Kurzvergleich BM 4 mit Nubert NuVero 14

Michael
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Kurzvergleich BM 4 mit Nubert NuVero 14

Beitrag von Michael »

Hi folks,

endlich hatte es am letzten WE geklappt meinen Bruder im Süddeutschen zu besuchen, um mal seine rel. neuen Nubert NuVeros 14, den größten LS des Nubert Programms zu hören. Mein Bruder ist sehr begeistert von den Boxen, auch haben diese bei diversen Tests sehr gute Kritiken erhalten.

Hier seht ihr die NuVeros, darauf meine kleinen BM4, die ich zu diesem Hörtest mitgenommen hatte.

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Hier die schon mal erwähnten mehreren Subs, 3 Nubert AW1000 zwischen den Haupt-LS, je ein weiterer hinter den Haupt LS:

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Detailansicht der toll verarbeiteten NuVeros mit gewölbter Schallwand mit perlmuttfarbener Frontlackierung mit Glittereffekt, Korpus lichtgraues Nextel, hat mir sehr gut gefallen:

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Aufgrund der viel größeren NuVeros mit der viel größeren Membranfläche hatte ich Folgendes erwartet:

1) Pegelvermögen: keine Chance gegen NuVeros
2) Basstiefe / Bassintensität: fast den gleichen Tiefgang, aber geringere Intensität der BM4
3) Trockenheit / Schnelligkeit des Basses: Heimspiel für die BM 4 mit ihrem geregelten Bass
4) Raumdarstellung/ Bühne: Vorteile für die BM4
5) Sauberkeit und Klarheit/Detailwidergabe: deutliche Vorteile der BM 4
6) Ausgewogenheit des Klanges/gerader Frequenzgang: Vorteile für die NuVeros
7) Durchhörbarkeit bei geringen Lautstärken: Vorteil für BM 4

Zu 1) Pegelvermögen:
Die NuVeros schütteln auch extrem hohe Pegeln noch locker und stressfrei aus dem Ärmel, da kapituliert vorher das Gehör. Macht schon wirklich Spass, aber wann kann man überhaupt mal so laut hören. Für mich eine Gaudierfahrung, aber dieser Vorteil der NuVeros ist für mich ohne Bedeutung. Bei mir höre ich nie auch nur annähernd so laut wie die NuVeros es können.

Zu 2) Basstiefe / Bassintensität:
Die NuVeros gehen wohl etwas tiefer, aber: Als wir von den NuVeros auf die BM4 umschalteten, war nur noch recht wenig Bass vorhanden, wesentlich weniger als ich erwartet hatte. Wobei mich mein Bruder diesbezüglich gleich beruhigte. Denn sein Hörraum schluckt sehr viel Bassenergie, wie er sagt, wohl durch große, leicht mitschwingende Wände des Wintergartens wie auch mitschwingende Holzböden und Holzdecke verursacht. Wobei bei mir Zuhause mit Betondecken und -böden und damit weit weniger mitschwingenden Flächen der Bass der BM erheblich lauter und druckvoller "rüberkommt", wie ich meine, eigentlich mit annähernd richtiger Intensität. Fazit: Für meinen Raum ist die BM4 gut geeignet, die NuVero dürften dort wohl viel zu fett klingen. Hier zeigt sich deutlich, wie wichtig eine Abstimmung Boxen/Hörumgebung ist!

Selbst den NuVeros schadet die Bassunterstützung der vielen AW 1000 Subs, inkl. der auf den Bildern nicht sichtbaren, gut 2 m hohen, doppelt ausgeführten, einmal gefalteten Transmissionline mit jeweils gut 4m Tunnellänge für die Frequenzen 30 Hz und tiefer, sowie dem einzelnen AW 1000, mit inversem Signal mit zeitverzögerter Ansteuerung gespeist, in einer dröhngefährdeten Ecke aufgestellt, als aktiven Absorber dienend.

Denn schon mit der Transmissionline sowie dem Bassabsorber unterstützt klangen die BM 4 auch in diesem Raum wieder sehr erwachsen.

Zu 3) Trockenheit / Schnelligkeit des Basses:
Das war wirklich eine ziemliche Überraschung für mich: Ich und mein Bruder sind vielleicht nicht die ausgewiesenen Goldohren, aber wir konnten beide nicht wirklich einen Vorteil in dieser Disziplin bei der BM 4 "erhören". Ich muss leider sogar sagen: Bei einem Hörteststück mit einer brutal angerissenen E-Gitarre klang die NuVero sogar deutlich knalliger, härter und trockener als die BM 4 ! Gut, hier mögen die 4 Basschassis mit einer eher zylinderähnlichen Abstrahlung einfach per se einen gewissen Vorteil haben. Aber auch bei sehr hohen Pegeln weichte da nichts auf. Klasse!

Zu 4) Raumdarstellung / Bühne:
Da mochten wir uns nicht festlegen. Speziell Stimmen schienen bei der BM 4 etwas weiter vorne zu stehen. Schwer zu sagen, welche Box hierbei besser/richtiger ist.

Zu 5) Sauberkeit und Klarheit/ Detailwidergabe:
Auch hier konnte ich keinen eindeutigen Vorteil für die BM4 erhören, eine weitere Überraschung! Beide Boxen klingen sauber und bringen viele Details rüber.

Zu 6) Ausgewogenheit des Klanges / gerader Frequenzgang:
Aufgrund der verschiedenen Tests der NuVero 14, bei denen allesamt die Ausgewogenheit und der gradlinige Frequenzgang lobend erwähnt wurden, war ich zwar von einem leichten Vorteil der NuVeros ausgegangen. Doch beim Umschalten von den NuVeros auf die BM 4 klang es erstmal reichlich topfig, so deutliche Unterschiede hatte ich nicht erwartet!

Und das ist wirklich mit einer eindeutigen Kritik an die Adresse von BM verbunden. Bei dem Preis für ein Pärchen BM4 muss einfach eine neutralere Abstimmung mit einem graderen Frequenzgang zu erwarten sein! Eine sorgfältige, saubere Abstimmung ist Pflicht! Mein Bruder kennt den jetzigen Entwickler Thomas Bien, der die gesamte NuVero Linie hauptverantwortlich entwickelt hat, sehr gut. Der Mr Bien feilt so lange an den Weichen, bis auch bei 2-Wege LS nicht nur der Frequenzgang bemerkenswert gerade und ausgewogen ist, sondern dass auch der Widerstand in gar keinem Bereich die angegebenen 4 oder 8 Ohm unterschreitet. Sonst kriegt er die Weichen von Herrn Nubert "um die Ohren gehauen"! Und der Thomas Bien hat bei meinem Bruder die NuVero sogar noch minimal geändert, nachdem er diese bei ihm gehört hat. Ich kann also davon ausgehen, dass die NuVeros bei meinem Bruder trotz der individuellen Raumakustik weitgehend neutral aufspielen. Und es klang auch so. Einfach irgendwie nach, ja, so muss es wohl klingen.

Einziger Trost: Erstaunlich schnell gewöhnte sich das Ohr an die Widergabe der BM 4 und der Eindruch der Topfigkeit verging weitgehend.

Zu 7) Durchhörbarkeit bei geringen Lautstärken:
Auch hier wars überraschenderweise eher ein Patt, mit geringem Vorteil für die BM 4.

Tja, mein Fazit:
Wer einen großen Raum hat, große Boxen akzeptiert sowie mit entsprechendem Platz stellen kann und es gerne mal richtig krachen lassen will, für den ist die NuVero 14 eine Superbox, die zudem sehr exakt tönt, eine nicht erwartete Schnelligkeit und Akuratesse besitzt sowie sehr klangneutral abgestimmt ist, eine ordentliche Raumabbildung wie auch eine klasse Verarbeitung besitzt. Und auch leise spielt sie sehr gut. Der Entwickler Thomas Bien empfiehlt beispielsweise einen Cambridge Azur Verstärker, der ist gar nicht mal so teuer und treibt die NuVeros wohl gut an. Dann ist man gerade mal um 4000€ für die NuVeros und evtl. noch mal gute 1000€ für den Verstärker ärmer geworden.

Keine Bange, Jungs, ich krieg kein Geld von Mr. Bien oder von der Firma Nubert, doch so sehe ich das einfach. Punkt.

Aaaaber: Bis auf den anscheinend per se nicht so optimalen Frequenzgang der BM 4, über den ich mich nun schon ärgere, sind die BM's für meinen Hörraum, meine Aufstellmöglichkeiten, meine und vor allem die Größenakzeptanz meiner Frau, was Boxen angeht, nach wie vor eine sehr gute Wahl. Ich bin auch weiterhin begeistert von der Durchhörbarkeit, der Loslösung des Klangs von den Boxen, der Exaktheit, Basspräzision und Schnelligkeit.

Hätte allerdings nicht gedacht, dass eine passive diese Dinge auch so ähnlich hinkriegt, zudem zusätzlich mit den weiterenn Fähigkeiten gesegnet ist und das alles zu solch einem Preis.

Tja, das wars, ich hoffe, ich hab mich jetzt nicht unbeliebt gemacht!

Schöne Grüße
Michael (aus Bonn)
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Franz
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Beitrag von Franz »

Hallo Michael,

bei dieser Aufstellung in diesem Raum wundert mich dieses Ergebnis wirklich nicht. Übrigens ein wunderschöner, lichtdurchfluteter Raum, werd ich ganz neidisch, wenn ich sowas sehe. :cheers:

Gruß
Franz
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schauki
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Beitrag von schauki »

Hallo!

Mich verwundert das Ergebnis auch nicht.

Ist zumindest meine Erfahrung, dass die Konstruktion, Schallwand, Chassiskombi, ... vieeeeel mehr wiegt als aktiv oder passiv. Das macht meiner Meinung nach nurmehr die letzten paar % aus.

Hatte selbst mal 2 Kompakte von ADAM, eine aktiv die andere passiv, mir hat die passive besser gefallen.

mfg
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axxxxx

Beitrag von axxxxx »

Hallo Michael,

schöner Bericht - schöner Test - sehr interessant!

Standen die BM 4 die ganze Zeit oben auf den Nuberts? Das hätte das Bild natürlich deutlich verfälscht.
Gleicher Hörabstand ist natürlich auch nicht ok. Die BM 4 sollten/müssen sicherlich mit einem wesentlich geringeren Hörabstand verwendet werden, als die Nuberts.

Ansonsten vergleicht man wirklich Äpfel mit Birnen.

Gruß
Kai
Rudolf
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Beitrag von Rudolf »

Hallo Michael,

auch von mir ein großes Dankeschon für diesen Hörvergleich; von solchen Berichten lebt unser Forum!

Mich wundert in der Tat, dass diese kleinen schwarzen Dinger oben auf den Nuberts überhaupt einigermaßen mithalten konnten. Denn wenn ich Richards wiederholt geäußerter Forderung folge, sollten Lautsprecher immer in einer ihrer Abstrahl-/Bündelungscharakteristik entsprechenden Entfernung abgehört werden. Und da dürften die NuVero und die BM 4 doch einigermaßen weit auseinander liegen. Die hohe Positionierung der BM 4 dürfte ihr Übriges in Sachen "Topfigkeit" getan haben.

Trotzdem: Kompliment an die Konstrukteure der NuVero, die ihre Hausaufgaben offensichtlich hervorragend gemacht haben!

Viele Grüße
Rudolf
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schauki
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Beitrag von schauki »

Interessant sind bei solchen Vergleichen natürlich auch Messeungen, die aber im Endeffekt nur eine Idee geben woher der jeweilige Unterschied herkommt. Meist ist es der schnöde FG am Hörplatz, der halt abweicht.

Von den Hörabständen ist es natürlich so wie Rudolf sagt, jede Box hat im Raum eine entsprechende Position/Abstand wo Direkt- und Diffusfeld gleich laut sind. In dem Fall würde ich mit großer Sicherheit sagen, dass beide deutlich im Diffusfeld gehört wurden.

Die Nubert bündelt im MT vertikal durch diese Pseudo-D'appo Anordnung sicherlich mehr als die BM4, dafür die BM wiederum durch den deutlich größeren HT eben obenrum mehr -> Ergibt weniger MT am Hörplatz für die Nubert und weniger HT am Hörplatz für die BM.

Und wenn der MT recht diffus klingt, was bei der BM durch den breiten MT wahrscheinlicher ist, dann kann das wohl auch "topfig" klingen.


Ab gesehen von diesem Punkt sind die beiden LSP aber auch sonst so unterschiedlich, dass da aktiv oder passiv weit in den Hintergrund rückt.

mfg
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Dr.Who

Beitrag von Dr.Who »

Hallo Michael,
Michael hat geschrieben:Hätte allerdings nicht gedacht, dass eine passive diese Dinge auch so ähnlich hinkriegt, zudem zusätzlich mit den weiterenn Fähigkeiten gesegnet ist und das alles zu solch einem Preis.
man muss nicht immer glauben was so alles im Netz geschrieben wird. Ich kann dir eine Reihe von Passivboxen aufzählen, die mir klanglich um einiges besser gefallen haben als Aktivlautsprecher. Bei Schlundt in Berlin kann man sehr schöne Direktvergleiche zwischen Passiv und Aktiv machen (Utopia vs. ADAM z.B.). Da fragt man sich dann schon, warum der eine oder andere Hersteller es nicht schafft trotz "technischer Vorteile" besser zu tönen. Ein Schelm wer böses dabei denkt - Wissen ist Macht.

Mich selber interessiert es nicht ob ein Lautsprecher aktiv oder passiv betrieben wird, was zählt ist die Kür. Solchen Sachen stehe ich neutral gegenüber, alles andere macht für mich keinen Sinn. Erst kürzlich musste ich auf drei Workshops in Folge (Lange Nacht der Ohren) feststellen, das Platte deutlich besser spielt als Digital, und das sage ich als Volldigitalo. Man muss offen für alles sein, nur so kommt man weiter im Leben.


Gruß, Milon
schauki
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Beitrag von schauki »

Warum klingen manche passive besser als andere passvie?

Vielleicht ist es doch nicht (nur) das Prinzip, was über den Klang entscheidet?

mfg
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benethebrain
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Beitrag von benethebrain »

Hallo Michael,

auch von mir herzlichen Dank für diesen Bericht.

Ich finde es ebenfalls sehr gut, dass hier mal wieder der aktive Horizont erweitert wird. Natürlich gibt es diverse passive Lautsprecher die ebenfalls richtig gut sind und z.T. sogar besser als die Aktiven. Ich selbst würde auch jederzeit wieder auf passiv umsteigen, wenn mir der Lautsprecher denn besser gefiele...aktiv ist nicht das entscheidende Merkmal...

Ich freue mich auch, dass Du nach diesem Test immer noch entspannt und zufrieden mit deinem wirklich tollen Lautsprecher hören kannst und nicht unruhig mit den Füßen scharrst. Ich möchte Dir außerdem zu bedenken geben, dass es auch oft Unterschiede gibt, die sich erst nach längerer Zeit als Vorteil entpuppen, wo man sie doch vorher für nachteilig hielt. Man denke z.B. an diverse höhenlastige Tonabnehmer, die anfangs "so unheimlich offen und spritzig" klingen und später nur noch nerven.

Beste Grüße

Benedikt
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Matthias
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Beitrag von Matthias »

Als ich das Bild von den "getopten" BM4 gesehen habe, war ich zunächst sehr erstaunt. War ich doch erst letzte Woche bei Johannes Krings ...
Ich dachte, jetzt hat er aber mal richtig aufgeräumt :D

Auch von mir Danke für den sehr aufschlussreichen Bericht. Mir steht dieser Test mit den BM4 noch bevor, weil ich sie wirklich gerne in meinem Hörraum mit einer geliebten quadral Titan MkII vergleichen will. Werde dann natürlich auch davon berichten.

Grüße
Matthias

P.S.: Köln/Bonner BM4-Besitzer sind gerne und herzlich eingeladen, das Vorhaben zu unterstützen :cheers:
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vierzigo
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Beitrag von vierzigo »

Hallo Michael,

ein sehr schöner Bericht, bei dem man erkennt, dass doch beide Systheme eine Berechtigung haben, und dass die Technik doch auch sehr große Vortschritte gemacht hat in den letzten Jahren.

Was mir sehr gut gefallen hat, war deine Erwartungshaltungen aufzuschreiben und dann konsequenterweise das Ergebnis so niederzuschreiben.

Natürlich sind beide Boxen für ihren jeweiligen Raum besser geeignet.

Güße

Oliver
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Kienberg
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Beitrag von Kienberg »

Hallo Michael,

danke für den umfangreichen Bericht und die schönen Bilder.

Wo seid ihr denn beim Testen "passiver Goliath gegen aktiver David" gesessen, also vor oder hinter dem grossen Esstisch ?

Das von Dir geschilderte Hörergebnis ist durchaus verständlich, war doch die HT/MT Achse der Backes, die auch nicht nach unten geneigt war, weit oberhalb Eurer Ohren, während diejenige der Nubert genau in Ohrhöhe spielte und dadurch der FG am Hörplatz nicht mehr stimmte.

Aus Sicht dieser Aufstellung hat sich die B&M 4 doch ganz gut geschlagen.

Gruss Sigi
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Michael
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Beitrag von Michael »

Hallo zusammen,

schön, dasss euch der Bericht etwas geben konnte, danke auch für Anmerkungen, warum es tendenziell so klang bzw. klingen musste.

Hab erst heute (Do.) meine Boxen wieder bei mir aufgestellt und verkabelt. Ich war natürlich gespannt, wie bei mir nun die Nubert-Test-CD, die wir am WE gehört hatten, klingen würde. Irgendwie spielten die BM's bei meinem Bruder ja etwas zu dünn, mit wenig Druck, weniger anspringend und weniger "hart", als ich es von meinem Raum her im Ohr hatte.

Und was soll ich sagen ?
Kaum ein Vergleich zum Wochenende im Raum meines Bruders! Der Bass kam mit deutlich mehr Autorität, wirkte tiefer und konturierter, auch "knalliger". Besonders bei dem im Bericht erwähnten Stück mit der hart angerissenen E-Gitarre, wo die Boxen ja regelrecht "abgekackt" waren, war es auch in meinem Raum wieder da, dieses knallige, harte, was im Raum meines Bruders eben die NuVeros mit ihren je 4 18er Langhub-Tieftönern samt Subunterstützung so locker aus dem Ärmel schüttelten und so beeindruckemd zu Gehör gebracht hatten!

Da musste ich doch gleich meinen Bruder anrufen und ihm davon berichten. Er war sogar weniger als ich davon überrascht, da ihm seine Raumproblematik eben schon in der Vergangenheit häufig gerade im Bassbereich beschäftigt hatte.

Denn die Konstruktion seines Hauses mit Holzdecke und Holzboden sowie den vielen Fenstern des Wintergartens ergeben eine solch riesige schwingende Fläche, dass da anscheinend brutal viel Bass verlorengeht. Wir haben mal grob zusammengerechnet: Gut 42qm Raumgröße, die mal 2 wegen Holzdecke und Holzboden sowie die Konstruktion des Wintergartens ergeben zusammen etwa 115qm schwingende Flächen bzw. Plattenabsorber!!! Dafür hat sich die BM eigentlich gut geschlagen :mrgreen: :mrgreen:

Er meinte auch, dass ihn einige für möglicherweise postpubertär und bescheuert halten wegen seiner vielen Subs, aber, auch wenn es reichlich viele seien, für seinen Raum eben notwendig, zumal ja die Raumanregung durch die mehrfach-Subs auch zusätzlich wesentlich gleichmässiger geworden sei.

Denn das war für mich ein Erlebnis: Ich kann mich nicht erinnern, solch extremen Bass bei solch hohen Lautstärken in einem solch vergleichsweise kleinem Raum, eben einem normal grossem Wohnraum, mit so wenig Dröhnen und Druckgefühl erlebt zu haben. Die gleichmässige Mehrfachanregung wie auch der aktive Bassabsorber sind dafür verantwortlich, und das alles mit Bassreflexsubs!!! Da hätte mein damaliger 38er, geregelter Velodyne Sub mit 3,5 kW Digitalendstufe als Einzelkämpfer sowas von alt ausgesehen! Also lieber mehrere kleinere Bässe/Subs, sinnvoll angeordnet.

Ansonsten geht eine solche Bassperformance wohl nur in großen Kino- oder sonstigen Sälen oder im Freifeld.

Also, was wir eigentlich alle wissen, hier wurde es nochmals überdeutlich: Nicht nur die Raumgröße spielt eine Rolle und sollte zu den Boxen passen, sondern ich glaube inzwischen, noch wichtiger ist, wie "schallhart" ein Raum bzw. wie hoch der Anteil an nichtschwingenden Flächen ist! Bei mir sinds mit der offen mit dem Wohnraum verbundenen Küche sicherlich auch um die knapp 40qm, und trotzdem, im Bassdruck bei meinem BM4 (wie wohl auch bei jedem anderen LS) liegen Welten zwischen beiden Räumen!

Könnte das nicht auch der Grund sein, warum, zumindest vornehmlich in der Vergangenheit, viele amerikanische Boxen solch deftigen Bass hatten? Wegen der vielen Holzhäuser dortß Ich könnte mir nach dieser Erfahrung durchaus vorstellen, dass heute amerikanische Boxen für den deutschen Markt anders abgestimmt werden!

Was das doch im direkten Vergeich deutlich topfigere Klangbild angeht, vermute ich aber den Hauptgrund weiterhin eher im Frequenzgang. Denn auch bei unterschiedlichen Hörabständen und generell stehend hörend wras beim direkten Umschalten ähnlich. Doch jedesmal überraschend: Schon nach kurzer Zeit, so ab deutlich unter einer halben Minute, verlor sich dieser Eindruck.

Also zusammengefasst: Mein Raum und die BM4, das passt schon ziemlich gut. Meine zu hohen Nachhallzeiten bezahle ich mit einer geringeren Ortungsschärfe und wohl auch Präzision, dafür ist aber immer noch ein Wohnraum.

Und wenn ich genau und konzentriert hören möchte: Licht aus, Sessel ins Nahfeld (weniger als 2 m Hörabstand) und genie?en. Laut kann ich dann eh nicht hören, weil der Rest der Familie dann schon schläft.
So relativ einfach geht das!

Viele Grüße aus Bonn
Michael
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axxxxx

Beitrag von axxxxx »

Michael,

schöne Nachlese mit einem für Dich versöhnlichen Ende. Die allermeisten Hörer haben Probleme mit einem zu "dicken" Bass - Dein Bruder nicht. Schön für ihn. So einen Wintergarten hätte ich auch gerne für meine Waschmaschinen.

Und was das laute = adäquate Hören angeht, habe ich heute das Glück, daß meine F ausser Haus ist, so daß ich LvB in angemessener Lautstärke durch das zu kleine WoZi donnern lassen kann. :mrgreen: Das ist wie ICE auf Tram-Schienen.

Gruß
Kai
Kienberg
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Beitrag von Kienberg »

Hallo Michael,

danke für Dein Feedback zur B&M 4 bei dir zu Hause.

Der schöne Wintergarten Deines Bruders ist mit Sicherheit eine ganz besondere Herausforderung für jeden Raumakustiker, ich kann mir vorstellen, dass auch der Eigenklang der schwingenden Scheiben nicht so "ganz ohne" ist und ein besonderes Augenmerk erfordert.

@Kai
Viel Spass mit Deinen neuen Einspielungen der Beethoven'schen Symphonien... und pass auf, dass beim Gewitterdonner der 6ten und dem Übergang vom 3. zum 4. Satz der 5ten die Verankerung der "Waschtrommeln" nicht Schaden leidet. :mrgreen:

Übrigens, wenn Du beim Bernstein hin und wieder einen tieffrequenten Ton hörst, der nicht in der Partitur steht, das ist kein Fehler der Wiener, da tritt Lennie blos etwas stärker auf's Dirigierpodium des Musikvereinssaals, was man in den Liveaufnahmen halt immer wieder mal hört.

Gruss Sigi
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