Lucien Dubuis ist eines der ganz großen jungen Talente des Schweizer Jazz. Mit seinem Album „Le Retour“ bekräftigt und bestätigt er eine musikalische Linie, die Raum läßt für Punk und Satire, für entfesselte und originelle, alternative und humoristische Töne. Der feste Zusammenhalt des Trios hat sich aus zahllosen Auftritten über die Schweizer Grenzen hinaus entwickelt und wurde geprägt durch eine sporadische Zusammenarbeit mit dem aus New York stammenden
Girtarristen Marc Ribot. Eine wahre Entdeckung!
Der Schweizer mit seinem Trio als nonkonformer Multi-Instrumentalist, der vor allem in der Jazz- und Improvisations-Szene beheimatet ist, gemeinsam mit Marc Ribot, der schon mit Tom Waits, Elvis Costello und anderen zusammenarbeitete und als Marc Ribot’s Ceramic Dog mit dem Album Party Intellectuals für Verstörung sorgte… Das kann ja was werden, mag man meinen. Und tatsächlich: Das wird so einiges. Hier werden ohne Rücksicht auf Verluste Grenzen ausgelotet und mit einer Besetzung, die neben der üblichen Rock-Besetzung mit Gitarre, Bass und Schlagzeug auch Altsaxophon und Kontrabass-Klarinette enthält ein Album erstellt, das trotz seines improvisierten Charakters immer noch so etwas wie Struktur erhält. Der grobe Rahmen des Albums ist mit dem Spannungsfeld von Jazz und Rock gut umrissen – also genau die beiden musikalischen Pole, die sich durch die Musiker bedingt, bereits vereinen. Dass Jazz auch mit harten Instrumenten funktioniert, wird dabei genauso gut bewiesen wie die Tatsache, dass man auch mit Saxophonen gute Rockmusik machen kann.
Trotz allem Anspruch, den diese Kombination erwecken mag, hat man den Eindruck, dass hier vor allem die Idee dahinterstand, sich auszutoben. Und zwar auf hohem Niveau. m Endeffekt braucht man dabei ein saloppes Wort, um das Gebotene zu beschreiben: Abgefahren! So wie hier die Grenzen der Genres ausgelotet werden, muss man sich als Hörer auch selbst fragen: Wie weit ist man selbst bereit, hier mitzugehen? Für Freunde des avantgardistischen Jazz ist es auf jeden Fall ein Eldorado. Auch Freunde der experimentelleren Motorpsycho-Phasen ist das hier sicherlich ein großes Vergnügen. Ansonsten hat man hier die Gelegenheit, seinen musikalischen Horizont ein ganzes Stück zu erweitern. Wer hierzu bereit ist, wird auf jeden Fall seine Freude haben. Genre-Puristen hingegen dürften es schwer haben. Wer Gefallen an der Musik findet, wird sich dann sicher auch noch darüber freuen.
Hier noch eine kritische Rezension: http://www.omm.de/cds/jazz/lucien-dubuis-trio.html
Hört mal rein, mich hat es nach anfänglicher Verstörung immer mehr fasziniert, je länger ich diese CD durchhörte. Ungemein spannend, man fragt sich dabei, was wohl als nächstes kommt, ob Schock oder Erleichterung, in bekanntere, seichtere Fahrwasser zu geraten. Und da die Tonqualität sehr gut ist, kann es eine wahre Entdeckungsreise in das Reich der Klänge werden, wenn man sich darauf einläßt. Mein Tip: Wenigstens einmal durchhören und aushalten, es könnte sich lohnen und eine Bereicherung und Erweiterung des musikalischen Horizontes werden. Ich bin jedenfalls davon fasziniert.
Lucien Dubuis: Altsaxophon, Bassklarinette, Kontrabassklarinette
Roman Nowka: Bass, Gitarre
Lionel Frieli: Drums
Infos zur Band: http://www.luciendubuistrio.ch/
Gruß
Franz
