Geregelte Subwoofer von A.C.T

Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

musikgeniesser hat geschrieben:Da die Basswiedergabe für den Raum, insbesondere die Hörzone vorgenommen werden sollte, würde ich auf das Mikrofon in der Membran nichts geben, denn der Ort ist einfach der falsche.
Hallo Peter
...finde ich nicht. Ich habe mit einem Raumkorrektursystem Messungen an Koax KEF Q3 unmittelbar (3mm) vor dem Hochtöner vorgenommen, ebenso im Raum am Hörplatz, dann für beide Korrekturen Speicherplätze belegt, und beim Umschalten und Abhören am Sitzplatz nur geringe Unterschiede wahrgenommen. Eigentlich wollte ich wissen, wie es klingt, wenn man nicht den Raum korrigiert, sondern den Lautsprecher. Da ein Raumkorrektursystem bei unterschiedlichen Messungen zwangsläufig unterschiedlich korrigiert, kann man bequem dem Unterschied der Korrekturen lauschen und erhält einen Eindruck von der Größenordnung der Veränderung.
Ein Koaxchassis ist da alternativelos, weil nur so bei einer Messung auf Hochtöner- Ohrachse HT und Bass gleichen Abstand behalten und keine Auslöschungsproblematik die Messung stört wie im Nahbereich eines Mehrwegesystems mit unterschiedlichen Chassispositionen auf der Schallwand.
Die Meßschriebe zeigten auch bei der Nahfeldmessung eindeutig alle Raumresonanzen auf, das lag wohl am langen Zeitfenster der TacT Raumkorrektur. Die Überlegung hoher Direktschall und geringer Raumhall ging hier nicht auf.
Meine Überlegung war nun: Wenn der Tieftöner ein Signal nach Vorgabe abstrahlt, wird zunächst am Chassis der Pegel 1 erzielt. Kommt die erste Welle von der gegenüberliegenden Wand zurück, addieren sich diese normalerweise am Bass zu höherer Amplitude, die nun im Raum fortschwingt, und durch die nächste Schwingung vom Bass noch einmal erhöht wird. Mangels Dämpfung im Raum erreicht der Pegel mit +12dB schnell ein Vielfaches des normalen Pegels, weil der Bass weiter gemäß Ansteuersignal konstante Amplitude macht.
Ohne weitere Anfachung kann der Pegel im Raum nicht von selbst steigen.

Wenn man das Mikrofon nicht gerade in einem Knotenpunkt platziert, kann man überall im Raum die Resonanzen messen. Zu meinem Erstaunen waren die gemessenen Frequenzgänge Nahfeld und Sitzplatz (keine 3m auseinander, Platzierung jeweils nach Gehör gewählt) sehr sehr ähnlich.

Da aber im geregelten ACT System nicht die Membranbewegung gemessen wird, sondern der lokale Ist-Schallpegel, fällt die weitere Erhöhung des Schallpegels hier aus, die typische Betonung des Raumresonanzpeaks fällt weitgehend weg.
Der Standort des Subwoofers wird weithehend neutralisiert, wenn er nicht gerade in einem Knotenpunkt platziert ist. Knotenpunkte liegen bei ungradzahlichen Vielfachen von gradzahligen Teilern (z.B. 1/6, 3/6, 5/6, 1/8, 3/8, 5/8, 7/8 des Wandabstands, feste Wand vorausgesetzt).
Es erscheint mir nun konsequent, die Symmetrie der Modenmuster auszunutzen und Subwoofer und Sitzplatz auf symmetrische Positionen zu positionieren, also z.B. auf die beliebten 1/3 und 2/3 der Raumlänge, aber keinesfalls in einem Knoten wie bei 1/4 oder 3/4.
Es wäre konsequent, den Sub auf einen Ständer zu hieven.

Ich erwarte -verglichen mit Equalizern oder den meisten gängigen Raumkorrektursystemen- ein verbessertes Anprechverhalten im Bass, und selbst beim Ausklingen eines Tons im Raum müsste der Woofer mit Antischall reagieren, wenn er am Eingang kein Signal hat und das Mikro aufnimmt, dass der Bass noch im Raum und damit auch am Woofer nachklingt.

Ich betrachte es nicht als vollwertigen Ersatz für ein Raumkorrektursystem, eher als Ergänzung. Das dynamische Verhalten bietet tolle andere Möglichkeiten alternativ zur Anwendung einer starren Korrektur, die jederzeit gleich bleibt, allerdings auch noch viele Stärken in anderen Bereichen haben kann.

Ich bin gespannt, was ein über die Membranbewegung geregeltes System vom ACT praktisch unterscheidet. Erstes hält mMn die Membrangeschwindigkeit synchron zum Eingangssignal und reagiert auf die bei Raumresonanz geänderte Impedanz an der Membran besser als ein ungeregeltes System.
Das ACT sorgt für eine korrekte Schallpegelsumme vor der Membran und arbeitet mbMn auch gegen den Schall, jedoch nur innerhalb seines eigenen Übertragungsbereichs, korrigiere, Regelungsbereich.
Das sind überwiegend theoretische Überlegungen, auf die Beschreibung von einen fundierten realen Vergleich bin ich sehr gespannt.
Grüße
Hans-Martin
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musikgeniesser
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Beitrag von musikgeniesser »

Moin Hans-Martin,
moin Forenten,

der vom Subwoofer abgestrahlte Schall verteilt sich im Raum, so dass nur ein Bruchteil des Ursprungsschalls auf die Membran des Subwoofers trifft. Insofern dürfte der Einfluss des Raumes auf die Regelung von untergeordneter Bedeutung sein, so dass ich nicht mit einer spürbaren Raumkorrekturwirkung rechne. Das ist auch gut so, denn bis der Schall auf die Membran -- als Trichter und damit letztlich auf das Mikrofon -- trifft, ist so viel Zeit vergangen, dass sich die Phase derart gedreht haben kann, dass eine Auslöschung möglich ist, so dass der Subwoofer dann bis zum Ansprechen der Schutzschaltung immer lauter werden müsste, wenn Deine Theorie, Hans-Martin, stimmen sollte.

Ein Vergleichshören ist immer gut. Ich hatte im Manger-Biegewellenwandler-Strang einmal in den Raum gestellt, dass ich meine beiden ART B38 als "Lautsprecherständer mit Zusatzfunktion" für die AGM 3.3 oder Manger MSM c1 bereitstellen könnte, um einmal zu hören, was wirklich in den Kompaktmonitoren steckt. So erfreulich es ist, dass der Visaton-Bass dort einen erstaunlichen Bass zaubert, so klar ist auch, dass der Bass noch lange nicht vollständig ist. Der ART B38 hat mit gut 800 cm² ziemlich genau die vierfache Fläche des Visaton-Basses der AGM 3.3 und Manger MSM c1, so dass gerade die AGM 3.3 mit Subwoofer einen sehr direkten Vergleich zur AGM 7.4 erlauben würde. Vielleicht besteht hier im Forum Interesse daran, ein solches Vergleichshören einmal zu organisieren.

Preislich sind die A.C.T.-Subwoofer ausgesprochen fair positioniert. Die auch noch in den 90er Jahren gefallenen Wattpreise für Verstärker sind direkt an den Verbraucher weitergegeben worden: kostete 1989 ein ART B46 mit einem 46 cm-Chassis und 400W Verstärkerleistung noch 11.000 DM, so kostet heute ein A.C.T. AL 10x2 mit zwei 46 cm-Chassis und 2 x 700W Verstärkerleistung mit 5.400 Euro sogar nominal weniger. Eine Preisentwicklung fast wie bei Computern.

Wie mir scheint, baut Herr Gruber von A.C.T. seine Subwoofer lieber, als dass er sie verkauft. So findet man auf seiner Internet-Seite gar nicht das vollständige Angebot. Das findet man bei Benedictus http://www.benedictus.de/produkte/speaker.html in Essen (und Köln), die einen sehr starken Schwerpunkt auf aktive Subwoofer gelegt haben. Dort kann man sehen, dass die Preise insgesamt fair kalkuliert zu sein scheinen.

Herzliche Grüße

PETER
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