Ich möchte hier für die neue 2.2 von Gert und Michael ein eigenes Thema aufmachen. Ich konnte die kompakten Standlautsprecher am vergangenen Sonntag bei mir zu Hause hören und sie haben mir sehr gefallen. (Entnommen aus meinem Vorstellungsthread.)
Grüße,Frederik hat geschrieben:Hallo zusammen,
Am Sonntag kam uns Michael besuchen, der sich auf Durchreise mit Frau und Hund befand. Gegen Rast und Verpflegung brachte er neben einer frisch überholten B&M Delta und diversen geregelten Chassis, unter anderem das Neueste aus dem Hause AGM mit.
Und so kam es, das ich Gelegenheit hatte in den Prototypen eines ganz neuen Modells reinzuhören.
Kaum angekommen war auch Michael gespannt, wie sich die mitten in der Entwicklung befindlichen AGM 2.2, in einem anderen, kleinerem Raum anhören würden. Also wurden die beiden kompakten Standboxen schnell aufgebaut und fanden ihren Platz in meinem Hörraum. Was für ein angenehmer Zufall …
Unmittelbar fällt auf, dass nichts auffällt. Das ist ein sehr gutes Zeichen. (Die 2.2 passen auch optisch super in meinen Raum.)
Der Klang ist in sich ruhig, selbstverständlich, sauber und durchhörbar. Der Hochtöner, ein Air Motion Transformer und Kind der bekannten Kölner Manufaktur wird begleitet von einem 18 cm durchmessenden Tiefmitteltöner norwegischer Natur, welcher in filigraner Handarbeit von Michael mit einem induktiven Sensor ausgestattet wurde.
„Die 2.2 ist so konstruiert, wie man 2 Weger konstruiert, wenn man es richtig machen möchte."
Der hoch belastbare Hochtöner wird tief getrennt, bei 1 kHz übergibt er an den bis dahin sauber und partialschwingungsfrei arbeitenden Konus. Damit einhergeht, dass es keinen „Tannenbaum“ im Energiefrequenzgang gibt und das IM Verzerrungsspektrum gleichmäßiger verteilt ist, als würde man dem Konus zumuten bis 2 kHz oder gar noch höher spielen zu müssen. Die Sensorregelung im Tiefmitteltöner tut ihr Übriges um Verzerrungen am Entstehen, zu hindern.
Übliche ungeregelte Tiefmitteltöner verzerren spätestens im Bass allesamt recht ordentlich, was sich, wenn sie wie in 2-Wege Lautsprechern üblich auch die Mitten übertragen in diesen kritischen Bereich hoch modulieren kann und schon wird einem der „ach so unhörbare“ Klirr im Bass auf dem Silbertablett serviert und es dauert nicht lange, dann hat man die Ohren voll und möchte nicht mehr hören. Schade um die Musik.
Das muss den Hörer sensorgeregelter Lautsprecher aber nicht weiter kümmern.
Die Höhen klingen spektakulär unspektakulär. Samtig weich, ohne weichzuspülen, präzise ohne zu pointieren. Es gibt da einen Unterschied gegenüber manchen Kalotten, der mir besonders ins Ohr gefallen ist. Im Superhochton Bereich „fehlt“ jeglicher Anflug von Schärfe oder andersartigen Eigenklang die, der ein oder andere Kalottenhochtöner an sich haben kann.
Das wird zum einen an der stärkeren vertikalen Bündelung des AMTs liegen, zum Anderen daran, dass ein AMT erst weit, sehr weit außerhalb des hörbaren Bereichs in Partialschwingungen aufbricht. Eine übliche Aluminiumkalotte zum Beispiel bricht knapp oberhalb 20.000 Hz auf.
Die daraus resultierende Überhöhung im Frequenzgang kann niemand hören. Das Problem ist aber, dass mit der Überhöhung einhergehend in diesem Bereich Verzerrungen verstärkt werden, welche durch Intermodulation ihren Weg hinunter in den hörbaren Bereich finden können. Das funktioniert also wie beim Klirr im Bass nur umgekehrt herum. Diesen Problemen ist nicht so einfach auf die Schliche zu kommen, können doch die durchschnittlichen Messsysteme k3 nicht beliebig hoch erfassen.
Keck festzustellen, dass es keinen Materialklang gibt und alle Hochtöner in dieser Hinsicht vor dem Ohr gleich sind mag vielleicht im „Hifi-Forum“, Gott hab es selig!, für Entzückung sorgen, wo es doch „amtlich“ bestätigt wurde, doch die vielzitierte Untersuchung zum Materialklang von Herrn Rotter greift in ihrer naiven, vereinfachenden Sichtweise auf die Realität zu kurz.
In der idealen Welt nach "Rotter" mag es so sein, wie er es feststellt, dass nur Frequenzgang und Abstrahlverhalten den Klang eines Hochtöners bestimmen. Aber soweit sind wir in der Realität noch nicht. Jedes Chassis hat ein individuelles Obertonspektrum (Klirr/Verzerrungen) und abhängig von der Beschaffenheit der Membran können Partialschwingungen dieses noch deutlicher zum Vorschein bringen.
Besonders am in der 2.2 eingesetzten AMT ist, dass er nicht nur im Superhochton glänzt, sondern darüber hinaus auch ähnlich guter Kalotten tief einsetzbar ist. So werden Kompromisse vermieden, wie sie die üblicherweise nur hoch trennbaren (ab 2,5 kHz) kleinen AMTs einfordern. Ein gutes Stück „Samtigkeit“ wird dem AMT sicher auch durch Gerts Stromgegenkopplung anerzogen. Überhaupt ist die hochwertige interne Elektronik gewiss' nicht unschuldig am ruhigen, entspannten Klang der kleinen AGM.
Die Mitten gibt die 2.2 natürlich wieder, erst bei deutlich gehobenem Pegel machen sie etwas zu. 3-Wege Lautsprecher mit dediziertem Mitteltöner haben hier Vorteile.
Der Bass ist sensorgeregelt, mehr muss man dazu nicht sagen. Na gut okay, trocken, tief, sauber und einfach frei von Eigenklang. Da nehmen sich AGM, Silbersand und Schanks Audio alle nichts.
Die räumlich präzise Wiedergabe fällt 2 Wege Lautsprechern gegenüber Mehrwegern traditionell leichter, so auch der 2.2, welche schon ohne FIR Entzerrung eine glaubwürdige Ortung, Tiefenstaffelung etc. realisiert.
Die 2.2 hinterlassen in diesem frühen Stadium bereits einen ausgezeichneten Eindruck. Für mich persönlich ist sie die spannendste aller AGMs und dank der kompakten Ausmaße werden sich die 2.2 sicher an so mancher Frau/Freundin vorbei ins Wohnzimmer schleichen können.
Zur BM 8 habe ich keinen direkten Vergleich vorgenommen, sie profitiert vom zusätzlichen Mitteltöner, die 2.2 kontert mit dem Referenz Hochtöner.
Die 2.2 ist in meinen Augen ein weiteres Paradebeispiel dafür, was sich erreichen lässt, wenn Chassis und Elektronik im Lautsprecher nicht einfach nur koexistieren, sondern über Gegenkopplungsnetzwerke verbunden gemeinsam an einem Strang ziehen.
Den jüngsten Spross der AGM Familie sollte man im Ohr behalten.
Frederik