Orchesterparts sind auch genial - extrem dynamisch, auf den Punkt.

Dennoch kann ich mir diese Aufführung nicht mehr anhören - allein schon wegen des furchtbar (im Falsett) singenden Ivan Rebroffs! Die DVD ist im Vergleich etwas ausgeglichener.

So unterschiedlich sind die Musikwahrnehmungen ...

Viele Grüße
Jörg
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Melomane
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Beitrag von Melomane »

Hallo Jörg,

da hast du wahr. ;) Apropos: Ich kann im Moment dem Kleiber nicht mehr viel abgewinnen - der lässt die Musik nicht zur Ruhe kommen. Ständig hast den Eindruck: Der muss auf den Bus.

Aber solche sich im Laufe der Zeit ändernden Wahrnehmungen gibt es ja überall. :)

Viele Grüße

Jochen

P.s.: Erstaunlich, wie manche alten Threads gelegentlich wieder reanimiert werden. :oops:

P.p.s.: Die Fricsay-Fledermaus nehme ich mir demnächst auch vor.
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atmos
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Mezzosopran vs. Falsettbass

Beitrag von atmos »

alcedo hat geschrieben: 28.02.2023, 13:21 Hallo Günther,

....

Dennoch kann ich mir diese Aufführung nicht mehr anhören - allein schon wegen des furchtbar (im Falsett) singenden Ivan Rebroffs! .....
...
Viele Grüße
Jörg
Hallo, Jörg,
1986 hat Kleiber den Orlofski mit Brigitte Fassbänder besetzt, die Mezzosopran singt.

Mir ist allerdings Rebroff's Stimme nicht unangenehm aufgefallen, vielleicht hat da das Remastering nachgeholfen?

Gruß
Günther
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alcedo
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Beitrag von alcedo »

Hallo Günther

ja, ich weiß. Das ist eben die oben erwähnte DVD-Aufnahme ;-)
Der Prinz Orlofsky ist m.W.n. als Hosenrolle konzipiert und wird daher von einer Frau gesungen. Fassbänder war da - wie auch im Rosenkavalier vom "anderen" Strauß - unschlagbar gut. Das sehe ich genau wie du.

Auf der 1986´er Aufnahme singt dann aber statt Julia Varady Pamela Coburn, statt Hermann Prey Eberhard Wächter und statt Lucia Popp Janet Perry usw. - man kann halt nicht alles haben.

Grüße
Jörg
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