J. Brahms - Sinfonien und andere Orchesterwerke - J. Barbirolli (Warner)

Klangperlen und künstlerische Leckerbissen
Antworten
Melomane
Aktiver Hörer
Beiträge: 3114
Registriert: 14.10.2011, 18:30

J. Brahms - Sinfonien und andere Orchesterwerke - J. Barbirolli (Warner)

Beitrag von Melomane »

Hallo in die Runde,

heute möchte ich eine Lanze brechen für die Einspielung mit John Barbirolli und den Wiener Philharmonikern. Und zwar in dieser Wiederveröffentlichung:

https://www.discogs.com/de/Johannes-Bra ... e/16296724

Die ist allerdings in den USA produziert und stammt aus dem Jahr 2020. Meine Box ist Made in EU und wurde 2019 veröffentlicht.

Die Einspielungen der Werke stammen aus der zweiten Hälfte der 1960er Jahre. Mir gefallen die ausgesprochen gut. Denn Barbirolli hat - ähnlich wie Giulini - so rein gar nichts von Klemperers Strenge. Barbirolli lässt eher an den Wald der Romantik denken, an den des Freischütz oder den des Siegfried. Also ganz anders als Klemperers steinerne Kathedralen. ;) Und Barbirollis Einspielung ist wunderbar farbenreich, zugleich mit schöner Raumillusion und Transparenz. Die romantische Herangehensweise lässt aber keineswegs den Blick auf die Struktur vermissen. Einfach wunderschön für meine Ohren. Ich sollte unbedingt mal wieder den Giulini hervorsuchen.

Eins noch. Ich habe die Vinyl-Box. Qobuz hat auch Downloads in mehreren Formaten. Neben CD-Auflösung auch HiRes in 24/96 und 24/192. Und das erweckt Zweifel in mir, zumal das digitale Remaster 2012 vorgenommen wurde. Ich glaube nicht, das damals schon 96 und 192 kHz Standard im Studio waren. Nun ja, vielleicht war Warner bzw. das beauftragte Studio schon so weit. Jedenfalls habe ich lieber zur Platte gegriffen. Da kann ich mir selbst unzweifelhafte Digitalisate anfertigen für die Mobilität.

Viele Grüße

Jochen
Bild
Buellerich
Aktiver Hörer
Beiträge: 261
Registriert: 31.01.2015, 23:08

Beitrag von Buellerich »

Moin Jochen,

Dass die Barbirolli Einspielungen gut sind, glaube ich Dir sofort.

Giulini gilt zusammen mit Bernstein sicherlich als ein Vertreter der romantischen Interpretation von Brahms. Die wohl bekannteste Einspielung von Giulini war mit den Wienern, die fast zeitgleich mit Bernsteins Wiener Brahms Zyklus war.

Bezüglich der dritten Symphonie möchte ich auf eine Einspielung von Giulini mit dem schwedischen Radiosymphonieorchester hinweisen.
https://m.youtube.com/watch?v=Hs6956c5Pv0

Svetlanov hatte mit ihnen ebenfalls die dritte aufgenommen, Giulinis Einspielung finde ich allerdings besser.

Viele Grüße vom

Buellerich
Bild
Boxentroll
Aktiver Hörer
Beiträge: 145
Registriert: 11.07.2018, 16:01
Wohnort: Rhein Main

Beitrag von Boxentroll »

Melomane hat geschrieben: 16.07.2021, 17:51
Eins noch. Ich habe die Vinyl-Box. Qobuz hat auch Downloads in mehreren Formaten. Neben CD-Auflösung auch HiRes in 24/96 und 24/192. Und das erweckt Zweifel in mir, zumal das digitale Remaster 2012 vorgenommen wurde. Ich glaube nicht, das damals schon 96 und 192 kHz Standard im Studio waren. Nun ja, vielleicht war Warner bzw. das beauftragte Studio schon so weit.
Hallo Jochen,

192 kHz gab es damals im Studio und wurde von vielen Labels auch schon an den Endkunden geliefert, z.B. über Qobuz.
Ich habe mir zu der Zeit meinen Linn Akurate gekauft, damals war die Auswahl an HiRes geringer, aber es gab von vielen Majors welche (HMF, RCA, Decca, …) und natürlich vielen kleineren wie Linn usw.

Viele Grüße
Christian
Bild
Melomane
Aktiver Hörer
Beiträge: 3114
Registriert: 14.10.2011, 18:30

Beitrag von Melomane »

Hallo Christian,

danke für den Hinweis! :cheers: Gibt es irgendwo etwas darüber zu lesen, wann welche Technik eingeführt wurde bzw. Standard war?

Viele Grüße

Jochen
Bild
Boxentroll
Aktiver Hörer
Beiträge: 145
Registriert: 11.07.2018, 16:01
Wohnort: Rhein Main

Beitrag von Boxentroll »

Ich habe mal eine Timeline der DGG gesehen, da war u.a. das Datum für die Umstellung der Produktionen auf 24/96 genannt.
Das habe ich auf die Schnelle nicht gefunden, aber ich meine es war Mitte/Ende der 90er.
Bei anderen Labels wird es sicherlich ähnlich gewesen sein.
Mein alter RTW Wandler, gekauft so um 2005, konnte auch schon 24/96, der Test von Winfried Dunkel im Hörerlebnis war noch etwas früher.

Lange her, ich werd alt …

:cheers:
Bild
Boxentroll
Aktiver Hörer
Beiträge: 145
Registriert: 11.07.2018, 16:01
Wohnort: Rhein Main

Beitrag von Boxentroll »

Hab’s gefunden:

https://emil-berliner-studios.com/historie#

Es war die Umstellung von 16 auf 24 Bit.
1989 für Zweispuraufnahmen
1994 für Mehrspuraufnahmen

Die Umstellung der Samlingrate ist nicht erwähnt - wahrscheinlich weil sie nur eine untergeordnete Bedeutung hat.

:cheers:
Bild
Hans-Martin
Aktiver Hörer
Beiträge: 9118
Registriert: 14.06.2009, 15:45

Beitrag von Hans-Martin »

Hallo
Urgestein Peter Burkowitz, der als Hannoveraner auch in den Emil Berliner Studios (EBS) gearbeitet hat, schrieb in seinen Artikeln in Stereoplay (1995 zusammengefasst als Broschüre "Die Welt des Klangs"), dass im August 1992 44,1kHz dominierte. Burkowitz, dem entscheide Mitwirkung an Stereomischpulten nachgesagt wird, mit denen schon die Beatles produziert wurden, wies auch auf das 1958 von K.Bertram bei Telefunken Hannover entwickelte erste Mischpult mit M/S Trennung und Bearbeitung der Summen und Differenzsignale hin, dessen Ergebnisse "eine bisher besterreichbare Stabilität der Lokalisation" erzielten.
Dazu könnten unseren Forenten FLOW und auch der Cleaner einfallen...

Burkowitz rechnete vor, wieso das Digital-Mischpult 40 dB Reserve haben müsste und dass somit bessere Wandler als für 16 Bit erforderlich sind.
Schaut man sich https://emil-berliner-studios.com/historie an:
1991 gemeinsam mit Yamaha wird ein digitales Mischpult DMC1000 entwickelt https://emil-berliner-studios.com/filea ... 84987e.jpg
1994 4-Spur Nagra-D mit 24Bit https://emil-berliner-studios.com/filea ... c28a5e.jpg
1996 Sony 3324 Recorder werden auf 24 Bit umgerüstet
1996 Die ersten Mehrspuraufnahmegeräte mit 96kHz /24 Bit https://emil-berliner-studios.com/filea ... 210454.jpg

Aber auch mit inneren Widersprüchen: (Hinweis Der Autor übernimmt keine Gewähr für kalendarische Daten, da die Zahlen in den Quellen nicht immer übereinstimmen. © 2010 Peter K. Burkowitz †
Ergänzungen ab 1983 und Internet-Aufbereitung: © 2013 Daniel Kemper Revision & Ergänzungen: © 2020 Rainer Maillard):
1989: Bei 2-Spur-Aufnahmen wird die Pegelauflösung von 16 Bit auf 24 Bit angehoben.
1993: Bei 2- und 4-Spur-Aufnahmen wird die Pegelauflösung von 16 Bit auf 24 Bit angehoben (Nagra-D).


Ich frage mich, wann die Wordclock-Synchronisation im Studio eingeführt wurde, sie fehlt in diesem Zeitstrahl. Für die CD-Produktion sind 24 hilfreich, 96kHz jedoch kontraproduktiv. Resampling geht nicht ohne Nebenwirkungen. Deutsche Grammophon war zu jener Zeit CD-orientiert, wenn es um Digital ging.
Hier versagt mein Verständnis. Vielleicht kann man im Studio einen großen Schalter von 44,1kHz-Orientierung zu 48/96kHz umlegen?
Grüße
Hans-Martin
Bild
alcedo
Aktiver Hörer
Beiträge: 1930
Registriert: 09.12.2019, 20:21
Wohnort: NRW

Beitrag von alcedo »

Melomane hat geschrieben: 16.07.2021, 17:51 Eins noch. Ich habe die Vinyl-Box. Qobuz hat auch Downloads in mehreren Formaten. Neben CD-Auflösung auch HiRes in 24/96 und 24/192. Und das erweckt Zweifel in mir, zumal das digitale Remaster 2012 vorgenommen wurde. Ich glaube nicht, das damals schon 96 und 192 kHz Standard im Studio waren. Nun ja, vielleicht war Warner bzw. das beauftragte Studio schon so weit. Jedenfalls habe ich lieber zur Platte gegriffen.
Hallo Jochen

ich hatte nun endlich Zeit, mir die Einspielung auch einmal anzuhören und dabei Vinyl mit Qobuz (192/24) zu vergleichen.
Für meine Ohren jedenfalls spielt die Vinyl-Version klar besser - viel räumlicher, bessere Bühne, "emotionaler".

Ein guter Tipp - Barbirolli hatte ich schon ewig nicht mehr mit Brahms gehört. Zwar bin ich auch ein unverbesserlicher Klemperer-Fan, aber bei den Brahms-Symphonien tendiere ich derzeit besonders zu den Aufnahmen mit Ivan Fischer.

Beste Grüße
Jörg
Bild
Melomane
Aktiver Hörer
Beiträge: 3114
Registriert: 14.10.2011, 18:30

Beitrag von Melomane »

Hallo Jörg,

freut mich, dass dir der Barbirolli auch gefällt. Fischer kenne ich nicht, muss ich mal hören.

Viele Grüße

Jochen
Bild
Antworten