Bach: Die Kunst der Fuge (Schaghajegh Nosrati)

Klangperlen und künstlerische Leckerbissen
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alcedo
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Bach: Die Kunst der Fuge (Schaghajegh Nosrati)

Beitrag von alcedo »

Liebe Klassikinteressierte,

in den letzten Tagen habe ich wieder genug Muse gehabt, um in Ruhe eine meiner ewigen Lieblingsstücke hören zu können: Die Kunst der Fuge von J. S. Bach.

Kaum vorzustellen, dass diese polyphone Musik jahrzehntelang als unspielbar galt und als reine Mathematik abgestempelt wurde. Da Bach nie festgehalten hat, für welche Instrumente es geschrieben wurde, existieren unzählige Variationen in den unterschiedlichsten Besetzungen – natürlich auch bis hin zum Jazz oder Gospelsong. Die Musikwissenschaft ist heute allerdings der Überzeugung, dass es wohl für das Clavichord komponiert wurde. Aber Gott sei Dank halten sich die meisten Musiker nicht daran
:lol:

Die Kunst der Fuge (angefangen mit dem ersten Kontrapunkt bis hin zu Doppel-/Tripel- oder Spiegelfugen) ist unvollständig (und trotzdem knapp 1,5 Stunden „lang“), da die Schlussfuge ein Fragment geblieben ist. An der Stelle im Autographen, wo das vierte Thema einsetzen soll, bricht der Notentext plötzlich ab und es findet sich lediglich folgende Notiz Carl Philipp Emanuel Bachs: „Ueber dieser Fuge, wo Der Nahme BACH im Contrasubject angebracht worden, ist Der Verfaßer gestorben.
Eine schöne Anekdote – dennoch nicht wahr.

Warum möchte ich euch nun ausgerechnet diese Aufnahme ans Herz legen – wo es doch schon so viele hervorragende Einspielungen gibt?

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Weil die junge Schaghajegh Nosrati, in Bochum geborene Pianistin mit iranischen Wurzeln, damit vor 5 Jahren ein mutiges, herausragendes CD-Debüt gegeben hat. Ihre erste CD (sie hat inzwischen noch 2 weitere, hervorragende CDs veröffentlicht – dazu vielleicht später einmal mehr) hat mich schier umgehauen. Ich kenne viele Aufnahmen dieses rätselhaften Werks, aber auf dem Piano hat mich in den letzten Jahrzehnten (nach Glenn Gould und Grigory Sokolov) ähnlich nur noch Xiao-Mei mit ihrer Aufnahme aus 2014 berührt. Nosrati spielt ähnlich innig-emotional, meditativ, feinnervig, wunderbar transparent, technisch perfekt – mit sehr präsentem Klangbild. Die komplexen Strukturen werden sehr klar und farbenreich wiedergegeben, ohne aufdringlich zu sein, eher warm und ruhig wirkend.

Empfehlenswert, hörenswert!!

PS: wer dieses Werk noch nicht kennen sollte, dem seien u.a. auch die alternativen Besetzungen mit Orchester z.B. mit der genialen Akademie für Alte Musik Berlin (2014) oder mit Streichquartett z.B. mit dem Emerson String Quartet (2003) empfohlen.

Beste Grüße
Jörg
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nihil.sine.causa
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Beitrag von nihil.sine.causa »

Hallo Jörg,

danke für diesen Tipp, diese Einspielung kannte ich noch nicht. So "einfach" und unprätentiös gespielt. Große Kunst!

Viele Grüße
Harald
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Melomane
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Beitrag von Melomane »

Hallo Jörg,

auch von meiner Seite herzlichen Dank für die Empfehlung. Ich habe mir gleich mal den HiRes-Download besorgt. Und nachdem ich vorhin per Internetstream reingehört hatte, stand der Entschluss dazu fest. :cheers: Die Vorfreude darauf, nachher den Download hören zu können, ist ausgeprägt. ;)

Gruß

Jochen
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