Abacus/Rieder-Verstärker und APC-Schaltung

Zwodoppelvier
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Beitrag von Zwodoppelvier »

Danke, Fritz,

das "verstehe" ich schon etwas besser.

Übrigens gab (gibt?) es auch andere Hersteller, welche die Endtransistoren in Emitterschaltung betrieben haben: u.a. Saba, Grundig, Kirksaeter.

Die entsprechenden Modelle haben keinen schlechten Ruf (mein Saba 7241 ist leider defekt, daher konnte ich das selbst noch nicht verifizieren - kommt Zeit, folgt Reparatur).

Gruß Eberhard
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Aktives Hören
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Verstärkerkonzept der APC-Lautsprecher

Beitrag von Aktives Hören »

Folgende Information zum Verstärkerkonzept der APC-Lautsprecher, insbesondere in Abgrenzung von den nachstehend ebenfalls diskutierten "BiAmping"-Konzepten (zu letzteren gehört auch die Abacus A-Box 5), erreichte uns von Hanno Sonder (Abacus):
Abacus hat geschrieben:Bei BiAmping-Konzepten ist ja der große Vorteil, dass jeder Weg seinen eigenen Verstärkerkanal bekommt und – wenn man es entsprechend aufwendig macht – optimal entzerrt werden kann. Ferner wird die passive Frequenzweiche mit all ihren Unzulänglichkeiten durch eine oft weniger kritische aktive ersetzt, sei es digital oder analog. Eine Phasendrehung im Bereich der Übergangsfrequenz(en) bleibt dabei jedoch nicht aus, denn die geht mit einer Befilterung stets einher. Auch wenn digitale FIR-Filter die Phase linear drehen und als weniger problematisch gelten bleibt doch eine zeitliche Divergenz in Kauf zu nehmen.
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Das ABACUS-Verstärkerkonzept ermöglicht es, das Ausgangssignal ausschließlich von der Gegenkopplung abhängig zu machen. Das heißt, das Ausgangssignal ist stets identisch mit dem Eingangssignal (der Musik nämlich). Man kann nun einen Schritt weitergehen und das Gegenkopplungssignal nicht am Verstärkerausgang abgreifen, sondern jeweils direkt an den beiden Wegen, hinter der passiven Weiche. Diese beiden Signal werden summiert und diese Summe mit dem Eingangssignal verglichen. Nun übernimmt im Bereich der Übergangsfrequenz der jeweils andere Weg die Arbeit, ohne dass die Phase verdreht wird. Es wird also die Musik exakt auf die Wege verteilt, ohne dass etwas ausgelassen werden kann. Mehrere Wege (theoretisch auch mehr als zwei) klingen so wie aus einem Guss, während bei BiAmping-Konzepten zwar jeder sehr gut weiß, was er zu tun hat, aber nicht, was der andere gerade tut. Im schlimmsten Fall vergleicht mein Vater das gerne mit „Kanon singen mit zugestopfen Ohren“.

Der Fairness halber muss man aber anmerken, dass das APC-Konzept wesentlich aufwendiger ist, nicht zuletzt, weil die passive Frequenzweiche natürlich viel Material enthält.

Daher bildet das DSP-gestützte BiAmping der A-Box Serie einen sehr guten Kompromiss.
Herr Sonder verfolgt das Thema lesend, bittet aber um Verständnis, dass er sich aus zeitlichen Gründen nicht im direkten Dialog an unserer Diskussion beteiligen kann.
Joachim Rieder
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Beitrag von Joachim Rieder »

Hallo Fritz! Das Schaltbild ist richtig! Und der Verstärker hat eine 100% UGK. Ohne Gegenkopplung funktioniert er nicht. Ich bin der Meinung, dass der Kollektorausgang die einzig richtige Schaltungsmöglichkeit darstellt. Röhrenverstärker funktionieren ja auch so.

UGK oder IGK kann ja eigentlich nicht die Frage sein, denn die eigentliche Frage ist doch, was von einem Mikrofon aufgezeichnet wird. Und in aller Regel ist das eine dem Schallereignis proportionale Spannung.
Eine weitere Frage ist, ob das Prinzip einen Transkonduktanzverstärker darstellt. Und ob das auch auf Röhrenverstärker zutrifft. Es gibt auch IC, die einen Transistor-Gegentaktausgang haben. Und die äußere Beschaltung hat mit dieser Frage nichts zu tun. Aus dem Stromverstärker wird dadurch jedoch ein Spannungsverstärker. Bei Röhrenverstärkern ist das übrigens auch so. Eine Röhre als Tonfrequenzverstärker ist ja auch ein Transkonduktanzverstärker.

Hier zu klären, warum das Prinzip der Kollektorschaltung (Emitterfolger) Lautsprecher garnicht oder nur falsch antreiben kann, würde zu weit führen. Aber auf meiner Website ist das ausführlich abgehandelt.

Was die gesammte HiFi Szene umtreibt, ist doch die Frage: Wenn ein Verstärker in den Messergebnissen die Spitze darstellt, warum ist das dann keine Garantie für guten Klang?

Können Sie alles auf meiner Website nachlesen.
Joachim Rieder. Am 29.11.2010.
Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Willkommen

http://www.rieder-verstaerker-elektronik.net schon besucht ...

Grüße
Hans-Martin
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Kienberg
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Beitrag von Kienberg »

Hallo Herr Rieder,
Joachim Rieder hat geschrieben: Was die gesammte HiFi Szene umtreibt, ist doch die Frage: Wenn ein Verstärker in den Messergebnissen die Spitze darstellt, warum ist das dann keine Garantie für guten Klang?
das treibt mich nicht um, noch brauche ich es nachzulesen, das weiss ich seit vielen Jahren, in denen ich mich mit Musik und deren korrekter Wiedergabe beschäftige: Kein Messgerät erreicht je die Fähigkeit unseres Ohres, die Klangqualität von Musik zu detektieren ... so einfach ist das.

Was mich noch interessieren würde: In welchen aktiven Lautsprechern ist denn Ihre Verstärkertechnik eingebaut?

Gruss
Sigi
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KSTR
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Beitrag von KSTR »

Joachim Rieder hat geschrieben:Der Verstärker hat eine 100% UGK. Ohne Gegenkopplung funktioniert er nicht. Ich bin der Meinung, dass der Kollektorausgang die einzig richtige Schaltungsmöglichkeit darstellt.
[...]
Hier zu klären, warum das Prinzip der Kollektorschaltung (Emitterfolger) Lautsprecher garnicht oder nur falsch antreiben kann, würde zu weit führen. Aber auf meiner Website ist das ausführlich abgehandelt.
Hallo Herr Rieder und alle Mitleser,

Ich denke schon, dass wir gerade hier darüber diskutieren könnten, weil hier elektrotechnisch gehobenes Niveau vorherrscht, d.h. wir können uns auch etwas technischer ausdrücken (allerdings nicht zu ausufernd) als in anderen Foren üblich. Wir können auch im Paradigma der reinen Spannungsverstärker bleiben, weil für viele Fälle ist das halt die Norm, auch wenn in diesem Forum die Eingenschaften von Chassis + Verstärkern mit variabler Ausgangsimpedanz (bis zur reinen Stromquelle, aber auch Mischformen, z.T. auch frequenzabhängig) schon rege diskutiert worden sind.

Ich will den Anfang machen mit einer Analyse und Gegenüberstellung eines schon vorher kurz vorgestellten Endstufen-Prinzips mit Transimpedanz-Verstärkerzelle, bei mir jetzt mit MOSFETs statt bipolar:

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Das ist die mE einfachste Variante, das Transimpedanz-Prinzip zu veranschaulichen (wie auch bauen).
Kurze Erklärung der Funktion, alles idealisiert/vereinfacht, für Mitleser:
  1. Wir gehen erstmal von gegengekoppelten stabilem Zustand aus, d.h. der wirksame -IN des OP (der wo ein + dransteht, weil die MOSFETs invertierend wirken) liegt an 0V. Damit fließt durch R1 ein Strom, derselbe Strom muss fließen durch R2. Ist Ue 1V und R1=1K und R2=10K, wird Ua (das rechte Ende des LS) -10V.
  2. Angenommen RL sei 10R, dann fließt 1A durch RL und durch den oberen MOSFETs (mal pefekter Class-B-Betrieb angenommen, und mit konstanter Steilheit [=Drainstrom/Gatespannung] der Komplementärstufe).
  3. Diese Steilheit sei 1A/V, damit muss der OpAmp 1V am Ausgang einstellen, um den MOSFET passend auszusteuern.
  4. Ändert sich die Eingangsspannung, wird z.B. positiver, "reißt" es den -IN nach oben worauf der OpAmp seine Ausgangsspannung erhöht (weil es sein tatsächlicher +IN ist), so dass der V->I-Umsetzer aus den MOSFETs mehr Strom durch die Last fließen läßt und dadurch erhöht sich die Ausgangspannung, dann wird die Spannung über und damit der Strom durch R2 größer, bis der -IN sich wieder bei 0V einpendelt. Durch das Vorhandensein von Rdc der Schwingspule ist sichergestellt, dass die Ausgangsspannung auch erreicht wird bevor dem OpAmp der Spannungshub ausgeht, solange der erforderlich Strom (incl. Gegen-EMF, eigene wie verspätet als Mikrofoniestrom wirkende) aufgebracht werden kann.
Nun der Unterschied zu einem OpAmp (Spannungsverstärker) + Sourcefolger. Der ensteht durch drei Änderungen an der Schaltung : Am OpAmp +IN und -IN vertauschen, und die beiden nach unten gehenden Abgriffe am Speaker werden vertauscht. Dann haben wir wieder einen invertierenden Verstärker, diesmal jedoch mit reiner Puffer-Ausgangstufe, also die konventionelle Bauart.

Der Unterschied liegt bei Punkt 3, man erkennt dass der OP zusätzlich zu der Spannung die er für das Erzeugen des Stromes braucht auch noch die gesamte bereits vohandene Ausgangsspannung aufbringen muss (und diese muss man zumal komplett unabhängig betrachten, echter 4-Quadrantenbetrieb).

Bei obigen Beispiel bedeutet dass mit einem RL von 10R eben 10V zusätzlich aufgebracht werden müssen, als gut das 10-fache. Das entspricht 20dB weniger Leerlaufverstärkung des gesameten Gebildes aus OpAmp plus MOSFET-Stufe... oder etwa 10x besserem Dämpfungsfaktor.

Anders ausgedrückt, beim Transimpedanz-Verstärker steigt a) die Gegenkopplungsreserve je weniger Strom gerade benötigt wird, und b) erscheint als Ausgangsspannung am OpAmp ein Abbild allein des gerade benötigeten Stromes, die Ausgangsspannung taucht nicht auf. Ebenso als eingeregelte Fehlerspannung am OpAmp-Eingang, einmal differenziert im Groben, einen typischen, tiefliegenden dominaten Pol vorausgesetzt...

Bei der klassischen Schaltung haben wir als OP-Ausgangspannung zusätzlich die gesamte Spannung an der Last, sie dominiert diese massiv, im Normalfall... und damit wieder ein differenziertes Abbild davon als Fehlerspannung.

Während klar ist, dass erhöhte Gegenkopplungreserve niemals ein Nachteil bei einer Regelung sein kann (solange die Stabilität sichergestellt ist), ist die zweite wichtige Sache, nämlich ob die rein stromorientiert schwankende Fehlerspannung bzw Strom als Stellwert besser klingt, schon eine intuitivere Sache, finde ich. Insofern dass eben effektiv nur der Strom durch das Chassis zählt sagt das Bauchgefühl eindeutig ja, die Spannung (die uns nicht interessiert, eigentlich) muss nicht noch anderwo ausser als Abgriff der Gegenkopplung auftauchen, in Regelkreis einder Endstufe. Als aufmodulierte und alles dominierende Stellgröße schon gleich garnicht... Es erscheint mir klar günstiger, wenn im Feingranulat der Fehler ursächlich erst die "sich von selbst ergebende" Spannung nicht stimmt und daraufhin ausregelnd passend Strom eingespeist wird anstatt dem Chassis erstmal eine "harte" Spannung anzubieten und es dann machen zu lassen, den unkorrelierten Strom ständig nachregelnd, der aber kaum und noch u.U. vergleichsweise stärker verzerrt in Fehlerspannung des Reglers auftaucht. Die Verwendung des Stomes als Augangsgröße der Reglers erscheint einfach natürlicher weil Strom ist das ursächliche Wirkprinzip, technisch könnte man sagen man hat die Variablen besser getrennt und vereinfacht (man benutzt nicht mehr das Chassis selbst zum Einstellen des benötigten Stroms), und hat noch gleich einen Vorteil für UGK mitgenommen, nämlich die bessere, steifere Gegenkopplung wenn der Strombedarf gerade niedrig ist, also bei den Impedanzspitzen.

Soweit für's Erste...

Grüße, Klaus
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Rudolf
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Beitrag von Rudolf »

Hallo Sigi,
Kienberg hat geschrieben:Was mich noch interessieren würde: In welchen aktiven Lautsprechern ist denn Ihre Verstärkertechnik eingebaut?
deine Frage ist sicherlich berechtigt, aber selbst wenn es sich - nach meinem bisherigen Verständnis - bei dem APC-Konzept wegen der passiven Frequenzweiche strenggenommen um kein aktives Konzept im engeren Sinne handelt, ist es aufgrund der Gegenkopplung schon interessant, genauso wie die Diskussion über die jeweiligen Vorteile von Spannungs- bzw. Stromgegenkopplung.

Dumme Frage: Ließe sich das APC-Konzept denn überhaupt stromgegengekoppelt realisieren?

Viele Grüße
Rudolf
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KSTR
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Beitrag von KSTR »

Rudolf hat geschrieben:
Kienberg hat geschrieben:Was mich noch interessieren würde: In welchen aktiven Lautsprechern ist denn Ihre Verstärkertechnik eingebaut?
Deine Frage ist sicherlich berechtigt, aber selbst wenn es sich - nach meinem bisherigen Verständnis - bei dem APC-Konzept wegen der passiven Frequenzweiche strenggenommen um kein aktives Konzept im engeren Sinne handelt, ist es aufgrund der Gegenkopplung schon interessant, genauso wie die Diskussion über die jeweiligen Vorteile von Spannungs- bzw. Stromgegenkopplung.
Ich würde sagen, APC erfüllt alle Kriterien für ein Aktivsystem, denn die Weiche ist zwar passiv, aber innerhalb der Gegenkopplung ... worin auch genau der Trick besteht, denn die Weiche trennt auch gleich die Regelschleifen auf, so dass trotzdem erfolgreich der Spannungsgang am jeweiligen Chassis erreicht werden kann ohne das andere zu stören, obwohl über die Summe geregelt wird. Spannenderweise führt die Weiche dann im Trennbereich die Regelwege eben zusammen ... und das Ganze ist ein minimalphasiges System (vulgo "zeitrichtig") ... so wie ich die Prinzipschaltung verstehe, könnte es auch gar nicht anders sein, eben. Clever das alles!
Dumme Frage: Ließe sich das APC-Konzept denn überhaupt stromgegengekoppelt realisieren?
So, und natürlich können wir auch den Klemmenstrom nehmen und auf diesen regeln. Müsste sich mal genau anschaun ob das klappen kann, praktisch. An sich, sicher ja ... zumindest mit einem AMT sehe erstmal kein direktes Problem.

Grüße, Klaus
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Alex8529
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Beitrag von Alex8529 »

Joachim Rieder hat geschrieben:Was die gesammte HiFi Szene umtreibt, ist doch die Frage: Wenn ein Verstärker in den Messergebnissen die Spitze darstellt, warum ist das dann keine Garantie für guten Klang?
Guten Morgen Zusammen,
Guten Morgen Joachim,

ich sehe diese Frage völlig gelassen.

Meinen Erfahrungen nach, klingen Verstärker mit gleich guten Messergebnissen so gut wie gar nicht unterschiedlich, solange sie im unteren Leistungsbereich betrieben werden.

Interessant dazu auch die Untersuchungen von Prof. Anselm Goertz: "Vergleich messtechnischer Ergebnisse und Hörversuche bei Leistungsverstärkern im Grenzlastbereich"
Prof. Anselm Goertz hat geschrieben:Fazit
Auch die zweite Mess- und Hörversuchsreihe lieferte recht ernüchternde Ergebnisse, was die
klanglichen Unterschiede bei Endstufen betrifft. Um Missverständnisse auszuschließen, sei
nochmals ganz klar gesagt, dass hier nur über moderne professionelle Hochleistungsendstufen
gesprochen wird und keine exotischen Konzepte mit Röhren, Class-A Schaltungen usw. berücksichtigt
wurden.

Persönliche Anmerkung
Nicht zuletzt habe ich auch mit diesen Versuchsreihen in der Erwartung begonnen, klare Unterschiede feststellen, wenn auch nicht unbedingt messtechnisch begründen zu können. Meine persönlichen Vermutungen gingen eher in die Richtung, dass es klar hörbare Unterschiede geben würde, man diese nur mangels einer geeigneten Messmethode noch nicht messtechnisch zu manifestieren wusste. Leider erhärtete sich jedoch zunehmendes der schon immer vorliegende Verdacht, dass für die hörbaren Unterschiede nur geringe Frequenzgangabweichungen, ein unzureichender Pegelabgleich oder schlicht fehlende Leistung verantwortlich waren.
Dazu auch noch Herr Nubert: http://www.nubert-forum.de/nuforum/view ... f=1&t=4146

Herr Goertz und ich haben ziemlich intensiv über diese Untersuchungen und über den Verstärkerklang im "Home-HiFi-Bereich" diskutiert. Seinen Ausführungen über die Profi-Endstufen stimme ich voll zu.

Wir waren uns aber relativ klar darüber, dass man die Untersuchungen aus dem Profi-Bereich nicht so einfach in den Home-HiFi- oder (noch weniger) in den Home-Surround-Bereich übertragen kann.

Oder anders ausgedrückt: die klanglich relevanten "Schmutz-Effekte", von denen etliche HiFi- und Surround-Geräte geplagt sind, haben im Profi-Bereich eher Seltenheitswert.

Fazit für mich: Ordentliche Studio/Profitechnik statt exotische Konstruktionen verwenden, und man ist auf der sicheren Seite.

Beste Grüße

Frank
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JOE
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Beitrag von JOE »

Alex8529 hat geschrieben:Fazit für mich: Ordentliche Studio/Profitechnik statt exotische Konstruktionen verwenden, und man ist auf der sicheren Seite.
Das kann man m. E. nicht genug betonen - und (daran) sollte man auch immer erinnern ...!

Gerade die vermeintlichen Überlegenheiten bestimmter Konzepte im Consumerbereich haben eher mit Präferenzen und Gewohnheiten zu tun. (Problem: Wie grenzt man sich dann noch von der Konkurrenz ab? Wie behauptet man seine einzigartige Überlegenheit? Wie verkauft man schon wieder neue Geräte? :mrgreen: )

Gruß
Joe
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

KSTR hat geschrieben: Ich würde sagen, APC erfüllt alle Kriterien für ein Aktivsystem, denn die Weiche ist zwar passiv, aber innerhalb der Gegenkopplung ... worin auch genau der Trick besteht, denn die Weiche trennt auch gleich die Regelschleifen auf, so dass trotzdem erfolgreich der Spannungsgang am jeweiligen Chassis erreicht werden kann ohne das andere zu stören, obwohl über die Summe geregelt wird. Spannenderweise führt die Weiche dann im Trennbereich die Regelwege eben zusammen ... und das Ganze ist ein minimalphasiges System (vulgo "zeitrichtig") ... so wie ich die Prinzipschaltung verstehe, könnte es auch gar nicht anders sein, eben. Clever das alles!
Dumme Frage: Ließe sich das APC-Konzept denn überhaupt stromgegengekoppelt realisieren?
So, und natürlich können wir auch den Klemmenstrom nehmen und auf diesen regeln. Müsste sich mal genau anschaun ob das klappen kann, praktisch. An sich, sicher ja ... zumindest mit einem AMT sehe erstmal kein direktes Problem.
Hallo Klaus

Nach meinem Verständnis von Stromgegenkopplung wird bei einem Impedanzanstieg des Lautsprechers mehr Spannung geliefert, um den Strom konstant zu halten. Die höchste Impedanz hat eine 2-Wege Kombination meist bei der Übergangsfrequenz und bei der Bassresonanz, hinzu kommt der Anstieg beim Hochtöner am oberen Ende des Übertragungsbereichs.

Den Wunsch, einen Hochtöner "schneller" zu machen, kann ich sofort verstehen, die anderen Impedanzanstiege müssen kompensiert werden.

Ich erinnere mich an eine aktive 2-Wege Box mit IGK, deren Hochtöner und Verstärker häufig abrauchten (keine Abacus!), weil der passive Saugkreis zur Hochtönerresonanz stabil blieb, aber Veränderungen der Membranaufhängung durch Spielbetrieb diese Resonanzstelle verschoben. Die Übergangsfrequenz lag zu nahe an der HT Grundresonanz.

Herr Sonder wird also noch einige Tricks eingebaut haben, um ähnlich gelagerte Problem zu verhindern, die tauchen im Prinzipschaltbild natürlich nicht auf. Könnte vielleicht eine serielle Weiche Vorteile haben?

Grüße Hans-Martin
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Fujak
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Beitrag von Fujak »

KSTR hat geschrieben:Ich würde sagen, APC erfüllt alle Kriterien für ein Aktivsystem, denn die Weiche ist zwar passiv, aber innerhalb der Gegenkopplung ... worin auch genau der Trick besteht, denn die Weiche trennt auch gleich die Regelschleifen auf, so dass trotzdem erfolgreich der Spannungsgang am jeweiligen Chassis erreicht werden kann ohne das andere zu stören, obwohl über die Summe geregelt wird. Spannenderweise führt die Weiche dann im Trennbereich die Regelwege eben zusammen ... und das Ganze ist ein minimalphasiges System (vulgo "zeitrichtig") ... so wie ich die Prinzipschaltung verstehe, könnte es auch gar nicht anders sein, eben. Clever das alles!
Ich hatte Ende letzter Woche ausführlich mit Herrn Sonder sen. telefoniert und über die APC-Lautsprecher gesprochen. Genau so, wie Du es hier beschreibst, hat er es auch dargestellt. Es ist also gewissermaßen so, als würde - bezogen auf die Phasenlinearität / Zeitrichtigkeit der einzelnen Chassis untereinander - eine einzige große Membranfläche eines Breitbandsystems schwingen, welches exakt an der Leine geführt wird. Ich habe mir die größere der beiden APC-Boxen-Systeme zum Testen für Ende Dezember bestellt und bin schon sehr gespannt, wie sich das ganze aus der klanglichen Pespektive darstellt.

Grüße
Fujak
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phase_accurate
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Beitrag von phase_accurate »

Zu der Erzielung der Zeitrichtigkeit via Gegenkopplung des Summensignals der einzelnen Zweige kann ich Folgendes anmerken:

Damit der Trick überhaupt hinhaut, darf die verwendete Weiche von Anfang an keine allzu starke Phasenderhung aufweisen, sonst wird das ganze System instabil. Linkwitz-Riley z.B ist definitiv ausgeschlossen!

Selbst dann müssen noch weitere Tricks angewendet werden, damit die Frequenzgänge der Chassis mitberücksichtigt sind. Ist aber machbar.

Ich sehe aber keinen Grund zu der Annahme, wieso das Prinzip besser funktionieren sollte, als andere Verfahren für zeitrichtige Konstantspannungsweichen.

Ich habe übrigens einmal die Schaltung einer älteren APC gesehen. Von einer aufwändigen Passivweiche darf dort definitiv nicht gesprochen werden.

P.S.: Hat schon mal jemand die Step Response einer APC gesehen?

Gruss

Charles
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axxxxx

Beitrag von axxxxx »

Nur mal so eine kleine Randbemerkung/Frage:

Wenn man schon eine Gegenkopplung (Regelung) hat bzw. verbaut, warum verwendet man dann passive Weichen? Ist das nicht eigentlich ein Widerspruch in sich? Weiche ( :D ) ich damit nicht das ganze Konzept auf?

Wir alle wissen, spüren, fühlen, daß aktive Frequenzweichen immense Vorteile gegenüber den passiven Vertretern haben. Deswegen werden sie ja auch in UNSEREN Lautsprechern verbaut. Und hier greift man auf eine grundsätzlich minderwertige Lösung zurück. Sollte da nur das Kostenargument eine Rolle spielen?
Das wäre schändlich...

Gruß,
Kai
Fujak
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Beitrag von Fujak »

phase_accurate hat geschrieben:Ich habe übrigens einmal die Schaltung einer älteren APC gesehen. Von einer aufwändigen Passivweiche darf dort definitiv nicht gesprochen werden.
Wozu aufwändig? Sie muss solide konstruiert sein und ihren Zweck erfüllen im Sinne des Gesamtkonzeptes. Wenn man sich die Verstärker-Elektronik bei einer K+H anschaut, kann man darin auch nichts aufwändiges oder highendiges entdecken (sondern "nur" einen sehr einfachen und soliden Aufbau), und dennoch klingen diese LS sehr gut.
phase_accurate hat geschrieben:Hat schon mal jemand die Step Response einer APC gesehen?
Nein, aber ich werde diesen mit Acourate messen, wenn ich sie in ein paar Wochen vor mir stehen habe. Ich werde darüber berichten bzw. Mess-Schriebe hier einstellen.

Grüße
Fujak
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