Beethoven - The Symphonies - Steinberg (DGG)

Klangperlen und künstlerische Leckerbissen
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Melomane
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Beethoven - The Symphonies - Steinberg (DGG)

Beitrag von Melomane »

Hallo in die Runde der Klassikhörer,

ein Schatz! Gefunden und gehoben im Unterschied zu dem der Nibelungen. ;) Und zwar geht es um William Steinbergs Einspielung der Beethovensymphonien. In diesem Jahr bei der DGG gelandet als Gesamtausgabe auf 5 CDs. Discogs kennt die auch schon:

https://www.discogs.com/de/Ludwig-van-B ... e/15506304

Die Einspielung wurde bereits im Gerade-gehört-Thread erwähnt, aber soweit ich sehe, wurde die Anregung, sie zum Gegenstand eines eigenen Threads zu machen, bislang nicht aufgegriffen. Also nun denn!

So, und warum ist das nun ein Schatz? Nun: Ursprünglich sind die aus den 60ern stammenden Aufnahmen bei Command Classics erschienen. Und das Label war - wie vielleicht bekannt - ein Ableger von Mercury und nutzte dieselbe Technik und dieselbe Mannschaft wie das Mutterlabel. Also die legendäre Aufnahmetechnik auf 35mm Film. Und den legendären Schnittmeister George Piros. Und was bitteschön macht das nun aus? Eine wiederum legendäre Dynamik und Räumlichkeit. Und ich finde es erstaunlich, wieviel davon in die digitale Neuausgabe der DGG hinübergerettet wurde. Obwohl die Bänder mittlerweile durch viele Hände gegangen sind. Mercury ging ja an Philips (meines Wissens müssten diese Steinbergeinspielungen wenigstens zum Teil schon aus der Philipszeit stammen) und darüber dann wohl an Universal und zur DGG. Ich weiß nicht, ob es Zwischenstationen gab. Offenbar sind einzelne Symphonien in der Zwischenzeit schon von anderen Labels digital wiederveröffentlicht worden. Neben Räumlichkeit und Dynamik finde ich bei der hier besprochenen Ausgabe auch die herrlichen Klangfarben erwähnenswert. Was nun von all der Pracht schon im Original vorhanden war oder auf das Konto des Remasters geht, kann ich nicht abschätzen. Ich habe als originale Command Classics nur die LP mit der 4. Symphonie. Die aber gerade nicht zur Hand. Und so muss der Vergleich unterbleiben. Kleine Randbemerkung: Die Bänder des vierten Satzes der 9. waren nicht auffindbar. Und so griff man zu einer LP als Vorlage. Bin schon gespannt, ob und welche Unterschiede sich daraus ergeben. Aber bislang habe ich nur die CD Nr. 1 erklingen lassen. Und die beginnt mit der ersten Symphonie. Die klingt hier so gar nicht wie belangloses Beiwerk!

Jedenfalls gibt es eine dicke Empfehlung von mir für den neugierigen Beethovenfreund, der nicht immer nur Leibowitz und RCA (Decca)/Chesky hören mag, aber in der Zeit der 60er bleiben möchte. Und hörenswert ist die Interpretation in meinen Ohren auch, sofern man seine Ohren nicht nur auf die historisch informierten Einspielungen loslassen mag. ;)

Viele Grüße

Jochen
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alcedo
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Beitrag von alcedo »

Hallo Jochen,

ja, in der Tat eine lohnenswerte Reise in die 60´ger sind diese fast vergessenen Aufnahmen von Steinberg. Ich erinnere mich noch, dass ich früher oft die Eroica mit ihm hörte.

Als diese Aufnahmen im Mai bei Qobuz zugänglich wurden, hatte ich sie mir direkt angehört (ich habe ja Dank Corona mein privates BTHVN2020-Festival :lol:) . Es sind interessante, bereichernde Interpretationen mit durchweg zügigen Tempi und feiner Transparenz in den Orchesterstimmen. Kein Pomp oder Pathos, keine triefende Schwere, keine romantisierende Deutung. Dennoch - ich empfand vor allem die letzten Symphonien dann doch als recht sachlich, neutral. Und bei der 9. (dass der 4. Satz von einer anderen LP-Aufnahme stammt, wusste ich noch nicht) singen die Solisten mal wieder um die Wette, wobei der Chor sehr gut verständlich bleibt.

Aber Steinberg ist ja nicht die einzige Alternative zu Leibowitz, wenn man den Stil der 60´ger kennenlernen will. Mir fallen da zumindest direkt Cluytens, Scherchen, Karajan und vorallem Szell, Walter und Klemperer ein :lol:

Beste Grüße
Jörg
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Melomane
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Beitrag von Melomane »

alcedo hat geschrieben: 06.08.2020, 21:12 9. (dass der 4. Satz von einer anderen LP-Aufnahme stammt, wusste ich noch nicht)
Hallo Jörg,

nur damit kein Missverständnis entsteht: Der 4. Satz stammt nicht von einer anderen Aufnahme. Es ist schon dieselbe vom Steinberg, nur eben nicht vom Band, sondern von Platte in Nullen und Einsen transformiert.

Leibowitz war von mir genannt als ein Dirigent, der einen ähnlich "sportiven" Ansatz - als Gegenentwurf zum romantischen Geniekult - spielen lässt wie Steinberg und oft als der große Neuerer genannt wird. Er war aber mit seinem Interpretationsansatz eben nicht allein auf weiter Flur und auch nicht der erste auf diesem Feld. Möglicherweise der erste Dirigent mit diesem Ansatz, von dem eine Gesamtausgabe der Symphonien eingespielt wurde. Die Steinbergausgabe ist auch deswegen interessant, weil die Aufnahmetechnik in meinen Ohren die Interpretation unterstreicht. Der Interessierte mag sich auch durchlesen, was bei jpc steht (Produktbeschreibung und Kundenmeinung).

https://www.jpc.de/jpcng/classic/detail ... um/9768366

Und natürlich gibt es darüber hinaus viele andere Einspielungen der Beethovensymphonien aus der Zeit. Ich mag z.B. auch die von Konwitschny gern.

Viele Grüße

Jochen
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beltane
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Beitrag von beltane »

Hallo Jochen,

habe mir über Qobuz gerade die 1. Symphonie von Beethoven unter der Leitung von William Steinberg angehört.

Nun gibt es im Bereich Klassik ganz sicher versiertere Forenten als mich. Aber ich kann nur sagen: Interpretation und Klangqualität beeindrucken.

Danke für den Hinweis!

Viele Grüße

Frank
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alcedo
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Beitrag von alcedo »

Hallo Jochen,

Ich hatte das mit dem 4. Satz schon richtig verstanden :wink:
Den Link zu jpc fand ich interessant und der Rezension des Hörers "montesacre" dort kann ich mich gut anschließen.

Danke dir deinen Hinweis auf Konwitschny - dessen Beethoven habe ich wirklich schon sehr lange nicht mehr gehört. Kommt auf meine todo- Liste! :cheers:
Vor 1-2 Wochen hörte ich im Radio einen Vergleich verschiedener "Holländer" Aufnahmen - u.a. auch die mit Konwitschny und dem genialen Fritz Wunderlich mit seinem "Mit Gewitter und Sturm". Herrlich!

Grüße,
Jörg
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alcedo
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Beitrag von alcedo »

Guten Abend Jochen

Nachdem ich mir heute einige der Symphonien unter Konwitschny angehört habe, muss ich leider feststellen, dass bei meiner Ausgabe eklatante Fehlschnitte vorhanden sind. Am extremsten ist der Übergang des 3. in den 4. Satz der 5. Symphonie, wo fast 10 Sekunden Überschneidungen stattfinden! Das habe ich so nicht in Erinnerung bei meiner alten LP-Ausgabe (die weiße mit dem roten Band und dem Beethoven-Medaillon auf der Box). Leider habe diese Ausgabe damals verkauft bei meiner (teilweisen) Umstellung auf digital.

Mich würde sehr interessieren, ob das bei deiner Ausgabe auch zu hören ist.
Ich habe diese Ausgabe hier (und im Qobuz-Stream ist dieser Fehlschnitt ebenso zu hören):

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Quelle: jpc

Danke und viele Grüße,
Jörg
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Melomane
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Beitrag von Melomane »

Hallo Jörg,

Ich habe die CD-Ausgabe, aber auch zwei LP-Boxen von Fontana. Also ein Philipssublabel, das genutzt wurde für die Übernahme von Eterna. Bei beiden Boxen ist die 6. Symphonie fehlerhaft, weil auf beiden Seiten dieselben beiden Sätze sind, wenn ich mich recht erinnere. Einwandfrei ist aber eine Opera-LP der 6, also irgendeine (Club)Lizenzausgabe. Die 5. habe ich gar nicht in Erinnerung. Genauer prüfen kann ich das alles nicht, weil die Tonträger nicht hier vor Ort sind.

Viele Grüße

Jochen
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alcedo
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Beitrag von alcedo »

Danke für die Info, Jochen

Die 6. Symphonie mit Konwitschny finde ich hervorragend - insbesondere der 1. Satz ist nahezu perfekt gelungen. Aber so langsam wird das hier OT :lol:

Zurück zu Steinberg: seiner Interpretation der 7. Symphonie finde ich absolut überzeugend. Vor allem der so schwierige 4. Satz - da kann man gar nicht weghören. Pure Lebensfreude!

Beste Grüße
Jörg
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Melomane
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Beitrag von Melomane »

Hallo Jörg,

ja, die 7. ist schon gelungen! Habe sie mir vorhin auch angehört. Und zwar im Vergleich CD und Vinyl. Ich habe nämlich im Bestand noch diese Gesamtausgabe gefunden:

https://www.discogs.com/de/Beethoven-Wi ... e/11349083

Da steht zwar First Edition drauf, aber das ist glatte Irreführung. ;) Da hat man vielleicht das "Cover" der Erstausgabe wiederverwendet. Jedenfalls ist meine Ausgabe die bei Discogs gelistete ABC-Records-Wiederveröffentlichung von 1974. Ich bin allerdings auch erstaunt, wie oft diese Ausgabe auf den Markt geworfen wurde. Es muss sich ja lohnen. Und demzufolge genügend Käufer geben.

Ach ja: Was hat der Vergleich ergeben? CD zwar sauber, aber das Vinyl hat mehr "Fleisch auf den Rippen", klingt ein wenig vollmundiger und "räumlicher". Obwohl es keine "heiß" geschnittene Originalausgabe ist. Ob das nun am Mastering/Tonträger liegt oder an meinen Wiedergabekomponenten, muss dahingestellt bleiben. Ich werde dennoch demnächst mal wieder auf die Suche gehen. Laut Datenbank müsste sich noch eine originale Command Classics der Vierten finden. Vergleiche machen doch Spaß. Aber keine Sorge: Musik wird auch noch genossen. Und zwar an erster Stelle. :)

Viele Grüße

Jochen
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Melomane
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Beitrag von Melomane »

Hallo,

und da die Vierte gerade Erwähnung fand, kommt die doch gleich mal aus der oben genannten Box auf den Plattenteller. Als Vorspeise gibt es darauf Lenonore III. Einfach mitreißend dirigiert und dynamisch vom Aufnahmeteam eingefangen.

Viele Grüße

Jochen
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alcedo
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Beitrag von alcedo »

Hallo Jochen,

mit der Zeit gewinnen die Steinberg-Interpretationen immer mehr meinen Respekt. Eine schöne Entdeckung für mich.

Mit den Krips-Aufnahmen (ich kenne allerdings nur die 5. und 6.) kann ich weniger anfangen. Dafür höre ich seit in paar Tagen mit viel Vergnügen die Gesamtaufnahmen der Symphonien mit dem Minnesota Orchestra unter dem Dirigat von Osmo Vänskä.
Vänskä kannte ich bislang nur von seinen hervorragenden Sibelius-Aufnahmen. Eine unglaubliche Dynamik ... gefällt mir im Moment sehr gut.

Beste Grüße
Jörg
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Beitrag von Melomane »

Hallo Jörg,

für den Geldbeutel ist es immer wieder ungesund, die Musikempfehlungen in diesem Forum zu lesen. ;) :cheers:

In welcher Variante hörst du den Vänskä? Stream, Download, CD oder SACD?

Viele Grüße

Jochen
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alcedo
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Beitrag von alcedo »

Hallo Jochen,

Ja, das haben schon einige gesagt :lol:
Ich höre ihn von CD. Bei qobuz ist der Stream leider teilweise gesperrt - ärgerlich so was.

Beste Grüße,
Jörg
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