Warum klingen manche Lautsprecher auch im Nebenraum super?

Malte
Aktiver Hörer
Beiträge: 75
Registriert: 29.04.2008, 14:47
Wohnort: München

Beitrag von Malte »

Hallo Hans-Martin
Hans-Martin hat geschrieben: Die Frage ist: darf ein Lautsprecher auf einen positiven Puls in manchen Bereichen positiv, in anderen negativ reagieren?
Die Frage ist: Kann man die absolute Polarität hören, und wenn ja in welchen Frequenzbereichen? Meine Vermutung ist: Wenn schon, dann im Bassbereich, und da kann man es wiederum auf den üblichen Sprungantwort-Diagrammen nicht sehen. Insofern würde ich die Sprungantwort zur Beantwortung dieser Frage nicht heranziehen wollen. Da gerät man schnell auf einen falschen Pfad.
Interessanterweise sind alle Chassis bei dieser größeren KEF positiv:
http://www.stereophile.com/content/kef- ... asurements
Geht doch!
Ähh nein. Die 207/2 ist eine 4-Wege-Box, und min. einer der Töner ist auch invertiert, vermutlich der Grundtöner. Problematisch wird das, wenn man die im Mittelhochton unterschiedlich gepolten Boxen als Teil eines Surround-Sets einsetzt.

Grüße

M.
Bild
Hans-Martin
Aktiver Hörer
Beiträge: 9118
Registriert: 14.06.2009, 15:45

Beitrag von Hans-Martin »

Malte hat geschrieben:
Hans-Martin hat geschrieben:Interessanterweise sind alle Chassis bei dieser größeren KEF positiv:
http://www.stereophile.com/content/kef- ... asurements
Geht doch!
Ähh nein. Die 207/2 ist eine 4-Wege-Box, und min. einer der Töner ist auch invertiert, vermutlich der Grundtöner.
Hallo Malte

Ähh doch, glaubt man der ausführlichen Dokumentation von Stereophile:

Bild
KEF Reference 207/2,
Turning to the time domain, the KEF's step response (fig. 8 ) shows that each of the five drive-units (four if you count the twin woofers as one) is connected with positive acoustic polarity. It also shows that while the speaker is not time-coincident—the outputs of successively lower-frequency drivers arrive successively later in time—it is time-coherent, in that the step response of each unit smoothly hands over to that of the next lower in frequency. This correlates with the superb integration of their outputs seen in the frequency domain.
Grüße Hans-Martin
Bild
KlausR.
Aktiver Hörer
Beiträge: 193
Registriert: 05.04.2011, 08:56
Wohnort: Den Haag

Beitrag von KlausR. »

Hallo Malte,
Malte hat geschrieben:Die Frage ist: Kann man die absolute Polarität hören, und wenn ja in welchen Frequenzbereichen?
Diese Frage wurde recht ausgiebig im audio asylum diskutiert:

http://www.audioasylum.com/audio/genera ... 87249.html
http://www.audioasylum.com/forums/criti ... 31624.html
http://www.audioasylum.com/forums/criti ... 32019.html

Die wesentlichen Veröffentlichungen zu diesem speziellen Thema sind von Greiner und Lipshitz (pdf der papers kann ich bei Interesse schicken, den im Lipshitz erwähnten Blindtest konnte ich leider nicht aufspüren). Der Effekt ist hörbar, mit Testsignalen und bestimmtem Musikmaterial. Im allgemeinen jedoch scheint er kein wahrnehmbares Problem darzustellen.

Klaus
Bild
Calvin
Aktiver Entwickler
Beiträge: 67
Registriert: 03.12.2009, 17:20

Beitrag von Calvin »

Hi,

ich kann nicht mit Bestimmtheit sagen welcher Faktor oder welche Kombination an Faktoren zu einem Echtheitseindruck im Nebenraum führt bzw. führen. Ich bin nur relativ sicher, daß es nicht ein einzelner Faktor alleine ist.

Zu bedenken gebe ich bspweise, daß Subtraktionsweichen selten gut funktionieren. Ähnlich geht es Weichen, die streng nach theoretischer Abhandlung konstruiert sind. Ohne Berücksichtigung der Übertragungsfunktion der Treiber kommt aus einer subtraktionsgeweichten Box keine konstant 0° Phasenrelation der Einzelzweige heraus. Ebenso ergibt sich aus einer geLRten Box keine akustische LR-Funktion.

Eine Weiche, die die Übertragungsfunktion der Treiber berücksichtigt hat im allgemeinen aber nicht mehr viel mit Subtraktivfilter oder LR gemeinsam. Interessanterweise ist im passiv-Boxen Bau das Übliche, im Aktivboxenbau eher etwas Besonderes, daß das elektrische Filter nach der gewünschten akustischen Übertragungsfunktion konstruiert wird. Die Einführung digitaler Filter erleichterte das nötige equalizing, bei analogen Aktivweichen ist es jedoch nicht Standard.

Weiter gebe ich zu Bedenken, daß die Boxen, die hier als Punktstrahler bezeichnet werden weit entfernt sind von der Definition des idealen Punktstrahlers (Kugelstrahler). Rundumstrahler wie die MBL-Birnen kommen der Definition näher als ein Koaxial Treiber ala KEF/Tannoy, die zu den richtenden Systemen gehören.

Ich teile auch nicht die Behauptung, daß ein möglichst gleichmäßiges Rundumstrahlen allein für ein ausserhalb des Hörraums vorteilhaftes Klangbild sorgt. Ich denke aber, daß das Abstrahlverhalten eine dominierende Rolle spielt. Gerade große Elektrostaten, die schon horizontal stark richten und vertikal quasi einen Zylinder in den Raum stanzen, schaffen es selbst ´nach draußen´ einen Life-Eindruck zu generieren. Ich vermute, daß die hier die Kombination von einerseits sehr gutem zeitlichen Verhalten (als breibandiger Treiber) beim Direktschall und andererseits hohem aber gut kontrollierbaren Diffusschallanteil eine Rolle spielt. Das besondere Abstrahlverhalten ist einfacher beherrschbar ermöglicht aber gleichzeitig höhere Freiheitsgrade. Der klassische in der horizontalen breit strahlende Lautsprecher ist in seinem Abstrahlverhalten einerseits eingeschränkter in den Freiheitsgraden, andererseits komplexer, was eine Beurteilung der Relation Abstrahlung zu Klangverhalten sicher erschwert und das Verhalten bezüglich der Positionierung im Raum empfindlicher macht.

jauu
Calvin
Bild
Zwodoppelvier
Aktiver Hörer
Beiträge: 1267
Registriert: 07.07.2010, 12:38
Wohnort: Raum Köln / Bonn

Beitrag von Zwodoppelvier »

Hallo Calvin,

Deiner Darstellung der Wichtigkeit der sich letztlich akustisch ergebenden Verhältnisse als Kombination von Weiche + Chassisverhalten möchte ich voll zustimmen. Ich habe mich schon immer gefragt, wieso mit einer Subtraktivweiche eine "perfektes" Phasenverhalten garantiert sein soll, wenn nicht bekannt ist, wie der Phasengang der beteiligten Treiber aussieht.

Das wäre auch zu schön gewesen - dann stünde einem als DIYer ein Königsweg offen, ohne großen Meßaufwand zu einem guten Ergebnis zu gelangen. Seit mir dies vollständig klargeworden ist, habe ich meinen Bastelaktivitäten erst einmal eine geringere Priorität zugewiesen - bis Zugang zu entsprechenden Meßgeräten und ausreichend Zeit verfügbar sind...

Gruß Eberhard

Edit: Eberhards Statement zu Subtraktionsfiltern wird hier weiter diskutiert: http://www.aktives-hoeren.de/viewtopic. ... 047#p29047
Bild
Antworten