Dirigenten der zweiten (?) Reihe

Klangperlen und künstlerische Leckerbissen
Melomane
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Beitrag von Melomane »

Hallo,

nochmal zu Wallberg: Mir kam neulich seine Einspielung von Mendelssohns 4. Symphonie auf den Teller:

https://www.discogs.com/de/release/1199 ... Nights-Dre

Die hat mir sehr gut gefallen in ihren Klangfarben und der ausgewogenen Darstellung. Mancher mag die dann langweilig nennen, weil nicht modern, man könnte sie aber auch als klassisch schön bezeichnen. Was dann beides auch immer heißen mag. Jedenfalls hat mich der Wallberg dazu angeregt, mir die "Italienische" genauer anzuhören. Bislang stand die bei mir in der Beliebtheit immer hinter der "Schottischen" zurück.

Viele Grüße

Jochen
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alcedo
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Beitrag von alcedo »

Guten Abend,

bekanntermaßen höre ich mich gerade durch die Bruckner Symphonien durch. Inzwischen bei der 8. sind mir 2 Dirigenten begegnet, die ich nur wenig oder gar nicht kannte. Ersterer ist Carl Schuricht, der wunderbare Aufnahmen vom Bruckners 8. und 9. Symphonie veröffentlicht hat.

https://www.discogs.com/de/release/1096 ... es-No-8-9-

Der andere - die größte Entdeckung bislang für mich - ist Carlos Paita.

https://www.discogs.com/de/release/2532 ... In-C-Minor

Was für eine fulminante Aufnahme der 8. Symphonie! Bei Qobuz neugierig mal nach weiteren Alben dieses Dirigenten gesucht und bei der Symphonie Fantastique von Berlioz hängengeblieben. Nur mal eben reinhören vor dem Abendessen... Pustekuchen - habe ich direkt zu Ende hören MÜSSEN. Der Mann war ein südamerikanisches Feuerwerk. Carlos Paita - dieser Name steht ab sofort auf meiner LIste der noch zu hörenden Dirigenten. Von wegen 2. Reihe!!

Beste Grüße
Jörg
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Melomane
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Beitrag von Melomane »

Hallo,

oh, der thread lebt noch. :)

Ich habe neulich im TV eine wirklich schöne Sendung über Herbert Blomstedt gesehen. Ich finde die leider nicht in der Mediathek.

Jedenfalls findet Mediathekview einiges anderes:

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Der Blomstedt ist mittlerweile uralt, 1927 geboren und die Ausschnitte in der Sendung machten Appetit auf mehr. Einiges habe ich von ihm im Bestand, aber nicht vor Ohren. Das kommt mal auf die Todo-Liste.

Viele Grüße

Jochen
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alcedo
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Beitrag von alcedo »

Guten Abend, Jochen

möglicherweise meintest du folgende Sendung "Wenn Musik tönt, wird die Seele angesprochen":
https://programm.ard.de/TV/3sat/wenn-mu ... 4000927346

Steht in der Mediathekview unter Nr. 8581 bei 3sat zum Download bereit ;-)

PS: Die Suche bei Mediathekview ist leider oft nervend. Ohne genauen Titel findet man selten das Gesuchte ...

Viele Grüße
Jörg
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Melomane
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Beitrag von Melomane »

Hallo Jörg,

danke, genau, die Sendung meine ich. Hast du eine andere Version der Mediathekview? Ich sehe bei meiner nix von 3Sat? Egal, der Blomstedt ist ein Phänomen.

Viele Grüße

Jochen
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alcedo
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Beitrag von alcedo »

Hallo Jochen

ich habe die aktuelle Version 13.9.1
Wenn du in der Überschriftenzeile einen Rechtsklick machst, kannst du dir die verschiedenen Spalten anzeigen lassen. U.a. auch den Sender, in diesem Fall eben 3sat :cheers:

Viele Grüße
Jörg
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Horse Tea
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Beitrag von Horse Tea »

Hallo Jochen, hallo Jörg,

nicht nur der Thread lebt noch, sondern auch Herbert Blomstedt. Er dirigiert jedes Jahr, so auch in der kommenden Saison 22.-24.09.10.23 die Berliner Philharmoniker, dann Strauss (Metamorphosen) und Beethoven (Eroika). Mit seinen 96 Jahren ist er im Dirigat natürlich recht sparsam geworden. Dennoch gehört er für mich in die erste Reihe, aber das ? im Titel steht ja auch in Klammern.

Wen sein Leben und sein musikalischer Werdegang interessiert, dem sei das Buch "Mission Musik" wärmstens empfohlen:

https://www.buecher.de/shop/dresden/mis ... escription

Meine Frau hat die Reportage über Herbert Blomstedt in 3sat mit viel Freude gesehen. Hier ist der Link:

https://www.3sat.de/kultur/musik/wenn-d ... n-100.html

Viele Grüße
Horst-Dieter
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Guenni
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Beitrag von Guenni »

na lieber Melomane wenn ich mir so dein Avatar anschaue wundert mich die Erwähung von Peter Maag überhaupt nicht. Wenngleich ich ihn wohl auch benannt hätte - alleine schon wegen Mendelssohn - Midsommernachtstraum
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Schuricht in der Tat wegen Bruckner. 8 und 9 fantastisch (auch sehr gut aufgenommen) - aber auch die 7.:

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Scherchen schon alleine wegen seiner Bücher, die bis heute masstabsetzend noch Ihre Gültigkeit haben ( "Lehrbuch des Dirigierens" und "Vom Wesen der Musik"). Vorallem sein Einsatz für die Moderne und tolle Haydn Interpretationen - wobei ein netter Herr (der rote Hermann) scheint er ja nicht gerade gewesen zu sein wenn man sich mal die Rehearsals ansieht.
Wenn ich mir die 3.Symphonie Beethoven mit Ihm anhöre war er ganz weit vorne weg mit dem Ansatz die Tempi schneller zu nehmen. Leibowitz und folgende (Michael Gielen) konnten darauf aufbauen. Bei dem Tempo des ersten Satzes würde es selbst bei längeren Proben auch die Orchestermusiker raushauen. Aber er hatte wohl damals aberwitzig wenig Zeit mit dem Orchester der Wiener Staatsoper zu proben.
Seine Interpretation "der Kunst der Fuge": grandios und lehrreich.
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Kurt Sanderling
- nicht nur wegen Shostakovich (bitte nicht tadeln , es gibt dermaßen viele Schreibweisen für Herrn: Шостако́вич / Šostakovič ) vor allem auch Sibelius Interpretationen.

Guido Cantelli (leider zu früh verstorben)

Frieder Bernius erlebt wohl gerade zurecht ein Hoch - sehr interessante Matthäus Passion (bei Carus erschienen)



dann natürlich nicht zu vergessen all jene die durch die Mauer nahezu 30 Jahre vom westlichen Treiben ausgeschlossen waren.
Siehe Oben (auch Scherchen, Sanderling,) Herber Kegel,
Ruldof Mauersberger h-moll Messe.
Günther Herbig
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alcedo
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Beitrag von alcedo »

Hallo Günni
Guenni hat geschrieben: 18.07.2023, 22:56 Guido Cantelli (leider zu früh verstorben)
... noch eine Lücke.
Welche Aufnahmen würdest du hier empfehlen, Günni?

Viele Grüße
Jörg
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alcedo
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Carlos Paita

Beitrag von alcedo »

Hallo zusammen,

weiter oben (viewtopic.php?p=231473&hilit=paita#p231473) hatte ich ja bereits auf den mir bislang unbekannten argentinischen Dirigenten Carlos Paita hingewiesen und auf seine hervorragenden Einspielungen von Bruckners 8. Symphonie

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und Berlioz "Symphonie fantastique"

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Auch die Berlioz-Aufnahme ist voller Emotionen und die Musik fliesst nur so dahin. Lyrisch, erzählerisch, spannend. Und der 4. Satz kann durchaus mit meiner Lieblingsaufnahme von Charles Munch mithalten und ist mindestens so bildhaft wie dort. Keine aufgesetzten Effekte wie bei so vielen Aufnahmen, dafür ungezügelte Leidenschaft.

Daraufhin habe ich nach Informationen und Aufnahmen dieses Dirigenten im Netz gesucht und nur wenig gefunden. Offenbar hat Paita erst unter DECCA aufgenommen, ist danach aber zu LODIA gewechselt (eine Tochter der DECCA?!). Wer sich über den Orchesternamen wundert: das Philharmonic Symphony Orchestra sei speziell für ihn aus Musikern aller großen Londoner Orchester gebildet worden. Das kenne ich zumindest sonst nur aus früheren Zeiten mit Toscanini und seinem NBC SO sowie Bruno Walter mit dem Columbia SO.
Sicherlich bestärkt durch die extrem hohe technische Aufnahmequalität der LPs fanden sich Liebhaber, die auch entsprechende Preise gezahlt haben. Nach dem Hype (und dem Tod Paitas) kam dann das Vergessen und auch die CDs sollen eine zeitlang nur noch auf dem Gebrauchtmarkt verfügbar gewesen sein. Inzwischen ändert sich das und einige sind nun - auch z.B. über Qobuz als Download - wieder erhältlich.

In der Bucht habe ich gerade einen Stapel Paita-CDs ergattert. Bis die hier sind, höre ich sie mir in Qobuz an - und kann später vergleichen, ob und wo die Unterschiede sind.

Empfehlen kann ich aber schon jetzt die Aufnahme mit Dvorak´s Symphonie Nr. 7.

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Hier findet sich kein auf "böhmisch" gemachtes Klangkonvolut, sondern eine fesselnde Interpretation mit wunderbaren Klangfarben und diesem mich so faszinierenden leidenschaftlichen Musizieren. Für mich zählt sie neben der Aufnahme mit Kubelik und den Berliner Philharmonikern sowie Kerstész und dem London SO zu den Spitzenaufnahmen dieser Symphonie!

Viele Grüße
Jörg
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alcedo
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Beitrag von alcedo »

Hallo zusammen,

Paita, Teil 2:

Interessant: wenn man die wenigen Informationen im Internet richtig deuten kann, dann hat Paita zwischen 1967 und 1988 ca. 2 Dutzend Alben aufgenommen. Und davon haben etwa die Hälfte den Grand Prix du Disc u.a. Preise gewonnen - keine schlechte Quote. Möglicherweise hat die Familie Paita diese Aufnahmen in Privatregie übernommen, denn es gibt Hinweise im Netz, dass der Bruder von Carlos höchstpersönlich den Vertrieb der Alben (damals immer LP im Paket mit den CDs) übernommen hat und die Händler auch selbst besucht hat.

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Nun ist das kleine Paket mit einem Stapel LODIA-CDs mit Paita als Dirigentem angekommen. Und natürlich habe ich mir gleich die Tschaikowsky-CD geschnappt, da ich bereits seit 2 Tagen diese hervorragende Aufnahme der 6. Symphonie über Qobuz höre. Wirklich eine hinreißende Interpretation - spätromantischer Ansatz, leidenschaftlich, mitreißend und mit einem tollen Raumklang!

Sie gehört für mich neben Mravinsky/Leningrad PO und Petrenko/Berliner PO ganz an die Spitze der hörenswerten Aufnahmen.
Ganz großes Kino!

Viele Grüße
Jörg
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Horse Tea
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Beitrag von Horse Tea »

Hallo Jörg,

ich habe den Namen noch nie gehört, obwohl ich mich intensiv mit dem Musikleben beschäftige. Wie bist Du ursprünglich auf ihn gestoßen?

Viele Grüße
Horst-Dieter
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alcedo
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Beitrag von alcedo »

Hallo Horst- Dieter

Ich hatte zuvor auch noch nicht von ihm gehört.

Seit ein paar Wochen beschäftige ich mich mit den Bruckner Symphonien. Dazu lese ich dann auch viel in Büchern oder im Netz. Dort tauchte immer wieder mal der Name Carlos Paita auf. Und jedes Mal wurde seine 8. in den höchsten Tönen gelobt (er hat von Bruckner ansonsten nur noch die 4. aufgenommen). Also habe ich sie mir angehört - und war direkt begeistert.

Viele Grüße
Jörg
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alcedo
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Beitrag von alcedo »

Apropos Bruckner:
Das Album mit der 4. Symphonie von Bruckner unter Paita ist keine offizielle Aufnahme, sondern entstand während eines Airchecks vor dem Konzert. Dort spielt auch nicht - wie angegeben - das Philharmonic Symphony Orchestra, sondern das National Symphony Orchestra Washington.

Falls es irgendjemanden interessieren sollte ... :lol:

Viele Grüße
Jörg
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alcedo
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Beitrag von alcedo »

Guten Abend,

und hier kommt Teil 3 über den Dirigenten Carlos Paita (und damit der letzte Part).

Warum der letzte? Nun, meine Euphorie über diesen Dirigenten hat einen deutlichen Dämpfer erhalten als ich mir seine Beethoven-Interpretationen anhörte. DIe 3. und 7. Symphonie sind für mein Empfinden eher mäßig (mit Ausnahme des 4. Satzes der 7. - der ist recht gut gelungen. Der Ausdruck der puren Lebensfreude kommt sehr glaubhaft rüber) und die 5. Symphonie ist schlichtweg unterirdisch. Zumal die 5. auch aufnahmetechnisch ein sehr dumpfes Klangbild mit stark eingeengter Bühne bietet als wäre es eine Monoaufnahme - und das für eine angebliche Top-Aufnahme aus 1986).
Dann doch lieber den Beethoven-Zyklus von Krips hören, um mal einen weiteren Dirigenten der "2. Reihe" hier zu nennen.

Paitas Aufnahme von Schuberts 9. Symphonie ist ebenfalls eher Durchschnitt (auch hier wäre Krips neben den Top-Aufnahmen von Savall, Furtwängler oder Klemperer zu bevorzugen), das Album mit Wagners Ouvertüren dagegen ist ein Feuerwerk an Effekten und Dynamik mit viel Schmackes.

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Übrig bleiben noch Brahms 1. Symphonie und Verdis Requiem. Beide Aufnahmen werden im Netz teilweise hoch gelobt - verkostet habe ich sie allerdings noch nicht.

Viele Grüße
Jörg
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