Abacus A-Box 5 vs. Neumann KH 120 A

Rudolf
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Intermezzo: Abacus C-Box 3 zu Besuch auf meinem Schreibtisch

Beitrag von Rudolf »

Am vergangenen Donnerstag war ich bei Ralph Gottlob in seinem Ladengeschäft Pirol zu Besuch und durfte eine Abacus C-Box 3 probehalber mit nach Hause nehmen. Was lag also näher als sie auf meinem Schreibtisch an dieselbe Stelle zu stellen wie schon ihre größere Schwester A-Box 5:

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Ich hatte die C-Box 3 zuvor ja schon bei Ralph bestaunen dürfen und war deswegen nicht allzu überrascht auch zu Hause zu hören, wieviel Lautsprecher in diesem kleinen Zwerg steckt - wahrscheinlich gibt es weltweit keine Box mit einem ähnlich hohen Klang/Volumen-Verhältnis! Kaum zu glauben, was da raus kommt. Aber erfüllt sie auch meine Ansprüche an einen audiophilen Desktop-Lautsprecher?

Um es kurz zu machen: Die A-Box 5 zeigt im direkten Vergleich, dass die C-Box 3 die Physik nicht austricksen kann. Volumen bzw. Membranfläche sind nun einmal nicht zu ersetzen. Und es ist insbesondere das geringere (Tief-)Bassfundament, dass die C-Box das Nachsehen haben lässt. So liefert die größere Schwester ein umfassenderes Bild des musikalischen Geschehens. Kein Grund zum Verzweifeln, sie kostet schließlich auch deutlich (400,00 Euro) mehr.

Ich kann schwerlich glauben, dass jemand das anders empfinden würde als ich. Ich kann mir allerdings sehr wohl vorstellen, dass viele Desktop-Hörer ihren Schreibtisch an einer Wand stehen haben und die C-Box 3 auf diesem Wege eine Bassunterstützung erfährt. Mein Schreibtisch dagegen steht frei im Raum und da liefert sie mir einfach zu wenig Fundament.

Wer jedoch einen dezenten Mini-Lautsprecher mit maximaler Klangausbeute sucht, ist mit der C-Box 3 bestens bedient. Und sie schaut so hübsch aus, dass man unweigerlich zu überlegen beginnt, wo überall im Haus man sie einsetzen könnte. In Kombination mit einem Subwoofer wie dem A-Bass 10 oder 12 lassen sich zudem mit Sicherheit hochwertige Lösungen realisieren.

Viele Grüße
Rudolf
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Rudolf
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Grob- und Feindynamik

Beitrag von Rudolf »

Verehrte Mitleser,

ich komme zunächst zurück auf mein Rendevouz mit der C-Box 3:
Rudolf hat geschrieben:In Kombination mit einem Subwoofer wie dem A-Bass 10 oder 12 lassen sich zudem mit Sicherheit hochwertige Lösungen realisieren.
So ist es, nachzulesen hier: http://www.aktives-hoeren.de/viewtopic. ... 33#p115533

Nun aber zurück zu meinem Dauertest. Wie verhält es sich mit Grob- und Feindynamik der beiden Probanden?

Grobdynamik ist definitionsgemäß der Sprung zwischen der leisesten und lautesten Passage einer Aufnahme. Da liegt die KH 120 aufgrund ihrer höheren Maximallautsstärke eindeutig vorn. Bei der Feindynamik dagegen punktet die A-Box 5, weil sie das Klangbild "ganzheitlicher" bzw. dreidimensionaler wiedergibt - was bestimmt auch mit der tieferen unteren Grenzfrequenz (16 Hz) zusammenhängt. Nun gibt es nicht so viele Musikaufnahmen, die die untere Grenzfrequenz (52 Hz) der KH 120 deutlich unterschreiten. Diejenigen allerdings sind ein besonderer feindynamischer Leckerbissen mit der A-Box 5.

Das war's für heute, jetzt ich muss zum Sport. :D

Viele Grüße
Rudolf
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Rudolf
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Transparenz und Lokalisationsschärfe

Beitrag von Rudolf »

Liebe verbliebenen Mitleser,

heute habe ich mich mit den Themen Transparenz und Lokalisationsschärfe befasst. Ich habe keine Ahnung, ob hierfür dieselben physikalischen Parameter ausschlaggebend sind, aber ohne eine gewisse Transparenz ("Durchhörbarkeit") fällt es mir schwer Instrumente bzw. Schallereignisse zu lokalisieren. Dann geht alles irgendwie in einem großen Gegrummel unter.

Hierin ist die Neumann zweifellos eine Meisterin. Aufgrund ihrer großen Bühnendarstellung fällt es sehr leicht, einzelne Aspekte der Darbietung, z.B. Chorstimmen oder perkussive Instrumente aus dem übrigen Geschehen "herauszuschälen". Und das ganz ohne eine irgendwie geartete, vordergündige Betonung des Hochtonbereiches!

Die Abacus dagegen lässt mich eher in eine Puppenstube blicken, in dem die Akteure zwar ebenfalls sorgfältig arrangiert sind, es aber aufgrund des kleineren Abbildungsmaßstabes schwerer fällt ihnen zu folgen. Hinzu kommt, dass ich (Jahrgang 1959) sicher nicht mehr so viele Feinheiten heraushöre, es sei denn, sie werden mir wie bei der KH 120 A auf dem Serviertablett präsentiert.

Viele Grüße
Rudolf
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Bernd Peter
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Beitrag von Bernd Peter »

Komm Rudolf,
Rudolf hat geschrieben:dass ich (Jahrgang 1959) sicher nicht mehr so viele Feinheiten heraushöre,
streng dich etwas an, so schnell gehören wir nicht zu den Oldies. :cheers:

Sportliche Grüße

Bernd Peter
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RS.schanksaudio
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Beitrag von RS.schanksaudio »

Rudolf hat geschrieben: heute habe ich mich mit den Themen Transparenz und Lokalisationsschärfe befasst. Ich habe keine Ahnung, ob hierfür dieselben physikalischen Parameter ausschlaggebend sind, aber ohne eine gewisse Transparenz ("Durchhörbarkeit") fällt es mir schwer Instrumente bzw. Schallereignisse zu lokalisieren.
Meiner Meinung nach gilt am ehesten folgende Korrelation:

Transparenz/Durchhörbarkeit = Klirr und IMD unterhalb der Hörschwelle
Lokalisationsschärfe = ausgewogene Rundstrahlverhalten (Schallführung, Dimensionierung der Treiber/Schallwand, etc).

Viele Grüße
Roland
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Fujak
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Beitrag von Fujak »

Hallo Rudolf,

danke für diesen detaillierten und für mich aufschlussreicher Bericht. Als Vertreter einer Monitor/Subwoofer-Kombination wäre für mich nach diesem Bericht die KH120 sicher der geeignetere Lautsprecher, weist er nach Deinem Bericht doch alle Merkmale auf, die ich besonders wichtig finde, während die offenbar größte "Schwäche", nämlich der nach unten begrenzte Frequenzgang ohnehin durch den Sub kompensiert würde. Im Einsatz am Desktop hingegen wäre für mich sicherlich die A5 als äußerst kompakter aber echter Fullrange-Lautsprecher die bessere Wahl.

Viele Grüße
Fujak
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cay-uwe
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Beitrag von cay-uwe »

Rudolf hat geschrieben:... Hinsichtlich des Einspielens verweist Neumann in seinen FAQs ausschließlich auf psychoakustisch Effekte:
Georg Neumann hat geschrieben:Psychoakustik – Das menschliche Hörgedächtnis ist SEHR kurz und beträgt weniger als fünf Sekunden. Diese Tatsache ist in wissenschaftlichen Kreisen wohl bekannt. Man führt also kontrollierte ABX Hörtests mit schnellen Schaltanlagen durch, um zu vermeiden, dass der Hörer das gerade Gehörte vergisst. Beim sogenannten „Einfahren“ von Lautsprechern hört sich der Nutzer den Lautsprecher eine gewisse Zeit an, lässt den Lautsprecher über einen langen Zeitraum (z. B. 24 Stunden oder sogar bis zu einer Woche) „einfahren“ und hört sich dann erneut den Lautsprecher an. Bei diesem Verfahren wird der Hörer wahrscheinlich einen Unterschied wahrnehmen.
[...]
Das “Einfahren” von Lautsprechern gehört der Vergangeheit an, in der schlecht konstruierte Passivsysteme weit verbreitet waren. Heute verfügen wir über gut konstruierte aktive Lösungen, die man sofort nach dem Auspacken vollwertig einsetzen kann.
Quelle: http://www.neumann-kh-line.com/neumann- ... al-answers

Auch ich habe keine Veränderungen wahrnehmen können. Aber es handelt sich bei meinen Exemplaren aber um Versandrückläufer, die evtl. schon eine längere Einspielzeit hinter sich haben.
Rudolf,

der oben aufgeführten Aussage kann ich nicht zustimmen. Gerade bei Tief- Mitteltönern ändern sich die Parameter am Anfang etwas und das hat nichts mit "schlecht konstruierten Passivsystemen" zu tun, sondern mit elektromechanischen Umständen, die sowohl passiv wie aktiv gültig sind.

So zum Beispiel ändern sich die Parameter des Tieftöner in meiner STELLA so, dass sich die Resonanzfrequenz im Bass um fast 10% verschiebt ( 35 Hz auf 32 Hz ) und der Schallpegel bis ca. 1 kHz dabei um bis zu 0,5dB differiert. Das liegt durchaus im Bereich des hörbaren, zumal es eine breitbandige Änderung darstellt. Ähnliches Verhalten kenne ich von den Tieftöner den ich in meiner MONITOR einbaue.

Was allerdings eine "Story" ist, ist die Tatsache, dass manche meinen hunderte von Stunden einspielen zu müssen. Bei mir reichen ca. 2 Stunden von einer Aufnahme des Rheinwasserfalls bei Schaffhausen ( AUDIO Stakkato CD-1 aus den 80ern ), die auch im Bass sehr peglestarke tiefe Frequenzanteile besitzt und danach ändert sich auch messtechnisch nichts mehr :wink:

Daher liefere ich meine Boxen "eingespielt" aus, denn ich lasse besagte Aufnahme ca. 2 Stunden als finalen Test laufen.

Da es sich in Deinen Test um Boxen handelt, die schon längere in Betrieb sind, wird das "Einspielen" nicht notwendig sein.

Auch ich möchte mich an dieser Stelle für Deine ausführliche Berichterstattung bedanken :cheers:
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Rudolf
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Beitrag von Rudolf »

Liebe Freunde,

vielen Dank für eure Ergänzungen bzw. Erläuterungen und insbesondere für deine aufmunternden Worte, lieber Bernd-Peter.

Ich denke, es ist nun langsam Zeit, endlich Farbe zu bekennen. Fujak hat es, wie ich finde, auf den Punkt gebracht:
Fujak hat geschrieben:... wäre für mich nach diesem Bericht die KH120 sicher der geeignetere Lautsprecher, weist er nach Deinem Bericht doch alle Merkmale auf, die ich besonders wichtig finde, während die offenbar größte "Schwäche", nämlich der nach unten begrenzte Frequenzgang ohnehin durch den Sub kompensiert würde. Im Einsatz am Desktop hingegen wäre für mich sicherlich die A5 als äußerst kompakter aber echter Fullrange-Lautsprecher die bessere Wahl.
Der KH 120 A mangelt es an Bassqualität, der A-Box 5 an Bassquantität. Beides kann man durch die Hinzuziehung eines Subwoofers lösen. Und Fujak hat recht, eigentlich ist die A-Box 5 der geeignetere, weil komplettere Desktoplautsprecher. Wenn ich über keinen weiteren Fullrange-Lautsprecher in Form meiner Silbersand FM 303 verfügte, wäre die Sache also klar. Tue ich aber :D und insofern werde ich die KH 120 A künftig mit großem Vergnügen als Monitor nutzen: Ihre Detailauflösung und die räumliche Abbildung haben mich derart überzeugt, dass ich bereit bin, das Tiefbassvergnügen künftig auf die Hörsitzungen mit meiner Silbersand zu beschränken.

Meine A-Box 5 hat sich aber mehr als wacker geschlagen. Man darf schließlich nicht vergessen, dass sie rund 20% weniger kostet. Die aktuelle A-Box 5 ist überdies mit einem Tieftöner ausgestattet, der einige dB mehr erlaubt als meine Exemplare aus dem Jahr 2010. Es kann also gut sein, dass meine Entscheidung damit noch schwerer gewesen wäre als ohnehin. Und natürlich ist es wie immer auch ein bisschen die Lust auf einen "neuen Sound".

:cheers:

Viele Grüße
Rudolf
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Vangogh
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Beitrag von Vangogh »

Hallo Rudolf,

danke für deine Hörvergleiche.

Den Schönheitspreis würde bei mir die A-Box abräumen. Die Neumann verströmt trotz eines wohnraumtauglichen Farbtons nach wie vor Studioflair.

Mal gucken vielleicht wird es ja auch bei der KH120 bald eine designoptimierte Variante à la Rudolf geben ... hab da so ein Gefühl :mrgreen:

Grüße
Sven
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Rudolf
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Beitrag von Rudolf »

Hallo Sven,

ich sehe, du kennst mich :mrgreen: . Voilà:

Bild :vorher | nachher: Bild

Der Austausch der Gitter inkl. der notwendigen Neueinmessung der Hochtöner kostet bei Sennheiser ca. 260,00 Euro/Paar.

Viele Grüße
Rudolf
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RS.schanksaudio
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Beitrag von RS.schanksaudio »

Rudolf hat geschrieben: Der Austausch der Gitter inkl. der notwendigen Neueinmessung der Hochtöner (...)
Was immer da auch neu eingemessen werden muss :lol: Das ist wohl eher eine Handling- und Prozesspauschale. Aber dann sollte man vielleicht auch die Baßreflex "Ecken" innen weiß färben, zumindest soweit es das Auge wahrnimmt.

Viele Grüße
Roland
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Rudolf
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Beitrag von Rudolf »

Hallo Roland,
RS.schanksaudio hat geschrieben:
Rudolf hat geschrieben: Der Austausch der Gitter inkl. der notwendigen Neueinmessung der Hochtöner (...)
Was immer da auch neu eingemessen werden muss :lol: Das ist wohl eher eine Handling- und Prozesspauschale.
Der Sennheiser-Service schreibt dazu:
Sennheiser hat geschrieben:Das Gitter des Tieftöners ist von vorn eingesetzt, kann ohne Demontage des KH 120 ausgetauscht werden. Um das Gitter des Hochtöners zu wechseln, muss der KH 120 demontiert und der Hochtöner ausgebaut werden. Im Service würde nach einem Wechsel des Hochtöner Gitters der KH 120 in der Messkammer geprüft, um dessen korrekte Montage und Dichtigkeit sicherzustellen.
RS.schanksaudio hat geschrieben:Aber dann sollte man vielleicht auch die Baßreflex "Ecken" innen weiß färben, zumindest soweit es das Auge wahrnimmt.
Das sehe ich anders. Die schwarzen Bassreflexöffnungen harmonieren meines Erachtens sehr gut mit den schwarzen Gittern. :D

Aber mal sehen, jetzt kommen erstmal die Ständer dran.

Viele Grüße
Rudolf
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Vangogh
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Beitrag von Vangogh »

Hallo Rudolf,

optisch auf jeden Fall ein Schritt nach vorne. :cheers:

Du schreibst dass Sennheiser den Umbau übernimmt. Sprechen wir da vom selben Unternehmen http://de-de.sennheiser.com/?

Grüße
Sven
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Rudolf
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Beitrag von Rudolf »

Hallo Sven,

nicht ganz.

Dein Unternehmen nennt sich "Sennheiser Electronic GmbH & Co. KG"

meins dagegen "Sennheiser Vertrieb und Service GmbH & Co. KG".

Viele Grüße
Rudolf

PS: Dir ist bewusst, dass Neumann zur Sennheiser-Gruppe gehört?
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RS.schanksaudio
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Beitrag von RS.schanksaudio »

@Rudolf,

ich hatte tatsächlich übersehen, dass das Gitter beim Hochtöner auch gewechselt wird, dann ist die Erklärung natürlich plausibel. Die Frage die sich dann aber stellt ist, wenn sich durch die Montagearbeiten Parameter ändern, wie sie diese kompensieren wollen ... viele Möglichkeiten haben sie ja nicht. Wenn der Hochtöner z.B. nicht auf dem Motor zwangszentriert ist, dann wird es sehr diffizil ihn wieder korrekt zu zentrieren, was in einer kratzenden Schwingspule oder zumindest erhöhten Klirrwerte resultieren kann.

Viele Grüße
Roland
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