Rocksteady - The Roots of Reggae

Klangperlen und künstlerische Leckerbissen
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Melomane
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Rocksteady - The Roots of Reggae

Beitrag von Melomane »

Hallo,

es ist warm, gar heiß - passen wir uns also an, bringen uns in Bewegung und auf die angemessene Temperatur. Und zwar damit:

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Zu den Titeln gibt auch Qobuz Auskunft:
http://www.qobuz.com/de-de/album/rockst ... 7170149380

Angeregt wurde ich durch die kürzlich im TV gesendete gleichnamige Doku. Dazu gibt es auch eine eigene Internetseite:
http://www.rocksteadyrootsofreggae.com/

Die Damen und Herren zeigen, dass gelernt gelernt ist. Sozusagen das jamaikanische Pendant zu Kubas Buena Vista Social Club. Für einige Teilnehmer dürfte es eine Art Vermächtnis sein. Sie sind mittlerweile verstorben. In gar nicht mal so hohem Alter. Da scheint Kubas Klima förderlicher gewesen zu sein.

Wie auch immer - die Musik geht gut ab. ;)

Anspieltipp: Dawn Penn's No, No, No oder das vorletzte Stück Take it easy. Der Titel sei Programm. ;)

Gruß

Jochen
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llucki
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Beitrag von llucki »

Hallo Jochen,

das war ein guter Tipp!

In meinen Zwanzigern hatte ich eine ausgeprägte Roots-Reggae-Phase, also Rocksteady und alles, was nah dabei geblieben war. Eine meiner Lieblingsscheiben heute noch ist Justin Hinds – Early Recordings von Anfang bis Mitte der 1960er. Die Aufnahmen sind Mono und scheppern und klirren gewaltig, das hat der Freude damals aber keinen Abbruch getan, die Musik kam an. Dagegen ist der genannte neue Sampler echter Luxus. So ähnlich wie wir damals mit altersschwachen Käfern rumgefahren sind, bei denen man die Tür mit einem Stück Draht zubinden musste, damit sie bei der Fahrt nicht aufging, die Zündung per Verzwirbeln von Kabelenden einschaltete, starten durch Zusammenhalten anderer Kabelenden, etc. Wir hatten so viel Spaß, dass ich mich heute noch lebhaft erinnere! Diesen neuen Sampler zu hören ist so, wie die selbe Strecke nochmal mit einer aktuellen Limousine abzufahren. Er ist gut, er gibt den Geist der Musik wieder!

Die Namen aus jener Zeit:
- Burning Spear
- Israel Vibration
- Culture
- U-Roy
- Misty In Roots
- Mutabaruka
- The Upsetters
- Lee 'Scratch' Perry
- Yabby You
- Dennis Brown
- Justin Hinds
- Doctor Alimantado
- Mad Professor
- Peter Tosh
- Dillinger
- Bob Marley
- I Roy
- Prince FarI
- Toots And The Maytals
- The Heptones
- Leroy Sibbles
- Augustus Pablo
- Mickey Dread

Viele Grüße
Ludger
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Melomane
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Beitrag von Melomane »

llucki hat geschrieben:Diesen neuen Sampler zu hören ist so, wie die selbe Strecke nochmal mit einer aktuellen Limousine abzufahren. Er ist gut, er gibt den Geist der Musik wieder!
Hallo Ludger,

Sampler ist vielleicht ein wenig irreführend, weil nach beliebiger Zusammenstellung klingend. Das ist aber nicht der Fall: Projekt trifft es vielleicht eher - das Projekt Wiedersehen nach vielen Jahren. Denn die Interpreten sind die alten Kämpen, die "ihre" Hits noch einmal neu aufgenommen haben. In der Tat für die Limousine und zwar eine für meine Ohren überaus wohltönenden. Sag doch einer, dass heute nicht auch gut produziert werden kann. Übrigens im alten Tuff Gong Studio. Passt eben alles zusammen.

Gruß

Jochen
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llucki
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Beitrag von llucki »

Hallo Jochen,

danke für die Richtigstellung, so genau hatte ich mich über die Hintergründe nicht informiert.

Einen der Protagonisten habe ich in den frühen 80ern einmal live in Wuppertal erlebt:

U-Roy

Das war ein Erlebnis, das ich nicht vergessen werde: damals war ein Wechsel von Spät-Hippietum zu einer enormen Coolness vollzogen, alle waren schwarz gekleidet und unnahbar. Es dauerte wohl an eine Stunde, bis sich auf der Bühne was tat. Alle standen herum, tranken aus Flaschen und waren cool ohne Ende.
Dann betrat U-Roy die Bühne und die Sonne ging auf! Da war schlagartig nichts mehr mit Coolness!

Es folgten zwei Stunden Konzert vom Allerfeinsten. Drei Background-Sängerinnen, die Sisters ich weiß nicht mehr wie, waren dabei und eine vollständige große Band inkl. Bläsern und alle in Höchstform. Unvergesslich!

Viele Grüße
Ludger
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Melomane
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Beitrag von Melomane »

Hallo Ludger,

übrigens hat diese Scheibe entschieden mehr Esprit als einige Produktionen aus der Telarc-Jazz-Serie, in denen sich auch einige der alten Kämpen wiederfinden, z.B. Sly Dunbar oder Ernest Ranglin. Da gibt es etwa eine CD von Letztgenanntem mit Monty Alexander. Nennt sich zwar auch Rocksteady, ist aber für mein Empfinden weichgespültes Zeug im Vergleich zur hier verhandelten Roots of Reggae. Tja, jede Zeit bekommt das, was sie sich wünscht und verdient. ;)

Gruß

Jochen
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llucki
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Beitrag von llucki »

Hallo Jochen,

etwas anderes als Roots-Reggae wollte ich nie hören. Einige Bands sind dem treu geblieben, z.B. Burning Spear und Israel Vibration muss man da nennen, aber auch U-Roy und Yabby You, etc. Eigentlich die ganze Liste, die ich oben geschrieben hatte.

Bob Marley empfinde ich in dieser Hinsicht schon hart an der Grenze zum Kommerziellen. Die frühen Sachen von ihm sind authentisch und deshalb gut, haben aber nicht so ausgeprägt das typisch Erdige des Roots-Reggae. Mit der Popularität wurde die Musik harmloser, fand ich. In dem Zuge bildete sich heraus, was allgemein als Reggae bezeichnet wird, mit kommerziellen Komponenten, also mit Verwandschaft zur Popmusik.
Als Abgrenzung dazu wurde der Begriff des Roots-Reggae geprägt.

Sly & Robbie, Jimmy Cliff und ungezählte andere kann man bestenfalls bei Reggae einordnen und ich kann mir das nicht anhören.

Hier ein Beispiel nach meinem Geschmack von Israel Vibration, die das in dem Stil seit Jahrzehnten durchziehen:
https://www.youtube.com/watch?v=zkoJo2YBbus
Oder genauso Burning Spear:
https://www.youtube.com/watch?v=xRtErrqbHWw

In der obigen Liste habe ich einen Vertreter des Roots-Reggae vergessen: Gregory Isaacs: https://www.youtube.com/watch?v=ec9KwGWvSpM

Noch wissenswert zum Thema ist, wie der Ableger Dub des Roots-Reggae entstanden ist:
https://de.wikipedia.org/wiki/Dub
Einige Dub-Version von Alben der genannten Bands sind mindestens so hörenswert wie die Alben selber.

Viele Grüße
Ludger
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Melomane
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Beitrag von Melomane »

Hallo Ludger,

wenn man sich die Doku anschaut, könnte man glatt der Ansicht sein, dass es den Jungs und Mädels richtig Spaß macht, mal wieder von der Leine gelassen zu werden und den good old days Referenz zu erweisen.

Gruß

Jochen
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Melomane
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Beitrag von Melomane »

Melomane hat geschrieben:für meine Ohren überaus wohltönenden. Sag doch einer, dass heute nicht auch gut produziert werden kann.
Ach ja, allerdings ist das nichts für die Freunde von DR-Meter: Tide is high kommt - wie eben geprüft - auf 7,8. Nun ja, Kompressor und vermutlich so manches andere Mittelchen müssen nicht unbedingt schlecht Klingendes erzeugen. Hier passt das schon.

Frage an die Kenner: Wie heißt eigentlich der Titel von Hopeton Lewis - Sound and Ressure oder Sound and Pressure? Die Suchmaschine findet beides, manchmal unter einem link... Und was der Hopeton Lewis singt, kann ich nicht exakt identifizieren. Kompressor & Co. sei Dank. Oder meinen Ohren. ;)

Gruß

Jochen
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Melomane
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Beitrag von Melomane »

Hallo,

man verzeihe, wenn ich diesen thread und diese Empfehlung wieder hervor zerre und erneuere: ich genieße die Musik gerade über Kopfhörer und kann nur den Hut ziehen vor dem Können der Interpreten. Man höre nur einmal Rivers of Babylon und wie in diesem Titel ein feines Gespinst von Dialog und Einwürfen mal der Bläser, denn des Bassisten, der Gitarristen und der übrigen Beteiligten gewoben wird über dem treibenden Grundrhythmus. Einfach grandios!

Gruß

Jochen
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