12 Stradivari - Janine Jansen (Decca)

Klangperlen und künstlerische Leckerbissen
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Melomane
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12 Stradivari - Janine Jansen (Decca)

Beitrag von Melomane »

Hallo,

Musikempfehlung? Ich weiß nicht recht. Eher die Neugier, die mich umtreibt. Hat jemand von euch diese Produktion:

https://www.discogs.com/de/release/2044 ... Stradivari

?

Mich interessiert, ob und welche Unterschiede ihr wahrnehmen könnt. Schließlich geht es bei Kabeln etc.. Warum nicht auch bei Stradivaris? Ich muss leider passen. Mir fehlen die Ohren, die etwaigen Unterschieden nachspüren könnten. Dennoch macht das Scheiblein Spaß.

Viele Grüße

Jochen
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Horse Tea
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Beitrag von Horse Tea »

Hallo Jochen,

vielen Dank für den Tip. Ich kenne dieses Album noch nicht, nehme mir aber vor, es via Qobuz zu hören. Ich halte Janine Jansen momentan nämlich für eine Geigerin in der absoluten Spitzenklasse, technisch, musikalisch und bezüglich Interpretation. Sie versteht sich auch in den großen Violinkonzerten als kammermusikalische Partnerin der Orchestergruppen. Das entspricht meinen Neigungen. In der Digital Music Hall sind das Violinkonzert von Tschaikowski und das von Sibelius, das ich in diesem Jahr auch live in Berlin hören konnte, wirklich eine Empfehlung.

Viele Grüße
Horst-Dieter
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Sebabe
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Beitrag von Sebabe »

Hallo, musikalisch ein tolles Album.
Allerdings finde ich die Aufnahme wird den besonderen Instrumenten nicht ganz gerecht.
Es wäre schön wenn die Violinen etwas mehr Raum (Räumlichkeit) bekommen hätten.
Dann würden die Eigenheiten auch greifbarer werden.
Vg
Sebastian
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alcedo
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Beitrag von alcedo »

Hallo Jochen,

ein interessantes Album, in das ich bislang nur mal kurz reingehört habe. Wenn ich mehr Ruhe habe, werde ich sie sicherlich intensiver studieren (der Sherlock Holmes in mir erwacht ;-)

Wir hatten dieses Thema (nur kurz) in ähnlicher Weise schon einmal hier (viewtopic.php?p=210132#p210132) erwähnt und etwas ausführlicher für Konzertflügel hier (viewtopic.php?p=182490#p182490) besprochen. Letzteres gelingt mir übrigens deutlich besser als die Unterscheidung von Violinen.

Allerdings kann man oft recht gut die einzelnen Geigenspieler(innen) voneinander unterscheiden.
So z.B. Anne-Sophie Mutter (mit mind. 2 Stradivaris in ihrem Besitz) als Solistin oder in einem Streichquartett Günter Pichler als Primarius des Alban Berg Quartetts (wobei ich keine Ahnung habe, welches Instrument er gespielt hat)

Meines Erachtens sind diese wertvollen Namensgeigen eher so etwas wie der (nach außen deutlich sichtbare) Ritterschlag des jeweiligen Geigers/ Geigerin. Andererseits spielen andere berühmte Geiger gerne auf modernen Instrumenten - so wie Christian Tetzlaff mit seiner bereits dritten Geige von Stefan-Peter Greiner.

Und die kostet nur knapp 60 TEUR ;-)
Mal zum Vergleich: als teuerste Stradivari gilt die 2011 für 11 Mio € versteigerte und 1721 gebaute "Lady Blunt" (obgleich vor etwa einem halben Jahr gerüchteweise für knapp 15 Mio $ das ehemalige Instrument von Toscha Seidler versteigert worden sei).
Guarneri schuf dagegen die bislang teuerste Geige der Welt: die "Vieuxtemps" wurde 2010 für stolze 18 Mio € versteigert.

Als Ergänzung zum Thema mag dieser Artikel fungieren: https://www.wissenschaft.de/gesellschaf ... zte-diven/
Dort verglich die Geigenforscherin Dr. Claudia Fritz von der Universität Paris die legendären Violinen mit modernen Instrumenten und fand heraus, dass sie klanglich nicht zu unterscheiden sind und die modernen Geigen oftmals besser klingen. Allerdings wurden nur 3 Stradivaris gegen 3 moderne Instrumente verglichen - was die Aussagekraft vielleicht ein wenig einschränkt.

Viele Grüße
Jörg
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Melomane
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Beitrag von Melomane »

Hallo Jörg,

laut Beiheft der Complete Recordings-Box hat Pichler diverse historische Instrumente gespielt:

eine Vuillaume von 1850,
eine Goffriler,
eine Petrus Guarneri,
die Stradivari Leslie, Tate (1710),
eine Guadagnini von 1750,
eine nicht näher bezeichnete Stradivari von 1717,
schließlich ein modernes Instrument von Stefan-Peter Greiner.

Viele Grüße
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Marbello
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Beitrag von Marbello »

2009 hat auch der kanadische Geiger James Ehnes so ein Projekt vorgelegt mit diversen Stradivaris und Guaneries , als CD Homage erhältlich.
Habe ich allerdings lange nicht mehr gespielt.
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Melomane
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Beitrag von Melomane »

Herzlichen Dank für den Hinweis! :cheers:

Viele Grüße

Jochen
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alcedo
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Beitrag von alcedo »

Hallo,

die Qualität der Musik mit dem gut harmonierendem Duo Jansen & Pappano steht sicherlich außer Frage - und wurde auch folgerichtig für verschiedene Preise nominiert.

Das Projekt selbst ist meines Erachtens (auch) als Marketinginstrument zu verstehen, wie man zumindest dem Beiheft und den Artikeln im Netz entnehmen kann. Hintergrund war das Bestreben der Firma J & A Beare Ltd in London (einem weltweit anerkannten Violinen-Händler), eine sechsbändige Stradivari-Ausgabe als "ultimative Stradivari-Ikonographie" herauszubringen. Parallel dazu gibt es auch einen Dokumentarfilm.
Andererseits: wie sollte man sonst solch ein logistisches Groß-Projekt mit 12 derartigen (wunderbar erhaltenen) Geigen gleichzeitig (zumindest für 2 Wochen) an den gleichen Ort stemmen können? Sicherlich auch eine Meisterleistung der organisierenden Firma!
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copyright: www.beares.com

Interessant: einige der Geigen wurden noch nie für Aufnahmen genutzt, andere seit Jahrzehnten nicht mehr gespielt. Henry Vieuxtemps’ "Romances" wird dagegen auf der gleichen 1710 Stradivari gespielt, die er selbst besaß. Ebenso wie Fritz Kreisler’s "Liebesleid" auf seiner 1733 Stradivari aufgenommen wurde.

PS: gerade noch einmal versucht - ich habe einfach zu wenig Ahnung von Geigen, um die einzelnen Instrumente hörend unterscheiden zu können :roll:

Viele Grüße
Jörg
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atmos
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Hörtest Stradivari

Beitrag von atmos »

Hi,
verblindete Hörtests haben ergeben, dass Kenner selbst eine moderne Geige nicht von einer Stradivari zielsicher unterscheiden können, es sei denn, die moderne Geige wird lauter gespielt als die Stradi, die von Haus aus etwas dunkler klingt.

Ich war mal in Mittenwald im Geigenbaumuseum und habe versucht, mit dem Geigenbaumeister auf highfideler Ebene seine Geigen gegen Stradivari auszuspielen. Er hat mir dann milde beigebracht, dass ich von Geigen keine Ahnung habe.

Gruß
Günther
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Thomas86
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Beitrag von Thomas86 »

Hallo Günter,

Schlau aus deinem Post werde ich nicht.
Schreibst du selbst, dass eine Stradivari anders klingt ...

Bei Musikinstrumenten ist mir der Spruch meines Professors sehr im Gedächtnis geblieben:

"Es singt der Vogel und nicht der Käfig"

Oder frei nach einem YT-Kommentar:

"I can make a $20,000 instrument sound like a $20 instrument"

Gruß
Thomas
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Horse Tea
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Beitrag von Horse Tea »

... es kommt dabei nur auf den/die Geiger(in) an :mrgreen: .
Viele Grüße
Horst-Dieter
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alcedo
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Beitrag von alcedo »

Hallo
Thomas86 hat geschrieben: 22.11.2022, 12:04 "I can make a $20,000 instrument sound like a $20 instrument"
das glaube ich gerne :lol:

Geht es aber auch umgekehrt? Zumindest von der Tendenz her hat dies öfter unser damaliger Nachbar erzählt, immerhin Musikprofessor und Konzertmeister in einem renommierten Orchester. Er ist fest der Überzeugung, dass ein Bogen wesentlich wichtiger sei als die Geige selbst (und er besitzt u.a. eine sehr teure moderne Geige). Er hat das vor einigen Jahren auch mal mit verschiedenen Bögen vorgeführt - klang sehr überzeugend für mich.

Vielleicht bringt mal jemand eine CD mit 12 verschiedenen Bögen heraus? :cheers:

Verbogene Grüße
Jörg
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