Klangwerk Ella: aktives Yin und Yang
Verfasst: 07.11.2013, 18:57
Liebe Freunde,
manche von euch, die zu unserem diesjährigen Forumstreffen angemeldet haben, werden sich fragen, was bzw. wer sich hinter dem Programmpunkt „Klangwerk Ella“ verbergen mag. Nun, in Bezug auf die Firma Klangwerk hat sich deren Gründer, Markus Thomann, vor kurzem bei uns vorgestellt. Was mir wiederum Gelegenheit verschafft, meinen längst überfälligen Bericht über dessen aktive Beauty einzustellen. Denn immerhin durften wir die Ella über die Sommerferien bei uns zu Gast haben.
Aufgefallen war mir Klangwerk bereits vor einiger Zeit mit dem inzwischen nicht mehr hergestellten Manger-Derivat „Onda“. Auf meine Nachfrage, wieso er dieses Modell aus dem Programm genommen habe, teilte mir Markus mit, dass die Onda von ihren klanglichen Eigenschaften her eine Sonderstellung in der Klangwerk-Produktlinie eingenommen habe. Ihm sei aber sehr daran gelegen, seinen Kunden einen Wachstumspfad mit „Familienklang“ bieten zu können. (Markus ist nach wie vor ein großer Manger-Fan und nebenbei der Designer des Manger-Standlautsprechers MSMs1.)
Als Architekt zeichnet Markus Thomann in erster Linie für das Äußere seiner Lautsprecher verantwortlich. Das Innenleben überlässt er der Schweizer Firma Relec, die unter anderem auch die hervorragend beleumundeten PSI Monitore mit aktiver Technologie antreiben.
Kennengelernt habe ich Markus übrigens auf unserem letzten Forumstreffen in Zweibrücken, zu dem er spontan angereist war. Wir sind dann so verbleiben, dass er, wenn er denn einmal in der Nähe von Köln sei, bei mir vorbei schauen würde.
Zurück zur Ella. Meine Frau hat sie scherzhaft als Requisite aus der berühmten SF-Serie „Raumpatrouille Orion“ bezeichnet. Und in der Tat, sie hätte im Leitstand des schnellen Raumkreuzers bestimmt ein gutes Bild abgegeben:
Klangwerk Ella, sicher im Garten gelandet
Mit 113 cm Höhe, einer Breite von 22 cm und einer Tiefe von nur 19 cm ist die Ella eine äußerst zierliche Vertreterin ihrer Zunft. Die organische Linienführung trägt überdies bei, sie eher als Skulptur denn als Schallwandler wahrzunehmen.
Ein näheres Hinschauen offenbart Details, die mich spontan zu der These veranlassen, dass in diesem Lautsprecher aktives Yin und Yang perfekt vereint sind:
feminines Yin: harmonisch eingebettete Chassis
maskulines Yang: Aktiveinschub mit Pegelsteller und Bass roll-off
Für einfachere Gemüter wie mich stellt die Ella zunächst einmal „nur“ ein aktives 2-Wege BR-System dar. Aber die Ella hat es auch technisch faustdick hinter den Ohren. Zu den von Relec implementierten Schmankerln – Compensated Phase Response (CPR) und Adaptive Output Impedance (COI) – lasse ich mal das Manual sprechen:
OK, das liest sich, in Anlehnung an die bereits herbeizitierte Raumpatrouille, schon mal ganz schön spacy. Ob es auch so klingt? Aber langsam, eins nach dem anderen ...
Markus Thomann ist Perfektionist und lässt nichts über eine artgerechte Aufstellung gehen. Die sieht bei der Ella so aus, dass sich die Achsen der Lautsprecher unbedingt vor dem Hörer kreuzen sollen. In der informativen Bedienungsanleitung ist diesem Thema ein ganzes Kapitel mit vielen Tipps gewidmet. Die optimale Ausrichtung ist laut Markus dann erreicht, wenn der Hörer die beiden Seitenwangen der Lautsprecher so eben sehen kann. Nebenbei bemerkt, ich habe diese Art der Aufstellung anschließend auch bei meinen Silbersands ausprobiert und bin dabei geblieben.
Gewisse Bedenken hatte ich zugegebenermaßen schon, als die zierlichen Ellas etwas verloren in unserem immerhin ca. 55 m² Wohnzimmer standen. Ganz im Gegensatz zu meiner Frau übrigens, der Lautsprecher nicht klein genug sein können. (Ein verbreitetes psychologisches Phänomen, das nur durch einen Gen-Defekt erklärbar ist.)
Umso erstaunter waren wir, als die ersten Töne aus den Klangskulpturen erklangen. Was für große Klänge aus so kleinen Boxen! Nach dem Aufdrehen der Pegelsteller war schnell klar: mit der Ella lassen sich Tanzabende problemlos gestalten. Mit größtem Vergnügen lauschte ich den Darbietungen der Ella, die übrigens auch leise sehr gut „kann“, über mehrere Wochen hinweg. Unterstützung für meinen Eindruck, dass die Ella sehr neutral abgestimmt ist, liefert das Messprotokoll von Relec:
Auch nachdem die erste Sensation verflogen war, ist der gute Eindruck geblieben: diese Lautsprecher machen enormen Spaß und verblüffen stets aufs Neue angesichts ihrer geringen Baugröße.
Ich muss an dieser Stelle einflechten, dass ein so großes Klangbild eine neue Erfahrung (zumindest in unserem Wohnzimmer) für mich ist. Meine Silbersands vermitteln mir eher das Gefühl von Tiefe als von Breite.
Wo nun liegt der berühmte Haken, auf den einige geneigte Leser dieses Hörberichtes bestimmt schon begierig lauern? Nun, die Ella erreicht nach meinem Dafürhalten nicht ganz die Präzision der trockenen Bässe, die ich von meiner Silbersand gewohnt bin. Was aber auch an unserem Wohnzimmer liegt, wie die Frequenzgangmessung mit Acourate belegt:
Wenn man diesen Frequenzschrieb mit demjenigen von Relec vergleicht, erkennt man, dass der Raum den Klang um einiges "verbiegt". Aber auch dafür gibt es Abhilfe. Vielleicht hätte ich die Raumanpassung der Ella mit dem bordseitigen roll-off Filter auch so hinbekommen, aber da ich von Natur aus faul bin, habe ich diese Arbeit Acourate überlassen:
Die beiden Klangskulpturen im Visier des Messmikrofons
Schon der erste Filter brachte einen enormen Zugewinn an Präzision, ohne dabei die positiven Eigenschaften der Ella zu trüben. Eine Win-win Situation also!
Für Pop-Musik würde ich der Ella daher die Bestnote ausstellen. Bei Besetzungen mit unverstärkten Instrumenten würde ich eher meine FM 303 bevorzugen, die die einzelnen Schallquellen differenzierter zu staffeln vermag. Aber das ist wie immer Geschmackssache.
Unter dem Strich ist die Klangwerk Ella ein Lautsprecher wie man ihn sich nur wünschen kann. Sie macht ihrem Aussehen alle Ehre oder anders formuliert: so einem hübschen Klang habe ich noch nie lauschen dürfen. Gratulation an Markus Thomann, der mit der Ella beweist, dass gutes Design und guter Klang sich keineswegs widersprechen müssen.
Ich ende an dieser Stelle mit der unbedingten Empfehlung, das bevorstehende Forumstreffen zu nutzen, um sich selbst ein Bild von den klanglichen und optischen Vorzügen der Ella zu verschaffen. Ich verspreche, ihr werdet es nicht bereuen!
Viele Grüße
Rudolf
PS: weiterführende Literatur zur Ella, u.a. Testberichte in den Zeitschriften HiFi-Stars und HiFi-einsnull, findet sich auf der Klangwerk Homepage: http://klangwerk.ch/lautsprecher/ella_info_de.html
manche von euch, die zu unserem diesjährigen Forumstreffen angemeldet haben, werden sich fragen, was bzw. wer sich hinter dem Programmpunkt „Klangwerk Ella“ verbergen mag. Nun, in Bezug auf die Firma Klangwerk hat sich deren Gründer, Markus Thomann, vor kurzem bei uns vorgestellt. Was mir wiederum Gelegenheit verschafft, meinen längst überfälligen Bericht über dessen aktive Beauty einzustellen. Denn immerhin durften wir die Ella über die Sommerferien bei uns zu Gast haben.
Aufgefallen war mir Klangwerk bereits vor einiger Zeit mit dem inzwischen nicht mehr hergestellten Manger-Derivat „Onda“. Auf meine Nachfrage, wieso er dieses Modell aus dem Programm genommen habe, teilte mir Markus mit, dass die Onda von ihren klanglichen Eigenschaften her eine Sonderstellung in der Klangwerk-Produktlinie eingenommen habe. Ihm sei aber sehr daran gelegen, seinen Kunden einen Wachstumspfad mit „Familienklang“ bieten zu können. (Markus ist nach wie vor ein großer Manger-Fan und nebenbei der Designer des Manger-Standlautsprechers MSMs1.)
Als Architekt zeichnet Markus Thomann in erster Linie für das Äußere seiner Lautsprecher verantwortlich. Das Innenleben überlässt er der Schweizer Firma Relec, die unter anderem auch die hervorragend beleumundeten PSI Monitore mit aktiver Technologie antreiben.
Kennengelernt habe ich Markus übrigens auf unserem letzten Forumstreffen in Zweibrücken, zu dem er spontan angereist war. Wir sind dann so verbleiben, dass er, wenn er denn einmal in der Nähe von Köln sei, bei mir vorbei schauen würde.
Zurück zur Ella. Meine Frau hat sie scherzhaft als Requisite aus der berühmten SF-Serie „Raumpatrouille Orion“ bezeichnet. Und in der Tat, sie hätte im Leitstand des schnellen Raumkreuzers bestimmt ein gutes Bild abgegeben:
Klangwerk Ella, sicher im Garten gelandet
Mit 113 cm Höhe, einer Breite von 22 cm und einer Tiefe von nur 19 cm ist die Ella eine äußerst zierliche Vertreterin ihrer Zunft. Die organische Linienführung trägt überdies bei, sie eher als Skulptur denn als Schallwandler wahrzunehmen.
Ein näheres Hinschauen offenbart Details, die mich spontan zu der These veranlassen, dass in diesem Lautsprecher aktives Yin und Yang perfekt vereint sind:
feminines Yin: harmonisch eingebettete Chassis
maskulines Yang: Aktiveinschub mit Pegelsteller und Bass roll-off
Für einfachere Gemüter wie mich stellt die Ella zunächst einmal „nur“ ein aktives 2-Wege BR-System dar. Aber die Ella hat es auch technisch faustdick hinter den Ohren. Zu den von Relec implementierten Schmankerln – Compensated Phase Response (CPR) und Adaptive Output Impedance (COI) – lasse ich mal das Manual sprechen:
OK, das liest sich, in Anlehnung an die bereits herbeizitierte Raumpatrouille, schon mal ganz schön spacy. Ob es auch so klingt? Aber langsam, eins nach dem anderen ...
Markus Thomann ist Perfektionist und lässt nichts über eine artgerechte Aufstellung gehen. Die sieht bei der Ella so aus, dass sich die Achsen der Lautsprecher unbedingt vor dem Hörer kreuzen sollen. In der informativen Bedienungsanleitung ist diesem Thema ein ganzes Kapitel mit vielen Tipps gewidmet. Die optimale Ausrichtung ist laut Markus dann erreicht, wenn der Hörer die beiden Seitenwangen der Lautsprecher so eben sehen kann. Nebenbei bemerkt, ich habe diese Art der Aufstellung anschließend auch bei meinen Silbersands ausprobiert und bin dabei geblieben.
Gewisse Bedenken hatte ich zugegebenermaßen schon, als die zierlichen Ellas etwas verloren in unserem immerhin ca. 55 m² Wohnzimmer standen. Ganz im Gegensatz zu meiner Frau übrigens, der Lautsprecher nicht klein genug sein können. (Ein verbreitetes psychologisches Phänomen, das nur durch einen Gen-Defekt erklärbar ist.)
Umso erstaunter waren wir, als die ersten Töne aus den Klangskulpturen erklangen. Was für große Klänge aus so kleinen Boxen! Nach dem Aufdrehen der Pegelsteller war schnell klar: mit der Ella lassen sich Tanzabende problemlos gestalten. Mit größtem Vergnügen lauschte ich den Darbietungen der Ella, die übrigens auch leise sehr gut „kann“, über mehrere Wochen hinweg. Unterstützung für meinen Eindruck, dass die Ella sehr neutral abgestimmt ist, liefert das Messprotokoll von Relec:
Auch nachdem die erste Sensation verflogen war, ist der gute Eindruck geblieben: diese Lautsprecher machen enormen Spaß und verblüffen stets aufs Neue angesichts ihrer geringen Baugröße.
Ich muss an dieser Stelle einflechten, dass ein so großes Klangbild eine neue Erfahrung (zumindest in unserem Wohnzimmer) für mich ist. Meine Silbersands vermitteln mir eher das Gefühl von Tiefe als von Breite.
Wo nun liegt der berühmte Haken, auf den einige geneigte Leser dieses Hörberichtes bestimmt schon begierig lauern? Nun, die Ella erreicht nach meinem Dafürhalten nicht ganz die Präzision der trockenen Bässe, die ich von meiner Silbersand gewohnt bin. Was aber auch an unserem Wohnzimmer liegt, wie die Frequenzgangmessung mit Acourate belegt:
Wenn man diesen Frequenzschrieb mit demjenigen von Relec vergleicht, erkennt man, dass der Raum den Klang um einiges "verbiegt". Aber auch dafür gibt es Abhilfe. Vielleicht hätte ich die Raumanpassung der Ella mit dem bordseitigen roll-off Filter auch so hinbekommen, aber da ich von Natur aus faul bin, habe ich diese Arbeit Acourate überlassen:
Die beiden Klangskulpturen im Visier des Messmikrofons
Schon der erste Filter brachte einen enormen Zugewinn an Präzision, ohne dabei die positiven Eigenschaften der Ella zu trüben. Eine Win-win Situation also!
Für Pop-Musik würde ich der Ella daher die Bestnote ausstellen. Bei Besetzungen mit unverstärkten Instrumenten würde ich eher meine FM 303 bevorzugen, die die einzelnen Schallquellen differenzierter zu staffeln vermag. Aber das ist wie immer Geschmackssache.
Unter dem Strich ist die Klangwerk Ella ein Lautsprecher wie man ihn sich nur wünschen kann. Sie macht ihrem Aussehen alle Ehre oder anders formuliert: so einem hübschen Klang habe ich noch nie lauschen dürfen. Gratulation an Markus Thomann, der mit der Ella beweist, dass gutes Design und guter Klang sich keineswegs widersprechen müssen.
Ich ende an dieser Stelle mit der unbedingten Empfehlung, das bevorstehende Forumstreffen zu nutzen, um sich selbst ein Bild von den klanglichen und optischen Vorzügen der Ella zu verschaffen. Ich verspreche, ihr werdet es nicht bereuen!
Viele Grüße
Rudolf
PS: weiterführende Literatur zur Ella, u.a. Testberichte in den Zeitschriften HiFi-Stars und HiFi-einsnull, findet sich auf der Klangwerk Homepage: http://klangwerk.ch/lautsprecher/ella_info_de.html