Empfohlene Neuerscheinungen

Klangperlen und künstlerische Leckerbissen
alcedo
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Schubert 8. und 9. Symphonie mit Savall

Beitrag von alcedo »

Hallo zusammen,

heute möchte ich eine fulminante Neueinspielung empfehlen, die ich mir direkt nach dem Lesen einer Rezension von Attila Csampai im RONDO-Magazin zugelegt habe: die 8. und 9. Symphonie von Schubert mit Savall am Pult.

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Und der Einfachheit zitiere ich dann auch gleich aus genannter Rezension:
"... Jetzt hat Spaniens Originalklang-Ikone Jordi Savall mit seinem 55-köpfigen Orchester Le Concert des Nations die beiden letzten Sinfonien Franz Schuberts einer ähnlichen Radikalkur unterzogen: Und obwohl beide Werke selbst im historisch orientierten Lager bestens diskografiert sind, staunt man über Savalls Detailpräzision und seine Radikalität in der minutiösen Umsetzung des Notentextes. Seine Rigorosität in der Umsetzung der ständigen dynamischen Kontraste und der ganz speziellen Klangregie Schuberts aber setzt in der „Unvollendeten“ ein Bedrohungspotenzial frei, wie man es in einer solchen Intensität wohl noch nicht gehört hat. Es geht hier im Kopfsatz nicht um düstere Vorahnungen einer kränklichen Seele, sondern um unerwartete Schicksalsschläge, existenzielle Bedrohung und ein wahrlich gespenstisches Szenario, dem das erlebende Subjekt hilflos ausgeliefert ist: So drastisch, so tragisch, so dunkel klang diese Sinfonie noch nie, aber genau diese unerbittliche Rigorosität Savalls enthüllt ihre tiefen humanen Kräfte. So wird endlich auch klar, dass der nachträglich angedichtete Makel des „Unvollendeten“ hier verfehlt ist, denn diese einzigartigen beiden Sätze bilden ein in sich geschlossenen autarkes Kunstwerk.
Auch in der „himmlisch langen“ C-Dur-Sinfonie aus dem Jahr 1825 entladen sich bei Savall gewaltige Kräftefelder einer neuen, unendlich ausströmenden sinfonischen Sprache, die weit in die Zukunft weisen: So scheint das Tor, das Schubert hier zur Romantik aufstößt, noch viel größer und mächtiger als wir bisher dachten, und er erscheint hier fast schon wie ein Mittler zwischen Beethoven und Berlioz. Das audiophile, hochauflösende Klangbild bekräftigt diesen Eindruck."


Dicker Daumen hoch für diese auch klanglich gelungene Einspielung!

Viel Spaß damit und beste Grüße,
Jörg
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alcedo
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Beitrag von alcedo »

Hallo Schubertianer,

eine kleine Ergänzung zu obiger Empfehlung möchte ich noch nachreichen.
Dem aufmerksamen Leser der üblichen Hifi-Gazetten wird vielleicht aufgefallen sein, dass die erwähnte Rezension von Attila Csampai fast wörtlich auch in der aktuellen Stereoplay zu finden ist. Mit einem interessanten Zusatz: Csampai weist auf die alternative neue Einspielung der Symphonien 8+9 durch René Jacobs hin - auch gerade erst kürzlich erschienen. Also mal in Qobuz reingehört.

Und tatsächlich: anders als Savall, aber ebenfalls sehr hörenswert. Eher kammermusikalisch orientiert und auch die feinsten Details herausarbeitend strukturiert.

"In seinen ausführlichen Linernotes entwickelt Jacobs die Theorie, dass die h-Moll-Sinfonie nicht "unvollendet" blieb, sondern bewusst unvollendet gelassen wurde, weil Schubert ihre beiden Sätze in Analogie zu Mein Traum gestaltete, einer autobiografischen Erzählung in zwei Teilen, die 1822, zeitgleich mit der Entstehung der Sinfonie, entstand. Während die erste Hälfte von Mein Traum vom Tod der Mutter und der problematischen Beziehung zu seinem Vater erzählt, taucht der zweite Teil in eine magische, romantische Welt ein und führt schließlich zur Versöhnung mit dem Vater. Auf dieser Aufnahme sind die beiden Teile der Erzählung den beiden Sätzen der "Unvollendeten" Symphonie vorangestellt und werden von Tobias Moretti rezitiert. Jacobs vertritt die These, dass nach der von Träumen inspirierten "Unvollendeten" die "Große" C-Dur-Symphonie mit ihrem feierlichen Charakter und ihren erhabenen Dimensionen für Schubert eine Befreiung darstellte." (HiResAudio)

Anmerkung: beide Alben sind übrigens mit recht lesenswerten Booklets versehen.

Viele Grüße
Jörg
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Hironimus_23
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Beitrag von Hironimus_23 »

Hallo Jörg,

danke für deinen Tipp zur Einspielung mit Jordi Savall, die ich als Savall-Fan bereits kannte und auch sehr gelungen empfinde.

Hierzu ergänzend ein Tipp auf die Arte-Mediathek -> Arte Concert, in der es einige sehr sehens-und hörenswerte Dokumentationen über ihn gibt.

U.a. die „Jordi Savall, Musiker für Europa“ geht u.a auch auf die Schuberteinspielung ein.

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Im Internet auch über diesen Link abzurufen:
https://www.arte.tv/de/videos/104864-00 ... er-europa/

Viel Spaß
Hironimus
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alcedo
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Berlioz: Les Nuits d´été

Beitrag von alcedo »

Guten Abend,

heute kann ich hier ein neues Album empfehlen, auf dass ich mich schon länger gefreut habe - bin ich doch seit den 70er und 80er Jahren durch Colin Davis zum Berlioz-Fan geworden. John Nelson ist seit Jahrzehnten bekennender Berlioz-Dirigent und hat bereits wunderbare Aufnahmen veröffentlicht. Sowohl bei "Les Troyens" als auch bei "La Damnation de Faust" wurde er schon vom Solisten Michael Spyres begleitet - und die beiden haben sich hier wieder zusammengefunden.

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Spyres beherrscht die französische Sprache wunderbar und besitzt eine außergewöhnliche Palette an Stimmfarben. Das Besondere: hier werden die Lieder in ihrer ursprünglichen Orchestertonart vorgetragen. Hatte ich zuvor noch nie gehört. Spyres bringt mich als Baritenor mit seiner stimmlichen Gestaltwandlung immer wieder zum Aufhorchen: klingt er in der "Villanelle" eben noch wie ein lyrischer Tenor, gelingt ihm die Wandlung in den Baritonmodus blitzschnell und sicher für das "Spectre de la Rose", um dann im folgenden "Sur les lagunes" noch tiefer abzutauchen. Eine Stimme, der ich nur allzu gerne zuhöre ...

Abgerundet wird das Album durch "Harold en Italie" mit dem jungen Bratschisten Timothy Ridout, der temperamentvoll und mit einem schönen warmen Ton spielt. Herrlich sind die Stellen, an denen er sich zurücknimmt und seine Orchesterkollegen begleitet wie im "Marche des pèlerins". Sie kann sich gut gegen meinen Allzeit-Favoriten mit Tabea Zimmermann (oder Nobuko Imai) halten.

Insgesamt eine gelungene Aufnahme, die mir sehr viel Spaß bereitet.

Beste Grüße
Jörg
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alcedo
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Die Klavierkonzerte des Johann Wilhelm Wilms aus Witzhelden

Beitrag von alcedo »

Hallo Klassikfreunde,

der Geburtsort des Komponisten (sowie Pianisten, Organisten und Flötisten) Wilms heißt wirklich so. Berühmt wurde er jedoch in seiner Wahlheimat Niederlande, für die er auch die vormalige Nationalhymne komponierte.

Als Zeitgenosse Beethovens führte es dessen Klavierkonzerte in den Niederlanden als erster auf und schrieb auch selbst welche. Nun hat Ronald Brautigam (anlässlich des 250. Geburtstags von Wilms) diese Konzerte zusammen mit der Kölner Akademie unter Michael Alexander Willens auf einem nachgebauten (und hervorragend klingenden) Hammerflügel von 1819 mit seinem neu erschienenen Album komplett eingespielt.

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Die Musik (in historischer Aufführungspraxis, die mir hier perfekt passend erscheint) hat mich direkt so gefangen genommen, dass ich statt „ich hör da mal kurz rein …“ beide Alben hintereinander weghörte und mir dann beide zugelegt habe. Wunderbar perlende Musik, tolle Klangfarben, herrliche Melodieläufe. Obgleich neu (für meine Ohren) klingt es doch irgendwie vertraut. Was daran liegen mag, dass Wilms sich (souverän) des Musikgeschmacks der damaligen Zeit bediente.

Eine schöne Einführung findet sich hier:
https://www.classicalexplorer.com/a-dis ... elm-wilms/

Viel Spaß bei dieser wirklich gelungenen Einspielung!
Jörg
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Bajano
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Paco De Lucia - The Montreaux Years

Beitrag von Bajano »

Hallo Gitarrenfreunde,

ich bin derzeit mit einem Vergleichstest zwischen den Streamingdiensten Tidal und Qobuz beschäftigt und dabei auf das am vergangenen Freitag erschienene Album The Montreaux Years von Paco De Lucia gestoßen.

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Genialer Künstler, tolle Musik und eine sehr ansprechende Aufnahme … was will man als Musikfreund noch mehr?
https://www.jpc.de/jpcng/jazz/detail/- ... m/11142173

Ich wünsche Euch viel Hörspaß & einen hohen Fußwippfaktor,
Oliver
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alcedo
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Beitrag von alcedo »

Hallo Olli

Danke für diese wunderbare Empfehlung!
Da ich gerade in Spanien war, passte die Stimmung wunderbar. Was für eine geniale Musik - und das von einem Musiker, der keine Noten lesen konnte!
Leider ist Paco de Lucia viel zu früh verstorben ...

Viele Grüße
Jörg
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alcedo
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Jordi Savall: Codex Las Huelgas

Beitrag von alcedo »

Hallo

nachdem ich wieder eine Zeitlang in Spanien weilte und mich an katalanischer Musik erfreuen konnte, hier eine ganz frische Empfehlung: das neueste Album von Jordi Savall mit dem "Codex Las Huelgas"

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Las Huelgas ("Ort der Muße") meint das königliche Zisterzienserinnen-Kloster Santa María la Real de Las Huelgas, dessen jeweiliger Äbtissin sehr weitreichende Rechte (ähnliche einem Bischof) zugestanden wurde und war im ausgehenden Mittelalter ein Treff adliger und einflussreicher Persönlichkeiten aus ganz Spanien, inklusive der kastilischen Königsfamilie.

Bei Mittelalterlicher Musik befällt mich schon mal eine schnell eintretende Langeweile - hier nicht. Ganz im Gegenteil, die einzelnen Stücke sind doch recht unterschiedlich in Stimmung, Klangfarben und Melodik. Savall hat eine wunderbare Auswahl der umfangreichen Handschrift mit herrlichem mehrstimmigen Gesang getroffen. Das Album lässt die Zeit nur so verfliegen - und Finger, Füße sowie die Hüfte wippen im Takt ;-)
Wer gerne einen Anspieltipp hören möchte: Nr.7 - Alpha, bovi et leoni

Dem Album liegt ein gut geschriebenes Booklet bei - allerdings in (leicht verständlichem) französisch. Die Aufnahme ist auch technisch sehr gut gelungen.

Viel Freude mit dem Album und beste Grüße,
Jörg
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Nordlicht
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Beitrag von Nordlicht »

Hallo

Einer der Neuerscheinungen gefällt mir besonders gut. Das aktuelle Album vom Emil Brandqvist Trio.
Wunderbare, ruhiger und melodischer Jazz. Für mich ein Genuss zum Feierabend. Es ist eines der wenigen Alben das ich komplett durch hören kann.

Viel Spaß damit.

Viele Grüße
Jörg

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Bajano
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Emil Brandqvist Trio - Layers Of Life

Beitrag von Bajano »

Liebe Freunde nordischer Jazz-Musik,

vergangenes Wochenende wurde das neue Album Layers Of Life vom Emil Brandqvist Trio veröffentlicht.

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Ich höre es gerade zum dritten Mal und bin nach wie vor begeistert. Die gespielten Instrumente stehen einerseits alle für sich selbst und verschmelzen doch zu einer gemeinsamen Melodie. Die Musik nimmt mich gefangen und führt auf einer entspannten Reise durch verschiedene Klangwelten - einfach nur schön.

https://www.jazz-fun.de/emil-brandqvis ... -life.html

Ich wünsche Euch viel Hörspaß,
Oliver

P.S. Jörg und ich hatten uns nicht abgesprochen … aber er war schneller :cheers:.
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Bajano
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Schiller - Illuminate

Beitrag von Bajano »

Hallo zusammen,

morgen erscheint das neue Doppel-Album Illuminate von Christopher von Deylen alias Schiller.

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Ich habe mir gerade die erste CD angehört und die knochentrockenen Bässe des Openers „Empire Of Light“ haben meine BM12 sofort überzeugt :cheers:. Wenn mich der zweite Teil ebenfalls mit abwechslungsreichen Arrangements und hohem Fußwippfaktor überzeugt, dann wird dieses Album sicherlich noch oft bei mir gespielt.

Viele Grüße,
Oliver
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Hironimus_23
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Sergey Akhunov - Songs & Poems

Beitrag von Hironimus_23 »

Hallo Klassikfans,

hier eine ("Neu-")Empfehlung (bereits aus 2021) zum Album „Songs & Poems“, komponiert von Sergey Akhunov (Baujahr 1967). Habe dieses Album bereits mehrmals am Stück durchgehört, es hat auf mich eine sehr entspannende fast schon spirituelle Wirkung. Das Genre würde ich irgendwo zwischen Moderner Klassik (wobei das nicht mein favorisiertes Genre ist), Neoklassik und Barock verorten.

Neben den Kompositionen gefallen mir auch die Stimmen extrem gut: Julia Lezhneva (Sopran), Dmitry Sinkovsky (Countertenor) und Olesya Petrovas (Alt).

Viel Spaß beim Anhören!
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https://open.qobuz.com/album/ncoxv6kmn8h4b

https://open.spotify.com/album/2RFDluXN ... irrq4eQddg

Gruß
Hironimus
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alcedo
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Beitrag von alcedo »

Hallo Hironimus

interessante Musik - völlig neu für mich. Ungewohnte Effekte (zumindest in meiner Wahrnehmung) in der neuen E-Musik mit Glockenläuten, minimal music-Anklängen, psychodelic, einem Touch Filmmusik sowie dem (dirigierenden) mir noch nicht bekannten Countertenor Sinkovsky

Schöne Empfehlung!

Viele Grüße
Jörg
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Hoerzone
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Beitrag von Hoerzone »

alcedo hat geschrieben: 01.03.2023, 19:39
Da ich gerade in Spanien war, passte die Stimmung wunderbar. Was für eine geniale Musik - und das von einem Musiker, der keine Noten lesen konnte!


Viele Grüße
Jörg
Hi Jörg
das ist bei Flamenco auch überhaupt nicht notwendig und Gitarre spielt sich mit Tabulator vorzüglich (so man sie denn überhaupt braucht, was bei Paco kaum der Fall sein dürfte

Mir persönlich haben seine reinrassigen Gitarrenalben (vorzugsweise Flamenco und klassiche spanische Kompositionen) immer am besten gefallen, die Ausflüge ins Orchester und Jazz haben mich nicht so angesprochen. die angesprochene Aufnahme kenn ich nicht, muss ich mal reinhören

viele Grüße
Reinhard
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treble trouble
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PROGedia Diõscuri

Beitrag von treble trouble »

Hallo,

aktuell in den Neuheiten bei qobuz: Ein Album, das mir auf Anhieb sehr gut gefällt und bei qobuz nur 2,50€ kostet? Preisfehler?

PROGedia
Album: Diõscuri

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Bei qobuz ist es unter Electronic gelistet. So richtig passt es da nicht hin, finde ich. Klar ist auch Elektronik zu hören, aber das Interessante ist der Genre-Mix. Teilweise hat es was von Trip Hop oder auch was Progressives. Ein kurzes und kurzweiliges Album. Ich versuche gar nicht, es genauer zu beschreiben. Einfach selber reinhören!

Gruß
Gert
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