Nachfolger Backes & Müller BM Line 35

shakti
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Beitrag von shakti »

Die LS gibt es regelmäßig auf den B&M Workshops zu hören, vielleicht sollte man dies einfach mal machen und dann ueber die tatsaechliche und gehoerte Performance berichten, mich wuerde auf jeden Fall interessieren, wie die LS nun im echten Betrieb klingen, vielleicht hat sich da ja noch was getan, Johannes Siegler wird kaum einen LS auf den Markt bringen, der zweifelhafte Messwerte hat. Dass ein seriennaher Prototyp da evtl. noch schwaechelt, zumal, wenn eine Messetermin vor der Tuere steht ... geschenkt, Hauptsache die Serie spielt. :-)

Freue mich auf jeden Fall auf den ersten konkreten Hoerbericht!

netten Gruss
Juergen
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aktivator
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Beitrag von aktivator »

Hallo Eberhard

Meine 1000hz sind obere Mitten :? Aber bin nochmal den Thread durchgegangen, waren doch schon etliche die die 35 gehört und für gut befunden haben: Frank/Fraktive/Realperfekt/Kai/Jürgen Shakti/Thomas K etc. Keiner hat da wohl bei 1000hz das Gesicht verzogen und ne Kopfschmerztablette eingeworfen.

Gruß Andreas
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O.Mertineit
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Beitrag von O.Mertineit »

Aktivator hat geschrieben: Die besten Messinstrumente sind die Ohren.Wie oft liest man denn über Fehler bei den Messungen,zuhauf!!
Hat also jemand diesen Klirr gehört ??
Hallo Andreas,

das menschliche Gehör "hört" harmonische Verzerrungen nicht "als solche", und auch nicht in isolierter Form und schon gar nicht nach Komponenten (K2, K3, ...) getrennt. Zu "THD" gehört übrigens potenziell auch ein Geräuschanteil ... Gehörmäßig verändern Oberwellen z.B. bei Klängen, die eine Dauer haben, die Klangfarbe: Das beginnt u.U. recht subtil.

"K2" und "K3" wären z.B. konkrete Oberwellen, die man im Spektrum feststellen kann. Sie sind aber keine "direkten Wahrnehmungskategorien". Deshalb steht eine solche Fragestellung m.E. von vornherein auf dem falschen Fuß.

Gehörmäßig stellt sich immer ein "Gesamteindruck" ein und der kann sehr unterschiedlich sein. Streng genommen kann man nicht einmal die pegelabhängige Wahrnehmung von Gruppenlaufzeitverzerrungen von der Wahrnehmung für harmonische Verzerrungen strikt trennen, weil es Interdependenzen in den Wahrnehmungsschwellen beider Verzerrungsarten gibt.

Das Gehör kennt also nicht einmal die ansonsten physikalisch strikte Trennung zw. "linearen" und "nichtlinearen" Verzerrungen, u.a. weil es selbst ein stark "nichtlinear" arbeitendes Sinnesorgen ist. Das Gehör ist also alles andere als ein "Messinstrument".

Das Gehör ist in diesem Zusammenhang evt. als "der wichtigste Maßstab" zu sehen, darauf würde ich mich sofort einlassen. Es ist als Sinnesorgan u.a. ein Werkzeug zur Orientierung in der Umgebung, zur Sprachwahrnehmung usw. . Die "Funktionalität" ist mit der eines Messintrumentes jedoch nicht zu vergleichen, weil sie ganz andere Aspekte mit einschließt.

Höreindrücke können im Zusammenhang mit nichtlinearen Verzerrungen sehr unterschiedlich ausfallen z.B. kann etwas "heiser" oder "hauchig" oder "hart" klingen, auch kann die räumliche Abbildung durcheinandergeraten, weil ein Schallwandler durch Verzerrungsprodukte anders "auf sich aufmerksam macht", als dies sonst der Fall wäre.

Nur die Frage "wer hat die konkreten Verzerrungen, die messtechnisch so und so beschrieben sind, als solche 'herausgehört' ?" ist bei Musikvorführungen m.E. schlicht unangemessen, weil sie der menschlichen Wahrnehmung nicht gerecht wird.

Es gibt für viele Verzerrungsarten gut erforschte Wahrnehmungsschwellen, auch diese sagen jedoch per se nichts darüber aus "wie es dann klingt", zumal für einschlägige Tests oft spezielle Testsignale verwendet werden und keine Musikstücke.

Gerade deshalb (!) sind doch belastbare und möglichst eindeutig interpretierbare Messergebnisse, die am besten mit dem Höreindruck gar nicht so direkt "vermauschelt" werden sollten, als Anhaltspunkte für sich m.E. äußerst wertvoll:
Sie weisen auf konstruktive "Besonderheiten" von Geräten und auf Grenzbedingungen hin, außerhalb derer keine einwandfreie Funktion mehr gewährleistet ist.

Es kann z.B. schwer fallen, etwaige nichtlineare Verzerrungen im oberen Mittelton um 1,2Khz (deren Oberwellen im Hochton liegen) vom Effekt des Frequenzgangs (falls auffällig ...) in diesem Frequenzbereich gehörmäßig überhaupt zu separieren: Hörer werden tendenziell immer nur einen "Gesamteindruck" berichten und etwas anderes sollte man von ihnen auch m.E. nicht erwarten.

Eines kann ich jedoch zum Klirr sagen: 100% Klirr wären z.B. selbst im Tiefton für mich durchaus wahrnehmbar (Eindruck abhängig von den konkreten Klirr- Oberwellen und dem Programmmaterial) und wären für mich subjektiv kein Qualitätsgewinn. Ich habe schon viele LS in solche Betriebszustände gebracht und kann sicher sagen, daß ich zu diesen Pegeln einen angemessenen Sicherheitsabstand halte, um genussvoll mit einem konkreten LS zu hören.


Grüße Oliver
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O.Mertineit
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Beitrag von O.Mertineit »

Als Ergänzung, was "Verzerrungen hören" (lineare und nichtlineare) überhaupt bedeuten könnte, unabhängig von einem konkreten LS :

Vielleicht ist nicht allen bewusst, das u.a. Oberwellen mit 2-facher und 3-facher Grundfrequenz auch zum Spektrum von natürlichen (oder elektronischen) Klängen gehören, je nachdem was für ein Klang es ist. Dabei basiert eine Rechteckschwingung auf ungeraden ganzzahligen Vielfachen einer Grundfrequenz:

https://de.wikipedia.org/wiki/Rechteckschwingung

Eine Sägezahnschwingung enthält hingegen sowohl geradzahlige als auch ungeradzahlige Oberwellen.

Der o.g. Artikel gibt auch Hörbeispiele für Schwingungsformen (nur stationäre Klänge).

U.a. das anregende Signal beim gestrichenen Saiteninstrument ist einem "Sägezahn" bzw. einer "Kippschwingung" nicht unähnlich.

Beim Klirr einer Übertragungsanlage hängt es also auch vom dargebotenen Programmaterial ab, ob und ab welchem Pegel er auffällig werden kann.

Bei Transienten kann Klirr zusammen mit Gruppenlaufzeitverzerrungen die Hüllkurve verändern und die vom Gehör ausgewerteten Interbandkorrelationen im Einschwingvorgang verändern: Das kann auch Instrumentenklänge hörbar verändern, wenn hoher Pegel, Gruppenlaufzeitverzerrungen (*) und nichtlineare Verzerrungen (Klirr) ungünstig zusammenfallen.

U.a. Klaviermusik mit großem Dynamikspielraum in kritischen Tonlagen (für den jeweiligen LS) würde ich als "sensibel" für diese Verzerrungsarten sehen. Ebenso kann Gesang - je nach Stimmlage und Künstler(in) - sehr kritisch in Bezug auf Klirr sein, denn Dynamikumfang und die Energie einzelner Gesangsformanten im Spektrum können erheblich sein.

Bigbandaufnahmen mit ausgewogen und detailreich aufgenommenen Bläsersätzen stellen hier ebenfalls im Mittel-Hochton hohe Ansprüche.

Manche Anlagen können dann regelrecht "umkippen" oder "harsch" klingen, wenn eine "böse" Tonlage getroffen wird. Ohne ein System jedoch länger unter "Beobachtung" zu haben, bekommt man das gehörmäßig nicht immer mit, weil dazu ein gewisses Repertoire über eine gewisse Zeit abgedeckt werden muss.

Solche Qualitäten sind kaum innerhalb kurzer "Demos" abzuhandeln, sondern fallen m.E. durchaus schon unter den Begriff "Langzeithörtauglichkeit" unter Berücksichtigung eines breiteren Repertoires.

Mit einem gestrichenen Cello oder verschiedenen Keyboardsounds ohne viel Dynamik, wird man hingegen oft eine relative Toleranz gegenüber Klirr (und evt. auch linearen Verzerrungen) erleben ... desgleichen bei vielen Popsongs, wo u.a. der Gesang so mit Effekten "aufgeladen" sein kann, daß ein Empfinden für "Natürlichkeit" oder gar "richtig/falsch" sich von allein erledigt, weil hier nichts mehr "entscheidbar" ist und alles zur "Geschmacksfrage" wird. Klar kann es Songs geben, die man auch in dieser Hinsicht "gut kennt", aber ich denke es ist klar, was ich meine.

Hat man also auf irgendeiner Messe mit unbekannter Raumakustik z.B. nur einen recht effekbeladenen Popsong - den auch noch jemand anders aus seiner Sammlung ausgesucht hat - während einer Demo über einen bestimmten LS gehört, dann kann man m.E. kaum tiefergehende Aussagen über einen LS treffen. Es macht dann jedenfalls keinen Sinn zu sagen: "Ich habe diesen LS gehört, und er klingt so und so ..."

Im Großen und Ganzen sind harmonische Verzerrungen bei LS jedoch meist harmlos, wenn sie unterhalb gewisser Schwellen bleiben und keine "Ko-Faktoren" (Sprünge in der Gruppenlaufzeit, rauher Frequenzgang) eine Hörbarkeit fördern.


Grüße Oliver
_________________
(*) Auch Auffälligkeiten im Amplitudenfrequenzgang
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Malte
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Beitrag von Malte »

Hallo Oliver,
O.Mertineit hat geschrieben: Bei Zylinderwellen (z.B. im Nahfeld einer "angenäherten Linienschallquelle") beträgt der Schalldruckabfall bei Verdopplung der Entfernung (wie z.B. von 1m auf 2m) natürlich nur 3dB und keine 6dB.

...

Um zu wissen, wie hoch die "Pegelreserve" zur Erreichung der gemessenen Klirrwerte bei nur 1m Messabstand gewesen wäre, hätte man also mindestens analysieren müssen, welche der beteiligten Schallwandler den Klirr jeweils verursachen.
Das ist in der Theorie völlig korrekt, in der Praxis verhält sich die BM35 aber unter 2m auch im Mitten/Präsenzbereich eben nicht mehr wie ein perfekter Zylinderwellenstrahler.
Mindestens die Subbässe und die MHT-Einheit des o.g. LS fallen aber im Bereich üblicher Abhörentfernungen aus dem Bild "Linienschallquelle" bzw. "Nearfield Line Array" heraus.
Die Subs ja, der Zeilenstrahler selbst dürfte etwa ab 2kHz annähernd Linienschallquelleneigenschaften annehmen. Also etwa in dem Frequenzbereich, wo er völlig alleine spielt.
Die Pegelschriebe (rote Kurven) zeigen im Tiefbass mit "etwas gutem Willen" z.B. um 30 ...50Hz Pegel um 92 dB, dabei geht die Klirrdämpfung unter 35 Hz auf nahe 0dB zurück. Ich denke, wir sind uns einig, daß man sagen kann: "Bei 100% Klirr dürfte tatsächlich endgültig Schluss sein." Für eine hochwertige Tieftonwiedergabe wären sicherlich höhere Klirrdämpfungen als Grenze anzusetzen (*).
Über die Klirrgrenze sind wir uns einig, wir setzen sogar etwas strengere Maßstäbe an mit 30% max THD bei 30 Hz. Diese Grenze wurde beim Durchschnittspegel 106dB in 1m ermittelt.

Die Pegelschriebe des Klirrdiagramms sind nicht aussagekräftig, da keine Freifeldbedingungen herrschen bzw. hergestellt werden. Der Pegelabgleich zwischen Freifeldfrequenzgang und Pegelstufenmessung für das Klirrdiagramm wird bei 1kHz normiert. D.h., alles was im Bassbereich gegenüber dem Freifeldfrequenzgang an Pegelabfall zu beobachten ist, ist ein reiner unkorrigierter Fehler des Messraumes.
Warum der o.g. LS lt. "Stereoplay" Messung (vgl. Erläuterungen oben) anscheinend - als annähernder Monopolstrahler im Tiefbass - Schwierigkeiten hat, die ca. 0,5 Liter Verschiebevolumen verzerrungsarm aufzubringen, die er für 98dB SPL im Freifeld in 1m Abstand bei 35Hz benötigt, das dürfen gern andere beantworten.
Wie bereits erwähnt - der Bassabfall ist messtechnisch bedingt und im Freifeld nicht gegeben. Dort ist der Tiefbass eher leicht (+3dB) gegenüber dem Mittel über den gesamten Hörbereich erhöht.

Grüße

M.
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O.Mertineit
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Beitrag von O.Mertineit »

Malte hat geschrieben: der Zeilenstrahler selbst dürfte etwa ab 2kHz annähernd Linienschallquelleneigenschaften annehmen. Also etwa in dem Frequenzbereich, wo er völlig alleine spielt.
Hallo Malte,

nein, dafür ist dieser Wandler (Mittel-Hochton Einheit mit Waveguide) bei 2Khz viel zu kurz gegenüber der Wellenlänge und in Relation zu praxisgerechten Abhörentfernungen. Die Akustik ändert den Nahfeld/Fernfeld Übergang nicht für einzelne Produkte: Die Physik ist hier für alle gleich.

Ich hatte die entsprechenden Quellen schon genannt ... es wäre schön, wenn solche Angaben auch Berücksichtigung fänden, und nicht so getan wird, als ob sich bestimmte Produkte über physikalische Gesetzmäßigkeiten hinwegsetzen könnten:

________________
- Design Guidelines for Practical Near Field Line Arrays, James R. Griffin, Ph.D.

- DEGA-Empfehlung 101 (Nahfeld, Fernfeld, Zylinderwelle etc.)

- Beschallungsanlagen Teil 1(Lautsprecher) Anselm Goertz, Alfred Schmitz
DEGA Akademie Raumakustik und Beschallung am 26.Sept.2012
________________


Der Nahfeld (3dB Abfall mit doppelter Entfernung, "Zylinderwelle") / Fernfeld (6dB Abfall mit doppelter Entfernung, "gekrümmte Welle") Übergang kann bei einem Zeilenstrahler (vgl. Görtz et. al.) etwa bei einem Hörabstand

r = h^2/lambda angesetzt werden, mit

r..........: Abhörentfernung für Nahfeld/Fernfeld übergang
h..........: Höhe der Strahlerzeile
lambda..: Schallwellenlänge


h^2 = 0.25m x 0.25m = 0,0625[m^2]
lambda = 344[m/s]/2000[1/s] = 0,172[m]

r = h^2/lambda = 0,363[m] = 36,3[cm]

D.h. der Nahfeld/Fernfeld Übergang würde sich bei einer ca. 25cm hohen (Zeilen-) Schallquelle (hier: Mittel-Hochtöner) bei 2Khz in ca. 36cm, Entfernung befinden. Bei größeren Entfernungen ist die MHT-Einheit kein "Zylinderwellenstrahler" mehr. Die empfohlenen Abhörentfernungnen betragen auch lt. "Stereoplay" Empfehlung etwa das 10-fache, liegen also laut Empfehlung im Fernfeld(!) des Wandlers.

Bei dem o.g. Lautsprecher wird also eine evt. noch annhähernde Linienschallquelle (Tief-Mittelton Zeile bei geeigneter Abhörentfernung um die Übernahmefrequenz zum Mittel-Hochtöner herum) mit einem Mittel-Hochon Wandler kombiniert, der bei normalen Abhörentfernungen >2m (weit) in seinem Fernfeld abgehört wird. Erst im obersten Hochton (z.B. >10Khz) nähert sich der MHT-Wandler wieder einem "Zylinderwellenstrahler" an.

Das ist doch alles "abgehangene" Akustik der Zeilenschallquellen, dazu muss jetzt wirklich nichts neu erfunden werden. In der Zusammenfassung hieße das, daß der o.g. LS im größten Teil seines Übertragungsbereiches, wenn man in Oktaven rechnet und entsprechende Ahörentfernungen ansetzt kein "Zylinderwellenstrahler" wäre:

Nichts anderes habe ich ja zuvor in meinen Posts auch geschrieben. Die Bezeichnung trifft für einen Teil des Übertragungsbereiches der Tief-Mitteltöner zu, mehr nicht. Ansonsten werden sehr unterschiedliche Abstrahlverhältnisse einzelner Wandler miteinander "kombiniert".
Malte hat geschrieben: Wie bereits erwähnt - der Bassabfall ist messtechnisch bedingt und im Freifeld nicht gegeben. Dort ist der Tiefbass eher leicht (+3dB) gegenüber dem Mittel über den gesamten Hörbereich erhöht.
Wie auch immer der Messraum von "Stereoplay" diesbezüglich gestaltet sein mag: So ist er nun doch ein Beispiel dafür, daß im Tiefbass auch am Mess-/Hörplatz mal 12-14dB verloren gehen können durch Raum und Aufstellung (es muss nicht immer mehr werden ...) und die Reserven für hochwertige LS - zumal mit aktiven Kompensationsmöglichkeiten - auch demenstsprechend bemessen sein dürfen, gerade wenn ihre Aufstellung (Abstand zur Frontwand im Raum lt. Stereoplay "beliebig") als sehr universell angesehen wird.


Grüße Oliver
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dietert
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Beitrag von dietert »

Hallo in die Runde,

am Verlauf des Pegels bei der Klirrmessung erkennt man, dass der Raum in die Klirrmessung reinspielt. Kann mir schon vorstellen, dass bei einer Messung in 2 m Distanz und bei 30 Hz mit 100 dB irgendwelche Schranktüren oder Glasscheiben mitrappeln. Das wäre eine Erklärung für die unerwarteten Ergebnisse. Ich habe eigentlich gelernt, dass man Klirrmessungen möglichst im Nahfeld macht, zur Not eben wegeweise.

Wie ich schon weiter oben geschrieben hatte: BM35 ist kein PA-System, und man darf wohl vermuten, dass für den Leser von stereoplay die Anwendung im Wohnbereich im Vordergrund steht, wo man eben mit zwei solchen Lautsprechern arbeitet, d.h. wo die Freifeld-SPL-Grenze einer einzelnen Box ist, interessiert dann weniger. Nützlich wäre dagegen eine ordentliche Klirrmessung bei "normaler" Hörlautstärke, also z.B. 80 oder 90 dB, also 74 oder 84 dB bei Messung mit einer Box. Sowas ist bei dem stereoplay Test irgendwie unter den Tisch gefallen.

Grüße,
Dieter T.
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O.Mertineit
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Beitrag von O.Mertineit »

Dietert hat geschrieben: Ich habe eigentlich gelernt, dass man Klirrmessungen möglichst im Nahfeld macht, zur Not eben wegeweise.
Hallo Dieter,

da bin ich bei Dir, eine solche Messung (auch als Ergänzung) würde ebenfalls Aufschluss darüber geben, welche Wandler wie an der Klirrspitze im Mittelton beteiligt sind.

Der Begriff "Nahfeld" ist hier auch deshalb sehr relativ, weil der LS den Nahfeld/Fernfeld Übergang frequenzabhängig stark verschiebt, besonders oberhalb der Übernahmefrequenz zum Mittel-Hochtöner "springt" dieser Übergang auf wenige Dezimeter Entfernung vom LS, während er darunter zumindest noch deutlich näher beim Hörer war. Im obersten Hochton, spätestens ab ca. 20Khz wird sich das Nahfeld dann wieder bis etwa an die empfohlene Abhörentfernung ausdehnen, was aber für menschliche Hörer fast schon uninteressant wäre.

Ich kann natürlich "Stereoplay" auch verstehen, daß man einen LS mittels eines "Übersichts-Charts" - welches im Format/Layout wohl immer in etwa gleich aussehen soll - messtechnisch einigermaßen gegenüber der Leserschaft darstellen will.

Das kann aber im Einzelfall durchaus schwierig sein ...


Grüße Oliver
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Christian Kramer
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Beitrag von Christian Kramer »

Gestern konnte ich die neue BM35 auf dem Sommerfest hören, da hat sich im positiven Sinn einiges getan. Die Box trägt zwar den Namen BM35, ist aber mehr mit der BM50 (alt) zu vergleichen. Die Tieftöner sind größer, dadurch ist die Box auch breiter geworden, das wird aber vom Design schön retuschiert. Die Sensoren in den Bässen sind neu, dadurch präziser, die Membrane ist härter aufgehängt, der Bass ist jetzt richtig straff und wirklich staubtrocken. Backes&Müller musste dadurch auch den Line Sub überarbeiten, weil der alte Sub mit dem straffen und trockenen Bass der BM35 nicht mitkam. Für mich ist die Box die Referenz schlecht hin.

Auf dem Bild kann man die Größe der BM35 erahnen.

Grüße Christian

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FoLLgoTT
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Beitrag von FoLLgoTT »

Hallo,

ich finde es interessant, dass die neuen BMs einen Kompressionstreiber samt Linienstrahlerhorn benutzen. Interessant in der Hinsicht, dass Kompressionstreiber unter "High Endern" keinen so guten Ruf haben und so ein Hornvorsatz, der die Kugelwelle in eine Zylinderwelle konvertiert immer mit Resonanzen zu kämpfen hat. Es gibt solche Vorsätze sehr viel im PA-Bereich. von den Line Arrays kommen sie eigentlich her.

Diese Hörner sind so aufgebaut, dass der Schall zu jedem Punkt der Austrittsöffnung dieselbe Laufzeit besitzt. Dafür muss er über viele kleine Kanäle "umgebogen" werden. Die Mitte wird also durch einen längeren Kanal geschickt und die äußeren Enden durch kürzere. Damit das funktioniert, müssen diese Kanäle relativ lang sein. hier einige Beispiele:

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Ich bin das Thema vor einiger Zeit anders angegangen. Nämlich mit vielen kleinen Breitbändern in einem gefrästen Waveguide. Duch die vielen Punktschallquellen ergibt sich zusätzlich noch die Möglichkeit des Shadings nach Keele. Das funktioniert soweit ganz gut, wird aber teuer.

Ein Linienstrahler ohne Shading hat vertikal ein extrem enges Abstrahlverhalten (siehe meine Messungen). Das ging so weit, dass ich nur die Reflexion von der gegenüberliegenden Wand lokalisieren konnte, wenn ich hinter dem Prototypen stand. Shading ist aber teuer, da viele Kanäle benötigt werden. Oder man macht es passiv und biegt die Linie, so wie Keele es macht.

Weiterhin ist der Amplitudengang eines Linienstrahlers abhängig von der Entfernung, da der Übergang ins Fernfeld bei jeder Frequenz ein anderer ist. Dieses Problem gibt es mit Shading nicht, aber dann fällt der Amplitudengang auch wieder mit 6 dB pro Entfernungsverdopplung. B&M verwendet im Mittel- und Hochton eine relativ kurze Linie, die nicht sehr weit reicht, wenn man die Trennfrequenz berücksichtigt. Die Überlappung mit den Mitteltönern macht sicherlich noch einiges wett, aber optimal ist das nicht.

Ich habe mich nun doch einige Monate wirklich intensiv mit dem Thema beschäftigt und so etwas wie die BM35 würde ich nicht bauen.

Gruß
Nils
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Christian Kramer
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Beitrag von Christian Kramer »

Hallo Nils,

hör dir die BM35 einfach mal an, dann wirst du deine Meinung schon ändern. :wink:

Grüße Christian
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musikgeniesser
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Apple sei dank: function follows form

Beitrag von musikgeniesser »

Liebe Forenten,

gibt es einen neuen Stand bezüglich des Klirrverhaltens?

Ich habe, während ich den Strang hier halb gelesen, halb überflogen habe, am Ende doch ein Bild von der neuen Box. Der Markt von sehr teuren Boxen ist im Fluss und verändert seinen Charakter mehr und mehr. Damit liegt er ganz auf der Linie aller Märkte für technische Produkte, einschließlich Autos und Smartphones. Technische Eigenschaften treten in den Hintergrund, denn sie werden auch immer unwichtiger. Der technische Fortschritt bringt es mit sich, dass inzwischen praktisch alles erstrebenswerte möglich ist, das Auftreten Kontinentalasiens als bedeutender Fertigungsstandort macht das meiste davon auch noch immer erschwinglicher. Das hat Apple in die Lage versetzt, das Design für technische Produkte zum wesentlichen Merkmal zu erheben und seine Produkte vollständig durchzugestalten. Nichts ist mehr dem Zufall überlassen. Selbst Buchsen sind heute gestaltet, und wenn es nur ihr vorderer Rand ist, wo die Buchse selbst natürlich technisch vorgegeben ist.

Das ist zum unausweichlichen Trend geworden, denn Apple ist zum Trendsetter geworden. Damit ist das derart durchschlagend wirksam geworden, dass sich heute kein Produzent technisch hochwertiger Produkte mehr trauen würde, ein nicht durchgestaltetes Produkt zu präsentieren. Form follows function gilt längst nicht mehr. Bei Autos wird der Sound (nicht der der Musikanlage, sondern der des Autos selbst) ebenso gestaltet wie die Auspuffrohr(bl)enden und die Motorabdeckung (alles Plastik und der Motor ist auch gar nicht mehr zu sehen, aber es sieht nach wertigem, eloxiertem Aluminium aus und man denkt, wenn man es sieht, unwillkürlich, es wäre der Motor): alles Lug und Trug. Oder, weniger aggressiv: augenschmeichelnd optimiert.

Wenn man hinsieht, sieht man sofort, dass die neue BM 35 eine ganz andere Box ist als die alte. Man köntne auch sagen, die erste, die keine mehr ist. Die alte ist noch als Lautsprecher entwickelt worden. Die neue schon nicht mehr. Die neue ist als Möbel entwickelt worden. Die alte hat man dann anschließend zu einem Möbel zu machen versucht. Die neue hat man entsprechend anschließend zu einem Lautsprecher zu machen versucht. Nach allem, was ich lese, scheint mir der Versuch, das Möbel zu einem Lautsprecher zu machen, eine Spur besser geglückt zu sein, als weiland der Versuch, aus der Box ein Möbel zu machen.

Möge es nützen

Peter
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O.Mertineit
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Beitrag von O.Mertineit »

FoLLGoTT hat geschrieben: Shading ist aber teuer, da viele Kanäle benötigt werden. Oder man macht es passiv und biegt die Linie, so wie Keele es macht.
Hallo Nils,

"intensity shading" bzw. "power tapering", d.h. eine Verringerung des Beitrags der äußeren Treiber eines Line Arrays (optional mit steigender Frequenz), um einer übermäßigen Richtwirkung entgegenzuwirken, ist auch mit passiven Netzwerken problemlos möglich und benötigt ebenfalls keinen gekrümmten Aufbau.

Man kann dann die Gesamtanordnung einfach als "neuen Schallwandler" betrachten und seinerseits auch in aktive Konzepte integrieren. Bei Line Arrays aus vielen Treibern wird "ein Kanal je Treiber" irgendwann sehr unökonomisch und ist für viele Applikationen auch gar nicht notwendig.

Es gibt natürlich z.B. auch das Bessel Array, welches sich in bestimmten Ausprägungen ganz ohne zusätzliche Bauteile (elektrisch nur durch Reihen-/Parallel Kombinationen der Treiber und der "Verpolung" einzelner Treiber) ebenfalls mit nur einem Verstärkerkanal aufbauen lässt. Bessel Arrays nähern jedoch eher das Abstrahlverhalten eines Einzeltreibers an, das dürfte in vielen Fällen nicht das Gewünschte sein ...


Grüße Oliver
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Thomas K.
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Beitrag von Thomas K. »

Jetzt mal ganz im Ernst, solche Trümmer wird sich doch niemand direkt vor der Nase platzieren.
Zwischen 4 und 8m Hörabstand ( und vermutlich mehr) funktionieren sie aber sehr gut und klingen
entspannt und natürlich, wie ich mich selbst überzeugen konnte.
Ansonsten finde ich, daß Peters Betrachtung die Sache auf den Punkt bringt.
Man muß nicht an allem rummeckern was man nicht versteht, oder sich nicht leisten kann.

Viele Grüße
Thomas
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O.Mertineit
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Beitrag von O.Mertineit »

Thomas K. hat geschrieben: ...an allem rummeckern was man nicht versteht, oder sich nicht leisten kann.
...
(Hervorhebung von mir)

Hallo Thomas,

ich verstehe Deinen Post aktuell nicht:

- weder worauf er sich inhaltlich bezieht

noch

- auf welchen anderen Post er sich bezieht (außer dem von Peter)

Kannst Du hier durch Erläuterung evt. weiterhelfen ?


Viele Grüße aus Reinheim

Oliver

________________
P.S. Ansonsten m.E. auch für Dich interessant:

Forenregeln, Punkte
5 (Umgangston und Anrede)
6 (Klangaussagen und Subjektivität)
7 (Mitverantwirtlichkeit für das Forumsklima, u.a. "Herabwüdigung anderer")
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