Gamechanger: Legendäre Alben

Klangperlen und künstlerische Leckerbissen
hkampen
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Gamechanger: Legendäre Alben

Beitrag von hkampen »

Hallo zusammen,

in der Geschichte der Langspielplatte und CDs gab es immer wieder legendäre Alben, die durch fortschrittliche Aufnahmetechnik, neue Ideen, Stil, Ausdruck herausragten, stilbildend waren oder - trotz Abweichung vom Mainstream - besonders populär wurden.

Bitte mit immer mit einer Erklärung, warum das Album ein Gamechanger war.

Viele Grüße
Harald
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Hallo Harald,
mit The Beatles Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band entstand das erste mir bekannte Konzeptalbum, die Begründung überlasse ich https://de.wikipedia.org/wiki/Sgt._Pepp ... _Club_Band
an zweiter Stelle (chronologisch) fällt mir The Who Tommy ein.
https://de.wikipedia.org/wiki/Tommy_(Album)
Ob ich hier Santana Abraxas, Pink Floyd Dark Side Of The Moon, The Doors (Debutalbum) Sade Diamond Life, JJ Cale, Bob Marley, etc erwähnen darf, die ihren sehr eigenen und sofort wiedererkennbaren Stil haben, der aber schwer zu kopieren geht, ist eine Interpretation des Threadtitels
Grüße
Hans-Martin
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Horse Tea
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Beitrag von Horse Tea »

Hallo Hans-Martin,

wenn Du meine Stimme für jedes der genannten Alben bzw. jeden der genannten Künstler brauchst, gebe ich sie Dir gerne :cheers: (, auch wenn ich diese Musikrichtung inzwischen kaum noch höre). Kein Wunder diese Zustimmung, beim gleichen Geburtsjahrgang, meine ich.

Genauso würden mich aber auch die verkannten Genies bzw. die überragenden, aber erfolglosen Alben jenseits des Mainstream interessieren.

Und in der E-Musik gibt es beide Kategorien (über die Jahrhunderte gesehen, sogar noch differenzierter und daher diffiziler auszuwählen) natürlich ebenso.

Viele Grüße
Horst-Dieter
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hkampen
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Beitrag von hkampen »

Hallo Hans-Martin,

klar, die üblichen Verdächtigen :wink: Wobei nicht jeder Sade nennen würde. Ihr erstes Album war aber definitiv aus der Zeit gefallen, abgesehen davon, dass ich sie auch großartig finde.

The Beatles waren unglaublich innovativ Ende der 60er, und Sgt. Pepper war auch in Hinsicht Studiotechnik neu. In dem Zusammenhang sollte auch "Pet Sounds" von The Beach Boys genannt werden. "Dark Side of The Moon" ist eines der komerziell erfolgreichsten Alben weltweit, meiner Ansicht nach ohne sich dem Mainstream anzubiedern. Da steckt auch Alan Parson dahinter, der vorher The Beatles (Abbey Road mit dem ikonischen Cover, Let It Be) und von Pink Floyd Atom Mother Heard als Toningenieur begleitet hat. Seine eigenen Alben aus den 70ern finde ich auch großartig, das waren aber nicht mehr unbedingt Gamechanger.

Sowieso war irgenwie alles progressiv, bis es so richtig losging mit Punk und Disco. Wir gingen in progressive Discos, auch wenn die eher AC/DC spielten, wählten eine progressive Partei, hatten progressive Weltraumbilder an den Wänden und hielten jedes Rockstück, das länger als fünf Minuten war, für Progressive Rock. Selbst Yes hatte Alben in den Albumcharts.

Bei Disco fällt mir jetzt kein Album ein. Es schlich sich in die Discos und Radiostationen mit einzelnen Stücken ein, bis es omnipräsent war.

Beim Punk war es definitiv "Never Mind The Bollocks" von The Sex Pistols. Es kamen aber noch einige hinterher im Umfeld von Punk und New Wave. Hervorheben würde ich da "Q: Are We Not Men? A: We Are Devo!" von Devo, produziert von Brian Eno (mit Unterstützung von David Bowie) bei Conny Plank. Das war (meine ich) der Auftakt für viele später erfolgreiche Bands im Bereich New Wave und Synth-Pop, wie Simple Minds, Heaven 17 usw. "Outlandos d’Amour" von The Police war damals auch komplett neu und ungehört.

Punk, New Wave und Postpunk war ja nicht nur Geschrammel auf drei Akkorden. The Damned und Siouxie and the Banshees waren die Mitbegründer von Goth Rock, Talking Heads und The Stranglers hatten ihren ganz eigenen Sound und "London Calling" von The Clash wird auch immer wieder als herausragendes Album abgefeiert.

Horst-Dieter, da jetzt auch noch nicht unbedingt die verkannten Genies dabei, aber wir arbeiten uns vor 8)

Viele Grüße
Harald
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Thomas K.
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Beitrag von Thomas K. »

Da fehlt doch was:
Nämlich die Kinks, die Urväter des Punk, mit https://www.youtube.com/watch?v=-2GmzyeeXnQ
https://de.wikipedia.org/wiki/The_Kinks

Viele Grüße
Thomas
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hkampen
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Beitrag von hkampen »

Hallo Thomas,

The Kinks waren natürlich auch innovativ in der Zeit der British Invasion / Swinging Sixties, aber eher mit Single-Hits als mit Alben, wie die meisten damals, also The Beatles von Stg. Pepper, Stones, The Animals, The Who vor Thommy, The Small Faces, The Hollies, The Yardbirds, The Trashmen, Them und so weiter. Wenn es um herrausstechende Alben aus den 50ern bis Mitte 60er geht, würde ich mich eher im Modern Jazz umschauen.

Grüße
Harald
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Thomas K.
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Beitrag von Thomas K. »

Hallo Harald,
hier eine Sammlung legendärer Alben anzufangen, halte ich für eine sehr gute Idee.
Mit dem Begriff "Gamechanger" habe ich jedoch meine Schwierigkeiten.
Da sollte man vielleicht noch etwas differenzieren, und unterscheiden in Alben die einer Stilrichtung zum Durchbruch verhalfen (häufig) und solchen die eine echte Neuerung darstellten (selten).
Neue Trends wurden in der Regel von mehreren Bands fast zeitgleich entwickelt, und setzten sich dann durch, als eine prominente Radiostaion eine Gruppe herausgriff und oft spielte.
Das sicherte eine gewisse Überschaubarkeit und machte Legenden erst möglich.

Viele Grüße
Thomas
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Thomas K.
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Beitrag von Thomas K. »

hkampen hat geschrieben:Wenn es um herrausstechende Alben aus den 50ern bis Mitte 60er geht, würde ich mich eher im Modern Jazz umschauen.

Grüße
Harald
Da stimme ich Dir völlig zu. Ich dachte lediglich da auch unwidersprochen Santana, Pink Floyd u. a. genannt wurden, sollten die Kinks nicht unerwähnt bleiben.

Viele Grüße
Thomas
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hkampen
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Beitrag von hkampen »

Thomas K. hat geschrieben:
Da sollte man vielleicht noch etwas differenzieren, und unterscheiden in Alben die einer Stilrichtung zum Durchbruch verhalfen (häufig) und solchen die eine echte Neuerung darstellten (selten).
Hallo Thomas,

ich stimme dir zu, dass es da einen Unterschied gibt, aber der ist selten zu erkennen. Wie viel von The Mother of Invention entstand in der umgebenden Szene, wie viel ist in den Anfängen von Frank Zappa? Das ist aus heutiger Sicht, meine ich, schwer zu beurteilen, darum hab ich diese Differenzierung mit dem Begriff "Gamechanger" bewusst offen gelassen.

Grüße
Harald
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Thomas K.
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Beitrag von Thomas K. »

Hallo Harald,
man könnte das ja auch so sehen, daß Frank Zappa der Freigeist war, in dessen Umfeld sich Talente entwickeln konnten.
Möglicherweise habe ich den Begriff Gamechanger überinterpretiert.

Viele Grüße
Thomas
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Thomas K.
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Beitrag von Thomas K. »

Ganz schön schwierig, aber dieses gehört glaube ich dazu:
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Joachim Ernst Behrendt schrieb dazu:
„Mit ‚Ascension‘ hatte Coltrane eine harmonische Freiheit erreicht, die Coleman* schon viele Jahre vorher besessen hat. Aber wieviel überwältigender, zupackender, aggressiver ist gleichwohl die Freiheit der ‚Ascension‘! Sie ist, was der Titel sagen will: Ein Aufstieg, eine Himmelfahrt – von den Menschen zu Gott, beides – Gott und die Menschen, die ganze Welt –einbeziehend.“Er fasst seinen Eindruck pointiert zusammen: „Es ist eine hymnisch-ekstatische Musik von der Heftigkeit des vierzigminütigen Orgasmus“.

Viele Grüße
Thomas

* Ornette Coleman Doublequartett "Free Jazz: A Collective Improvisation"
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

hkampen hat geschrieben:...und hielten jedes Rockstück, das länger als fünf Minuten war, für Progressive Rock.
Hallo Harald, Wegbereiter u.a. die LP-Version von In-A-Gadda-Da-Vida (Iron Butterfly) mit einem ausgedehnten Schlagzeugsolo.
Und spätestens bei Led Zeppelins Stairway To Heaven waren Gitarrensoli angekommen und etabliert, so wie die Kadenz bei klassischer Musik, die dem Solisten Freiraum ließ.
Der Legende nach auch bei Jacques Loussier mit seinem Play Bach (am Anfang).

Und erwähnenswert Crossover-Projekte wie Wendy Carlos "Switched on Bach", Ekseption, TheNice/Emerson,Lake&Palmer, die Klassik in den Jazzrockbereich brachten.
Und da wären noch Folkrocker wie Steeleye Span etc.
Grüße
Hans-Martin
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hkampen
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Beitrag von hkampen »

Thomas K. hat geschrieben:Hallo Harald,
man könnte das ja auch so sehen, daß Frank Zappa der Freigeist war, in dessen Umfeld sich Talente entwickeln konnten.
Moin Thomas,

definitiv war er das, Seine Musik, sein spezieller Stil, wurden nur selten kopiert. Insofern war er kein "Brandbeschleuniger" wie die Sex Pistols für Punk oder Nirvana für Grunge, aber er hat sicher Grenzen eingerissen und Vielen den Weg geebnet. Mir fällt jetzt aber kein spezielles Album von ihm ein, das ich als Gamechanger bezeichnet kann. Bei ihm war es eher das Gesamtwerk.

Zappa hat mit scheinbar allen verfügbaren Stilen gearbeitet, von Doo-Wap über Blues, Jazz Rock, Rock, Klassik bis hin zu Neuer Musik. Und - meiner Meinung nach - ist er dabei fast immer im Bereich für ein größeres Publikum zugänglich geblieben.

John Coltrane war immer wieder Gamechanger. Nicht mein Favorit, aber "A Love Supreme" ist definitiv sein Meisterwerk. "Ascension" hab ich noch nicht gehört.
Hans-Martin hat geschrieben:Hallo Harald, Wegbereiter u.a. die LP-Version von In-A-Gadda-Da-Vida (Iron Butterfly) mit einem ausgedehnten Schlagzeugsolo.
Hallo Hans-Martin,

nach einem Gerücht soll es ja so gewesen sein, dass der Titel eigentlich "In the Garden of Eden" lauten sollte, der Sänger aber zu breit dazu war. :D

Damals haben so Einige mit Klassik experimentiert. Mir fallen da zum Beispiel Deep Purple mit dem Album "Deep Purple" 1969 (April) oder The Moody Blues mit "Days Of Future Passed" 1967 (Nights In White Satin) ein. Letzteres Album soll auf einige Zeitzeugen einen mächtigen Eindruck gemacht haben.

Die Idee gab es aber schon im Jazz. 1939 nahm Benny Goodman "Bach Goes to Town" auf. Als Gamechanger würde ich das Album "Little Girl Blue" von Nina Simone 1958, du ursprünglich klassische Pianistin werden wollte, bezeichnen.

Grüße
Harald
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hkampen
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Beitrag von hkampen »

Thomas K. hat geschrieben:Möglicherweise habe ich den Begriff Gamechanger überinterpretiert.
Noch mal zu Definition: Legendäre Alben können auch Althergebrachtes besonders gut wiedergeben. Zappa war vielleicht ein schlechtes Beispiel. Ich meine damit Alben, die kurz- oder langfristig große musikalische und/oder gesellschaftliche Auswirkungen hatten - positiv und negativ. Sie müssen deshalb auch nicht legendär sein, wenn sie eher im Hintergrund wirkten. Die Schnittmenge mit legendären Alben ist naturgemäß groß, aber ich würde es sehr spannend finden, etwas tiefer zu graben und "Hidden Champions" zu finden (bitte verzeit mir die Begriffe, aber ich arbeite im Marketing :oops: :D )
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Horse Tea
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Beitrag von Horse Tea »

hkampen hat geschrieben:Ich meine damit Alben, die kurz- oder langfristig große musikalische und/oder gesellschaftliche Auswirkungen hatten - positiv und negativ. Sie müssen deshalb auch nicht legendär sein, wenn sie eher im Hintergrund wirkten. Die Schnittmenge mit legendären Alben ist naturgemäß groß, aber ich würde es sehr spannend finden, etwas tiefer zu graben und "Hidden Champions" zu finden (bitte verzeit mir die Begriffe, aber ich arbeite im Marketing :oops: :D )
Hallo Harald, werte Mitleser,

für mich ist Nick Drake wegen seiner musikalischen Auswirkungen auf die (mindestens) 25 Jahre nach seinem Tod ein "hidden champion":

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Nick_Drake

Viele Grüße
Horst-Dieter
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