Englisches Klangbild gesucht

Franz
inaktiv
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Beitrag von Franz »

jackelsson hat geschrieben: 27.06.2021, 01:16 Etwas verwunderlich finde ich es allerdings, wenn persönliche Meinungen und Vorlieben dann als alleiniger, und vor allem allgemeingültiger Maßstab formuliert werden und andere Klangvorstellungen z.B. als Wiedergabefehler dargestellt und durchaus negativ konnotiert werden. So etwas läßt mich schon recht ratlos zurück.

Aber gut, jeder so, wie es ihm gefällt. Auch in der Kommunikation.
Hallo Swen,

ich denke, du hast meine Bemerkung dabei im Sinn gehabt. Nur um meine Meinung dazu nochmal klarzustellen: Es geht mir nicht um einen allgemeingültigen Maßstab und auch nicht darum, was wem gefällt. Lautsprecher haben spezifische Anforderungen daran, wie sie Schall abstrahlen. Das ist pure Physik. Lautsprecher, die über die seitlichen Enden hinaus Schall abstrahlen, sollten dies eigentlich nicht tun. Tun sie es doch, ist das dem zugeführtem Signal geschuldet, z.B. bei Q-Sound-Verfahren bzw. bei bewußt gewählten Phasenverhalten oder aber sie sind Wiedergabefehler seitens der Lautsprecher. Manche Hersteller bauen ihre Lautsprecher auch bewußt so, damit sie ihren Eigenklang erkennbar für den Konsumenten herausstellen.

Das alles kann durchaus gefallen. Über Klanggeschmack rede ich nicht. Jeder hat so seine eigenen Vorstellungen davon. Mir ging es um die Aufgabe eines Schallwandlers, Schall zu wandeln. Da ist es für manche wichtig, dies nach physikalischen Gesetzmäßigkeiten zu tun und nicht nach einem bewußten sounding vorzugehen.

Gruß
Franz
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HearTheTruth
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Mythologie

Beitrag von HearTheTruth »

Great Britain Sound...
der wahrscheinlich erfolgreichste Werbeslogans im HiFi aller Zeiten.
Vor einem halben Jahrhundert wurde im Kopf eines Marketing Strategen dieser Slogan erfunden, auf den etliche britische Hersteller aufspringen konnten.
" british HiFi" war eigentlich nur ein Synonym für optisch unspektakuläre Gehäuse, mit einem fetten Trafo innendrin.
Der Rest dieser Werbelegende, erledigte die HiFi Journalie, und die Fantasie in den Birnen ihrer Anhängerschaft, die bis in alle Ewigkeit verfeinert wird.
"The legend lives on"...
Aber genau dieser Werbeslogan, hat mich damals ins HiFi getrieben.
LG
Rolf
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shakti
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Beitrag von shakti »

HearTheTruth hat geschrieben: 27.06.2021, 13:03 Great Britain Sound...
...

Der Rest dieser Werbelegende, erledigte die HiFi Journalie, und die Fantasie in den Birnen ihrer Anhängerschaft, die bis in alle Ewigkeit verfeinert wird.
Dies sehe ich durchaus anders!

Mit entscheidend für den Klang englischer Lautsprecher und damit prägend für deren Auslegung war damals der BBC, der einfach ein bestimmtes Lasterhaft (welches gemeinsam mit der Industrie entwickelt wurde) vorgab. Verschiedene Hersteller haben gemäß dieser Spezifikationen dann die Lautsprecher gebaut.

Das entscheidende der BBC Vorgabe war, dass man den LS vom Mittelton her aufbaute, dh eine authentische, realistische Wiedergabe dieses für Stimmen so wichtigen Bereiches war die 1. Priorität. Gemäß Anforderungen an Raum und Pegel wurden die Lautsprecher dann grösser und leistungsfähiger.

Charakteristisch für einen BBC Lautsprecher ist ein leicht fallender Hochtonbereich, der aber im Frequenzgang für damalige Verhältnisse sehr weit ging.

Ein hoher Schalldruck war nicht gefordert.

Eine der wichtigsten Figuren dieser Zeit waren Spencer und Derek Hughs
http://www.derekhughes.co.uk

Einer der populärsten damaligen Lautsprecher war die LS 3/5

https://en.wikipedia.org/wiki/LS3/5A

Der auch heute noch als Berater tätig ist und zB auch die LS 5/5 von Graham in der Entwicklung begleitet hat.

Insofern sind die LS von Graham Audio relativ nahe am damaligen British Hifi Klang, bzw entsprechen den damaligen BBC Spezifikationen.
Da heutige Chassis häufig besser sind, werden die damaligen Specs üblicherweise übertroffen.

Im Netz finden sich unendliche Artikel zu den damaligen BBC Lautsprechern und deren Entwicklung bis in die Neuzeit.

Gruss
Juergen
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Jens
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Beitrag von Jens »

> Gibt es denn den einen wahren LS der alles "Richtig" macht? (und dabei bezahlbar bleibt?)

Nein.

>Bässe bis in den tiefsten Keller, sauber sauber, Mitten pflegeleicht, Höhen ohne die Ohren zu malträtieren
und dabei noch Langzeit tauglich ist?

Nein. Übrigens... gibts überhaupt perfekte Aufnahmen?

Gibt es die perfekte Frau?

Das perfekte Auto?

Aufgrund untersch. Erwartungen/ Vorstellungen usw. kanns das nicht geben. Allerhöchstens kann man durch objektivierbaren Parameter eine gewisse Richtung einschlagen hinsichtlich der Technik.

Deine Audio Physic zu behalten (so sie dir gefallen) und einfach Musik geniessen/ hören ist sicherlich die beste Idee wenn kein Handlungsbedarf besteht. :cheers:

Aber selbst das kommt auf deinen Ausgangspunkt an. Ist für dich der Weg das Ziel oder das Ziel selber? Wenn der Weg das Ziel ist, dann ist wechselnde Ausrüstung im Jahrestakt an der Tagesordnung. Ist Musikgenuss das Ziel so kann man gut und gerne bei einem LS bleiben der "gut genug" ist. :cheers:

Gruss
Jens
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Piano Pianissimo
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Beitrag von Piano Pianissimo »

shakti hat geschrieben: 28.06.2021, 10:31 ..., der einfach ein bestimmtes Lasterhaft (welches gemeinsam mit der Industrie entwickelt wurde) vorgab.
Hallo Juergen,

gerade in meiner morgendlichen Postille gelesen: (Es geht um Corona)
Der Minister ist inzwischen zurückgetreten.
Von seinem Chef BORIS JOHNSON ist nicht einmal die genaue Zahl außerehelicher Kinder bekannt.
Ende des Zitates.

War man denn damals schon so Lasterhaft?

mfG
Martin

PS: oder soltest Du doch Lastenheft gemeint haben ?
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Franz
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Beitrag von Franz »

Dieses sog. "Lastenheft" gibt es nur in der Fantasie der Hersteller. Und das erzählt man dann gern den Kunden, sowas macht sich immer gut. In Wahrheit bauen sie ihre Lautsprecher so, wie es ihrem Gusto entspricht. Und ja, sog. "britische Monitorlautsprecher - auch so eine Marketingbezeichnung, um Professionalität beim Kunden zu suggerieren - klangen stets mittenbetont. Was an und für sich nichts Negatives ist, schließlich spielt sich das meiste in der Musik genau dort auch ab. Aber die ganzen Legenden und Geschichten rund um die sog. Monitorlegenden der BBC und Konsorten ist reines Marketing. Das war aber clever gemacht.

Gruß
Franz
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shakti
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Beitrag von shakti »

Franz hat geschrieben: 28.06.2021, 14:52 Dieses sog. "Lastenheft" gibt es nur in der Fantasie der Hersteller. Und das erzählt man dann gern den Kunden, sowas macht sich immer gut. In Wahrheit bauen sie ihre Lautsprecher so, wie es ihrem Gusto entspricht. Und ja, sog. "britische Monitorlautsprecher - auch so eine Marketingbezeichnung, um Professionalität beim Kunden zu suggerieren - klangen stets mittenbetont. Was an und für sich nichts Negatives ist, schließlich spielt sich das meiste in der Musik genau dort auch ab. Aber die ganzen Legenden und Geschichten rund um die sog. Monitorlegenden der BBC und Konsorten ist reines Marketing. Das war aber clever gemacht.

Gruß
Franz
woher nimmst Du dein Wissen? Im Moment sehe ich die "Fantasie" eher in Deinem Beitrag....


seit ca 120 Jahren gibt es bei der BBC eine Forschungsabteilung:

https://en.wikipedia.org/wiki/BBC_Resea ... evelopment

https://www.bbc.co.uk/rd

https://www.bbc.co.uk/rd/search?query=s ... rs&submit=

Von den LS 3/5 Lautsprechern sind zB ca 100.000 Paar in Lizenz gefertigt worden.

Gruss
Juergen
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chriss0212

Beitrag von chriss0212 »

Hallo Franz
Dieses sog. "Lastenheft" gibt es nur in der Fantasie der Hersteller.
Das ist so nicht richtig. Natürlich gibt es auch zur Entwicklung eines Lautsprechers der im Auftrag stattfindet ein entsprechendes Lastenheft.
Wonach soll sich der Entwickler denn sonst richten?

Ich kenne selber eine sehr professionell arbeitende Firma, die genau so einen Lautsprecher in Auftrag gegeben hat um ein Alternativprodukt zu einem Lautsprecher zu haben, der im Original nur mit einer entsprechenden aktiven Entzerrung arbeitet. Man wollte aber einen Lautsprecher, der auch ohne entsprechende Entzerrung gut einsetzbar ist.

Grüße

Christian
Franz
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Beitrag von Franz »

Dann zeig doch mal so ein "Lastenheft" der BBC. Daß große Rundfunkanstalten Entwicklungsaufträge vergeben ist normal. Meiner Meinung (!) nach werden die "Legenden" von den Kunden gestrickt. Aber ich rüge das gar nicht, sehe das alles recht nüchtern.

Gruß
Franz
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Piano Pianissimo
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Beitrag von Piano Pianissimo »

Jens hat geschrieben: 28.06.2021, 10:34 Deine Audio Physic zu behalten (so sie dir gefallen) und einfach Musik geniessen/ hören ist sicherlich die beste Idee wenn kein Handlungsbedarf besteht. :cheers:
Gruss
Jens
Hallo Jens,

auch bei mir spielen AP. In Lemgo bestens gepimpt.
Aber - sollte man nicht doch mal was Neues?

Mit der Unterstützung meiner Frau habe ich bisher bestens Widerstanden.

Ein neuner Vv - V - LS - Cd - ?? -- sicher währe da vielleicht etwas besser (???)

Aber wenn mein Erich Kunzel mal so richtig loslegt (Verdi without Words)
dann fehlt mir nix.

Hier im Forum sieht man das aber sicher deutlich anders.
wie auch immer

mfG
Martin
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chriss0212

Beitrag von chriss0212 »

Hallo Franz

Wie kommst Du darauf, dass das alles nach eigenem Gusto geschieht?

Natürlich kann nicht jeder klanglich relevante Parameter aufgenommen werden... aber natürlich gibt es Grundvorgaben. Neben dem Klang gibt es ja genügend andere Parameter, die in einem Lastenheft festgehalten werden.

Wenn Harmann Kardon, Bose oder sonstwer für die Automobilindustrie Lautsprecher bauen... das passiert dann nur auf Ansage? Ich hätte gerne eine gut klingende Anlage für den neuen A8... mach doch mal was schönes? Und das Auto wird dann später um den Lautsprecher entwickelt?


Viele Grüße

Christian
Franz
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Beitrag von Franz »

Grundvorgaben hat doch jeder, der etwas entwickelt. Nun ist Lautsprecherbau und Konstruktion keine Raketen- oder Geheimwikssenschaft, sie machen oft nur ein Geheimnis daraus, wonach sie entwickeln und bauen. Und dafür schmücken sie das alles schön aus in einer Erzählung, die die Kunden glauben wollen.

Alle kochen nur mit Wasser. Und so ein Lastenheft kann man ja mal einfach vorzeigen, also bitte, her damit.

Hier geht`s ja in erster Linie um ein "englisches Klangbild". Da läßt sich doch so ein Lastenheft zwecks Erreichung desselben doch zeigen. Für mich ist das ganz simpel ein mittenbetontes Klangbild, was die Sprachverständlichkeit betont. Wie gesagt, das kann man durchaus goutieren. Legendär ist daran aber gar nichts.

Andere Meinungen werden von mir auch respektiert, ich muß sie aber nicht teilen.

Gruß
Franz
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Franz hat geschrieben: 28.06.2021, 16:05Dann zeig doch mal so ein "Lastenheft" der BBC. Daß große Rundfunkanstalten Entwicklungsaufträge vergeben ist normal.
Hallo Franz,
nachfolgende Links führen zu Papers der BBC-hauseigenen Entwicklungsabteilung, und obwohl als "private" und "confidential" gekennzeichnet, stehen sie uns heute zur Verfügung.
https://downloads.bbc.co.uk/rd/pubs/reports/1958-31.pdf
und
https://downloads.bbc.co.uk/rd/pubs/reports/1967-57.pdf
zeigen nachvollziehbar die Kriterien und Überlegungen der Entwickler auf. Die Entwicklung wurde erkennbar nicht außer Haus vergeben, zumindest in diesen 1950-1960er Jahren.
In deren Annalen finden sich auch Anleitungen zu Absorbern zur Verbesserung der Hörraumakustik.
Nach meinem Wissensstand zahlen LS-Hersteller 7% Lizenzgebühr z.B. für LS3/5 an die BBC. Weshalb parallel auch eigene LS-Entwicklungen im identischen Gehäuseformat angeboten werden.
Der BBC-Dip nahe 3kHz wird mit dem Wissen der Blauertschen Bänder neu interpretiert, und den zu den Höhen hin leicht abfallenden FG versteht man besser, wenn man sich mit den HRTF beschäftigt, wenn der Schall nur unter 30° von den LS die Ohren erreicht, während man natürlicherweise seine Nase zur Schallquelle hin ausrichtet (textlich, um 0° zu markieren).
Das hatte man bei der BBC vor 60 Jahren empirisch umgesetzt, heute haben wir eine differenziertere Terminologie.
Mono kann mehr High-Fidelity als Stereo....
Grüße
Hans-Martin
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Franz
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Beitrag von Franz »

Danke für die infos, Hans-Martin. Ja, das ist in der Tat ein Nachweis ihrer Anforderungen im Sinne eines "Lastenheftes".

Gruß
Franz
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Tendaberry
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Beitrag von Tendaberry »

jackelsson hat geschrieben: 27.06.2021, 01:25
Das zuvor von mir in meinem letzten Beitrag geschriebene im Hinterkopf: wie würdet Ihr drei denn jeweils diesen Lautsprecher klanglich beschreiben, der Euch ja anscheinend allen gefallen hat? Wie ist er tonal abgestimmt, wie zeigt er Details, wie baut er die Bühne auf, wie "arbeitet" er dynamisch, bevorzugt er nach Eurer Meinung eine bestimmte Art von Musik?

Gruß,
Swen
Ich würde sie als natürlich und überraschend kraftvoll bezeichnen. Der Tiefe und präzise Bass hat mich wirklich überrascht, die Bühne war auch sehr gut. Sie waren beim Probehören allerdings frei in einem recht großen Raum aufgestellt. Allerdings konnte ich leider keine eigenen Platten probehören, würde ich aber gerne mal. Und auch mit besserer Quelle/Elektronik hören.
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