Abacus/Rieder-Verstärker und APC-Schaltung

Rudolf
Webmaster
Beiträge: 4920
Registriert: 25.12.2007, 08:59
Wohnort: Bergisch Gladbach

Beitrag von Rudolf »

Liebe Experten,

ist der Rieder-Verstärker nun etwas Besonderes oder ist er es nicht? Aus der bisherigen Diskussion werde ich nicht schlau: Jochen wird nicht müde zu betonen, wie gut sein Konzept sei und die anderen werden nicht müde, ihr Ansinnen nach vertieften Infos zu wiederholen.

Mal abgesehen davon, dass der Rieder-Verstärker offensichtlich spannungs- und nicht stromgegengekoppelt ist: Wenn ich es richtig verstanden habe, ermöglicht die Schaltung, die hinter einer passiven Frequenzweiche von den Schwingspulen der Membranen (Plural!) induzierten Ströme zu detektieren und bei Abweichungen vom Soll-Zustand entsprechend gegenzusteuern. Mal weiterhin abgesehen von der Frage, ob die Schwingspule einen optimalen Sensor darstellt, entfiele somit die Notwendigkeit eines getrennten Regelkreises je Chassis. Darüber hinaus korrigiert der Rieder-Verstärker auch noch die Phasenlage, also das, was eine passive Frequenzweiche besonders schlecht macht.

Das alles wäre ja zu schön um wahr zu sein! Kann da nicht jemand etwas Licht ins Dunkel des darbenden Laien-Lesers bringen? Das kann doch keine Glaubensfrage sein und müsste technisch zweifelsfrei (er)klärbar sein!? :?

Viele Grüße
Rudolf
Bild
Fritz

Beitrag von Fritz »

Hallo Rudolf,

der Rieder Verstärker ist ein Stromverstärker (ohne globale GK) und mutiert zum Spannungsverstärker durch eine UGK.

Reine Spannungs- oder Stromverstärker kennen nur jeweils ein Wirkprinzip.

Mutierte Verstärker kennen logischerweise auch noch das unmutierte Wirkprinzip. Beim Rieder Verstärker ist die Stromverstärkung (unmutierte Wirkprinzip) dominant.

Eine Eingangsspannungsänderung bewirkt zu erst einmal eine Ausgangsstromänderung. Die Stromänderung durch eine Last verursacht an ihr eine Spannungsänderung und diese Spannungsänderung wird dann mit der Eingangsspannung verglichen.

Es ist meiner Meinung nach, die elektrisch richtige Ansteuerung z. B. eines Lautsprechers. :wink:

Man wollte diesen Verstärker schon früher nicht, warum also heute?

Gruß Fritz
Calvin
Aktiver Entwickler
Beiträge: 67
Registriert: 03.12.2009, 17:20

Beitrag von Calvin »

Hi,

das Problem im Verständnis ist, daß Joachim nicht genau beschreibt, was denn tatsächlich seiner Ansicht nach passiert. Als Beispiel seien die "Dreckeffekte" genannt, die nach dem Text seiner Webseite anscheinend messbar sind. Klaus hat schon die Schwierigkeit beschrieben, nach diesem Text das Messsverfahren zu ermitteln. Simuliert man einfach mal ein paralleles LC-Netzwerk mit einem Rseriell der Spule von 4 Ohm und schaltet einen 0,22Ohm Messwiderstand dazu in Reihe, speist nun aus einer gesteuerten Spannungsquelle das vorgefilterte Signal einerseits in einen Widerstand und zum anderen in das obige Netztwerk, dann ergeben sich zwangsläufig die im Text beschriebenen Signalformen.
Joachim Rieder hat geschrieben:Da der induktiv belastete Kanal jedoch in seiner Amplitude nach hinten fällt, wird jetzt ein Dreieck sichtbar.
Genau diese Signalform mit abfallender Flanke (Haifischflosse) muss sich so ergebeben. Das hat zunächst überhaupt nichts mit Dreckeffekten zu tun. Die Schlussfolgerung ist daher so nicht nachvollziehbar. Ein Oszillogramm, daß einen möglichen Unterschied zwischen der Haifischflosse und "verdreckter Flosse" zeigen könnte, steht leider nicht zur Verfügung.

Joachim weist wiederholt auf Röhrenverstärker hin, ohne jedoch zu erwähnen, daß es auch dort die verschiedensten Schaltungstopologien gibt. So sind z.B. Circlotrons schaltungstechnisch durch ihre Art Kathodenfolgerstufen und dualer Stromversorgung näher am klassischen Transistorverstärker als eine SE-Triode. Trioden, Pentoden und sonstige Röhrentypen werden charmant unter Röhre verallgemeinert, ohne die spezifischen Unterschiede untereinander, bzw. im Vergleich zum Transistor zu erklären.

Es stellt sich auch mir die Frage, wenn man die Schaltungsvariante mit OP sieht, inwiefern die Kollektorschaltung einen Vorteil bietet, wenn das Ansteuersignal aus den OP-Versorgungspins schon nicht sauber ist. Der traditionelle Verstärker bietet dem Emitterfolgereingang ein sauberes Signal (bzw. Halbsignal), dem die Ausgangsstufe als Verzerrungen vor allem die Übergangsverzerrungen hinzufügt, die auch durch Gegenkopplung nicht, sondern nur durch Betrieb in Klasse A vermieden werden können, so daß die Frage, ob die GK den Emitterfolger mit einschliessen sollte von untergeordneter Bedeutung ist.

Der Emitter folgt dem Basissignal ziemlich genau. Verstärker in Class A, die die Gegenkopplung vor dem Emitterfolger abgreifen und ihn quasi wie ein Fähnchen im Wind hinterherfolgen lassen reagieren typischerweise auch weniger stark auf komplexe Lasten.

Die Ströme der Versorgungspins des OPs dagegen entsprechen nur entfernt dem gewünschten Signalstrom. Ohne die heftigst korrigierende Gegenkopplung würde solch ein Verstärker kein sauberes Signal liefern, egal ob mit Emitter oder Kollektor am Ausgang hängend.

Weiterhin finde ich fraglich, ob die ominösen "Dreckeffekte" tatsächlich aus der Endstufe selber kommen, oder ob nicht andere Effekte eine dominante Rolle spielen, z.B. die Frage ob die Treiberstufen die Basis-Emitterstrecken aureichend schnell ausräumen können, etc. etc.

Es wundert mich auch, daß es - bei einer Verschaltung der Endtöpfe, die seit langem in Rail-to-rail Verstärkern angewendet wird - scheints keine Veröffentlichungen über diese Dreckeffekte gibt.

Interessant finde ich allerdings einen Punkt, den Douglas Self in seinem "Audio Power Amplifier Design Handbook" in Kapitel 5 über verschiedene Output stages erwähnt (S112ff). Im Vergleich des CFP (Complementary Feedback Pair), bei dem der Treiber mit dem Emitter und der Endtopf in mit dem Kollektor an der Last hängt) und dem EF (Emitterfollower) kommt der CFP besser weg. Als eine mögliche Begründung wird der geringere Spannungshub, über dem signifikante Crossover-Verzerrungen anliegen, vermutet (+-12V zu +-0,6V). Self definiert die crossover-width als jenen Ausgangsspannungsbereich, in dem sich signifikante Schwankungungen in den Gain-Kurven durch die Schaltübergänge der Transistoren ergeben.

Da diese Verzerrungsart laut Self nicht durch Gegenkopplung beseitigt werden kann, könnte das vielleicht ein Hinweis auf eine Überlegenheit der Kollektorschaltung sein?

jauu
Calvin
Bild
Fritz

Beitrag von Fritz »

Hallo Calvin,
Calvin hat geschrieben:Es stellt sich mir auch die Frage, wenn man die Schaltungsvariante mit OP sieht, inwiefern die Kollektorschaltung einen Vorteil bietet, wenn das Ansteuersignal aus den OP-Versorgungspins schon nicht sauber ist.
Calvin hat geschrieben:Die Ströme der Versorgungspins des OPs dagegen entsprechen nur entfernt dem gewünschten Signalstrom.
Die Ströme im OP können sich nur relativ ändern! Die Summe alle Ströme an den Versorgungsanschlüssen ist praktisch konstant. Alleine der Signalstrom, frei von allen Steuerströmen, addiert sich zum sonst fließenden Ruhestrom. Eine perfekte Halbwellen-Ansteuerung für die weiteren Stufen.

Gruß Fritz
lessingapo
Aktiver Hörer
Beiträge: 349
Registriert: 11.12.2010, 11:02
Wohnort: 21224 Rosengarten

Beitrag von lessingapo »

Rudolf hat geschrieben:... ist der Rieder-Verstärker nun etwas Besonderes oder ist er es nicht? [...] Das alles wäre ja zu schön um wahr zu sein! Kann da nicht jemand etwas Licht ins Dunkel des darbenden Laien-Lesers bringen? Das kann doch keine Glaubensfrage sein und müsste technisch zweifelsfrei (er)klärbar sein!? :?
hallo Rudolf,

die frage ist, ob man wirklich etwas erklären kann, was man noch nicht einmal einstimmig benennen
kann (die diskussion läuft ja teilweise in die richtung:dass nicht sein kann,was nicht sein darf...).

fakt ist: es existiert eine genialische schaltung, die in den abacus-produkten herausragende (preis-leistungs-)ergebnisse liefert! wie auch in anderen branchen: entscheidend is aufm platz. verbessern (warum eigentlich?) kann man möglicherweise nur empirisch, das wiederum muss die frage erlauben, wer ist bereit brain-power und money zu investieren um mit familie Sonder das offensichtlich von vielen gewünschte superprodukt zu entwickeln, ich wäre dabei...

gruss Wolfgang
Bild
Fritz

Beitrag von Fritz »

Hallo Calvin,
Calvin hat geschrieben:Interessant finde ich allerdings einen Punkt den Douglas Self in seinem "Audio Power Amplifier Design Handbook" in Kapitel 5 über verschiedene Output stages erwähnt (S112ff).
Selfs Betrachtungen setzen eine Spannungsansteuerung mit dem entsprechenden großen Hub voraus. Erkenntnisse dort kann man also nicht auf die Riederschaltung übertragen.

Gruß Fritz
KSTR
inaktiv
Beiträge: 1221
Registriert: 08.05.2008, 11:51

Beitrag von KSTR »

Fritz hat geschrieben:Man wollte diesen Verstärker schon früher nicht, warum also heute?
Da sag ich jetzt mal ganz ohne Umschweife, das liegt auch mit an der mE ziemlich unverfrorenen Art von Jochen. Nun darf jeder Entwickler seine Kreationen mit der rosaroten Brille sehen, aber es gibt einen Punkt wo man "Butter bei die Fische" geben muss wenn man sich aus dem Fenster lehnt. Und in dieser Diskusion hier, genauso wie in jener vor ca. 2 Jahren in einem anderen Forum, kommt leider kein Input mehr von Jochen sobald es konkret wird. Aaaalso: WO bleiben denn jetzt die angeblich so einfach zu messenden Emitterfolger-Verzerrungen, WO bleibt der dominante Unterschied bzgl. des Early-Effekts usw. ?

Wie nun wirklich leicht offensichtlich sein sollte, beeinflusst eine nicht konstante Steilheit (u.A. auch wg Early-Effekt) der Ausgangsstufe immer massiv das Verzerrungsniveau, das ist völlig unabhängig der Topologie. Jochens Ausgangsstufe hat mitnichten eine konstante Steilheit (das geht mit Bipolars grundsätzlich nicht, mit FETs ebenso nicht, aber schon besser als mit BJT), nur durch die massive Gegenkopplung wirkt sich das in jedem Verstärker nicht mehr groß aus.

@Rudolf : Ich bitte um mehr Sorgfalt beim Zitieren (Zusammenhang ist nicht gegeben).

Grüße, Klaus
Bild
Joachim Rieder
Aktiver Neuling
Beiträge: 26
Registriert: 29.11.2010, 10:35

Beitrag von Joachim Rieder »

Hallo KSTR !

Zunächst: Noch nie vorher habe ich mich an einem Forum beteiligt. Deshalb ist es mit ein Rätsel, was Du mit einem anderen Forum von vor 2 Jahren meinst. Auch Du könntest ja mal "Butter bei die Fische geben" anstatt dich in teoretischen Behauptungen auszulassen.

Immerhin gibt es einen Verstärker nach meiner Konstruktion von einer Firma in Nordenham. Wo könnte ich einen Verstärker nach Deiner Konstruktion erwerben. Dass meine Konstruktion prima klingt, wird ja von niemand, außer von Dir, bestritten. Wahrscheinlich hast Du den auch noch nie gehört. Was hast Du eigentlich gegen eine Gegenkopplung einzuwenden. Die meisten elektronischen Schaltungen in der Industrie würden ohne Gegenkopplung garnicht funktionieren. Aber selbstverständlich muss die jeweilige elektronische Schaltung eine Gegenkopplung verarbeiten können. Und genau das kann ein Emitterfolger an induktiver Last nicht.

Vielleicht solltest Du ja mal eine Brille mit klaren Gläsern auf die Nase setzen, um den richtigen Durchblick zu erhalten. Es war wohl mein Fehler, Dich zum Bleiben in diesem Forum aufzufordern.

Mit freundlichen Grüßen. Jochen.
Rudolf
Webmaster
Beiträge: 4920
Registriert: 25.12.2007, 08:59
Wohnort: Bergisch Gladbach

Beitrag von Rudolf »

Hallo Jochen,

jetzt bitte kein "mein Haus, mein Boot, mein Auto, ...". Verletzter Entwicklerstolz ist hier nicht zielführend.

Ich meine vielmehr, dass du Klaus missverstanden hat: er hat mehrfach geschrieben, dass er sehr interessiert ist an deiner Schaltung. Du musst ihm bzw. uns nur eine Chance geben, sie auch im Detail zu verstehen.

Ich schlage daher eine konzertierte Aktion vor: Die Jugend ist mit ganz fantastischen Simulationsprogrammen ausgestattet. Füttere sie (die Jugend) doch mal mit den relevanten Informationen!

Was die Praxis deiner Schaltung betrifft, so könnten wir, bei weiterem Interesse, in einem zweiten Schritt mal den Anteil der nicht-linearen Verzerrungen bzw. die Gruppenlaufzeit messen. Dazu bräuchte man allerdings einen passiven Lautsprecher, einen Rieder-Verstärker sowie eine weitere, "normale" Vergleichsendstufe - alles Komponenten, die hier nicht unbedingt zur Grundausstattung zählen.

Viele Grüße
Rudolf
Bild
Joachim Rieder
Aktiver Neuling
Beiträge: 26
Registriert: 29.11.2010, 10:35

Beitrag von Joachim Rieder »

Überlegungen zum Emitterfolger!

Angenommen die Basis steuert auf und am Emitter fliesst etwas Strom bei einer entsprechenden Emitterspannung.

Dieser Strom braucht eine bestimmte BE Spannung. Angenommen genau 0,7 Volt. Mit zunehmender Verschiebung in Richtung 90 Grad induktiv steigt der Strom an. Dafür muss die BE Spannung größer werden als 0,7 Volt, angenommen 0,72 Volt. Dieser Anstieg um 0,02 Volt BE Spannung ist genau so viel verschoben wie der Strom in der Last. Die Basisspannung ist jedoch vorgegeben und deshalb ist die Ausgangsspannung tatsächlich um 0,02 Volt nacheilend zu niedrig. Ohne Gegenkopplung ist dies eine geringe lineare Verzerrung. Mit Gegenkopplung ließe sich diese Verzerrung verhindern.

Jedoch: In einer Emitterfolgerschaltung kann eine Gegenkopplung nicht funktionieren, weil dann die gegenüber der Eingangsspannung nacheilende Ausgangsspannung mit einer nicht mehr vorhandenen Eingangsspannung verglichen werden soll.

Das Ergebnis ist die von mir so genannte Emitterfolgerverzerrung.

Mit freundlichen Grüßen. Jochen.
Fujak
Moderator
Beiträge: 5752
Registriert: 05.05.2009, 21:00
Wohnort: Bayern
Kontaktdaten:

Beitrag von Fujak »

Hallo zusammen,

als Halblaie der Materie muss ich sagen, dass die Diskussion - im Gegensatz zum Anfang - für mich mehr Dunkel ins Licht als Licht ins Dunkel gebracht hat.

Hinzukommt, dass persönliche Anfeindungen entstehen, die in meinen Augen völlig überflüssig sind. Es geht hier doch darum, dass ein alternatives Verstärkerkonzept erläutert und diskutiert werden sollte.

So interessant die ganzen technischen Erörterungen sind, was mich aber ehrlich gesagt am Ende des Tages interessiert, sind Fakten, und zwar auch Fakten in Form von vergleichenden Messdiagrammen
a) mit Rieder-Verstärker
b) mit konventionellem Verstärker

und zwar in Bezug auf mindestens

1. GLZ
2. Phasenverhalten
3. Sprungantwort
4. Nichtlineare Verzerrungen

Wenn solche Fakten am Ende nicht herauskommen sondern statt dessen persönliche Animositäten, wozu sollte man einem solchen Thread weiter Zeit und Energie zuführen, der - in der LS-Terminologie gesprochen - einen derart geringen Wirkungsgrad aufweist?

Grüße
Fujak

Edit: Hat sich jetzt mit den Beiträgen von Rudolf und Jochen überschnitten.
Bild
Zwodoppelvier
Aktiver Hörer
Beiträge: 1267
Registriert: 07.07.2010, 12:38
Wohnort: Raum Köln / Bonn

Beitrag von Zwodoppelvier »

Hallo miteinander,

Rudolfs Idee mit einem praktischen Test finde ich sehr gut! Wenn sich die Experten nicht einig sind, wäre ein Experimentalaufbau wirklich eine anschauliche Herangehensweise - gerade auch für uns Laien. Vielleicht könnte man dies in einem der nächsten Forumstreffen durchführen, neben Messungen gerne auch mit Hörproben und Zeit zu ausgiebiger Diskussion.

Manchmal habe ich den Eindruck, daß die Möglichkeit, solche Themen in einem Online-Forum zu diskutieren, zu begrenzt sind. Zu schnell gibt ein Wort das andere, wo z.B. eine Skizze oder ein Schaltplan hilfreich wäre ...

Also: laßt es uns etwas ruhiger angehen und vor allem bei einem freundlich-sachlichen Ton bleiben.

Viele Grüße
Eberhard
Bild
Joachim Rieder
Aktiver Neuling
Beiträge: 26
Registriert: 29.11.2010, 10:35

Beitrag von Joachim Rieder »

Hallo alle zusammen.

Ich bin auch dagegen, persönliche Animositäten hier öffentlich auszutragen. Aber ich fühlte mich zuerst von KSTR angegriffen. Und das in Zusammenhang mit einer Röhrenverstärkerschaltung. So etwas steht hier jedoch garnicht zur Diskussion.

Er bat mich urspünglich um ein Schaltbild von dem Aufbau zum Messen einer Emitterfolgerverzerrung. Nach meiner Beschreibung ist es eigentlich eine leichte Übung, dieses Schaltbild selbst anzufertigen. KSTR wollte dieses in einem Simulationsprogramm testen. Unklar an diesem Vorhaben war von Anfang an, ob er auch den (die) zu testenden Verstärker simulieren wollte und wie.

Nach meinem nun hier veröffentlichten Artikel "Emitterfolgerverzerrung" sollte es nun möglich sein, zu verstehen, was ich mit Emitterfolgerverzerrung meine und wodurch diese nach meiner Meinung entsteht.
Ich bin durchaus bereit, dieses zurückzunehmen, wenn mir jemand beweist, dass ich mich irre.

Von KSTR habe ich den Eindruck, dass er mir beweisen will, dass mein Verstärker gar nicht funktionieren kann. Das habe ich ja schon vor 25 jahren gehört, nachdem die Schaltung in der "Funkschau" veröffentlicht worden war. Damals mit dem Schaltbild, das jetzt auch hier auf Seite 4 veröffentlicht wurde.

Mit freundlichen Grüßen. Jochen
Calvin
Aktiver Entwickler
Beiträge: 67
Registriert: 03.12.2009, 17:20

Beitrag von Calvin »

Hi,

ich finde es schade, daß aneinander vorbeigeredet wird und nicht auf konkrete Fragen und Hinweise eingegangen wird. Ausserdem gibt eine weitestgehend einheitliche Nomenklatur, die zur Erklärung beigezogen werden kann, die ich aber doch teils vermisse.

Konkrete Fragen:
  1. Entspricht das Netzwerk, daß ich weiter oben beschrieben habe, dem Messaufbau von Joachim?
  2. Falls Ja, dann muss sich die beschriebene Signalform (Haifischflosse) zwangsläufig ergeben. Woran erkenne ich dann den Unterschied zwischen der Signalform des Emitterfolgers und der Kollektorschaltung, also jene "Dreckeffekte"?
  3. Falls nein, wie sieht die Schaltung aus?
  4. Bei einer komplexen Last tritt immer eine Phasenverschiebung zwischen Strom und Spannung auf. Wo soll der gravierende Unterschied sein, ob ich nun lokale Gegenkopplungsverhältnisse oder globale betrachte? In beiden Fällen sind die Eingangsspannung des Verstärkers und die Spannung über der Last nicht phasengleich.
  5. In einem typischen OP-amp befinden sich 3 Stufen, von denen 2 invertierend arbeiten. Die Ströme jeder Stufe bestehen also aus einem Gleichanteil und einem (teils phaseninvertierten) Signal-modulierten Anteil. Der Gesamtversorgungsströme bestehen also aus einer Summe der Gleichanteile und verschiedener Signal-modulierter Anteile und das ist keinesfalls - wie Fritz behauptet einfach ein Gleichanteil + einem einzigen sauberen Signalstrom.
jauu
Calvin
Bild
KSTR
inaktiv
Beiträge: 1221
Registriert: 08.05.2008, 11:51

Beitrag von KSTR »

Joachim Rieder hat geschrieben:Von KSTR habe ich den Eindruck, dass er mir beweisen will, dass mein Verstärker gar nicht funktionieren kann. Das habe ich ja schon vor 25 jahren gehört, nachdem die Schaltung in der "Funkschau" veröffentlicht worden war. Damals mit dem Schaltbild, das jetzt auch hier auf Seite 4 veröffentlicht wurde.
Ach Jochen, du bist schon ein Meister im selektiven Lesen.

Natürlich funktioniert dein Verstärker (genauso wie meiner), und ich erwähne jetzt glaube ich zum dritten Mal, dass ich durchaus ein Freund des grundlegenden Prinzips bin (ist bei meinem ja auch das gleiche: Strom als Stellgröße) und habe auch schon erläutert warum. Das findest du alles hier im Thread, ich muss das jetzt nicht nochmal selbst zitieren.
Jedoch: In einer Emitterfolgerschaltung kann eine Gegenkopplung nicht funktionieren, weil dann die gegenüber der Eingangsspannung nacheilende Ausgangsspannung mit einer nicht mehr vorhandenen Eingangsspannung verglichen werden soll.
So langsam dämmert mir, wo der Knoten in der Betrachtungsweise zu liegen scheint, nämlich in einem Mißverständnis der Funktion von Gegenkopplung generell. Weil mit Jochens Argument könnte man jegliche Spannungs-Gegenkopplung als prinzipiell nicht funktionierend bloßstellen, auch wenn die Stellgröße ein Strom ist (so wie in Jochens Amp) : Angenommen die Eingangsspannung steige, wir haben aber gerade im Verlauf fallenden Strom aufgrund reaktiver Last. Die Fehlerspannung (zw den OpAmp-Eingängen) steigt also im "ersten Moment" an, weil die Ausgangsspannung ja noch nicht nachgefolgt ist, damit wird aber mehr(!) Strom in den LS injiziert... und zwar solange, bis die Fehlerspannung wieder (idealisiert) Null wird. Wie kann also überhaupt ein fallender Strom bei steigender Ausgangsspannung zustande kommen, fragt man sich?

... aber solche sequenziellen Betrachtungsweisen sind nicht zulässig (kommen aber oft vor, speziell bei generellen Kritikern von globaler GK). Die Regelung passiert in kontinuierlicher Echtzeit, nicht in "Quanten".

Die "lineare Verzerrung" aus deinem Beispiel, einen idealisierten Emitter-Folger angenommen (also Steilheit S=const), ist ja nicht anderes als eine nicht Null seiende Ausgangsimpedanz (1/S), und damit erstmal nicht wirklich kritisch im Sinne einer echten Verzerrung. Soweit Einigkeit, denke ich.

So, und durch eine globale GK erzwinge ich nun, dass die Ausgangsspannung der Eingangspannung entspricht, völlig egal welcher Strom nun gerade fließt. Und damit taucht aufgrund endlicher Steilheit eine diesen Strom entsprechende Größe als Eingang des Stellgliedes auf, beim Strom-Stellglied nur diese, beim Spannungs-Stellglied (mit ebenso endlicher Steilheit) diese plus zusätzlich die Ausgangsspannung.

Später mehr, und ja, es sind vollständige Simulationen in petto, also Amps (Spannungsverstärker) mit Spannungs- oder Stromstellglied, idealer single-pole-OpAmp als Regler in beiden Fällen, und reale komplementäre BJTs (EF mit Degeneration) als Ausgangsstufen. Alles gemäß der von mir gezeigten Grundtopologie, wo durch Tauschen von zwei Leitungen und Umpolen des OpAmp aus der Stromsteller-Variante die normale wird. Und natürlich unkorrelierte "Last" (d.h. Strom völlig arbiträr zur Ausgangsspannung, womit einfache phasenverschobene Beziehungen als Untermenge bereits enthalten sind).

Grüße, Klaus
Bild
Antworten