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Klangperlen und künstlerische Leckerbissen
Nordlicht
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Beitrag von Nordlicht »

Hallo

Hier mal ein Musiktip zum Sonntag von mir:

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Ruhiger Vokal Jazz von Cécile McLorin Salvant in sehr guter Klangqualität. Ideal für einen musikalischen Sonntagnachmittag.

Viele Grüße
Jörg
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Bajano
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Armin Sabol - Back In Blue

Beitrag von Bajano »

Liebe Rock-Freunde,

gerade habe ich mir das neu veröffentlichte Album Back In Blue von Armin Sabol angehört und ordentlich mitgerockt.

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Ich kannte den Künstler bis heute nicht und deshalb war ich überrascht, als ich diese Zeilen las:

"Angefangen hat er 1977 mit der Band SHIVA, der er zusammen mit Mat Sinner (SINNER, PRIMAL FEAR) gegründet hatte. 1981 traf er auf den damals noch völlig unbekannten Sänger Peter Schilling. Zusammen mit ihm schrieb Armin Songs und entwickelte einen Sound und, welcher die Popwelt verändern sollte. Das Debütalbum »Fehler im System« erschien 1982 und die Single »Major Tom (völlig losgelöst)« stürmte in Deutschland auf Platz eins in den Charts. In den USA konnte man mit der englischen Version Platz 14 in den Billboard Charts verbuchen und in den US Dance Charts war man gar auf Platz 1! Das Resultat waren vier goldene Schallplatten aus Deutschland, Österreich sowie Kanada (Single und Album) sowie unzählige TV-Auftritte. Nach dem Nachfolgealbum »120 Grad« mit der Single »Terra Titanic« trennten sich Peter und Armin, der fortan neue Wege ging. So konnte der bekennende Biker als Studiomusiker auf Werken von HAZEL O' CONNOR, ERIC BURDON oder THOMAS D. die Gitarren schwingen und war auch auf mehreren Alben und Singles der FANTASTISCHEN VIER zu hören. Als Produzent arbeitete er mit Acts wie RAGE, SINNER oder PYRACANDA. Dazu schrieb er einiges an Musik welche weltweit im TV eingesetzt wird. So z.B. in Shows und Produktionen wie OPHRA WINFREY SHOW, THE METALIST, STORAGE WARS, AUCTION HUNTERS oder der Netflix Serie THE PURGE. Und live war er mit den LOLLIES (»Wahnsinn, Hölle, Hölle») aktiv.

Doch seine alte Liebe zum Blues ließ ihn all die Jahre nicht los. Sein Wunsch war es immer, ein krachendes Blues Rock Album zu machen, um noch mal ein Statement zu setzen. Mit dem im April 2022 über Yellow Muffin Records erschienenen Album »Back In Blue« hat er diesen Traum Wirklichkeit werden lassen. Aufgenommen 2021 zusammen mit den Drummern Michael Kasper und Horst Künzl, dem Bassisten Uwe Jesdinski sowie den Background Sängern Wolfgang Terne und Wolfgang »Thunderwolf« Schorer beweist er hier, dass er nicht nur ein begnadeter Songwriter, Gitarrist und Produzent ist, sondern dass er auch als Sänger eine gute Figur abgibt. Als Gastmusiker für das JOHN LEE HOOKER Cover »Boom Boom« konnte er den PUR-Schlagzeuger Frank Dapper gewinnen."

Quelle: jpc.de

Hier gibt es eine sehr treffende Rezension zum Album: http://www.musikreviews.de/reviews/2022 ... k-in-Blue/

Viel Spaß & rockige Grüße,
Oliver
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Bajano
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Paolo Fresu -Tango Macondo

Beitrag von Bajano »

Hallo zusammen,

zum Start in das Wochenende habe ich gerade das neueste Werk Tango Macondo von und mit Paolo Fresu gehört - eine echte Empfehlung!

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Ich spare mir die blumigen Beschreibungen hinsichtlich Interpretation und Klang ... und verweise lieber auf diese zwei Rezensionen:

http://www.musikreviews.de/reviews/2022 ... o-Macondo/
https://www.jazz-fun.de/paolo-fresu-dan ... condo.html

Ich habe zwar nicht die LP´s, aber auch der Download in 24/96 hört sich für meine Ohren sehr gut an.

Viel Spaß mit diesem wirklich tollen Album & beste Grüße,
Oliver
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alcedo
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Tord Gustavsen Trio - Opening

Beitrag von alcedo »

Guten Abend,

das neue Album "Opening" vom hier im Forum bestens bekannten Tord Gustavsen Trio ist gerade erschienen.

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Tord wird wieder unterstützt durch den Schlagzeuger Jarle Vespestad, neu dabei ist jetzt Steinar Raknes am Bass.
Und das passt wunderbar! Nach knapp 4 Jahren Aufnahmepause sprühen in den 12 neuen Stücken die Melodien abwechslungsreich und voller Atmosphäre durch die Luft, dass es eine wahre Freude ist. Sie changieren zwischen alten Kirchenchorälen, Jazzballaden und norwegischen Volksweisen.
Anspieltipp: The Circle oder Findings Visa Från Rättvik oder Vær Sterk, Min Sjel - ach, eigentlich alle ;-)

Eine interessante Rezension gibt es hier: https://jazztrail.net/blog/tord-gustavs ... bum-review

Viele Grüße
Jörg
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Horse Tea
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Grigory Sokolov at Esterházy Palace (Live)

Beitrag von Horse Tea »

Hallo liebe Klassikfreunde,

sehr gerne möchte ich Euch dieses neu erschienene Album mit drei Klaviersonaten (Nr. 32, 47 und 49) von Joseph Haydn und den Improptus op. 142 1-4 von Franz Schubert empfehlen. Es stellt eine Liveaufnahme aus 2018 dar, die aber erst Anfang April 2022 erschienen ist.

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Mir gefällt wie wenig Joseph Haydn nach Opa klingt und dass bei den Hauptwerken beider Komponisten vieles gegen meine durch Brendel und Schiff geprägte Hörgewohnheit gespielt wird. Dies gilt für Tempi, die teilweise gegen den heutigen Trend relativ langsam sind sowie für überraschende Dynamik und Phrasierungen. Bei Schubert wird für mich die ganze Bandbreite menschlicher Existenz ausgelotet, von Glück bis zu Bedrückung, ja Todesahnung, was ich ganz im Sinne des Komponisten erachte. Dennoch halte ich insbesondere die Impromptus auch für Klassikeinsteiger geeignet, sofern ein Interesse an Klaviermusik existiert.

Hier noch der Link zu Qobuz:
https://www.qobuz.com/de-de/album/grigo ... yt9h8rxmmc

Viele Grüße
Horst-Dieter
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Horse Tea
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Beitrag von Horse Tea »

Hallo Jörg,

danke für den Tip des aktuellen Albums von Tord Gustavsen. Die kommt heute auf den "Plattenteller".

Viele Grüße
Horst-Dieter
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alcedo
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Beitrag von alcedo »

Hallo Horst-Dieter

dann sind wir jetzt "quitt" - bei mir lief gestern Abend das Sokolov-Album (und wird heute Abend noch einmal "verkostet") :cheers:
Jetzt wird erst mal in der Sonne geradelt ... 🚲

Viele Grüße
Jörg
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alcedo
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Beethoven: Symphonien, Jordi Savall (SACD und 24/88 Download) – Teil 2

Beitrag von alcedo »

Hallo,

nachdem ich hier bereits über die erste Box berichtete, habe ich mir nun die 2. Box vorgenommen.

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Die bereits zur 1. Box genannten Aspekte der Grundkonzeption und Sichtweise Savalls treffen auch auf die 2. Box zu, so dass ich mir eine Wiederholung dieser Punkte ersparen und mich hier kurzfassen kann: gute 7.-9. und eine famose 6. Symphonie!

Exemplarisch greife ich mir daher die 6. Symphonie etwas detaillierter heraus.

Ich muss zugeben, dass ich mich erst wieder in den „Savall-Sound“ hineinhören musste – hatte ich doch zwischen 1. und 2. Box eine längere Pause eingeschoben. Also mehrmals die 6. abgehört.
Viele ziehen nicht ohne Grund die Interpretation des 3. Satzes der 6. Symphonie zur ersten Einschätzung des Dirigats heran. Ich bevorzuge zusätzlich noch den 4. Satz (das Gewitter) mit der Fragestellung, welche Details, Klangfarben usw. lassen sich bei dem ganzen Getöse noch unterscheiden und welche Instrumente sind noch klar heraushörbar. Und das gelingt Savall beeindruckend gut. Selten habe ich so plastisch die sich auftürmenden Wolken, die kleinen Zwischenblitze und dann das Entladen des Donners vernehmen können. Nicht, dass Savall besonders laut spielen würde – da gibt es deutlich andere Kaliber. Es ist vielmehr ein 3D-Bild, das er im Kopf entstehen lässt. Darüber hinaus ein wahres Klangbad der Streicher - die für Darmsaiteninstrumente auch überraschend angenehm klingen und nicht wie so oft dieses nervig Schrille besitzen! Auch die Naturhörner – und trompeten werden wunderbar ins Klangbild miteingebunden, der Kontrabass gibt eine schöne Tiefe.
Fazit: eine wunderbare 6. Symphonie!

Wie bei allen Symphonien habe ich eine große Auswahl an "Lieblingsinterpretationen", die von Zeit zu Zeit auch wieder wechseln. Derzeit sind meine weiteren Favoriten bei der 6.: Krivin, Järvi und Adam Fischer.
Darüber hinaus auch Immerseel, Norrington (2002), Gardiner, Zinman. Und die alten Recken wie Böhm oder Bruno Walter (1958 war halt ein besonders guter Jahrgang ;-))!
Alle haben ihre Meriten und ich möchte keine davon missen.

Ohne ein Wort zur 9.Symphonie kommt man natürlich nie aus – ist sie doch wegen der Sänger/innen oft die Achillesferse der Gesamtaufnahmen. Die Solisten singen hier recht gut, ausgewogen, mit minimalem Vibrato sowie guter Artikulation und Textklarheit. Auch das temperamentvolle Dirigat (mit einem sehr schnellen 3. Satz, den nur noch Norrington in seiner 1. Aufnahme toppt) gefällt und ist in sich stimmig. Der Chor dagegen kommt seltsam uneinheitlich daher: für meinen Geschmack leider zu viel Vibrato und oft verschwommen-unverständlich klingend.

Kurz zur Aufnahmequalität: die ist wiederum sehr gut. Bis auf die 8. Symphonie wurden alle anderen am üblichen Aufnahmeort des Orchesters, der Collégiale du Château de Cardona, produziert – mit einer sehr guten räumlichen Klangfülle. Die 8. wurde im Nationalen Musikforum in Wroclaw, Polen, aufgenommen – hier klingt das Orchester für meine Ohren etwas zurückhaltender.

Beste Grüße
Jörg
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Horse Tea
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Beitrag von Horse Tea »

Hallo Jörg,

interessant, dass Du hierzu noch keine Resonanz bekommen hast. Wir haben uns die Tage insbesondere die 6. Symphonie unter dem Dirigat von Jordi Savall angehört. Meine Frau hat u.a. das Attribut "fantastisch" benutzt. Wir kennen den Dirigenten von vielen CD´s und auch von Konzerten. Live hat er uns immer gefallen, bei den Alben nicht immer. Sein Repertoire war eher Barock und früher. Daher hatten wir von dieser Interpretation gar nicht so viel erwartet, wurden aber auf das Angenehmste überrascht. Insbesondere die Darstellung der Naturszenen gelingt über alle Maßen gut.

Einen kleinen, ja kleinlichen Kritikpunkt habe ich aber. Mir gehen die Fagotte ein wenig unter. Sie spielen deutlich leiser als die Streicher, die Oboen und die Hörner. Das bedauert der Aficionado, auch wenn er versteht, dass es sich um Instrumente aus der Beethovenzeit, also weit vor Heckel, handelt. Außerdem war es das Konzept von Savall, laut Booklet, die Balance zwischen Streichern und Bläsern so weit wie möglich, dem nachzubilden, was Beethoven unter Orchesterklang verstanden hat. Nur, dass die Fagotte, die einige herrliche Melodien in dieser Symphonie zu spielen haben, dann hinter Oboen und Hörner, die auch nur doppelt bestzt sind, zurücktreten sollen, erschließt sich mir nicht.

Da wir beim Fagott sind, mache ich hier mit einer Empfehlung weiter, die ich auch in diesem, Deinem Thread unterbringen könnte. Ich habe mich aber für einen anderen Faden von Dir entschieden, weil die Aufnahme für mich jetzt Referenz ist:

viewtopic.php?f=17&t=12758&p=205213&hil ... ux#p205213

Viele Grüße
Horst-Dieter
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Horse Tea
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Beitrag von Horse Tea »

Sorry, im vorigen Post habe ich leider wieder einmal einen falschen Link gesetzt. Hier ist der richtige.

viewtopic.php?f=17&t=12758&start=15

Bitte an die Moderatoren: bitte ändern. Danke.
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alcedo
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Weber „Der Freischütz“ in einer echten Neu-Erscheinung

Beitrag von alcedo »

Hallo Klassikinteressierte,

der Freischütz wird wohl nicht mehr all zu oft gespielt. Ich zumindest habe ihn seit etwa 40 Jahren nicht mehr in der Oper gesehen – was aber auch an meinem Desinteresse an Aufführungen dieses romantischen Singspiels liegen mag. Jetzt hat René Jacobs ein neues Album herausgebracht – und die hat mich doch neugierig gemacht.

Persönlich hatte ich bislang Carlos Kleiber (1973) und Matacic (1967) präferiert.

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Beide mit Top-Sängern und viel Spaß am Darstellen des Dämonischen. Als Referenzeinspielungen gelten neben der berühmten Carlos Kleiber-Aufnahme (mit ebenso wie bei seinem Vater von Schauspielern gesprochenen Dialogen) die von Keilberth (1958) sowie Harnoncourt (1995).

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Kleiber schon in der Ouvertüre mit dem wohl „strahlendsten C-Dur-Thema“ in der Aufführungsgeschichte und emotionaler Entladung. Mir gefällt seine Top-Besetzung – auch wenn Peter Schreier als Max immer wieder als Fehlbesetzung genannt wird. Ich finde ihn recht glaubhaft in dieser Aufnahme.

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Keilberth hatte ebenfalls eine Top-Besetzung mit Grümmer, Frick, Schock und Otto und dirigiert richtig schön romantisch ;-)

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Harnoncourt ganz anders, ohne großartige simple Effekte, ohne Getöse - also entschlackt, im Ton recht dunkel gehalten, mit wunderbaren Klangfarben. Hier gefällt mir die (männliche) Sängerriege – obgleich oft gelobt – eher weniger, insbesondere in den Dialogen.

Und dann sind wir schon beim eigentlichen Schwachpunkt dieser Oper: die vielen zähen, den Musikfluss oft bremsenden, altväterlichen Sprechtexten. Jede Inszenierung versucht hier einen anderen Weg: durch teilweise massive Streichungen, Neuvertextung, Verwandlung mittels Vertonung o.ä.

An dieser Stelle setzt Jacobs ebenfalls an.

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Doch er geht noch viel tiefer: er versucht, die Urversion wieder zu rekonstruieren. Hier hatte Weber noch den Eremiten (als „guten“ Gegenspieler des „bösen“ Dämons Samiel) in einem Prolog auftreten lassen, was der gesamten Geschichte mehr Sinn und eine ideale Rahmenhandlung gab. Auch wurden einige (langweilige) Sprechmonologe wie die von Kuno nachvertont – teilweise durch Musik von Schubert (!). So etwas mag ich normalerweise nicht – hier ergibt es jedoch Sinn oder bietet zumindest eine für mich berechtigte Alternativlösung an. Darüber hinaus setzt Jacobs noch weitere dramaturgische Schwerpunkte:

„Der Freischütz ist ein Singspiel (franz. Opéra comique). Dies bedeutet, dass die Sänger und Sängerinnen mehrere
Eisen im Feuer haben. Sie müssen ihre Textsicherheit in mehrerer Hinsicht unter Beweis stellen: singend (in
den Arien und Ensembles), deklamierend (in den Rezitativen) und sprechend (in den Dialogen). In einem
Singspiel reihen sich an Versmetrum und Reim gebundene Texte und von diesen Zwängen befreite Sprechtexte
in Prosaform aneinander: Unverzichtbar sind höchste Gesangskultur, aber auch (im Kontrast dazu) Mut zum
Unschönen, wenn die dramatische Situation dies verlangt. Beim Singen wurden zur Zeit Webers – unter
bestimmten Regeln – Änderungen am Notentext geduldet; beim Dialogsprechen hingegen waren Abweichungen
vom gedruckten Text selbstverständlich. Stilbrüche und Anachronismen, die aus dem Improvisieren entstanden,
wurden nicht als störend empfunden. Diese Freiheit wollen wir in vollem Maße auskosten. Webers Freischütz auf
Tonträger kann nun einmal kein Schauspiel sein. Das Stück muss als Hörspiel behandelt werden, komplett mit
Geräuschen, Klangeffekten und allem, was dazugehört.“
– soweit Jacobs selbst.

Das hört man deutlich – und macht einen riesigen Spaß! Die doch recht trögen Dialoge werden hier in ein Hörspiel-Szenario (mit moderater Modernisierung der Sprache) umgearbeitet. Samiel, der Schwarze Jäger, wird hier zu Kaspars Bösem Ich. Für mich ist es die derzeit lohnendste Aufnahme: gesanglich und dramaturgisch.

Zur Abrundung noch eine kleine Ergänzung:
Die Weil-Aufnahme ist interessant wegen ihrer erstmaligen Verwendung von Originalinstrumenten (hohe Durchhörbarkeit aller Orchesterstimmen, warmer Holzbläserklang) und der vom Dramatiker Steffen Kopetzky geschriebenen neuen Dialoge (die den Mittelpunkt der Geschichte zu Samiel hin verschiebt). Das Dirigat ist eher beschaulich, zahm, ohne dämonischen Ausdruckswillen. Auch Jochum hatte eine spannende Interpretation mit guten Sängern hingelegt, die aber für meinen Geschmack nicht über das Übliche hinausging. Bei Janowski singt Lisa Davidsen als Agathe – interessant und stimmgewaltig, hat dann aber schon sehr wagnerhafte Züge.

Viele Grüße
Jörg
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Horse Tea
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Beitrag von Horse Tea »

alcedo hat geschrieben: 07.05.2022, 08:38 Persönlich hatte ich bislang Carlos Kleiber (1973) und Matacic (1967) präferiert.
Hallo Jörg,

es tut eigentlich nichts zur Sache, aber ich habe vor ziemlich genau 50 Jahren, also etwa der Zeit, in der die von Dir präferierte Aufnahme entstand, Lovro von Matacic als Dirigenten des BPhO erlebt und Konzert und Dirigenten bis heute nicht vergessen, so temperamentvoll war sein Dirigat. Ich freue mich sehr, dass Du ihn hier ans Tageslicht bringst, ist er doch heute eher unbekannt.

In meinem alten Riemann hatte er immerhin einen kurzen Eintrag. Bei Wikipedia kann man mehr lesen, u.a. dass er einige Jahre in den 1950ern Chef der Sächsischen Staatskapelle Dresden war:

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Lovro_v ... %8Di%C4%87

Viele Grüße
Horst-Dieter
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alcedo
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Beitrag von alcedo »

Hallo Horst- Dieter

Ich habe Matacic immer gerne gehört. Er hat auch eine wunderbare Aufnahme des André Chenier von Giordano Anfang der 60er mit einer Top-Besetzung realisiert. Leider ist er in der Tat bei den Labels nicht mehr präsent.

Apropos Giordano: in Frankfurt wird gerade die hervorragende Stockholmer Inszenierung aus 2016 seiner Oper Fedora gegeben. Sehenswert!

Beste Grüße,
Jörg
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Melomane
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Beitrag von Melomane »

alcedo hat geschrieben: 07.05.2022, 15:52 Leider ist er in der Tat bei den Labels nicht mehr präsent.
Hallo,

wenn auch nicht viel, so findet sich einiges immerhin bei Qobuz. Und noch mehr bei jpc. Um nur zwei der üblichen Verdächtigen zu nennen.

Viele Grüße

Jochen
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alcedo
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Das SR9-Trio mit seinem neuen Album „Ravel influence(s)“

Beitrag von alcedo »

Hallo zusammen,

nach ihrem wunderbaren Debütalbum „Alors, on danse?“ von 2018 erschien nun ihr nächstes Album „Ravel influence(s)“. Ich war schon sehr gespannt darauf, da mir schon das erste ungemein gut gefiel und ich es bereits x-mal gehört habe.

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Die 3 Franzosen Paul, Nicolas und Alexandre haben sich während ihres Percussion-Studiums in Lyon kennen gelernt und das Trio 2010 gegründet. Aber was für ein seltsamer Name: SR9-Trio. Nun, die Lösung ist recht einfach. SR9 steht für Square Root 9 im Englischen, die zweite Wurzel aus neun, also drei –Trio.

Dieses Trio spielt nicht nur einfach bekannte (oder auch weniger bekannte) Musikstücke, transkribiert auf ihre Marimbas. Ich empfinde das vielmehr schon als eine originelle Neuschöpfung – völlig andere Klangwelten und Klangarchitekturen. Mich macht diese Musik jedenfalls regelrecht „süchtig“ ;-)

Entscheidend für ihren speziellen Klang sollen die Schlägel sein, mit denen sie spielen.
In einem Interview erklärte dies Nicolas mal so:
„Je größer der Kopf er Schlägel ist, desto runder ist der Klang – um die tiefen Töne zu spielen – und wenn der Kopf kleiner ist, dann klingt das viel heller – viel spitzer – und der Ton schwingt nicht so lang. Das Besondere, das wir finden wollten, ist einerseits ein Gewicht im Klang und andererseits wollten wir, dass der Grundton zuerst zu hören ist, weil der am meisten schwingt und … die Nebentöne zu vermeiden, um die Reinheit des Klangs zu erhalten. Deshalb war die Suche nach den richtigen Schlägeln das erste, was wir gemacht haben.“


Hört doch mal selbst rein: das ist einfach klasse musiziert! Und gut aufgenommen ist es obendrein.

Hier das Promo-Video:
https://www.youtube.com/watch?v=DPJXQY_DpRs

Grüße
Jörg
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