Professor Bottleneck (Deutscher Blues)

Klangperlen und künstlerische Leckerbissen
Antworten
hornblower

Professor Bottleneck (Deutscher Blues)

Beitrag von hornblower »

Bild

Prof. Bottleneck, alias Rolf Heimann Jahrgang 1948, ist ein Deutscher Blueser, ein Purist, ein Traditionalist. Den Hut tief ins Gesicht gezogen, die Harmonika im Gestell vor dem Mund, die Dobro - diese schillernde Harley-Davidson unter den Gitarren - in den Armen: nicht nur die Optik, nein, auch der Sound könnten aus einer verräucherten Honkey-Tonk-Kneipe des Mississippi-Delta der 30er Jahre stammen. Und dennoch: Das ist weißer Blues, der sich afro-amerikanischen Wurzeln verdankt. Er trägt die Tradition von Legenden wie Robert Johnson, Kokomo Arnold, Peetie Wheatstraw, aber auch Muddy Waters und Slim Harpo fort. Und auch seine eigenen Kompositionen lassen den Blues hier und heute lebendig werden und bleiben - stets privat, immer realistisch, nie ohne Hoffnung.
Die CD "Baby, please" (in audiophiler Direkteinspielung) gibt einen guten Überblick über das, was einen auf einem Livekonzert erwarten könnte.

Die CD wurde 1994 vom Musiker (Studium Klavier an der Musikhochschule Detmold) und Tonmeister Toms Spogis direkt auf Zweispur aufgenommen. Der Aufnahmepegel ist extrem leise. Ich höre die CD mit 21 dB (!) mehr als z.B. eine Stockfish-CD. Headroom hat man dadurch mehr als genug für Dynamikattacken. Und die gibt es auf dieser sehr seltenen CD fürwahr. Traut man sich, den Volumenregler mehr als üblich aufzudrehen, wird man stellenweise fast aus dem Sessel katapultiert, besonder in Track 11 bei dem Schlagzeugsolo. Aber auch die Stimme des "Professors" verfügt über eine beachtliche dynamische Spannweite.

Obwohl es dieser Musiker nie zu größerer Bekannheit gebracht hat (außer in Insiderkreisen), ist er ein Könner seines Fachs. Seine Begleitmusiker stehen dem in nichts nach.

Wer das Glück hat, diese CD (vielleicht in der Bucht) zu erstehen, sollte nicht zögern. Er ersteht dann ein seltenes audiophiles Juwel.

Andreas
Antworten