Igor Levit in Salzburg 2020 mit den 32 Klaviersonaten Beethovens

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Fortepianus
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Igor Levit in Salzburg 2020 mit den 32 Klaviersonaten Beethovens

Beitrag von Fortepianus »

Liebe Freunde Beethovens,

eigentlich lag ich gerade in der Sonne und streckte mein weißes deutsches Bäuchlein am Strand von La Palma in den klaren kanarischen Himmel, als mich eine Whatsapp einer meiner Schwestern erreichte, dass sie eben Igor Levit auf Arte gesehen hätte mit der Sonate, die ich doch auch immer so gerne gespielt und sie von mir gehört hätte: Beethovens Klaviersonate Nr. 32 op.111 c-moll. Und sie versah diese Aufführung mit dem Prädikat "sensationell". Zurück in der Nacht vor zwei Tagen habe ich dann mal danach gegoogelt, denn auf meine Schwester ist Verlass. Schau an, das gibt's in der Arte Videothek 30 Tage zum Anhören, eine aktuelle Konzertreihe zum 100sten der Salzburger Festspiele mit Igor Levit und allen 32 Klaviersonaten Beethovens in acht Konzertabenden. Wow. Den Levit habe ich schon live in der Stuttgarter Liederhalle im Beethovensaal gehört, und ich fand ihn sehr gut. Ich fand dann raus, dass es alle acht Klavierabende 30 Tage nach ihrer Aufführung noch anzuhören bzw. -schauen gibt auf der Arte Videothek. Seitdem gehe ich als eigentlich regelmäßiger Konzertgänger, der in Coronazeiten ziemlich entwöhnt ist, Abend für Abend zu Igor Levit nach Salzburg. Die technische Ausstattung: Meine kleine AppleTV-Box liefert das Bild per HDMI an den TV und per Airplay an den G-ADSM3. Leute, das klingt verdammt gut, so sehr ich Airplay immer kritisiere, aber im Vergeich zu so manchem Airplay-Streaming, das ich bisher hören musste, ist das super.

Nun muss ich gestehen, dass für mich das Wohltemperierte Klavier von Bach das alte Testament, die Beethovenschen Klaviersonaten das neue sind, wobei meine sonstige Gläubigkeit mal dahingestellt sein möge. Ich habe sowohl Bachs erstes Präludium wie seine letzte Fuge dieses Werkes in meinem bescheidenen Hobby-Pianisten-Repertoir wie auch Beethovens erste wie letzte Sonate, und so manches Werk dieser Zyklen dazwischen. Ich bin also einer dieser Musikbildungsbürger aus Sicht der Profis mit zumindest ein bisschen Einsicht in die Materie.

Ich gestehe, ich habe als erstes zur op. 111 gezappt. Kann er die, kann er alle. Er kann sie. Verdammt, meine Idole bei dieser Extremität der Klavierliteratur heißen bisher unangefochten Pollini und Brendel. Da kam bisher keiner dran. Ich habe diese Sonate geträumt, ich habe sie über Jahre im Kopf und auf den Tasten gespielt, und ich kenne jeden Ton. Und dann er, Igor Levit. Er hat das begriffen. Ich ziehe meinen Hut vor Igor Levit, und ich nehme mir vor, jetzt Abend für Abend eines seiner acht Konzerte vorzunehmen. Ich nehme mir die Noten mit, Beethoven Band 1 und 2, und ein Glas Rotwein. Gestern war das Konzert mit der Mondscheinsonate am Ende dran. Leute, die Sonate kenne ich nun wirklich wie meine Hosentasche und nicht nur ich, sondern auch beide meiner Söhne können die inzwischen. Er spielt den ersten Satz komplett mit gedrücktem Pedal, das ist gewöhnungsbedürftig. Aber der dritte. Der haut dich dermaßen in die Seile, so habe ich den noch nie gehört. Ich habe den selbst immer gerne gespielt als Jugendlicher und das war immer ein Dynamikfest auf meinem Steinway. Aber was Levit da veranstaltet, ist der Hammer. Als er aufsteht danach, habe ich Gänsehaut am ganzen Körper. So muss das. Genau so. Danke, Igor, das ist Spitze!

Heute Abend habe ich mir das erste Konzert der Reihe angehört. Die erste Sonate, die Beethoven nicht, wie es sich gehört hätte, seinem Lehrer Joseph Haydn gewidmet hat. Weshalb sie auch op. 2 heißt, nicht op 1. Jungs, wie der Levit den Finalsatz runterrotzt, ist einfach sensationell. Da war ich oft fertig danach und bin im Kreis gelaufen wie ein Löwe im Käfig, aber so habe ich das nie runtergehauen gekriegt, in diesem Affentempo ohne einen falschen Ton. Und dabei nicht wie so oft wie von einem Zirkusaffen mit antrainierter Virtuosität, sondern mit tief verankerter Musikalität. Einfach super.

Mein Tipp: Anhören und Anschauen, solange das Angebot kostenlos in der Videothek von Arte existiert. Ich gehe ab jetzt jeden Abend zu Igor Levit.

Viele Grüße
Gert
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lessingapo
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Beitrag von lessingapo »

Hallo Gert,
als Ergänzung:
https://www.ardaudiothek.de/igor-levits ... n/70468432
höre ich seit Wochen,selbst für Laien interessant :cheers:
Viele Grüsse
Wolfgang
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Horse Tea
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Beitrag von Horse Tea »

https://www.berlinerfestspiele.de/de/mu ... rmine.html

Hallo zusammen,

auch im Rahmen der Berliner Festspiele gibt Igor Levit acht Konzerte mit den Klaviersonaten von LvB, die in der Digitalen Konzerthalle zu hören sind. Das erste Konzert findet morgen, 30.09.2020 um 15 Uhr statt.

Viele Grüße
Horst-Dieter
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Fortepianus
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Beitrag von Fortepianus »

Hallo Wolfgang und Horst-Dieter,

danke für die Tipps. Ich habe mal kurz in eines der Potcasts reingehört, das ist sehr interessant. Jetzt habe ich mir aber erstmal die acht Klavierabende vorgenommen.

Viele Grüße
Gert
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Horse Tea
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Beitrag von Horse Tea »

Ich sehe gerade, dass das zweite Konzert mit den Klaviersonaten in der DCH das erste ist :D und das findet um 11 Uhr statt. Um 15 Uhr folgt dann das erste Konzert. Alles klar?

Auch um 21 Uhr dreht es sich in der "Piano Night" mit den Jazzpianisten M. Wollny, I. Rantala und D. Hellbock um Beethoven.

Viele Grüße
Horst-Dieter
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