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Verfasst: 11.06.2021, 14:10
von Melomane
Hallo Jörg,

hast du genauere Informationen? Ist das eine Auskoppelung daraus:

https://www.jpc.de/jpcng/classic/detail ... um/9902657

Viele Grüße

Jochen

Verfasst: 11.06.2021, 14:17
von alcedo
Hi Jochen

ich meinte diese hier: https://www.jpc.de/jpcng/classic/detail ... um/8727339
Dürfte aber identisch sein (entgegen dem Text bei JPC fehlt auch hier die 1.)

Selbst auf der Homepage des Labels habe ich keine weiteren Informationen gefunden. Schon seltsam ...
Zumal die Spielzeiten leicht unterschiedlich sind - was kein Wunder ist, da der Applaus mal mehr, mal weniger weggeschnitten wurde.

Viele Grüße
Jörg

Verfasst: 11.06.2021, 14:43
von alcedo
... und hier noch ein interessanter Link: https://www.youtube.com/watch?v=1E8S863fliU
Sergiu Celibidache bei der Probe des 2. Satzes der 9. Symphonie.
Ihm scheint dieser Satz wohl sehr am Herzen gelegen zu haben - so mein Eindruck.

Beste Grüße
Jörg

Verfasst: 11.06.2021, 14:43
von Horse Tea
Hallo Jörg,

gespielt von den Münchner Philharmonikern, wohl in ihrer besten Zeit.

Viele Grüße
Horst-Dieter

Verfasst: 11.06.2021, 14:58
von alcedo
Horse Tea hat geschrieben: 11.06.2021, 14:43 Hallo Jörg,

gespielt von den Münchner Philharmonikern, wohl in ihrer besten Zeit.

Viele Grüße
Horst-Dieter
So ist es, Horst-Dieter.
Sehe ich genauso.

Und zum Abschluß noch ein letzter Link (sonst sollte besser ein eigener Thread aufgemacht werden ;-)).
Celibidache hat 1989 doch tatsächlich zu diesem 2. Satz der 9. Symphonie einen seiner extrem seltenen Kommentare zur Aufführungspraxis veröffentlicht: https://www.celibidache.de/scherzo.html

Hier mit geringen Kürzungen angefügt, da sehr lesenswert - auch wegen seines Zynismus und seiner Seitenhiebe auf andere Dirigenten ;-)

Viele Grüße
Jörg

Beethoven hat von seinen großen Vorfahren Haydn und Mozart die unfehlbare Meisterschaft, durch sprachliche Bezeichnung die spezifische Charakteristik einer Klangbewegung so trefflich wiederzugeben, nicht geerbt und von seinen Vorbildern wenig übernommen. Die unsagbare Grazie, die in Form einer großzügigen Empfehlung den Ausleger führt und begleitet und unveränderlich zu dem Erlebnis des Nicht-anders-Könnens führt, war ihm zumindest fremd. Eine gewisse Instabilität (er hat seine Tempobezeichnungen oft geändert), ein Mangel an realistischer Vorstellung der dynamisch-kinetischen Relationen, die erst nach der Feuerprobe der ersten Aufführung sich materialisierten, Anweisungen, die die Grenze der Ausführbarkeit überschreiten (Finale der 8.Symphonie), eine nicht selten wiederkehrende Unentschlossenheit bei der Übersetzung der Polyvalenz der Sprache in die Einmaligkeit der musikalischen Entsprechung, all dies sind Hindernisse für die eindeutige Auslegung seiner musikalischen Ideenwelt.

Nicht alles aber, was er im Sturm seiner großen Impulsivität notiert hat, ist undeutlich oder nicht aufschlußreich; er wußte womöglich schon längst von der Relativität der Korrespondenz zwischen musikalischem Sinn und Sprache, sonst hätte er nicht das Metronom zur Hilfe genommen. Es gibt also Sätze, Eingebungen, Situationen, die eindeutig und in der Realisation seiner Absichten vollkommen notiert sind. Einer von diesen Glücksfällen ist das Scherzo seiner 9.Symphonie.

Es ist eine böse, tragische Ironie des Schicksals, daß gerade dieses Beispiel an absolut gehörten und unzweideutig festgelegten Bezeichnungen von seinen sogenannten Interpreten nicht verwirklicht, sondern im Gegenteil durch eine sinnlose Nacheinanderreihung von Teilen ersetzt und abserviert wurde, ein blamabler Beweis ihrer Unfähigkeit, die Form als unantastbaren Rahmen des musikalischen Geschehens zu erleben.

Beethoven hat für sein Scherzo eine einfache A-B-A-Grundform ausgedacht; nach einem Molto vivace notierten A-Teil, den er mit der Metronombezeichnung: punktierte halbe Note, also drei Viertel = 116 festlegt, folgt ein B-Teil, den er mit der Bezeichnung Presto versieht, ganze Note, also vier Viertel = 116. Nach diesem in jeder Hinsicht (thematisch, harmonisch, symphonisch, durch tempomäßigen Kontrast formbildend) neuen B-Teil folgt die wortwörtliche Wiederholung des A-Teils. Unter den neuen Charakteristiken des B-Teils ist die Zunahme der Geschwindigkeit von schnell auf schneller (Molto vivace - Presto) der wesentliche Aspekt des B-Teils. Damit aber alles im Rahmen einer wahrnehmbaren Kontinuität bleibt, gibt er mit mathematischer Sorgfalt die Metronomzahlen an, die eine zuverlässigere, der menschlichen Schwäche nähere Modalität der direkten Erfahrung der musikalischen Beziehungen zwischen zwei Tempi gewährleisten. Und diese Metronomzahlen sind für das Molto vivace (drei Viertel) und für das Presto (vier Viertel) die gleichen, d.h. 116. Das Presto ist also - was für den Zusammenhang wesentlich ist - um eine Viertelnote schneller. Dabei bleiben die Pulsschläge, d.h. das, was der Ausführende vermittelt, gleich. Die Opposition zwischen diesen zwei Bewegungen, deren Qualität und Hauptrolle die Schaffung des formtragenden Kontrastes ist, bleibt maßgebend.

Statt den Kontrast durch schnellere Tempobewegung zur gezielten Auswirkung kommen zu lassen, wie es der Komponist ein für allemal bestimmt hat, hat man eine allgemein gültige, leicht faßbare Karikatur des Mittelsatzes hineingenäht, die viel langsamer geht und auf diese Weise charakter- und beziehungslos zu dem anfänglichen A-Teil steht, den sie in der Sphäre des äußerst schnellen Presto ergänzen sollte. Mit diesem Andante buffo ma non troppo, welches das Presto ersetzen soll, hat man diese arme 9.Symphonie ohne weitere Verluste eineinhalb Jahrhunderte lang bereichert.

Die Theorie, daß Beethovens Metronom nicht gestimmt habe (A. Schering), ist ohne jede Bedeutung; wesentlich ist die Tatsache, daß neben einwandfrei notierter Steigerung zum Schnellen hin die Metronomzahl, mit der er die beiden korrespondierenden Bewegungen definiert, identisch, auf intakten oder defekten Metronomen die gleiche ist.

Daß die Musikwissenschaftler diese simpelste, in solch schwachsinniger Weise eingespielte Version durch verschiedene undichte Vorschläge rechtfertigen wollten (Beethoven habe halbe statt ganze Noten im Presto gemeint; es gibt heute keine einzige Ausgabe, die noch seine Originalbezeichnungen trägt) ist ein lebendiges, in fließenden Harzer Marmor gegossenes Monument der reinsten Dummheit, welches einen redseligen Epilog dieses stummen Dramas darstellt.

Es kann sein, daß Musikliebhaber, die etwas zahlscheu geboren sind und mit einer gewissen Sympathie den klanglichen Unterschied zwischen den sprachlichen Bezeichnungen Molto vivace und Presto wahrnehmen, diesen Unterschied ohne große semantische Anstrengung im Sinne einer Steigerung verstehen: von schnell (Molto vivace) auf noch schneller (Presto). Dieser Übergang von schnell auf noch schneller geschieht innerhalb einer Periode von acht Takten. Der Ausleger hat also acht Takte Zeit, um eine Viertelnote zu gewinnen. Das ist das Beschleunigungsmaß des zwischen Molto vivace und Presto stehenden stringendo. Kann es eine eindeutigere Form der Formulierung der testamentarischen Absichten geben?

Die endlose Reihe von Interpreten hat bis zu diesem Punkt scheinbar alles verstanden - sogar zwei Takte des Presto lassen sie noch gnädigst im gewollten Zusammenhang also im Prestotempo spielen. Im dritten Takt des verdammten Presto aber entdeckte eine damals sicherlich starke Persönlichkeit, daß der Komponist sich schrecklich geirrt haben mußte, und um in dieser Notsituation dem geliebten, in der Krise steckenden Meister zu helfen, hat man mit denselben Noten und demselben Tonsatz des Scherzo einen langsamen, gemütlichen, idyllischen Promenadengang durch den elysischen Garten der angenehmen Empfindungen komponiert mit der Hoffnung, daß die Menschen, nachdem sie Menschen sind, bald auch noch Brüder werden. Bei diesen starken Persönlichkeiten, die mächtiger als die Grundidee waren, handelte es sich durchaus um gute Architekten, die stolz und zukunftssicher das erste Haus mit dem Giebel im Keller bauen.

Wir sind selig, in dieser Zukunft leben zu dürfen; und daß dieses einmalige Modell sich ohne Probleme bis heute behauptet hat, stärkt uns in unserer Gewißheit, daß alles so ist, wie es sein soll. Die Form A-B-A mit dem viel langsameren B-Teil hat etwas bombenfestes; es kommt immer und überall phantastisch gut an. Schade, daß diese populäre, bürgerliche, leicht verdauliche Idee dem eigensinnigen Meister selbst nicht eingefallen ist. Bei robusten Motoren ist es möglich, daß Sie, nachdem Sie im dritten Gang Gas gegeben haben, im ersten Gang landen. Dieser nicht unbedingt musikalische Parallelfall kann sehr gesunde Einsichten hervorbringen - schade nur, daß der Klang keine Robustheit hat; er verschwindet, bevor die Hand merkt, daß das Hirn nicht mehr in der Lage ist, sich noch etwas zu merken.

Es ist normal, daß Ihnen als geduldigen, lieben Freunden dies alles entgangen ist; ein musikalisches Gebäude ist nicht zum Wohnen da, und solange Ihr Sitzplatz trocken bleibt, brauchen Sie nicht zu wissen, wo das Dach ist.

Daß die Fachpresse von der betäubenden Dynamik des Selbstgesprächs so besessen ist, ist auch normal, und es wäre zumindest unhöflich, sie auf Tatsachen aufmerksam zu machen, die ihr Wohlwollen noch nicht weiter gereizt haben. Ein Kritiker, ein einziger, ein Österreicher hat am Ende des letzten Jahrhunderts die Frage gestellt, warum die Dirigenten nicht das machen, was da geschrieben steht. (Aus demokratischen Gründen - er kommt in keiner einzigen Statistik vor - nennen wir seinen Namen nicht).

Wie Frieden fördernd und gerecht das Fehlen eines Strafgesetzbuches für musikalische Delikte sich auswirkt! Man kann doch nicht alle, die an einem solchen Kulturmord direkt oder ahnungslos beteiligt sind, bestrafen. Das wäre unsozial. Sozial ist das, was für viele, so viele wie möglich, Gültigkeit besitzt. Mit den anderen kann man weiter nichts anfangen.


Verfasst: 11.06.2021, 15:26
von Melomane
Hallo,

man mag von Celibidache und seinen Ansichten halten, was man möchte. Ich erinnere mich jedenfalls an eine TV-Sendung. Da dirigierte Celibidache, wenn ich mich recht erinnere, den Nachmittag eines Fauns - oder war es La mer? Wenn ich mich auch nicht an den Titel sicher erinnere, aber daran schon: Selten hat mich eine Interpretation mehr emotional mitgenommen und gefesselt, ein intensives Ereignis ganz besonderer Art. Ist allerdings schon Jahre her seit der Ausstrahlung.

Viele Grüße

Jochen

Verfasst: 11.06.2021, 17:47
von Melomane
Hallo,

hier streamt schon den ganzen Tag - na gut, kleine Übertreibung - Scott Hamilton mit diversen Alben und Besetzungen. Gestartet wurde mit Who cares?. Aber dabei blieb es nicht. Wunderschöne Musik für den Start ins Wochenende auf der Terrasse mit einigen Gläschen Cremant und Sonnenschein. :cheers:

Viele Grüße

Jochen

Verfasst: 16.06.2021, 22:03
von hkampen
Moin,

heute läuft bei mir Live! At the "Golden Circle" von Made In Sweden aus dem Jahr 1970. Sound auf bestem Hobbykellerniveau, aber recht gut gespielt. Bluesrock mit Punkklang.

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Grüße
Harald

Verfasst: 17.06.2021, 12:10
von Franz
Hatte heute morgen mal wieder Lust auf was altes, so richtiger Rock`n Roll à la Chuck Berry:

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Lustig zu hören in dem song: "No particular place to go", daß man in einer Textzeile erfährt, daß man in den USA schon 1964 mit dem Sicherheitsgurt fuhr, bei uns gab es das erst ab 1976:
No particular place to go
So we parked way out on the Kokomo
The night was young and the moon was gold
So we both decided to take a stroll
Can you image the way I felt
I couldn't unfasten her safety belt

Also, man lernt auch etwas von der Zeitgeschichte, wenn man ältere songs hört. :mrgreen: Darüber hinaus ist die Musik von Chuck Berry eh für mich zeitlos.

Gruß
Franz

Various Artists - Go´Natt

Verfasst: 17.06.2021, 15:16
von Bajano
Hallo zusammen,

bei 33 Grad Außentemperatur fühle ich mich in meinem Hör- und Heimkinokeller mit derzeit 21 Grad erheblich wohler, als im Rest des Hauses.

Zur Entspannung lief gerade das Album Go´Natt mit verschiedenen Interpreten. Ich kannte davon bisher nur den Song Byssan Lull von Kari Bremnes und bin nun von dem gesamten Werk sehr angetan:

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Wirklich sehr schöne ruhige Musik in hervorragender Aufnahmequalität, die so richtig entschleunigt. Mal hören, ob mich das Nachfolgealbum Go´Natt, Vol. 2 ebenso begeistert.

Viele Grüße,
Oliver

Verfasst: 17.06.2021, 19:28
von alcedo
Hallo Olli

ich kann mir gut vorstellen, dass dir Byssan Lull gut gefällt - des "Seemanns Wiegelied" :cheers:
In der 2. oder 3. Strophe (die, mit den drei Winden) finde ich die Umsetzung der Windgeräusche (in der Version von Kari Bremnes) durch Gesangsstimmen fantastisch gemacht!
Ich mag dieses Lied seit ich es zum ersten Mal im Original mit Evert Tauber gehört habe.

Grüße
Jörg

Verfasst: 17.06.2021, 20:24
von Bajano
Hallo Jörg,

was denkst Du wohl, wie sich die drei Winde erst mit 30cm DPS-4.1 anhören? :lol: :cheers:
Übrigens, Volume 2 gefällt mir mindestens genauso gut!

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Viel Hörspaß,
Oliver

Verfasst: 18.06.2021, 09:10
von Piano0412
Guten Morgen!

Ich möchte mal wieder DANKE sagen für die vielen schönen Musikempfehlungen! Nicht alles trifft meinen Geschmack, aber ich habe einige Sahnestücke in Musikecken gefunden, in denen ich nie damit gerechnet hätte :D

Bisher hätte ich zum Beispiel gesagt "Jazz ist nicht mein Fall", aber das ist bei genauerer Betrachtung genauso Blödsinn wie "Popmusik ist nicht mein Fall". Beides ist so vielseitig, dass es halt viel gibt, was mir nicht gefällt, aber eben umgekehrt auch einiges, was mir sehr gut gefällt. Von daher freue ich mich immer wieder auf neue musikalische Erkundungsreisen auf bisher unbekanntem Terrain 8)

Jetzt gerade höre ich in Celibidache rein. :)

Frohes Schwitzen heute!
Herzliche Grüße
Jochen

Verfasst: 18.06.2021, 10:54
von Melomane
Hallo,

ich höre mich gerade durch diese Box:

https://www.discogs.com/de/Various-Blue ... e/11662591

Also Blue Notes. Vol.1 - auch wenn sie nicht so heißt. Vol. 2 und 3 sind aber schon geordert. Ob es noch mehr gibt, weiß ich nicht.

Es handelt sich also um alte Blue Note-Veröffentlichungen. In Vol. 1 vornehmlich aus den 50er Jahren, also mono. Ich bin erstaunt, wie frisch und lebendig zumeist dennoch die ersten beiden CDs im Kopfhörer erklangen, das Piano allerdings ein wenig dumpf. Dennoch in der Summe sehr schön. Auch weil die Musik hält, was das Label verspricht. Offenbar hat Documents da nicht noch eigene Finger im Spiel gehabt, sondern in guter Qualität Vorhandenes übernommen und in die preisgünstige Box "gepresst".

Viele Grüße

Jochen

Verfasst: 23.06.2021, 13:57
von Franz
Eben lief dieses Album aus den Sechzigern Jahren bei mir:

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Mit einem meiner all-time-favourites-song: It´s all over now, Baby Blue: http://www.wasissn.de/alles-vorbei-kleine/

Gruß
Franz