Mahlers 6. Symphonie

Klangperlen und künstlerische Leckerbissen
Antworten
alcedo
Aktiver Hörer
Beiträge: 1930
Registriert: 09.12.2019, 20:21
Wohnort: NRW

Mahlers 6. Symphonie

Beitrag von alcedo »

Guten Abend,

bei leicht usseligem Wetter verbrachte ich den Nachmittag heute damit, die dazu passende 6. Symphonie (die sog. "Tragische") von Gustav Mahler zu hören.

Die neue CD mit den Düsseldorfer Symphonikern unter Adam Fischer lag schon ein paar Tage hier rum und als Donny (in einem anderen Thread) nach Mahler-Vinyl-Aufnahmen fragte, war der Anstoß gegeben.
Die Tontechniker haben hier einen guten Job gemacht - ist die Tonhalle Düsseldorf (der Gasteig am Rhein ;-)) doch keine leichte Hürde.

Bild

Ich fange meistens direkt mit dem Finale an - es ist meiner Meinung nach das spannendeste aller Mahler-Symphonien und ich mag es trotz (oder wegen?) seiner gewaltigen Länge sehr. Es ist quasi eine Symphonie in der Symphonie.
Theodor W. Adorno charakterisierte ihn mal als „das wohl romanähnlichste Gebilde von Mahler überhaupt, wie ein gefährdetes Boot tanzend auf unregelmäßigen Wellen. Ohne im Nachsatz seiner simplen Sequenzen sich zu schämen, ist dies asymmetrische, von durchlaufender Bewegung gereinigte Thema unergründlich durch seinen Ausdruck. Er changiert zwischen leichtsinnigem Glück und hochbrandendem Rausch."
Alles treibt marschartig und unaufhaltsam einem gewaltigen Ende, der finalen Katastrophe zu. Themenkomplexe münden abrupt in Zusammenbrüchen - plakativ untermalt oder symbolisiert durch die berühmten 2 (ursprünglich 3) Hammerschläge: „Kurzer, mächtig aber dumpf hallender Schlag von nicht metallischem Charakter. Wie ein Axthieb.“ – so die Partituranweisung.

Ich habe 2019 in Kopenhagen Adam Fischer diese Symphonie (mit dem Danish RSO) dirigieren gehört und dieser Hammer war riesig. Wir nannten ihn nur noch "Odins Hammer" - der laut schmetternd auf "Mahlers Kiste" krachte.

All das kann man in dieser wunderbar gelungenen Aufnahme nachempfinden.
Adam Fischer interpretiert auch die ersten 3 Sätze gut durchhörbar. Die Klangtechnik ist gut, die räumliche Abbildung präzise.

So, und jetzt muss ich zum Vergleichen noch in meine anderen "Lieblingsaufnahmen" dieser Symphonie hineinhören.

Schönes Wochenende,
Jörg
Bild
Melomane
Aktiver Hörer
Beiträge: 3114
Registriert: 14.10.2011, 18:30

Beitrag von Melomane »

Hallo Jörg,

danke für die Empfehlung. Ohne deinen weiteren Nachforschungen vorgreifen zu wollen: Ich habe den Mahler-Zyklus mit Michael Tilson Thomas und dem San Francisco SO gerne gehört. Gab es mal bei HDTracks, jetzt bei Qobuz. Eine genauere Einschätzung - zumal der 6. - kann ich im Moment nicht geben. Ist zu lang her.

Viele Grüße

Jochen
Bild
alcedo
Aktiver Hörer
Beiträge: 1930
Registriert: 09.12.2019, 20:21
Wohnort: NRW

Beitrag von alcedo »

Moin Jochen,

den Zyklus vom MTT habe ich auch gehört. Da gefällt mir aus der Erinnerung vor allem die 7. recht gut.

Bei der 6. bevorzuge ich derzeit die Interpretationen von Sieghart, Solti (1970), Bernstein (mit den New Yorkern, nicht mit den Wienern), Boulez und Harding. An der immer wieder hochgelobten Mitropoulos-Aufnahme finde ich dagegen weniger Gefallen. Zudem ist sie auch viel zu dumpf im Klangbild.

Viele Grüße
Jörg
Bild
Antworten