Aktiver Vinyl-Genuss - für die Unverbesserlichen ...

Klangperlen und künstlerische Leckerbissen
Urs
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Beitrag von Urs »

Jochen,

Hübsche Geschichte vom Pianisten Kurt Leimer !

Dass man das Piano nachträglich rein-gespielt hatte, ist ja technisch nicht so neu:
Heute wird ja - weniger in der Klassik, als in der U-Musik - vieles so "akustisch zusammengebastelt" :(

Ohne Deine erwähnte aktuelle Version gehört zu haben: ich finde diese Fake-Stereo Aufnahmen einen Gräuel - dann lieber GUTES "Original MONO"..!! :D

Gruss
Urs


...ich höre grad SEHR viel MONO: Schellack in allen Formen & Windungen :wink: :wink:
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Melomane
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Beitrag von Melomane »

Hallo Urs,

ganz so einfach zusammengebastelt ist das Ding vom Leimer ja nicht. Denn dessen Part war ja schon im Mono vorhanden. Und kann ja nicht extrahiert werden. Also musste der Leimer wirklich punktgenau noch einmal so spielen wie 1954. Wenn das nicht geklappt hätte, hätte man ja beide Klavierfassungen gehört - die alte und die neu hineingespielte. Und da das nicht der Fall ist, kann ich nur den Hut ziehen vor dem Pianisten.

Und grundsätzlich bin ich bei dir: Stereophonisierungen sind in aller Regel nichts. Diese EMI ist immerhin erträglich. Offenbar hat man sich Mühe gegeben. Andere wirken so, als seien die mal so nebenbei abgefertigt worden. Eine - ich meine, es ist eine RCA - weitere hat mir gefallen, aber mir fällt gerade nicht ein, welche das war. Ansonsten aber gilt das von dir Gesagte: Lieber das originale Mono.

Viele Grüße

Jochen
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Urs
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Beitrag von Urs »

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ganz so einfach zusammengebastelt ist das Ding vom Leimer ja nicht. Denn dessen Part war ja schon im Mono vorhanden. Und kann ja nicht extrahiert werden. Also musste der Leimer wirklich punktgenau noch einmal so spielen wie 1954. Wenn das nicht geklappt hätte, hätte man ja beide Klavierfassungen gehört - die alte und die neu hineingespielte. Und da das nicht der Fall ist, kann ich nur den Hut ziehen vor dem Pianisten.
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OOopppss, :?

Jochen,
Ja diesen Aspekt hatte ich klar übersehen !!
Gruss
urs
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Melomane
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Beitrag von Melomane »

Hallo in die Runde,

eben liefen zwei konzertante Sinfonien von Franz Anton Hoffmeister:

https://www.discogs.com/de/release/5902 ... -Dieter-Kl

Musikalisch ganz nett, aber nichts für die dauerhafte Unterbringung auf der Festplatte. ;)

Warum dann hier erwähnt? Nun - die Aufnahmen wurden zwar am selben Ort, im selben Jahr gemacht, auch vom selben Produzenten betreut, aber es spielten zwei Ensembles, das Consortium Classicum und die Academy of St. Martin-In-The-Fields mit dann wiederum denselben Solisten, vornehmlich Dieter Klöcker an der Klarinette. Na und? Der entscheidende Punkt hier ist, dass zwei Tonmeister an den Reglern saßen. Der eine hat einen homogenen Klang bevorzugt und die Solisten als Teil des Ensembles abgebildet, der andere die Solisten hervorgehoben und sie größer/präsenter in den Vordergrund gestellt. Wenn wir hier wieder auf die Balance schauen, ist die erste Version passender, die zweite halt anspringender, effektvoller, vielleicht so gesehen moderner? Mir gefällt die erste Variante mehr, zumal da auch eine "Bühne" wahrzunehmen ist, in der zweiten Variante ist das "Orchester" halt hinten und vorne stehen die Solisten. Aber glücklicherweise kann das ja jeder hören, wie er mag.

Viele Grüße

Jochen
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Melomane
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Beitrag von Melomane »

Hallo da draußen ;)

Mögen Sie Operette? Ich normalerweise nicht. Allenfalls mal die Fledermaus zum Jahreswechsel. Nun steht erstens der wieder an und zweitens habe ich in den letzten Wochen mich ein wenig mit Walter Legge und Elisabeth Schwarzkopf beschäftigt. Und so nahm das Schicksal seinen Lauf und ein Querschnitt von Lehárs Lustiger Witwe fiel in den Warenkorb. Und zwar in dieser Ausgabe:

https://www.discogs.com/de/release/9847 ... onia-Orche

Die Aufnahme wurde von Legge 1962 in London, in der Kingsway Hall, produziert. Und die ist einfach hinreißend! Aufgenommen und gesungen. Ich denke, das ist ein sehr schönes Beispiel von Legges Vorstellungen, wie eine Aufnahme zu klingen habe. Auf dem Cover sind Kritikeräußerungen abgedruckt, eine davon: "A wonderful album, and stunningly recorded." Recht hat er, der Martin Mayer im Esquire-Magazin. Eine sehr schöne Dynamik, Räumlichkeit und ebensolche Klangfarben. Und man glaubt dem Nicolai Gedda gern, wenn er gesagt hat, er habe am liebsten Operette gesungen. Mir ist spätestens beim Band 3 (damals hieß das Band, noch nicht Track ;) ) die sprichwörtliche Kinnlade heruntergefallen. Nur sprichwörtlich, ich habe vielmehr fasziniert zugehört.

Die Platte passt hervorragend zum Jahreswechsel. Mit einem Gläschen Champagner am besten. Und einem Lächeln ob des Angriffs - geführt vom Sujet - auf den damals sogenannten Guten Geschmack, heute heißt das political correctness.

Die Platte macht einfach nur Spaß, auch aufgrund der guten Pressung, mutmaßlich nicht allzu lange nach der Produktion angefertigt. Aber das muss ich noch genauer recherchieren. Habe gerade den Wonneberg und seine Labelkunde Vinyl nicht zur Hand. Und es möchte auch noch ergründet werden, was die neben dem Philharmonia Orchestra beteiligte Königlich-Pontevedrinische Hof-Tamburizzakapelle war. Eine flüchtige Befragung der Suchmaschine erbrachte nur den Hinweis auf die hier vorgestellte Produktion. Klingt irgendwie nach einem Einfall der Produzenten, hm?

Viele Grüße

Jochen
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alcedo
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Beitrag von alcedo »

Guten Morgen Jochen
Melomane hat geschrieben: 30.12.2022, 10:31 Und es möchte auch noch ergründet werden, was die neben dem Philharmonia Orchestra beteiligte Königlich-Pontevedrinische Hof-Tamburizzakapelle war. Eine flüchtige Befragung der Suchmaschine erbrachte nur den Hinweis auf die hier vorgestellte Produktion. Klingt irgendwie nach einem Einfall der Produzenten, hm?
Da solltest du nicht lange recherchieren. Pontevedro ist ein reiner Fantasiename, der auch in der Handlung selbst vorkommt.
Wie so oft mussten bei einem anderen Label unter Vertrag stehende Musiker bei Aufnahmen unter einem Pseudonym auftreten wie z.B. auch die Schwarzkopf selbst. Würde mich nicht wundern, wenn hier die Wiener oder eher noch die Berliner Philharmoniker mitgewirkt hätten :lol:

Im Internet findet sich dazu in einem Artikel des Kasseler Theaters (http://www.staatstheater-kassel.de/presse.php5?id=1482):

Ausgangspunkt für all die amüsanten, mehr oder minder erotischen, mehr oder minder komischen Verwicklungen in Franz Lehárs Lustiger Witwe ist der drohende Bankrott eines Mittelmeerstaates. Angepeilt war Montenegro, was den Zensoren aber damals zu real schien: Nun heißt der Staat Pontevedro.

EDIT: in der EMI-Ausgabe der Great Recordings of the Century wird übrigens außer dem PO auch kein anderes Orchester mehr erwähnt

Viele Grüße
Jörg
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Melomane
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Beitrag von Melomane »

Hallo Jörg,

nein, die Wiener oder Berliner waren gewiss nicht dabei. ;) Denn als Aufnahmeort ist in der Diskographie der Schwarzkopf nur London genannt. Und dahin haben sich die beiden genannten Orchester wohl kaum "verirrt", zumal ja Legges Philharmonia Orchestra vor Ort war. Die Aufnahme wurde übrigens im Juli 1962 getätigt, 2.-7., 9. und 12. um genau zu sein.

Und wenn es schon nicht Pontevedro gibt, Pontevedra dafür mehrfach, nur halt nicht auf dem Balkan. Ob Lehár davon wusste? Immerhin hatte er kein Internet, um das zu durchwühlen.

Edit: Die LP steht schon für heute Abend bereit, der Cava ist auch schon kalt gelegt. Beides wird hoffentlich wieder ein Genuss. :cheers:

Viele Grüße

Jochen
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Melomane
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Beitrag von Melomane »

Übrigens lief gestern noch eine andere Platte, diese hier:

https://www.discogs.com/de/release/1471 ... val-Wagner

Also Orchesterstücke vom Wagner mit Wallberg. Und so gut die Stereophonisierung im Falle Leimer (s. die Beiträge oben) gelungen ist, so ist die Concert Hall-Platte ein Beispiel dafür, wie man es nicht machen sollte. Über weite Strecken diffuse Ortbarkeit, da spiele ich die lieber monaural ab.

Viele Grüße

Jochen
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Melomane
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Beitrag von Melomane »

Melomane hat geschrieben: 31.12.2022, 12:31 Edit: Die LP steht schon für heute Abend bereit, der Cava ist auch schon kalt gelegt. Beides wird hoffentlich wieder ein Genuss. :cheers:
Für's Protokoll: Es wurde. Viele ungehörte Platten warten hier noch! Euch allen einen guten Rutsch und ein schönes neues Jahr mit viel, ganz viel Musik! :cheers:

Viele Grüße

Jochen
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Melomane
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Beitrag von Melomane »

Hallo,

die folgende LP soll erwähnt sein als Abbild der mutmaßlichen Ideale von Aufnahme und Interpretation des Ehepaars Schwarzkopf-Legge.

Es handelt sich um

A Lieder Recital
by Elisabeth Schwarzkopf
and Gerald Moore

Columbia 33 CX1044

https://www.discogs.com/de/release/9080 ... er-Recital

Im Januar 1954 aufgenommen, und dementsprechend mono. Das macht aber gerade gar nichts. Denn die Platte bietet für meine Ohren einen "natürlich" wirkenden Fluss der Musik. Sie fordert den Hörer im Sinne einer Motivation, genau zuzuhören. Aber sie überfordert den Hörer nicht mit meinetwegen irgendwelchen Klangsensationen. Das Klavier klingt sehr schön mit Blick auf die Entstehungszeit. Tut auch heute nicht weh. Und die Schwarzkopf singt dem Bild entsprechend, das man von ihr zeichnet: Klar, mit hervorragender Textverständlichkeit, der Ton "sitzt". Emotionale Wogen, die den Hörer veranlassten, sich ihnen komplett hinzugeben, werden nicht evoziert, aber der Charakter eines Liedtextes wird quasi eingefangen. Und so präsentiert sich ein jugendliches Mädchen halt anders als Mozarts Abendempfindung oder eine Arie von Bach.

Wie gesagt: Ich finde das sehr interessant, zumal ich mich gerade mit Legges Aufnahmen beschäftige. Keine Ahnung, wie diese Ästhetik heute auf jemanden wirkt, der ihr unvoreingenommen begegnet.

Leider ist der Platte ihr Alter anzumerken. Sie wurde einst offenbar nass abgespielt. Das ist kein Problem, mache ich das eben auch. Aber dem zweiten Problem ist naturgemäß nicht beizukommen: Es sind Verzerrungen nicht zu überhören in dynamischen Regionen, die besonders gerne unter abgenutzten Saphiren leiden. Glücklicherweise ist das kein durchgehendes Problem. Zumal der/die Vorbesitzer offenbar manche Lieder lieber gehört haben als andere. Und so bleibt noch genug Erfreuliches übrig. Und im übrigen: auch diese Platte wird nicht täglich gehört.

Falls jemand nun neugierig geworden ist, halte er Ausschau nach einem hoffentlich besser erhaltenen Exemplar. Oder nach einer Wiederveröffentlichung auf CD.

Viele Grüße

Jochen
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Melomane hat geschrieben: 03.01.2023, 10:30 Hallo,
Leider ist der Platte ihr Alter anzumerken. Sie wurde einst offenbar nass abgespielt. Das ist kein Problem, mache ich das eben auch. Aber dem zweiten Problem ist naturgemäß nicht beizukommen: Es sind Verzerrungen nicht zu überhören in dynamischen Regionen, die besonders gerne unter abgenutzten Saphiren leiden. Glücklicherweise ist das kein durchgehendes Problem. Zumal der/die Vorbesitzer offenbar manche Lieder lieber gehört haben als andere. Und so bleibt noch genug Erfreuliches übrig. Und im übrigen: auch diese Platte wird nicht täglich gehört.
Hallo Jochen,
woraus schließt du, dass die Platte einst nass gespielt wurde? Sind Spuren von aufgetrockneter Flüssigkeit auf der Oberfläche in der Auslaufspirale zu sehen? Oder schließt du das aus typischen Knistergeräuschen, die sich mit Trockenreinigung nicht reduzieren lassen? Hast du die Schallplatte schon nass abgespielt und die Kreischeffekte bei lauten Passagen sind unüberhörbar?
Das Alter der Aufnahme lässt erwarten, dass eine Saphirnadel eines Kristallsystems die Platte oft abgetastet hat, und wer hat damals schon gedacht, dass man nach 50 Stunden die Nadel wechseln sollte (DUAL-Empfehlung, aber wer liest Bedienungsanleitungen?). Mit dem zu dieser Zeit gängigen Polydor Plattenwischer hat man eine saubere Oberfläche erzeugt und dafür den Dreck in die Rillentiefe verschoben, wo unter er dem Druck der Nadel mit der Rille verschmolz. Ich habe mal den Tip bekommen, wo nichts mehr geht, kann Salzsäure den Dreck wegfressen, diese gut mit Aqua dest. herauswaschen und sammeln, reicht noch als WC-Reiniger... Habe ich selbst aber nie probiert.
Eine moderne Nadel mit Shibata oder FineLine-Schliff ist in Laufrichtung schmal, dafür an der Rillenflanke hoch angenähert, um den Auflagedruck auf Fläche zu verteilen, sowas lässt kein Nebengeräusch aus, dagegen ist eine sphärische Nadel idR besser.
Beim Nassabspielen werden Verzerrungen normalerweise auf ein erträgliches Maß reduziert, weil die Nadelbewegung im Sinne klassischer Physik durch Flüssigkeit bedämpft wird. Dass beim Nassabspielen der Dreck am Rillenboden kleben bleibt, sich sammelt, verlangt m.E. nach gründlicher Nassreinigung mit Absaugung.
Meine damals noch recht neue LedZeppelin 4 habe ich nur einmal verliehen gehabt, nass gespielt zurückbekommen. Ich habe sie nie wieder (auch nass) ohne ständiges Knistern abspielen können, auch nicht nach mehreren Reinigungsdurchgängen auf der KeithMonks und Ultraschallreinigern. Pech gehabt... shit happens, war mir eine Lehre...
Grüße
Hans-Martin
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Melomane
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Beitrag von Melomane »

Hallo Hans-Martin,

ich habe die Platte zwei Mal intensiv gewaschen. Dennoch knistert die "wie nass gespielt". Das Knistern ist weg, wenn ich die Platte wieder nass abspiele. Nun habe ich 90% meiner einst selbst nass gespielten Platten soweit waschen können, dass sie wieder trocken spielbar sind ohne unziemliche Knisterei. 10% sind aber waschresistent. Ich vermute, dass das verwende Mittel zum nass abspielen da ein Wörtchen mitredet. Keine Ahnung mehr, ob es das originale Mittel von Lenco war. Diese hier verhandelte Platte jedenfalls gehört wohl auch schon aus Vorbesitzerzeiten zu den Leidtragenden.

Die Verzerrungen bleiben aber auch beim nass abspielen. Also wurde da die Rille wohl vom Saphir abrasiv behandelt. In meinem Altbestand habe ich auch in ganz frühen Zeiten einige Platten auf diese Weise malträtiert. Sind glücklicherweise nur ganz alte und einige wenige. Denn wenn kein Geld für Saphire vorhanden war, dann auch nicht für Platten. Die betroffenen Scheiben waren zumeist Singles. Jugendsünden halt.

Übrigens wurde die Schwarzkopf-Platte mit einem mit Rundnadel bewährten System gespielt. Pseudo-Mono-Dingens von Grado, M+ heißt das Ding, wenn ich mich recht erinnere.

Viele Grüße

Jochen
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Horse Tea
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Beitrag von Horse Tea »

Hallo Jochen, hallo Hans-Martin,

aus physikochemischer Sicht noch ein paar Infos zu diesen "Reinigungs"flüssigkeiten. Nach meiner Kenntnis hat Lenco nie die Zusammensetzung im Detail erklärt. Da könnte jetzt der Einwand kommen, dass das ein Isopropanol/Wasser Gemisch gewesen ist. Isopropanol und Wasser sind bei Raumtemperatur flüchtige Substanzen, sonst würde die LP ja nicht trocken werden. Beides sind aber auch (unterschiedlich polare) Lösungsmittel. Es könnte bei Lenco sein, dass z.B. Antistatika als Zusatz verwendet wurden, die weit weniger flüchtig als die Hauptkomponenten oder gar Feststoffe sind.

Daher hat sich der Chemiker die Isopropanol/Wasser Gemische selbst angesetzt. Allerdings hat auch er ein Problem nicht lösen können. Unendlich reine Flüssigkeiten sind unendlich teuer oder anders ausgedrückt, hat die Reinigung dieser Lösungsmittel von nicht flüchtigen Substanzen seine Grenzen. Wenn man mit geeigneten Partikelmessgeräten etwa Wasser analysiert, glaubt einem keiner, der es nicht gesehen hat, wieviele Partikel im nm-Bereich und kleiner darin zu finden sind. Dies gilt auch für viel kritischere Flüssigkeiten, etwa für Injektionszwecke. Hier gilt das gleiche, nämlich dass selbst für diese Anwendung die Möglichkeiten zur Entfernung von Partikeln begrenzt sind. Das mag erschrecken, wir leben aber nun einmal in einer realen Welt und nicht in hochreinen Umgebungen.

Viele Grüße
Horst-Dieter
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Melomane
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Beitrag von Melomane »

Horse Tea hat geschrieben: 03.01.2023, 21:09 Da könnte jetzt der Einwand kommen, dass das ein Isopropanol/Wasser Gemisch gewesen ist. Isopropanol und Wasser sind bei Raumtemperatur flüchtige Substanzen, sonst würde die LP ja nicht trocken werden. ... Es könnte bei Lenco sein, dass z.B. Antistatika als Zusatz verwendet wurden, die weit weniger flüchtig als die Hauptkomponenten oder gar Feststoffe sind.

Daher hat sich der Chemiker die Isopropanol/Wasser Gemische selbst angesetzt.
Hallo Horst-Dieter,

nicht nur der Chemiker. ;) Die beiden Kandidaten werden ja auch heute noch als Eigengebräu verwendet für Plattenwaschmaschinen oder für Nassabspieler. Irgendetwas dann noch dazu zur Entspannung des Wassers (Aqua dest. bzw. bidest). Genannt werden bekanntlich Netzmittel oder irgendein neutrales Spülmittel. Da das keine üblen Nebenwirkungen beim Abspielen hat und abwaschbar ist, liegt die Vermutung nahe, dass dieser ungenannte dritte Bestandteil ggf. derjenige ist, der dafür verantwortlich ist, dass eine Wäsche die Rille nicht wieder rein bekommt. Angenommen, es war Lenco der Problembär, dann wurde da vermutlich etwas hinzugemischt, was dann resistent gegen Wäsche ist. Und wer hätte damals schon eine Plattenwäsche vorgenommen? Also halt ein Mal nass abspielen, immer nass abspielen. Daraus kann man ja auch ein Geschäftsmodell machen.

Heute für mich zumindest egal. Denn wie gesagt: Entweder bekommt die Wäsche die Platte sauber - oder es wird eben wieder nass gespielt.

Viele Grüße

Jochen
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Horse Tea
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Beitrag von Horse Tea »

Hallo Jochen,

ganz so einfach ist es mit dem immer nass spielen nicht. Im besten Falle erreicht man beim Nassabspielen a) in der Platte befindliche Rückstände werden wieder gelöst und b) Partikel werden auf Grund der Oberflächenspannung aus der Rille an die Flüssigkeitsoberfläche floaten. Aber ob das immer quantitativ passiert, da habe ich meine Zweifel. Und: je öfter nass abgespielt wird, desto mehr Rückstände sammeln sich in der Rille. Jede Reinigung hat ihre Grenze, auch die Wäsche.

Viele Grüße
Horst-Dieter
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