Beethoven 5. Symphonie - Pittsburgh SO/Manfred Honeck

Klangperlen und künstlerische Leckerbissen
llucki
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Beitrag von llucki »

Hallo zusammen,

noch ein etwas off-topic-Thema:

Angeregt durch diesen schönen Hinweis von Jochen habe ich dieses Album zum Üben meines Klassik-Hörens erkoren. Dabei muss ich sagen, dass ich im Prinzip bei Null beginne, jedenfalls, was große Orchester angeht.

Da hätte ich eine Dummie-Frage: Wie macht ihr das mit der Lautstärke? Wenn ein Stück mit leisen Geigen beginnt, mache ich instinktiv lauter, um sie gut zu hören. Wenn dann aber plötzlich 30 Bläser voll ins Horn stoßen, bekomme ich jedes Mal einen gehörigen Schreck und stelle schnell leiser.

Das kann es ja irgendwie nicht sein. Hört ihr in leisen Passagen mit großen Ohren und habt das gesamte Orchester dann bei moderaten Lautstärken? Oder hört ihr die leisen Passagen bei Zimmerlautstärke und lasst das ganze Orchester dann die Nachbarn mit teilhaben? Oder hat man da die Fernbedienung immer in der Hand?

Viele Grüße
Ludger
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Juergen192
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Qobuz

Beitrag von Juergen192 »

Hallo Jochen, Jörg, Ludger,
vielen Dank für eure Antworten. Ich hoffe, wir weichen jetzt hier nicht zu sehr vom Thema ab, der Themenersteller möge es mir nachsehen.

Meine Einbindung kann ich auf zweierlei Wegen spielen lassen.
Zunächst eine Vorbemerkung über die 'Anlieferung'. Sie erfolgt per getunter Fritzbox, dazu mit separatem Linearnetzteil. Die LAN-Kabel laufen danach über den EtherRegen-Switch weiter zur nächsten Station.

1. Möglichkeit - direkt in Linn Klimax DSM
2. Möglichkeit - in Intel-NUC-Rechner (läuft mit Euphony V.3); von dort per USB in modifiziertes Singxer-SU1; von dort per SPDIF-Kabel in Linn Klimax DSM (er hat leider keinen USB-Eingang)

Die Variante 2 klingt deutlich besser, kraftvoller, frischer, bietet mehr Räumlichkeit. Es erfolgt allerdings auch ein Upsampling im NUC.

Trotz der besseren Variante 2 spielen gerippte Musikstücke (teils Plextor Premium, teils Malvalve CD-Laufwerk mit einfacher Geschwindigkeit und SPDIF-Umsetzung per RME auf USB-Eingang des Rip-Rechners) entspannter, flüssiger, angenehmer. Man lehnt sich zurück und die Musik ist einfach da.
Ich werde weiter forschen und bitte, das kurze OT notfalls zu überlesen.
Mit freundlichem Gruße
Jürgen
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Melomane
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Beitrag von Melomane »

Hallo Ludger,

zur Lautstärkegeschichte: Willkommen in der Vergangenheit. ;)

Ich bin mit dem Griff zum Vol-Regler aufgewachsen. Früher war das nämlich immer genauso, wie du es beschreibst. Und sei froh, dass das gerade bei Klassikproduktionen zumeist immer noch so ist. Denn die Alternative ist das Phänomen, das in der U-Musik mit Loudness-War beschrieben wird. Alles auf einen möglichst hohen Pegel nivelliert. Also keine wesentlichen Dynamikunterschiede mehr. Deswegen kannst du ja U-Musik auch problemlos im Auto hören. Bei Klassik macht das eher selten Spaß. Die lebt auch, vielleicht auch gerade von Dynamikunterschieden. Die stehen ja auch schon in der Partitur.

Viele Grüße

Jochen
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llucki
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Beitrag von llucki »

Melomane hat geschrieben: 29.01.2020, 22:10 Hallo Ludger,

zur Lautstärkegeschichte: Willkommen in der Vergangenheit. ;)

Ich bin mit dem Griff zum Vol-Regler aufgewachsen. Früher war das nämlich immer genauso, wie du es beschreibst. Und sei froh, dass das gerade bei Klassikproduktionen zumeist immer noch so ist. Denn die Alternative ist das Phänomen, das in der U-Musik mit Loudness-War beschrieben wird. Alles auf einen möglichst hohen Pegel nivelliert. Also keine wesentlichen Dynamikunterschiede mehr. Deswegen kannst du ja U-Musik auch problemlos im Auto hören. Bei Klassik macht das eher selten Spaß. Die lebt auch, vielleicht auch gerade von Dynamikunterschieden. Die stehen ja auch schon in der Partitur.

Viele Grüße

Jochen
Hallo Jochen,

danke! Das habe ich verstanden. Dann behalte ich die Fernbedienung in der Hand und wundere mich nicht mehr.

Die hier besprochene Scheibe kommt mir mit jedem Durchgang näher. Sie gefällt mir sehr gut!

Viele Grüße
Ludger
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Horse Tea
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Beitrag von Horse Tea »

Melomane hat geschrieben: 29.01.2020, 22:10 Deswegen kannst du ja U-Musik auch problemlos im Auto hören. Bei Klassik macht das eher selten Spaß. Die lebt auch, vielleicht auch gerade von Dynamikunterschieden. Die stehen ja auch schon in der Partitur.
..."auch gerade" :cheers: und von der Artikulation.

Viele Grüße
Horst-Dieter
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Sebabe
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Beitrag von Sebabe »

Hallo, zur Lautstärkefrage:

Für mich ein interessantes Phänomen ist hier - je besser die Anlage desto weniger brauche ich die Lautstärkeregelung.
Klar, da ist viel Dynamik usw.. das stelle ich nicht in Abrede. Aber dennoch, wenn alles sehr gut abgestimmt ist - klingt leise auch besser - dh. man muss hier nicht so stark aufdrehen und die lauten Passagen gehen dann - aber auch andersherum, die lauten Passagen werden sauberer, angenehmer und entspannter wahrgenommen wenn auch in dieser Situation der Klang absolut stabil, präzise und räumlich bleibt. Ansonsten steht man dann bei lauten wilden Tutti Passagen plötzlich in einem unangenehmen Brei, das Bühnenbild zerfällt in einzeln hervorstechende Geräusche, Geigen neigen dazu schrill zu werde, rutschen sehr nah an den Lautsprecher usw..

Ich kenne die Anlage des Fragestellers nicht - das soll auch nicht bedeuten das an der Anlage was nicht stimmt. Manchmal ist es eben einfach plötzlich sehr laut gerade bei Beethoven kommt das immer mal vor. Dennoch ist es für mich ein Kriterium zur Optimierung meiner Anlage. Klassik stellt hier eben letztendlich doch die höchsten Ansprüche, wie ich finde.

VG
Sebastian
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Horse Tea
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Beitrag von Horse Tea »

llucki hat geschrieben: 29.01.2020, 22:26 danke! Das habe ich verstanden. Dann behalte ich die Fernbedienung in der Hand und wundere mich nicht mehr.
Hallo Ludger

NEIN !!!!!

leg die Fernbedienung weg. Du solltest, meiner Meinung nach, die Dynamik genießen. Das ist ein wesentliches Element von Komposition und Interpretation. D.h. bitte bei einer Lautstärke bleiben, die leise Passagen hörbar macht, laute aber nicht unerträglich. Das ist auch ein Lernprozess und vielleicht auch nur das Privileg eines Eigenheimbesitzers, aber das Ideal zum Hören (und verstehen) klassischer Musik. Wenn Deine Technik und Dein Raum es erlauben, ein großes Orchester im Rahmen von Musikwiedergabe ganz aufmerksam zu hören, ohne dass Du das gehörte bzw. die Technik in Frage stellst, hörst Du die Musik und bist angekommen.

Viele Grüße
Horst-Dieter
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llucki
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Beitrag von llucki »

Sebabe hat geschrieben: 29.01.2020, 23:54 Hallo, zur Lautstärkefrage:

Für mich ein interessantes Phänomen ist hier - je besser die Anlage desto weniger brauche ich die Lautstärkeregelung.
Klar, da ist viel Dynamik usw.. das stelle ich nicht in Abrede. Aber dennoch, wenn alles sehr gut abgestimmt ist - klingt leise auch besser - dh. man muss hier nicht so stark aufdrehen und die lauten Passagen gehen dann - aber auch andersherum, die lauten Passagen werden sauberer, angenehmer und entspannter wahrgenommen wenn auch in dieser Situation der Klang absolut stabil, präzise und räumlich bleibt. Ansonsten steht man dann bei lauten wilden Tutti Passagen plötzlich in einem unangenehmen Brei, das Bühnenbild zerfällt in einzeln hervorstechende Geräusche, Geigen neigen dazu schrill zu werde, rutschen sehr nah an den Lautsprecher usw..

Ich kenne die Anlage des Fragestellers nicht - das soll auch nicht bedeuten das an der Anlage was nicht stimmt. Manchmal ist es eben einfach plötzlich sehr laut gerade bei Beethoven kommt das immer mal vor. Dennoch ist es für mich ein Kriterium zur Optimierung meiner Anlage. Klassik stellt hier eben letztendlich doch die höchsten Ansprüche, wie ich finde.

VG
Sebastian
Hallo Sebastian,

was du schreibst, leuchtet mir ein. Meine Anlage sollte eigentlich in der Lage sein, das Klanggeschehen eines großen Orchesters schön darzustellen. Das größte Manko war bis vor ca. einem halben Jahr ein zu kleiner Hörraum/ein zu kleines Hördreieck, was unplausible Größenverhältnisse auf der Bühne zur Folge hat. Bei meiner präferierten Musik kleiner Bands passte die Aufstellung dagegen gut. Jochen kennt das noch.
Kürzlich erst, im neuen Hörraum, habe ich das Dreieck auf orchester-geeignete Maße aufgezogen und nun bin ich neugierig. Ich bin in dem Genre unerfahren, daher kann ich noch nicht wirklich beurteilen, wie sich die Anlage schlagen wird. Leise Klänge kann sie super und laute stabil ebenfalls. Derartige Lautstärkesprünge innerhalb eines Stückes sind einfach ungewohnt für mich. Na, mal schauen. Jedenfalls bin ich schon lange neugierig auf das Genre.

Danke für eure Antworten! Und Jochen, auch von mir sorry für OT!

Viele Grüße
Ludger
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llucki
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Beitrag von llucki »

Horse Tea hat geschrieben: 30.01.2020, 00:38
NEIN !!!!!

leg die Fernbedienung weg.
Hallo Horst-Dieter,

also ist es ein kontroverses Thema!

Der neue Hörraum ist in einem Mehrfamilienhaus... Die von dir empfohlene Variante kann ich dann früher am Abend und wochenends testen.

Jetzt bin ich noch gespannter, wohin die Reise führt!

Viele Grüße
Ludger
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Melomane
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Beitrag von Melomane »

Hallo Ludger,

keine strikten Regeln. ;) Der Griff zur Fernbedienung/zum Lautstärkeregler ist immer noch besser, als die Musik gar nicht genießen zu können. Und im Mehrfamilienhaus führt in der Tat meiner Meinung nach kein Weg darum herum, die Lautstärke den Mitbewohnern kompatibel zu halten. Variante 2, der Kopfhörer nämlich, ist auch nur bedingt ein Ausweg. Abgesehen vom Verzicht auf den Raum ist der wenig kommunikationsfreundlich, sobald man nicht mehr allein hört.

Das weiter oben angesprochene Phänomen, dass nämlich laute Musik mit steigender Qualität der Anlage besser konsumierbar wird, habe ich auch erfahren, erst gestern wieder. Und zwar anhand von Track 5 dieser Produktion:

https://www.qobuz.com/de-de/album/proko ... hz27vv06wc

Hochkomplex in vielerlei Hinsicht. Ungenießbar mit einer "kleinen" Anlage. Erst halbwegs anhörbar mit dem großen Geschirr. Aber selbst da hatte ich das Gefühl, dass das noch nicht das Ende der Fahnenstange war. Übel, übel! Für das Portemonnaie. :D

Für das OT: Vielleicht mag sich die Moderation einen passenderen Thread erschaffen für die Beiträge zur Musikwahrnehmung. Aber von mir aus muss das nicht unbedingt sein.

Gruß

Jochen
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llucki
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Beitrag von llucki »

Melomane hat geschrieben: 30.01.2020, 07:32 Hallo Ludger,

keine strikten Regeln. ;) Der Griff zur Fernbedienung/zum Lautstärkeregler ist immer noch besser, als die Musik gar nicht genießen zu können.
Hallo Jochen,

ja, ich denke auch, dass das der jeweiligen Situation angepasst werden darf. (bzw. muss)

Heute Nachmittag wusste ich z.B., dass die Studentin von nebenan, die kürzlich abends um 11 geklopft hatte, weil sie schlafen wollte, zum Studieren außer Haus ist. Also habe ich mir das mit der Prokofiev-Scheibe mal angehört.

Die Lautstärke habe ich so eingestellt, dass Singstimmen plausibel laut waren. Das war auf der Skala deutlich über der Mittelstellung.

Als dann die Bläser loslegten, war das schon echt durchschneidend. Aber nicht schrill oder unangenehm.
Und einen schönen Tiefbass hat diese Scheibe.

Ich hatte immer gedacht, dass insbesondere die Rock-Freunde ein Problem für ihre Nachbarn wären. Aber weit gefehlt!

Ein Aspekt der klassischen Musik, der mir bislang überhaupt nicht bewußt war. Sehr interessant!

Viele Grüße
Ludger
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Melomane
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Beitrag von Melomane »

Hallo Ludger,

ja, die Produktion hat einen beeindruckenden Grundton. Aber andere Probleme, die hier auszuführen zu weit führte. Nur eins sei aufgegriffen: Das Stichwort Dynamik. Da höre dir im Vergleich die alte Einspielung mit Fritz Reiner an:

https://www.qobuz.com/de-de/album/proko ... 0266370825

Die habe ich als CD. Und da ist Gänsehaut ansagt, während bei der RR-Produktion ein Gefühl von wohlig verpackt aufkommt. Und die Gänsehaut beim Reiner ist auch eine Folge der Dynamik der alten Aufnahme. Allerdings hat die Reiner-Produktion dann wieder unter einer gewissen Schärfe zu leiden. Ich muss mal schauen, ob das auch schon bei der LP so war, weiß aber im Moment nicht, ob ich die habe. ;) Und wenn, wäre sie nicht in Reichweite.

Viele Grüße

Jochen
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hkampen
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Beitrag von hkampen »

Hallo Leute,

ja, große Anlagen sind was Feines. Hab ich leider nicht, weder das Geld dazu noch den Raum bzw. das einsame Haus auf dem Land. Und eine einfach nur dick nur für den Bauch bringt es nicht, die Details müssen da sein. Mein Lautstärkeregler wird bei Klassik einen Ticken höher gedreht und so gelassen. Klingt leise wie laut gut mit Qobuz in CD-Qualität. Und jetzt hör ich erstmal Bruckner noch mal, bevor ich die Empfehlungen von Jochen weiter durchgehe. :cheers:

Grüße
Harald
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llucki
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Beitrag von llucki »

Melomane hat geschrieben: 30.01.2020, 19:54 Hallo Ludger,

ja, die Produktion hat einen beeindruckenden Grundton. Aber andere Probleme, die hier auszuführen zu weit führte. Nur eins sei aufgegriffen: Das Stichwort Dynamik. Da höre dir im Vergleich die alte Einspielung mit Fritz Reiner an:

https://www.qobuz.com/de-de/album/proko ... 0266370825

Die habe ich als CD. Und da ist Gänsehaut ansagt, während bei der RR-Produktion ein Gefühl von wohlig verpackt aufkommt. Und die Gänsehaut beim Reiner ist auch eine Folge der Dynamik der alten Aufnahme. Allerdings hat die Reiner-Produktion dann wieder unter einer gewissen Schärfe zu leiden. Ich muss mal schauen, ob das auch schon bei der LP so war, weiß aber im Moment nicht, ob ich die habe. ;) Und wenn, wäre sie nicht in Reichweite.

Viele Grüße

Jochen
Hallo Jochen,

zum Abschluss dieser interessanten Exkursion wohl:

Gerade habe ich mir die DR-Werte meiner gerippten Klassik CDs per JRiver angeschaut. Da hatte ich immer radikal alles einer Audio-Analyse unterzogen und kann so u.a. den DR-Wert jederzeit sehen. Bei Klassik liegt der Mittelwert der Dateien bei etwa 13, beginnt fast nie unter 10 und geht oft hoch bis 17, 18.

Das ist in anderen Genres in der Tat anders.

Ich werde mich dem Genre (unter Berücksichtigung der Bedürfnisse meiner Nachbarn) weiter annähern!

Viele Grüße
Ludger
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