Hochtöner für Vollbereichsdipole mit Controlled Directivity

Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Tou hat geschrieben: 29.06.2020, 20:00 Dazu auch die Anwendbarkeit auf Dipole von Joachim getestet: https://www.audioclub.de/index.php/club ... zielkurven
Hallo Tomas,
auf der verlinkten Seite konnte ich den Begriff Dipol nicht finden.
Wenn Harman von einem durchschnittlichen Hörraum schreibt, wäre interessant zu wissen, wie dieser aus amerikanischer Sicht beschaffen ist/war. Während wir in Mitteleuropa überwiegend gemauerte Wände haben (mit ausgeprägten Raummoden), ist in USA sehr viel Holz verbaut, Mit entsprechend anderer Absorption im Bass und dazu passend ausgeprägter Bassübertreibung beim Equipment, welches der dortige Markt anbietet.
Übrigens: Das präferierte System in dem zitierten Vergleich war das dänische RoomPerfect, das Schlusslicht Audyssey.
Der Wunsch nach einer optimalen Zielkurve, die in allen Fällen anwendbar ist und mit Zufriedenheit überzeugt, ist so alt wie es Korrektursysteme gibt. Zu schön, um wahr zu sein...

In der TactAudioUserGroup, einer der ältesten Raumkorrektur-Anwendergruppen, wurden die größten Probleme von Dipol-Benutzern berichtet.
Mikrofone machen nicht den Unterschied wie unsere Ohren zwischen positivem und inversem Signal, welche wir unterschiedlich bewertend hören.
Richtwirkung des Messmikrofons und passende Kalibrierung, Zielkurven, Bünelungsverhalten des LS, rückwärtige Abstrahlung, sei sie gleichpolig oder invers oder gleichpolig und verzögert (wie ich Joachims System in Erinnerung habe), welche frequenzabhängige Absorption, welche Reflexionen der Raum zeitverzögert dem Direktschall überlagert, sind Themen, die hier schon ausführlich diskutiert wurden. Forumssuche hilfreich...
Und der persönliche Geschmack spielt dann auch noch eine Rolle, der ist meist im langsamen Wandel, wie auch die Erkenntnislage.
Grüße
Hans-Martin
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beltane
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Beitrag von beltane »

Hallo Hans-Martin,

weiter unten finden sich Messergebnisse der Martin Logan Masterpiece Renaissance ESL 15A with Anthem Room Correction (blue). Das sind doch Dipole - oder?

Viele Grüße

Frank
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Matty
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Beitrag von Matty »

beltane hat geschrieben: 02.07.2020, 10:47 Hallo Hans-Martin,

weiter unten finden sich Messergebnisse der Martin Logan Masterpiece Renaissance ESL 15A with Anthem Room Correction (blue). Das sind doch Dipole - oder?

Viele Grüße

Frank
Hi Frank,

oberhalb von 300Hz ja.
Darunter irgendetwas anderes :-)

Dachte eigentlich, es wäre im Bass ein klassischer Monopol,
aber diese Beschreibung
https://www.martinlogan.com/ hat geschrieben:Neue PoweredForce Forward ™ Bass-Technologie
Die PoweredForce Forward-Bass-Technologie vereint zwei MartinLogan-Audio-Innovationen: PoweredForce, mit dem kleine Gehäuse akkurate Bässe erzeugen können, und ForceForward, wodurch die Performance der Frontwand-Bassreflexionen erheblich reduziert wird.

Die PoweredForce Forward-Bass-Technologie verwendet eine fortschrittliche Crossover-Topologie mit phasengetakteten Woofern, um die zerstörerisch reflektierte Energie zu minimieren. Durch die beinahe Unterdrückung der Bassreflexionen an der Wand und durch die Zusammenarbeit mit dem Panel bietet die PoweredForce Forward Bass-Technologie mehr Flexibilität bei der Platzierung und verbessert den Klang Ihrer Soundquelle..
klingt für mich nach irgendetwas Cardioid-Ähnlichem.

Gruß
Matthias
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Hallo,
die Martin Logan Masterpiece... sind keine Vollbereichsdipole, weil ihre Bässe gleichphasig nach vorn wie hinten abstrahlen, also kein kardioides Verhalten, höchstens im Übergangsbereich mit dem Dipol Panel. Der Trick ist der Abstand durch die Gehäusetiefe, etwa 63cm, entsprechend fast 2ms Schallwegunterschied zum Hörer (prinzipiell wäre eine Auslöschung bei 270Hz). Stellt man einen Bass mit 1 m Wandabstand auf, ergibt sich eine unschöne Auslöschung mit Phasendrehung bei 86Hz, bei 37cm Abstand läge die Auslöschung erst bei 233Hz. Zusammen mit der Wandnähe für den hinteren Bass dominiert dessen Tiefbass, während der vordere die knackigere Komponente übernimmt, auf den Hörer gebeamt. Und dann kommt noch das ARC zum Einsatz, wobei RoomCorrection Dips nicht retten kann, man folglich LS so platziert, dass diese Auslöschungen vermieden werden. Korrektur der Überhöhungen kein Problem. Und wie die Sprungantwort zeigt, ist trotz DSP/Weiche/ARC das Timing noch zeitkohärent. Ein auf mich in sich stimmig wirkendes Konzept. Der glatte FG im Bass überzeugt,
- wo alle anderen LS die Raumresonanzen aufzeigen (in Joachims Gegenüberstellung) meist bei 30 Hz. Aber Atkinson hat die ML Masterpiece in Jon Iversons Raum gemessen, wo andere LS eher bei 20 Hz die Raumresonanz andeuten, also in einem größeren Raum.
Ich bevorzuge deshalb immer zugleich die Gegenüberstellung der Messung desselben LS ohne Raumeinfluss, wüsste aber auch gern, wie der Raum akustisch präpariert ist.
Grüße
Hans-Martin

P.S. John Atkinson weist bei den Stereophile Artikel zu besagtem ML Masterpiece, dass die Messung mit PointSource LS einfacher ist als mit Flächendipolen.
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Tou
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Beitrag von Tou »

Klar wird ein Lautsprecher nicht in jedem Raum gleich gut klingen..mir ging es nur darum dass ich ja von vornherein durch die Auswahl zwischen einem 2 Zoll Konus und einem offenem kleinen Magnetostaten ein andere Rundstrahlverhalten erhalte (bei gleich flachem Frequenzgang auf Achse). Diese wiederum bewirkt bei eine andere Raumkurve. Nun kann ich natürlich durch eine schlechte Chassisvorauswahl mein Rundstrahlverhalten schon so schlecht haben, dass ich in kaum irgend einem Raum damit glücklich werde (flacher Frequenzgang und gute Raumkurve kaum gleichzeitig zu erreichen).

Es gibt bei Dipolen meinen Wissens keine Literatur zu dem Thema. Nach Joachims Website https://www.audioclub.de/index.php/club ... eflexionen und den Informationen vom Erbauer der Aino Gradient Lautsprecher komme ich zu der Neigung das Rundstahlverhalten des Magnetostaten vorzuziehen (zumindest für die meisten Räume).
Mir sind auch bisher keine gegenteiligen Erfahrungen bekannt.

Beste Grüße, Tomas
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Hans-Martin
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Beitrag von Hans-Martin »

Hallo Tomas,
wenn man sein Leben lang überwiegend mit Kalotten gehört hat, deren Membran das Gewicht einer Stubenfliege hat, empfand ich den Wechsel zum Konus im Vergleich als Einschränkung in der Luftigkeit. Beim Wechsel zum kleinen(kurzen) Magnetostaten habe ich das noch nicht beobachtet, aber bei meinen Magneplanar war der Wunsch schon da, obenrum noch etwas hinzuzufügen.
Grüße
Hans-Martin
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Tou
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Beitrag von Tou »

Hallo Hans-Martin,

sehe ich aus der Vielzahl an gelesenen Berichten genauso, wobei ich persönlich noch zu wenige Hochtöner im direkten Vergleich gehört habe um das selber einschätzen zu können.

Es gibt noch noch folgende Alternativen zu BG NEO 3 PDR (vertikal ausgerichtet).

Sounderlink (Baugleich bis bauähnlich dem BG NEO 3)

Radian LT 2
Hier offen zu bestaunen:
https://www.diyaudio.com/forums/planars ... ink-3.html

Der Radian ist bautechnisch am kompaktesten und damit zunächst sehr interessant.

Ich werde jetzt noch zu dem Radian und BG NEO3 einen rechnerischen Vergleich bezüglich der Abstrahlcharakteristik in einer Dappolito-ähnlichen Anordnung anstellen. Mal sehen welche Möglichkeiten die beiden bieten.... :D
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Tou
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Beitrag von Tou »

Hallo an alle,

um den Thread zu einem Abschluss zu bringen :

In überlappender Verbindung mit dem kleinsten brauchbaren Mitteltöner 1,5" benötigt der

Radian lt2 eine Trennfq nach dappolito von höchstens ca.3200 Hz
der Bg Neo 3 eine Trennfrequenz von 2300Hz.

Als interessante Hochtonalternative gibt es noch der Tc5fc02 von Peerless. Allerding momentan nur in Pakten von 2100 Stück bestellbar :cheers: . Und das 1,5" Konus-Chassis im Hochton wird bei bestimmten Frequenzen (lamda ähnlich Kobgröße) noch Probleme in der Abstahlcharakteristik aufweisen (wahrscheinlich bei 5 khz). Der Bg neo3 hat seine (anderen) schwierigkeiten bei 6-7khz.

Beste Grüße....

P.S. Es wird somit ein Neo3 oder ein LT2...
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